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2. Felix

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»Es ist wirk­lich be­ängs­ti­gend, was man mit ei­nem hüb­schen Ge­sicht al­les er­reicht, nicht wahr, Nar­zis­sa?« Er lä­chel­te sei­ne ei­ge­nen Ge­sichts­zü­ge im Spie­gel an.

»Ja, Fe­lix.«

Er war sich nicht si­cher, ob der Spie­gel ihn wirk­lich ver­stand oder le­dig­lich dar­auf pro­gram­miert war, auf »nicht wahr?« mit ei­ner Be­stä­ti­gung zu ant­wor­ten. Aber es war ihm egal. Er hielt den win­zi­gen Da­rio im Arm und starr­te auf das schla­fen­de Ba­by­ge­sicht.

Es wä­re so ein­fach, den Jun­gen zu tö­ten. Er muss­te ihn nur ver­se­hent­lich fal­len las­sen, das al­lein wür­de ge­nü­gen, um sein zar­tes Ge­nick zu bre­chen. Wie ein Un­fall wür­de es aus­se­hen. Man wür­de Ver­ständ­nis ha­ben. Als obers­ter Knecht des to­ten Lord Ge­ro, war Fe­lix ein­fach von sei­nen neu­en Pf­lich­ten als Er­satz­va­ter über­for­dert. Er nick­te im Ge­hen ein. Ei­nem Mann – und so­mit ei­nem oh­ne­hin nie­de­ren Ge­schöpf – wür­de man Nach­sicht ent­ge­gen­brin­gen.

Ir­gen­det­was hielt ihn je­doch da­von ab. Vi­el­leicht das Ge­fühl, dass der Klei­ne ihm le­bend mehr nut­zen wür­de als tot. Vi­el­leicht auch bloß, dass das Kind ein hüb­sches Ge­sicht­chen hat­te. Und er moch­te es nicht, schö­ne Din­ge ka­puttz­u­ma­chen.

Fe­lix leg­te Lord Da­rio wie­der in sei­ne Wie­ge und zog die Ket­te mit der blau­en Glas­scher­be her­vor, die er seit ei­ni­gen Jah­ren um den Hals trug. Er hat­te es nie übers Herz ge­bracht, das Glas zu ver­kau­fen, son­dern statt­des­sen sein we­ni­ges Geld aus­ge­ge­ben, um es fas­sen zu las­sen. Für ihn be­deu­te­te es Frei­heit. Frei­heit von Ai­no.

Er wuss­te, dass La­dy Ali­xe­na mit dem schnells­ten Dampf­mo­bil drei Ta­ge brau­chen wür­de, um aus Jun­di nach Ac­niv zu ge­lan­gen. So lan­ge hat­te er al­so Zeit, um für den ver­stor­be­nen Lord Ge­ro ei­ne rüh­ren­de Ge­leit­ze­re­mo­nie zu kom­po­nie­ren, die der La­dy zei­gen wür­de, was für ein wun­der­vol­ler, um­sich­ti­ger Mensch er war und an was er al­les dach­te.

Fe­lix steck­te die Hals­ket­te wie­der ein. »Nar­zis­sa? Wer ist der schöns­te Mann im Land?«

»Du bist es, Fe­lix.«

»Und bald wer­de ich ein Lue sein.«

»Fe­lix Lue, der schöns­te Mann im Land.«

»Ex­akt, Nar­zis­sa.« Ei­ner plötz­li­chen Ein­ge­bung fol­gend, nahm er das Ba­by wie­der aus der Wie­ge und hielt es so vor den Spie­gel, dass sich das Ge­sicht­chen von Lord Da­rio ge­nau in der Mit­te des Spie­gels be­fand. »Mer­ke ihn dir gut Nar­zis­sa. Das ist Da­rio Lue.«

Ein grü­nes Leuch­ten glitt über den Bild­schirm und wur­de bald durch ei­ne Schrift er­setzt, die ent­fernt an Plain er­in­ner­te. Was im­mer sie be­deu­te­te, er wuss­te es nicht. Haupt­sa­che, Nar­zis­sa war fer­tig und er konn­te das Ba­by wie­der ab­le­gen. Schließ­lich hat­te er noch ei­ne Ab­schieds­fei­er zu or­ga­ni­sie­ren und da­für brauch­te er Blu­men aus dem Ge­wächs­haus. Ro­sen, weiß wie Schnee und rot wie Blut. Nur die schöns­ten für den lei­der ver­stor­be­nen Lord Ge­ro.

Bei der Ge­le­gen­heit soll­te er auch gleich die Phio­le mit dem Gift ver­schwin­den las­sen, ehe je­mand un­an­ge­neh­me Fra­gen stel­len konn­te. Da­für hat­te er näm­lich gar kei­ne Zeit.

Der tote Prinz

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