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Liebe, Tod & Taxi

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Manchmal ist es gar nicht so leicht, sich etwas einfallen zu lassen. Das kennt jeder. Man könnte alles machen und gerade deswegen geht nichts. Wie beim Einkaufen, wenn man vor lauter Warenangebot nicht weiß, was man nehmen soll, und plötzlich alles überteuert und nicht des Kaufes wert findet.

Das sind natürlich Luxusprobleme. Solange man sein Auskommen hat, ist das nicht weiter wild. Es besteht nur die Gefahr, in einen Trott zu geraten und einfach immer dasselbe zu machen. Ich bewundere Leute, die radikal sind in diesen Dingen. Ich meine jetzt nicht, spontan Homard à l’américaine anstelle von Pellkartoffeln zuzubereiten, obwohl man keine Ahnung und nur einen verbeulten Topf besitzt, sondern, sich auf den Weg zu neuen Ufern zu machen. Oft wird ja dergleichen im Roman oder Film dargestellt.

Trotz meiner Bewunderung bleibe ich bei diesen Darstellungen misstrauisch. Nehmen wir an, so ein Protagonist findet sich – also nicht nur in einer Kaufkrise, sondern in einer echten Lebenskrise. Da lässt er alles hinter sich und geht nach – beispielsweise – New York oder, noch abgedrehter, nach Teheran oder Fukuoka. Dort hat er dann alle möglichen bedeutungsschweren Begegnungen und das Leben geht weiter, oder er kommt zu der Erkenntnis, dass das Leben nie weitergeht, sondern immer im Kreis rum und dass nur die Liebe zählt oder es nur auf den Tod zu warten gilt. Ich frage mich dann immer: Wie hat er das finanziert? Er sitzt dauernd im Café, sieht weiter gut ernährt aus und fährt sogar Taxi oder entschließt sich, kurz nach Texas zu fliegen und hängt dann da ein Vierteljahr rum. Wovon?

Manchmal sind es Künstler. Nun ist hinlänglich bekannt, dass nur sehr, sehr wenige Künstler eine goldene Kreditkarte besitzen. Also, wie geht das? Ich weiß, das ist materialistisch gedacht, aber ich meine auch keine surrealen oder metaphorischen Stoffe, sondern solche, wo einfach nur eine Geschichte erzählt wird. Vielleicht bin ich auch insgeheim wütend, dass mir so ein Beispiel gegeben wird und ich mir in meiner vertrauten Umgebung ganz feige vorkomme. Trotzdem, diese Menschen müssen alle reiche Erben sein, denn sie gondeln durch die Weltgeschichte, ohne irgend etwas zu tun, das sie ernährt. Also, ich vermute, sie jobben doch. Es wird nur nicht erwähnt, weil das, solange sie nicht Vogelwart werden und ihr Leben ohne Umschweife ganz der Ornithologie weihen, als langweilig gilt.

Jetzt komme ich mal zu einem meiner Probleme: Ich musste in diesem Text die Wörter »Liebe«, »Tod«, »Teheran«, »Taxi«, »Ornothologie«, »Weltgeschichte« und »Ehe« unterbringen. Warum, führt jetzt zu weit. »Ornithologie« ging ja noch, aber »Ehe« ist jetzt leider (und natürlich vollkommen zufällig) übrig geblieben.

2008

Hasenrein eingemiezelt

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