Читать книгу Italiener-Wochenende - Kathi Albrecht - Страница 5
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Er hasste die Wiesn. Abgrundtief und aus vollem Herzen. Und das als Münchner. Als Kind war er so gern aufs Oktoberfest gegangen, hatte die Tage gezählt, bis es losging, sich von Omas und Tanten Karussellgeld erbettelt. Er hatte sich jedes Mal einen Zuckerrausch geholt und war auf den Fahrgeschäften gefahren, bis ihm schwindelig wurde. Als Jugendlicher hatte er Hunde Gassi geführt, Einkäufe für alte Nachbarn erledigt, ringsum Rasen gemäht – um sich auf der Wiesn an allen drei Wochenenden ein paar Bier leisten zu können. Noch immer hatte er eine Lederhose im Schrank, mehrere karierte Hemden, passende Schuhe und die von der Oma handgestrickten Trachtenstrümpfen. Aber Rausch, Schwindel und Oktoberfest waren heute nur noch Synonyme für Arbeit, eine Menge zusätzlicher Arbeit.
Auch dieses Jahr würde er mitten zwischen grölenden Italienern, Schweden und Engländern stehen und nicht weiter auffallen mit seinen Lederhosen, Wadlwärmern und Haferlschuhen. Er würde singen, schunkeln und flirten – mit den Kolleginnen und Kollegen, die ebenfalls in Tracht herumliefen und ebenfalls alkoholfreies Bier tranken. Wenigstens zahlte das jemand anderer, nämlich sein Arbeitgeber.
Zum Oktoberfest reisten Menschen aus der ganzen Welt an, mit Bus und Bahn, per Flugzeug oder Wohnmobil. Leider wurden an Grenzübergängen und Wiesneingängen nicht alle immer gründlich kontrolliert. Da kam es immer mal wieder vor, dass sich mitten im überfüllten Bierzelt oder auch in der Warteschlange zum Riesenrad bayrisch verkleidete Menschen trafen und illegale Geschäfte abwickelten. Man konnte auf dem Oktoberfest prima im Getümmel untertauchen.
Aber wenn die Wiesn vorbei war, würde er, Kommissar Max Neuhauser, sowas von in den Urlaub fahren! Adria, Kroatien, wohin auch immer, Hauptsache, das Surfbrett war dabei. Mehr dauerhafte Gesellschaft würde er erstmal nicht brauchen.