Читать книгу Noir & Blanc - Kathrin Sereße - Страница 4

2. Kapitel

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Weder die Aktion noch die Reaktion erschien mir leicht umsetzbar, als ich später die Bekanntschaft mit Juliette Luxanche und Bradford Seamon machte, ich war freundlich, so wie sie, doch mehr war mir zunächst nicht möglich, denn der erste Eindruck von Paris nahm alle meine Sinne in Beschlag, die lauten Straßen, hohen Häuser, und dann jenes Appartement im Quartier Latin, im vierten Stock, das fortan mein Zuhause heißen sollte. –

Noch sah ich nicht viel, denn alles wirkte gleich, all die Gefühle und Gerüche, Farben, Formen, ich suchte Besonderheiten, um den Überblick zu wahren, doch letztendlich rauschte alles geballt weiter. –

Was sagte man jemandem, dem man in Zukunft näher kam als einem lieb war?

„Fühlen Sie sich hier willkommen, falls Sie Schwierigkeiten haben, helfen wir Ihnen sehr gerne.“

Dabei war es merkwürdig, gleich einem Fremdkörper in diesem Haus zu leben, in das Zimmer einzuziehen, in dem kurz vor mir ein anderer gelebt, geschlafen und gedacht, das Knarren dunkler Dielen gespürt hatte und die Bücher in das schmale Regal an der Wand gestellt. Doch nahm ich Juliettes nette Worte durchaus ernst und stellte fest, dass sie mir Hoffnung und Heimat vermittelten, ja das Gefühl, zumindest wahrgenommen zu sein. Es hieß warten auf die Zeit, dass ich verstand, wer ich hier war und wer ich sein würde und wie nah man sich kam.

In Paris stand die Luft, selbst wenn man alle Fenster zugleich aufriss, zog kein Windzug durch den Raum, nur der Gestank nach Autos und nach Stadt erfüllte ihn sogleich. Es war ein warmer Sommer, in Paris ein Graus. –

„Sie haben ja kein Meer“, bemerkte ich, als Lance Leprince am Fenster stand und einsam rauchte, „deshalb ist die Luft so stickig und verbraucht.“

„Es fehlt mir nicht“, meinte er nur. „Die Hitze ist durchaus erträglich, wenn man sich genügend Ablenkung verschafft. – Es gibt ganz anderes, das Sie verwundern dürfte.“

Was er meinte, war die Hitze in der Nacht, in der noch immer Autos unten auf der Straße übers Kopfsteinpflaster rollten und der Schweiß auf meinem ganzen Körper stand, er meinte die Geräusche einer fremden Welt, die niemals ruhte, denn es gingen ständig Schritte durch das Haus, und etwas schabte, und Juliette besaß unglaublich viel Parfum, und Bradford kam am Morgen gegen ein Uhr heim. –

Was mich am meisten staunen ließ, war jedoch, dass ich mich nicht hilflos noch alleine fühlte, sondern neugierig und beinahe erfreut.

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