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Tacitus, Annalen IV 45, 1 zum Jahr 36 n. Chr.
ОглавлениеSequitur clades, forte an dolo principis incertum – nam utrumque auctores prodidere –, sed omnibus, quae huic urbi per violentiam ignium acciderunt, gravior atque atrocior. Initium in ea parte circi ortum, quae Palatino Caelioque montibus contigua est, ubi per tabernas, quibus id mercimonium inerat, quo flamma alitur, simul coeptus ignis et statim validus ac vento citus longitudinem circi corripuit. Neque enim domus munimentis saeptae vel templa muris cincta aut quid aliud morae interiacebat. Impetu pervagatum incendium plana primum, deinde in edita assurgens et rursus inferiora populando anteiit remedia velocitate mali et obnoxia urbe artis itineribus hucque et illuc flexis atque enormibus vicis, qualis vetus Roma fuit. Ad hoc lamenta paventium feminarum, fessa aetate aut rudis pueritiae, quique sibi quique aliis consulebant, dum trahunt invalidos aut opperiuntur, pars mora, pars festinans, cuncta impediebant. (…)
Nec quisquam defendere audebat, crebris multorum minis restinguere prohibentium, et quia alii palam faces iaciebant atque esse sibi auctorem vociferabantur, sive ut raptus licentius exercerent, seu iussu. (…)
Sexto demum die apud imas Esquilias finis incendio factus, prorutis per inmensum aedificiis, ut continuae violentiae campus et velut vacuum caelum occurreret. Necdum positus metus aut redierat plebi spes: rursum grassatus ignis, patulis magis urbis locis; eoque strages hominum minor: delubra deum et porticus amoenitati dicatae latius procidere. Plusque infamiae id incendium habuit, quia praediis Tigellini Aemilianis proruperat videbaturque Nero condendae urbis novae et cognomento suo appellandae gloriam quaerere; quippe in regiones quattuordecim Roma dividitur, quarum quattuor integrae manebant, tres solo tenus deiectae, septem reliquis pauca tectorum vestigia supererant, lacera et semusta.
Es folgte eine Katastrophe – ob durch Zufall oder auf verbrecherische Anstiftung des Kaisers, ist ungewiss (denn beides haben Historiker überliefert). Jedenfalls aber war sie schlimmer und furchtbarer als alles, was dieser Stadt zuvor durch die Gewalt des Feuers widerfahren ist. Sie nahm ihren Ausgang von dem Teil des Circus, der an die Hügel Palatin und Caelius grenzt. Dort in den Läden, die leicht entzündliche Waren führen, begann gleichzeitig das Feuer und wurde sofort stark. Schnell griff es, vom Wind angefacht, auf die gesamte Länge des Circus über. Denn dort gab es keine von Brandmauern geschützten herrschaftlichen Häuser oder Heiligtümer, die von Mauern umgeben waren, oder irgendetwas anderes, das die Flammen hätte aufhalten können. Mit Ungestüm breitete sich der Brand zunächst über die ebenen Gebiete aus, dann stieg er die Anhöhen hinauf und kam, indem er wiederum tiefer gelegene Stadtteile verwüstete, durch die Geschwindigkeit des Unheils den Abwehrmaßnahmen zuvor. Außerdem war die Stadt ihm wegen der engen, sich hierhin und dorthin windenden Straßen und der unregelmäßigen Häuserfronten besonders ausgesetzt – so war das alte Rom nun einmal. Dazu kamen die Klagerufe der verängstigten Frauen, altersschwachen Menschen und hilflosen Kinder sowie der Leute, die sich selbst und andere in Sicherheit bringen wollten, indem sie Schwache mit sich schleppten oder auf sie warteten, teils zögerlich, teils hektisch – das alles war für die Bekämpfung des Feuers hinderlich (…).
Und niemand wagte so recht, den Brand zu bekämpfen, wegen der häufigen Drohungen vieler Leute, die Löscharbeiten verhindern wollten, und weil andere ganz offen Fackeln schleuderten und dabei riefen, sie hätten einen Auftraggeber dafür. Mag sein, dass sie dadurch hemmungsloser ihre Plünderungen betreiben konnten, mag sein, dass sie tatsächlich auf Befehl handelten. (…)
Am sechsten Tag schließlich brachte man den Brand am Fuß des Esquilin dadurch zum Stoppen, dass man auf riesigen Strecken Gebäude eingerissen hatte, damit der unaufhaltsamen Gewalt des Feuers der freie Raum und ein gewissermaßen leerer Himmel entgegentraten. Noch hatte sich die Angst nicht gelegt, noch war die Hoffnung zum Volk nicht zurückgekehrt, da breitete sich das Feuer erneut aus und zwar mehr in den offeneren Stadtteilen. Dadurch war die Zahl an Opfern geringer, aber es stürzten in größerem Ausmaß Tempel der Götter und Säulenhallen ein, die das ästhetische Erscheinungsbild der Stadt bestimmten. Dieser zweite Brand brachte noch mehr abträgliches Gerede mit sich, weil er auf den aemilianischen Grundstücken des (Prätorianerpräfekten) Tigellinus ausgebrochen war und es den Anschein hatte, Nero strebe den Ruhm an, eine neue Stadt zu gründen und ihr seinen Namen zu geben. Rom ist ja in vierzehn Regionen gegliedert. Vier von ihnen blieben vom Brand verschont, drei wurden bis auf den Grund zerstört, in den sieben anderen blieben nur wenige Reste von Häusern stehen, stark beschädigt und halb verbrannt.