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Die Organisation der NS-Frauenschaft

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Im Laufe der Jahre formierten sich in der NSF/DFW elf Hauptabteilungen (und eine eigene Rechtsabteilung, die aber nicht mitbeziffert wurde) mit zahlreichen Unterabteilungen bzw. Sachgebieten.42 Drei Verwaltungsabteilungen – Finanzverwaltung, Geschäftsleitung und Organisation/Personal – waren außerdem für das Funktionieren des Verwaltungsapparates zuständig.

Die Hauptabteilung Presse – Propaganda hatte die Aufgabe, die Arbeit der NSF und des DFW zu bewerben, Mitglieder anzuwerben sowie die wirtschaftlichen, kulturellen und ideologischen Vorstellungen des Nationalsozialismus zu verbreiten und Aufklärungs- und Schulungsmaterial bereitzustellen.

Ein wesentlicher Auftrag der Abteilung Kultur – Erziehung – Schulung umfasste die Indoktrination aller Mitglieder. Sie wurde in zehn Unterbereiche gegliedert, dazu zählte etwa die weltanschauliche und rassenpolitische „Erziehung“, die Leibeserziehung, Musik- und Feiergestaltung, die Pflege von Volkstum/Brauchtum sowie die Mädchen- und Frauenbildung.

In den Jugendgruppen der Frauenschaft und des DFW wurden die 18- beziehungsweise 21- bis 30-jährigen jungen Frauen zusammengefasst, die direkt aus dem BDM kamen und für die Führungspositionen in der NSF prädestiniert waren. Bis 1941 blieb ungeklärt, ob unverheiratete Mädchen im Alter zwischen 18 und 21 beim BDM verbleiben oder bereits ab dem 18. Lebensjahr in die Frauenschaft überstellt werden sollten. Der Salzburger Gauleiter Friedrich Rainer erließ deshalb im August 1941 für Salzburg eine vorläufige Regelung, nach der unverheiratete Frauen zwischen 18 und 21 im BDM-Werk Glaube und Schönheit blieben und erst mit 21 Jahren in die NSF überwiesen wurden.43 Jene, die vor ihrem 21. Lebensjahr heirateten, wurden mit der Hochzeit automatisch Mitglied der Frauenschaft. Die Jugendgruppen engagierten sich etwa in den Mütterschulungskursen, beim Roten Kreuz, beim Luftschutz, bei weiteren Hilfsdiensten sowie beim sogenannten Osteinsatz. Dafür wurden Mitglieder der NSF-Jugendgruppen für einige Wochen oder Monate in Gebiete Polens geschickt, um bei den „volksdeutschen“ Bauernfamilien oder „Ansiedlern“ sowie in Schulen und Kindergärten Hilfe zu leisten.44 Bei den Gemeinschaftsnachmittagen oder -abenden in den Ortsgruppen der Frauenschaft in der Stadt und im Land Salzburg berichteten die jungen Frauen von ihren Erfahrungen und Erlebnissen im „Einsatz“ – zum Beispiel im sogenannten (polnischen) Warthegau, in den viele Salzburgerinnen geschickt wurden. Ob sie in dieser Atmosphäre tatsächlich frei über ihre Eindrücke berichten konnten, lässt sich rückblickend nicht mehr beantworten.


Organisationsplan der Reichsfrauenführung.

In den Kindergruppen der Frauenschaft wurden Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren erfasst, um sie zum ersten Mal in ihrem Leben in eine nationalsozialistische Gemeinschaft einzugliedern und sie dementsprechend zu erziehen.

Im Mütterdienst sollten, soweit wie möglich, alle „deutschen“ Frauen, die entweder bereits Mutter waren oder werden wollten (beziehungsweise konnten und durften), erfasst werden. Mütterschulungskurse dienten dazu, Frauen jeden Alters fachlich zu schulen und auf ihre Hausfrauen- und Mutterpflichten vorzubereiten. In Zusammenarbeit mit dem Frauenamt der Deutschen Arbeitsfront (DAF) wurden Betriebsmütterschulen eingerichtet, und auch mit der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) arbeitete man zusammen. Durch die Mütterschulungskurse wollte man vor allem auch Gegnerinnen des Nationalsozialismus für sich gewinnen. In den sogenannten schwarzen und roten beziehungsweise christlich-konservativen und sozialdemokratischen oder sozialistischen Gebieten wurden verstärkt Mütterschulungskurse angeboten. Trotz der steigenden Mitgliederzahlen in der Frauenschaft und im Frauenwerk war vor allem die Hebung des zuweilen noch geringen Interesses seitens Bäuerinnen und Arbeiterfrauen ein Anliegen – spätestens im Umfeld der Mobilisierung für den weiblichen „Kriegsdienst“.

