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4. Felix

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Al­les war per­fekt.

Er hat­te es ge­schafft, un­ter Auf­bie­tung sei­nes Ch­ar­mes, sei­nes strah­len­den Lä­chelns und et­was Geld aus der Kas­se des Hau­ses Lue – Aus­ga­ben, die Ali­xe­na mit Si­cher­heit ge­neh­mi­gen wür­de – ei­ne Bah­re aus schwar­zem Glas auf­zu­trei­ben.

Die Lei­che von Lord Ge­ro ver­schwand na­he­zu un­ter den Ber­gen aus Ro­sen, weiß wie Schnee und rot wie Blut. Scha­de um das schwar­ze Glas, aber ver­mut­lich wür­de das die Ein­äsche­rung oh­ne­hin pro­blem­los über­le­ben und Fe­lix wür­de einen Weg fin­den, die wert­vol­le Res­sour­ce wie­der an sich zu brin­gen. Voll­kom­men schwar­zes Glas war zu kost­bar, um es in ei­ner Gruft zu­sam­men mit et­was Asche ver­schwin­den zu las­sen. Da­von konn­te er mit Si­cher­heit selbst ei­ne trau­ern­de Wit­we über­zeu­gen. Na­tür­lich erst, nach­dem er sie char­mant emp­fan­gen hat­te und sie Zeit be­kam, die Si­tua­ti­on zu ver­ar­bei­ten.

Wie aufs Stich­wort fuhr Ali­xen­as Dampf­mo­bil di­rekt in den um­zäun­ten und ab­ge­trenn­ten In­nen­hof ein und füll­te al­les mit ölig-ru­ßi­gem Dampf, der sich auf die oh­ne­hin schon ge­schwärz­ten Mau­ern leg­te. Fe­lix un­ter­drück­te ein Hus­ten und lob­te sich in­ner­lich für die Ent­schei­dung, an die­sem Tag sei­ne schwarz­blaue Uni­form und nicht die leuch­tend ro­ten Trau­er­klei­der zu tra­gen. Es wür­de rei­chen, sie für die Ze­re­mo­nie an­zu­le­gen.

Die War­la­dy ließ sich vom Fah­rer aus dem ho­hen Ge­fährt hel­fen und wirk­te da­bei schwach und zer­bro­chen. Als hät­te je­mand et­was sehr Hüb­sches ge­nom­men und ab­sicht­lich fal­len ge­las­sen. Und hübsch, das war sie. Das er­kann­te er in die­sem Au­gen­blick, in dem er sie zum ers­ten Mal oh­ne ei­ne ih­rer for­mel­len Rüs­tun­gen, oh­ne Helm und oh­ne Atem­schutz­mas­ke oder Schutz­bril­le sah. Gro­ße Au­gen, vol­le Lip­pen und ei­ne schma­le Tail­le. Ver­mut­lich war sie un­ter dem dun­kel­grü­nen Rei­se­an­zug mus­ku­lös, wie es sich für ei­ne Frau ge­hör­te, die an die drei­ßig Ein­hei­ten Me­tall an ih­rem Kör­per trug. Ei­ne wirk­lich wür­de­vol­le War­la­dy und ei­ne, an de­ren Sei­te sei­ne ei­ge­ne Schön­heit noch stär­ker strah­len wür­de.

Wenn er sich aus­rei­chend be­müh­te, konn­te er noch vor dem Ablauf der ge­setz­li­chen Trau­er­zeit der neue Lord Lue wer­den.

»Ich über­neh­me von hier an.« Er ver­beug­te sich vor Ali­xe­na und scheuch­te mit ei­ner klei­nen Hand­be­we­gung den Fah­rer von ihr fort.

So­fort nä­her­ten sich ei­ni­ge Jung­knech­te und mach­ten sich dar­an, den Wa­gen zu wa­schen und zu des­in­fi­zie­ren, ehe er in die Stal­lun­gen ge­fah­ren wer­den wür­de.

»Fe­lix, nicht wahr?« Sie nahm dank­bar sei­ne Hand und lehn­te sich leicht in sei­ne Rich­tung, als wä­re ihr nach der lan­gen Fahrt schwin­de­lig.

Vor­sich­tig hielt er sie am El­len­bo­gen fest – sie um die Hüf­te zu fas­sen, wag­te er noch nicht – und führ­te sie ins In­ne­re von Palast Lue. »Fe­lix M’nao. Ich war der obers­te Kam­mer­knecht von Lord Ge­ro und Ihr Ver­lust trifft mich tief. Schließ­lich stand ich ihm sehr na­he und war an sei­ner Sei­te, als er plötz­lich starb.«

Sie at­me­te tief durch, lehn­te ih­ren Kopf an ihn. »Wie ist er ge­stor­ben?«

»Ei­ne Un­ver­träg­lich­keit. Ha­ben La­dy Ali­xe­na ge­wusst, dass Lord Ge­ro kei­ne Nüs­se es­sen kann? Er hat von ei­ner Erd­nuss ge­nascht.« Von ei­ner, die er un­ter das fein­kör­ni­ge Tee­pul­ver ge­mischt hat­te. Aber na­tür­lich hat­te man ne­ben dem To­ten ei­ne Scha­le Erd­nüs­se ge­fun­den.

»Nein, das wuss­te ich nicht. Ich wuss­te, dass er kei­ne Boh­nen es­sen darf. Aber Erd­nüs­se? Das ist mir neu.« Sie droh­te fast zu stol­pern und Trä­nen schim­mer­ten in ih­ren Au­gen.

Fe­lix konn­te sich nicht vor­stel­len, wie die­se schwa­che Frau in der La­ge sein soll­te, Krieg zu füh­ren. So sen­ti­men­tal, wie sie auf den Tod ih­res Lords rea­gier­te, konn­te sie un­mög­lich hart ge­nug sein, um Men­schen zu tö­ten. Sie mach­te es ihm ge­ra­de­zu lä­cher­lich leicht.

»Ich ha­be mir die größ­te Mü­he ge­ge­ben, ihm einen Ab­schied zu ge­ben, der in Erin­ne­rung blei­ben wird. Wol­len La­dy Ali­xe­na ihn vor der Ze­re­mo­nie se­hen?«

La­dy Ali­xe­na rich­te­te sich ge­ra­de auf. »Ja. Aber zu­erst möch­te ich mei­nen Sohn se­hen. Wo ist er?«

»Er ist bei mir. Ge­hen wir.« Es war gut, dass sie in sein Zim­mer kom­men woll­te. So konn­te er ihr Ge­sicht un­auf­fäl­lig von Nar­zis­sa be­trach­ten las­sen. Wer wuss­te schon, wo­für das nütz­lich sein moch­te?

Der tote Prinz

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