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Die NS-Frauenschaft in Österreich

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Nach der Gründung der NSF im Jahr 1931 kam es auch in Österreich zur Errichtung von NS-Frauenschaften. Die Umsetzung hing stark vom Engagement einzelner Frauen ab, woraus sich große lokale und regionale Unterschiede ergaben. In Salzburg rekrutierte etwa die Gaufrauenschaftsleiterin Hanna Riedl [Biografie S. 74] emsig in Stadt und Land Anhängerinnen für die NS-Frauenschaft.

Die Frauen der NSF begannen meist mit Spendensammlungen für notleidende Parteigenoss*innen und mit der Einrichtung von SAKüchen und Nähstuben. Im Falle Wiens ist bekannt, dass Fragebögen verteilt wurden. Die Frauen wurden dahingehend befragt, ob sie Fähigkeiten mitbrachten, um in den SA-Küchen Kochdienste zu leisten oder in den Nähstuben Kleidungsstücke auszubessern und anzufertigen. Zwar hatten die Entwicklungen in Deutschland die Aktivitäten in Österreich nach sich gezogen, doch waren die österreichischen Nationalsozialist*innen um Eigenständigkeit bemüht und wollten sich nichts von (reichs)deutscher Seite vorschreiben lassen.46

Wenngleich die männlichen Parteigenossen mitunter die karitativen Tätigkeiten der Frauen abwerteten, so war ihnen etwa die Bedeutung der von den Frauen gesammelten Spenden durchaus bewusst. Allerdings kam es auch immer wieder zu Konflikten darüber, wer die Mittel verteilen durfte und wofür sie verwendet werden sollten. Zwischen den einzelnen Parteiformationen herrschte ein Kampf um die begrenzte Anzahl an Einnahmequellen. Wichtige Spender*innen ließen sich besonders im „völkischen“ Milieu ausfindig machen. Für die Frauen, die Spenden einsammelten, fertigte man schließlich Ausweise an, um sie zu legitimieren – diese wurden allerdings nur nach restriktiven Kriterien ausgegeben. Jede Sammlung musste vom Bezirksgruppenleiter genehmigt werden und die Frauen mussten genau festlegen, wo genau und für welchen Zweck gesammelt werden sollte. Zu Verwirrungen führte immer wieder die Problematik, dass die Frauenschaften nicht die einzigen waren, die sich im Wohltätigkeitsbereich aktiv zeigten.

Neben dieser parteigebundenen Wohltätigkeit hatten die Frauen offiziell auch Aufklärungs- und Erziehungsarbeit zu leisten. Unter dem Begriff der „Aufklärung“ über hauswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Fragen verstand man vor allem die Propaganda gegen jüdische Geschäftsleute. Im Zuge des sogenannten Rabattsystems wurden Parteimitglieder – vor allem Frauen – dazu aufgerufen, bei bestimmten „arischen“ Kaufleuten einzukaufen. Bereits 1935 erschien ein „Deutsch-Arisches Adressbuch“, sodass kein Irrtum darüber bestehen konnte, in welchen Geschäften man einkaufen sollte. Auch bei antisemitischen Aktionen wie Boykotten von Geschäften sowie bei gewalttätigen Ausschreitungen (z.B. von SA-„Schlägertrupps“) gegen die jüdische Bevölkerung beteiligten sich Frauenschaftsleiterinnen aktiv.


Aufruf zum Boykott jüdischer Geschäfte im Stadtzentrum von Hallein, Unterer Markt, 1938.

