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Stress mit dem Dress? – Alternative «Zufall»

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So, jetzt legen wir aber mal den dress code beiseite und wenden uns activities zu, bei denen Sie casual aufkreuzen können. casualis heißt «zufällig», also so, wie es gerade kommt, wie es der casus («Fall», «Zufall») will. Sie sehen: Dem dress code können Sie entfliehen, dem Lateinischen aber nicht. No chance! Was – nicht nur by chance – auch die chance zeigt: Die hat sich nämlich aus den cadentia entwickelt, den «zufallenden, zufälligen Dingen».

Sie brauchen auf Ihr Äußeres keine besondere Sorgfalt zu verwenden, wenn Sie z.B. einer art gallery einen visit abstatten. Weniger ambitious in Sachen Denglisch könnten Sie auch vom «Besuch» in einer «Kunstgalerie» sprechen. Aber das hätte einen viel geringeren Latein-Anteil. Die galeria ist im Mittellateinischen ein «Vorhof» oder auch eine «Säulenhalle», ars ist die «Kunst» und visit leitet sich wie die Arztvisite von visitare, «besuchen», ab. Mit ambitious unternehmen wir einen kleinen kulturgeschichtlichen retro-visit in den Politikbetrieb der römischen Republik. Die Vorsilbe amb(i)- drückt ein «von beiden Seiten» und «herum» aus (wie ihre griechische Schwester amphi-, die uns vom «Amphitheater» und von den «Amphibien» her bekannt ist). ire heißt «gehen», ambire nannte man das «Herumgehen» von Kandidaten im Wählervolk einschließlich des Herumscharwenzelns um die geneigten Mitbürger zwecks Stimmenfangs. Daraus ergaben sich die übertragenen Bedeutungen «heftige Bemühung» und «Ehrgeiz».

Gar nicht so öde, der etymologische retro-look, nicht wahr? Für die römische Mentalität war retro beinahe ein Zauberwort. Römer blickten gern darauf «zurück», was ihre Vorfahren und wie sie es gemacht hatten.

Kulturell weniger ambitious sind oder erscheinen die fans des disco sound, die für den «Scheiben-Ton» (discus; sonus) «schwärmen» (fanatici). Im Unterschied zur art gallery wird security in der disco sehr offen und offensiv praktiziert – damit Betreiber und Besucher «ohne Sorge» (securus, «sicher», zusammengesetzt aus se-, «weg», «entfernt», und cura, «Sorge») sind. Wären da vielerorts nur nicht jene üblen designer-Drogen im Spiel, deren negative Auswirkungen sich für ihre user keineswegs im stress mit den cops erschöpfen. Design und designer leiten sich ab von designare, «bezeichnen», «nachbilden», der user von uti, ppp usus, «gebrauchen». Der stress war ursprünglich ein distress, hinter dem ein zermürbendes «Auseinanderziehen», «in Anspruch nehmen» (distringere) steckt. Und der cop? Er leitet sich, wenn diese umstrittene Etymologie richtig sein sollte, tatsächlich vom lateinischen capere ab, «nehmen», «fassen» – und wäre damit ein echter «Greifer».

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