In der Hauptabteilung Volkswirtschaft – Hauswirtschaft sollten alle deutschen Hausfrauen zu „angemessenem“ volkswirtschaftlichem Denken und Handeln erzogen werden – zum Beispiel durch Beratungen zum Einkauf, zur Ernährung, zur Essenszubereitung und -aufbewahrung. Die Frauen mussten lernen, „die Forderungen der Volkswirtschaft in Einklang zu bringen mit den Lebensbedürfnissen der deutschen Familie.“45 Dabei arbeitete man auch mit verschiedenen Einrichtungen wie dem Reichsnährstand und dem Reichswirtschaftsministerium zusammen. Besonders bei Nahrungsmittelengpässen standen die NSF-Mitglieder allen Frauen mit Rat und Tat zur Seite. Unter der Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink wurde diese Abteilung neben dem Mütterdienst zum wichtigsten Bereich ausgebaut und die Hauswirtschaftslehre als Berufsausbildung anerkannt.


Die Gattin des japanischen Generalkonsuls Akira Jamaji wird beim Besuch der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Südostdeutschland im April 1940 in Salzburg begrüßt. Dabei betont man die Gemeinsamkeiten des japanischen und deutschen Volkes.

Zur Auslandsarbeit der Hauptabteilung Grenzland – Ausland zählte die Informierung des Auslandes über die Stellung der Frau im Deutschen Reich sowie, umgekehrt, die Aufklärung der deutschen Frauen über die Frauen anderer Länder und „Völker“. In diesem Sinne wurden auch führende Frauen aus dem Ausland eingeladen. Der zweite wichtige Bereich war die Grenzlandarbeit. Diese umfasste die aktive Betreuung deutscher Frauen, die in Grenzgebieten wohnten, sowie die Unterstützung der „volksdeutschen Umsiedler“. Die sogenannten Ansiedlerbetreuerinnen wurden damit beauftragt, den „Volksdeutschen“ die deutschen Sitten, die Sprache und die nationalsozialistische Ideologie näher zu bringen.

Die letzte Hauptabteilung mit der Bezeichnung Hilfsdienst gewann vor allem mit Kriegsbeginn an Bedeutung. Im Mittelpunkt standen die Erziehung und Motivation der Frauen zur aktiven Hilfe am „deutschen Volke“. Unterstützt wurden vor allem kinderreiche Familien, erwerbstätige Frauen mit Kindern und Bäuerinnen. Dies geschah im Rahmen der sogenannten Nachbarschaftshilfe, zu der auch Hilfsarbeiten wie das Nähen in den Nähstuben oder die Einrichtung und Betreuung von Kinderstuben sowie die Wehrmachtsbetreuung, Kranken- und Wohlfahrtspflege zählten.

Bei dieser genauen Abgrenzung handelt es sich natürlich um ein theoretisches Konzept. In der Praxis gingen die Aufgabenbereiche oft ineinander über und NSF/DFW-Mitarbeiterinnen übernahmen mehrere Sachgebiete gleichzeitig. Die Größe des jeweiligen Mitarbeiterinnenstabes war auch den örtlichen Verhältnissen angepasst. Vor allem auf Ortsgruppenebene waren keineswegs immer alle Abteilungen mit eigenen Referentinnen besetzt. Die Aufgabenverteilung unterhalb der „Führerinnen“-Ebene war auch in Salzburg vielerorts nicht streng reglementiert. Zahlreiche Mitglieder der Frauenschaft hatten offiziell mehrere Aufgabenbereiche inne. Hauptsache war, dass die Arbeit erledigt wurde.


Nähkurs der NS-Frauenschaft um 1939.

Kartoffelschaukochen, illegale Kämpferinnen und Krieg

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