In Österreich wurde die NSDAP am 19. Juni 1933 verboten und die Zeit danach als „Verbotszeit“ bezeichnet, in der allerdings auch die Frauenschaften durchgehend im Untergrund aktiv blieben. Während dieser „illegalen Zeit“ wurde den nationalsozialistisch gesinnten Frauen in Österreich vor allem seitens des „völkischen“ und deutschnationalen Frauenvereinsmilieus eine breite Kooperationsbereitschaft zuteil. Das Netz der deutschnationalen Frauenbewegung konnte dadurch 1938 problemlos in die nationalsozialistischen Organisationsstrukturen überführt werden. An der Spitze standen auch in der „Ostmark“ die Gau- und Kreisfrauenschaftsleiterinnen. Zu ihren wesentlichen Aufgaben zählten repräsentative Tätigkeiten wie die Organisation von Großveranstaltungen, Ausstellungen, Empfängen sowie organisatorische Angelegenheiten wie die Einrichtung von Mütterschulen oder Dienstbesprechungen, Sprechstunden für die „Volksgenossinnen“, Gaufrauenschaftstreffen oder Zusammenkünfte mit Parteifunktionären. Sie mussten außerdem Berichte an die Reichsfrauenführung oder auch an den Gauleiter übermitteln. Die Aufgaben der Zellenleiterinnen und Blockleiterinnen lagen vor allem darin, Beiträge zu kassieren, Propagandamaterial zu verteilen und eine Verbindung zwischen den einzelnen Mitgliedern und den Frauenschaftsleiterinnen herzustellen. Die Ortsfrauenschaftsleiterinnen waren hingegen „verantwortlich für den kameradschaftlichen Zusammenhalt der [ihnen] anvertrauten Mitglieder“, sie überwachten die Arbeit der einzelnen Abteilungen und hatten „für eine gute Betreuung der einzelnen Mitglieder durch die Block- und Zellenfrauenschaftsleiterinnen zu sorgen.“47 Um diese „Betreuung“ zu gewährleisten, berief jede Ortsfrauenschaftsleiterin mindestens einmal im Monat ihre Mitarbeiterinnen zu einer Arbeitsbesprechung ein und stellte sich im Rahmen von Sprechstunden zur Verfügung. Da sie allen Mitgliedern des NSF/ DFW jederzeit mit Rat und Tat beistehen sollte, erhielt sie den Beinamen „Mutter der Ortsgruppe“.

Die einzelnen Frauenschaften der jeweiligen Gaue im Deutschen Reich verfassten für die Reichsfrauenführung Entstehungsgeschichten und Tätigkeitsberichte. So fertigte etwa die Gaufrauenschaftsleitung Wien eine Gesamtdarstellung der Arbeit der Frauenschaften in der „Ostmark“ an. Zu den anderen österreichischen Gauen wie etwa dem Reichsgau Salzburg liegen keine eigenen Berichte mehr vor; eine allgemeine Gültigkeit der Informationen kann allerdings auch für diese angenommen werden. So wird etwa beschrieben, dass Nationalsozialistinnen in der illegalen Zeit Treffen organisierten, die sie als Mütterschulkurse tarnten.48 Die Frauen konnten im Rahmen vermeintlicher Hausfrauen- und Mütternachmittage Kontakte pflegen und Schulungen durchführen. Diese Möglichkeit zur aktiven Betätigung war vor allem durch das Desinteresse der Regierung an den Aktivitäten der Frauen möglich. Sogar die österreichische nationalsozialistische Frauenzeitschrift Die deutsche Frau konnte während der Verbotszeit weitergeführt werden. Als 1933 jegliche NS-Betätigung untersagt wurde, stellten auch die meisten Zeitschriften der Partei den Betrieb ein, doch Die deutsche Frau erschien Mitte Juli nach wie vor, obwohl darin wenige Wochen zuvor die Bücherverbrennung beworben worden war. Den Untertitel änderte man einfach von Monatszeitschrift der NS-Frauenschaft Österreich in Österreichische Monatsschrift für Frauenfragen. Das Thema „Rasse“ verschwand nach einem Verlagswechsel für eine Weile aus der Zeitschrift und mit betont katholischen und „österreichisch“ anmutenden Themen schützte man sich vor dem Verbot. Doch schon im August 1934, nach fast einem Jahr Pause, fühlte man sich so sicher, dass ein Artikel über „Rassenhygiene“ abgedruckt wurde. Unter dem Vorwand, die Situation von Frauen in verschiedenen Staaten darzulegen, druckte man im März 1934 eine Rede von Goebbels im vollen Wortlaut ab und im November 1935 wurde eine ausführliche Darstellung des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ veröffentlicht und ein ähnliches Gesetz für Österreich gefordert. Noch im selben Jahr wurde die Zeitschrift kurzzeitig eingestellt, doch ab 1936 erschien das Nachfolgeorgan Frau und Welt. Der Untertitel Österreichische Illustrierte Monatsschrift wurde beibehalten. Nach und nach wagte man auch in dieser Zeitschrift, wenngleich vorsichtig, die Verbreitung nationalsozialistischer Inhalte. Die Anhängerinnen des Nationalsozialismus konnten also während der gesamten Zeit der Illegalität ein Publikationsorgan in Österreich aufrechterhalten.49 Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung in Österreich konnte die Die deutsche Frau. Die Zeitschrift der nationalsozialistischen Frauen Österreichs auch wieder offen publizieren. Nach dem „Anschluss“ wurde sie aufgelöst und als Beilage Die Ostmark in die NS-Frauenwarte überstellt.50


