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Vorwort

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Hast du dem Watzmann auch einmal gegrollt?«, fragte mich die Autorin dieses Buches Kathrin Thoma-Bregar kürzlich. Mein Vater Franz Rasp hat am Neujahrstag 1988 als Bergführer zusammen mit seinem langjährigen Gast in der Watzmann Ostwand sein Leben verloren. Dabei hat er nicht nur seine Ehefrau, sondern auch seine drei Kinder, ich war als Ältester 15 Jahre alt, zurückgelassen. Insofern ist das durchaus eine naheliegende Frage.

Für mich persönlich ist die Antwort geprägt von dem, was mir mein Vater beigebracht hat: Der Berg kann nichts dafür, darum brauche ich ihm auch nicht Grollen. Das Credo meines Vaters war: Einen Berg kannst du nicht bezwingen, du kannst nur deine persönlichen Ambitionen erreichen oder an ihnen scheitern und damit lernen. Und du brauchst Glück.

Er vermittelte mir früh, was der Satz von Paul Preuss »Das Können ist des Dürfens Maß« in den Bergen bedeutet: Für den exzellenten Alpinisten und bei passenden Verhältnissen sind Turnschuhe auf dem Watzmann durchaus erlaubt, für den Einsteiger oder bei drohendem Schlechtwetter sicherlich nicht. Wer sich in der Watzmann Ostwand perfekt auskennt, kann sie auch bei schlechten Sichtverhältnissen gefahrlos durchsteigen, wer neu in diesem Labyrinth aus Rinnen und Graten, aus Felsbändern und senkrechten Passagen ist, hat auch bei Sonnenschein eine ernsthafte alpine Aufgabe vor sich.


Mein Vater hat den Watzmann und seine Ostwand geliebt und stets respektiert, auch wenn er ihn gern als »auch nur ein Steinhaufen« bezeichnete.

Als ikonisches Felsmassiv ist der Watzmann derzeit unbestritten Mythos, alpinistische Herausforderung, Sehnsuchtsort und Identifikationssymbol zugleich. Seiner Faszination kann man sich schwerlich entziehen.

Der Watzmann muss aber auch Herhalten als Werbeabbildung auf Käsepackungen und als Bild Bayerns in der Welt. Zweifellos gehört er für viele Alpinisten zu den Bergen, die man bestiegen haben »muss«. An einem schönen Sommertag wird man deshalb schwerlich allein auf dem Gipfel stehen, egal wie früh man aufsteht. Gemeinsam müssen wir aufpassen, dass diese Beliebtheit nicht dazu führt, die Ernsthaftigkeit einer Watzmannbesteigung oder gar Überschreitung aller drei Gipfel zu unterschätzen.

Am Watzmann sehen wir heute bei vielen Bergsteigern nahezu täglich, wie weit der persönliche Anspruch auf das Erreichen des Gipfels oft von der Realität der eigenen Fähigkeiten entfernt ist.

Für mich persönlich ist es immer wieder ein grandioses Erlebnis, die Watzmann Ostwand zu durchsteigen, oder wie der Einheimische voller Understatement sagt: sie zu »gehen«. Dennoch bin ich immer wieder froh, wenn ich keinen Unfall vor allem wegen der allgegenwärtigen Steinschlaggefahr hatte und wieder alle wohlbehalten ins Tal zurückgekehrt sind.



Der Watzmann gibt viel: in Form von Erlebnissen, die über den Tag hinaus nachwirken. Der Watzmann kann aber auch vieles nehmen: Illusionen, Träume und die eigenen Ambitionen. Manchem nimmt der Berg auch alles in Form des eigenen Lebens.

Vielleicht werde ich in den nächsten Tagen eine Tour auf den Watzmann unternehmen, vielleicht auch nicht, auf jeden Fall aber freue ich mich auch wenn ich ihn einfach aus dem Tal anschauen kann. Im Angesicht des Watzmanns leben und arbeiten zu dürfen, empfinde ich als Privileg, das in mir tiefe Dankbarkeit auslöst. Für alle, die hier ihre Heimat haben bedeutet das auch die Verantwortung, unseren Kindern diese Heimat unversehrt zu hinterlassen.

Damit auch sie später ihre eigenen Geschichten erzählen können.

Frank Rasp



Der Watzmann, eine zu Stein gewordene grausame Königsfamilie, so die Sage. Auf Bergsteiger übt der formschöne Gebirgszug, hier vom Grünstein aus gesehen, seit jeher eine große Anziehungskraft aus.


Der Watzmann ist in den Wolken verdeckt, nur der Gipfel der Watzmannfrau ist in diesem Blick vom Jenner-Gipfel aus zu sehen.


Das Eisbachtal zieht sich vom Fuß der gewaltigen Watzmann-Ostwand (Bildmitte) bis zur Halbinsel St. Bartholomä im Königssee.


Vom Gipfel des Großen Hundstods im Steinernen Meer schweift der Blick hinüber zur Südseite des Watzmanns und ins Wimbachtal (links im Bild).


Winterzauber am Aussichtspunkt Malerwinkel: Erst nach vielen eisigen Tagen bildet sich zaghaft eine dünne Eisdecke über dem Königssee, der nur selten ganz zufriert.

Abenteuer Watzmann

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