Читать книгу Das antike Rom - Karl-Wilhelm Weeber - Страница 86
Lucilius, Satiren, frg. 1161–1167 Christes
ОглавлениеPraeter cetera me Romaene poemata censes
scribere posse inter tot curas totque labores?
Hic sponsum vocat, hic auditum scripta relictis
omnibus officiis; cubat hic in colle Quirini,
hic extremo in Aventino, visendus uterque;
intervalla vides humane commoda. „Verum
purae sunt plateae, nihil ut meditantibus obstet.“
Festinat calidus mulis gerulisque redemptor,
torquet nunc lapidem, nunc ingens machina tignum,
tristia robustis luctantur funera plaustris,
hac rabiosa fugit canis, hac lutulenta ruit sus:
I nunc et versus tecum meditare canoros.
Scriptorum chorus omnis amat nemus et fugit urbem,
rite cliens Bacchi somno gaudentis et umbra:
Tu me inter strepitus nocturnos atque diurnos
vis canere et contracta sequi vestigia vatum?
(…) Hic ego rerum
fluctibus in mediis et tempestatibus urbis
verba lyrae motura sonum conectere digner?
Im Übrigen: Glaubst du, ich könnte in Rom Gedichte
schreiben inmitten so vieler Ansprüche und Mühen?
Hier bittet mich einer zu bürgen, dort einer, dem Vorlesen seiner
Werke zuzuhören
und dafür alle Pflichten zurückzustellen. Der eine liegt krank auf
dem Quirinus-Hügel
darnieder, der andere am Ende des Aventins – beide erwarten
meinen Besuch.
Du siehst: Die Entfernungen sind menschlich angemessen.
„Aber
die Straßen sind breit und frei, so dass dem Nachdenklichen nichts im Wege steht.“
Ja klar – da hetzt rücksichtslos ein Bauunternehmer mit seinen
Maultieren und Trägern über die Straße;
dort hievt ein Kran bald einen Steinblock, bald einen Riesenbalken
in die Höhe,
düstere Leichenzüge liegen im Clinch mit schweren
Lastfuhrwerken.
Hier ist ein tollwütiger Hund auf der Flucht, dort rast eine
schmutzstarrende Sau vorbei.
Geh nun hin und überlege bei dir wohlklingende Verse!
Der gesamte Chor der Dichter liebt die Stille des Hains und
flieht die Großstadt;
zu Recht ist er der Schützling des Bacchus, der sich an Schlaf
und Schatten erquickt.
Aber du willst, dass ich inmitten des Tag und Nacht tobenden
Krachs
Lieder ertönen lasse und den schmalen Wegen der Sänger folge?
(…) Hier soll ich
mitten in den Fluten und Stürmen der Großstadt in Stimmung
kommen,
um Worte zu fügen, die die Lyra zum Klingen bringen?