Читать книгу Latin Reloaded - Karl-Wilhelm Weeber - Страница 13

Pop – alles, was dem Volk gefällt

Оглавление

Disco ist fade, finden sie, weil Sie eine preference (prae-ferre, «vor-ziehen») für live performances haben? Solche «Durch-und-durch-Gestaltungen» (performare) bieten Ihnen musicals, recitals, jam sessions oder pop concerts. Wahrscheinlich wundern Sie sich gar nicht mehr darüber, und in der Tat ist es so: Bei all diesen musikalischen events sitzen die alten Römer sprachlich mit im Boot. Am wenigstens noch beim musical, weil hier die Griechen mit mousiké (téchne), «Musenkunst», das Erstlingsrecht beanspruchen. Andererseits haben die Römer bei der Verbreitung ihres Lehnworts musica (ars) das größere Verdienst. Bei dem als Solistenkonzert organisierten recital stand recitare Pate, «vorlesen», «rezitieren» – im alten Rom übrigens eine häufig genutzte Chance für Dichter, ihre Werke einem größeren oder kleineren Kreis von Zuhörern vorzutragen.

Ob man für jam den Ursprung champs/campus, «Feld», reklamieren kann, ist fraglich. Wir wollen den lateinischen Mund nicht zu voll nehmen. Bei der session können wir aber ganz sicher sein; das lateinische Wort heißt sessio, «Sitzung». Auch das concert ist – wie seine deutsche Schwester, das «Konzert» – unstrittig ein Latein-Abkömmling: concertare, «miteinander wetteifern», «sich messen», steht am Anfang eines auch auf Zusammenwirken bedachten musikalischen Wettstreits. Und pop? Na klar geht der aufs Lateinische zurück, und zwar als Abkürzung von popularis, «volkstümlich». Auch wenn Sie das als unfein empfinden mögen, müssen wir in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass das vulgärsprachliche deutsche «Poppen» die gleiche sprachliche Wurzel hat. Es bezeichnet etwas, das für den populus, das «Volk», ebenso selbstverständlich wie angenehm ist.

Ihr musikalisches Freizeitprogramm können Sie noch upraten (reri, ppp ratus, «rechnen», «meinen»), wenn Sie statt eines schlichten pop concerts ein pop festival besuchen, bei dem nach Möglichkeit einige celebrities, «berühmte» (celeber) Größen der music scene, performen (performare, «durch-und-durch-gestalten»). So etwas nennt die pop community einen act, ein Großereignis, bei dem so richtig «Handlung» drin ist (actum, ppp von agere, «handeln»). Manche bemühen die alten Griechen, indem sie vom mega- oder hyper event sprechen. megas heißt «groß» und hyper bezeichnet etwas, das «über», «oberhalb» der Normalität liegt. Das festival haben uns – ebenso wie das deutsche «Fest» oder die «Feier» – die Römer geschenkt: festus heißt nichts anderes als «festlich». Und damit Sie so richtig ins Staunen geraten und Ihre (anti-?)römischen Vorurteile infrage stellen, verraten wir Ihnen, dass der beliebteste mit der Schule verbundene Begriff ebenfalls auf festus fußt: die «Ferien» (feriae von fesiae).

Latin Reloaded

Подняться наверх