Im Jahr 1933 berichtet die Deutsche Frau über die Bücherverbrennung in deutschen Universitätsstädten. Fünf Jahr später kommt es zu dieser inszenierten Aktion auch am Salzburger Residenzplatz.

Die österreichischen Nationalsozialistinnen konnten sich auch über die sogenannte Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Frau im Ausland organisieren, die seit 1933 ein Teil der Auslandsorganisation der NSDAP (NSDAP/AO) war.51 Die Frauen wurden jährlich im Rahmen einer Reichstagung der Auslandsdeutschen (AO) über allgemeine Richtlinien informiert und die Leiterinnen der Arbeitsgemeinschaft erhielten eine entsprechende Schulung, denn je nach Anforderungen – je nachdem, ob es sich um Frauen aus Österreich, Rumänien oder Guatemala handelte – musste diese zielgruppenorientiert angepasst werden. Die Arbeitsgemeinschaft der Frauen der Auslandsorganisation war in ihren Aufgabenbereichen der NSF gleich. Die Frauen waren vor allem für Flick- oder Näharbeiten zuständig und führten Mütterschulungskurse und Kurse für Erste Hilfe durch. Regelmäßige Versammlungen widmeten sich außerdem dem gemeinsamen Hören von Rundfunkübertragungen.52 Mit zunehmendem Erfolg der NS-Frauenschaft und des Deutschen Frauenwerks verlor die Arbeitsgemeinschaft als eigenständige Einrichtung an Bedeutung und mit dem „Anschluss“ Österreichs an das „Dritte Reich“ wurde die Auslandsorganisation schließlich obsolet.

Jene Frauen, die sich im Österreich der 1930er-Jahre für den Nationalsozialismus begeisterten und sich im Zuge diverser freiwilliger Hilfsarbeiten engagierten, hatten zwar die NS-Frauenschaft oder auch die Auslandsorganisation als Anlaufstelle zur Verfügung, eine landesweite geordnete Strukturierung gab es vor dem „Anschluss“ allerdings noch nicht. Je nach Bundesland, Region oder lokaler Gruppierung fiel die Organisation der NS-Anhängerinnen sehr unterschiedlich aus – ein verbindendes Element blieben die zentralen parteigebundenen „karitativen“ Arbeiten wie Nähen, Kochen, Fürsorge sowie Propaganda. Wie sich die Situation in Salzburg – Stadt und Land – genau zeichnete, ist Thema des folgenden Kapitels.


Covervarianten der NS-Frauenwarte (1935/36 und 1941).



Spendenaktivitäten für den Deutschen Schulverein Südmark. Gauleiter Friedrich Rainer (mit Sammelbüchse) und Vereinsobmann Otto Troyer (ganz links) sammeln bei der Salzburg Bevölkerung, Juni 1938.

Kartoffelschaukochen, illegale Kämpferinnen und Krieg

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