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Salzbergbau und Holzhandwerk

Von Fürsten, Säumern und Schnitzern

Der Watzmann thront über Berchtesgaden, weithin sichtbar prägt er das Bild des Ortes im südöstlichen Zipfel Deutschlands. Ein rauer, hochalpiner, schwer zugänglicher Ort. Erst im 12. Jahrhundert, mit Gründung des Augustiner-Chorherrenstifts, gelang es, das unwegsame Gelände rund um Watzmann und Königssee zu besiedeln.

Bis zur Säkularisierung 1803 war Berchtesgaden eine Fürstpropstei. Es gehörte weder zu Bayern noch zu Salzburg – sehr zum Leidwesen des mächtigen Nachbarn, der stets ein gieriges Auge auf die reichen Salzvorkommen hatte. Zumal die Region Berchtesgaden in drei Himmelsrichtungen an das Salzburger Land grenzt.

Bis zum 16. Jahrhundert geriet es immer wieder in Konflikt mit dem Hochstift Salzburg. In dieser Zeit entstanden Wehranlagen, sie sollten das Chorherrenstift vor dem Zugriff der Salzburger Fürstbischöfe schützen. Gleichzeitig wurde der Rückhalt der Bayern stärker, bis schließlich wittelsbachische Prinzen als Fürstpröpste in Berchtesgaden regierten. Allerdings hielten sie sich nur gelegentlich und dann vor allem zur Jagd im Berchtesgadener Land auf. 1802 ging die Fürstpropstei dann doch an das Fürstentum Salzburg, 1805 kam das Berchtesgadener Land zum Kaisertum Österreich, und seit 1810 gehört es endgültig zu Bayern.

Wie viele andere Stifte und Klöster dienten die Konventgebäude in Berchtesgaden zunächst als Kaserne. 1818 gelangte der Komplex in den Besitz des Hauses Wittelsbach, dem es bis heute gehört. Die Propstei wurde fortan Sommerresidenz der bayerischen Königsfamilie. Seit 1988 sind Teile des Schlosses und die Stiftspfarrkirche St. Andreas als Museum zugänglich.


Unwirklich und unwegsam: Felswände, dunkle Wälder, umherziehende Nebelschwaden.

DAS »WEISSE GOLD«

Durch die Salzgewinnung ging es den Bergwäldern rund um Berchtesgaden im Mittelalter an den Kragen, denn für das Sieden des Salzes wurden Unmengen Brennholz benötigt, um die Sudpfannen einzuheizen. Die schweren Baumstämme beförderte man über den Wasserweg aus dem unwegsamen Gelände. Holztrift nennt man das. Für die Knechte war es eine beschwerliche und sehr gefährliche Arbeit. Immer wieder verkeilten sich Bäume, insbesondere an den engen Stellen. »Fuchs« hieß so ein zusammengeschobener Holzhaufen, der von den Knechten entwirrt werden musste. Oft standen die Männer dabei bis zum Bauch im eisigen Wasser oder gerieten gar unter die Stämme. So manch einer verlor bei dieser Arbeit sein Leben.


Bunte Herbstwälder, goldenes Licht und erster Schnee am Watzmannmassiv.

Auch am Königssee zu Füßen des Watzmanns wurde Holz getriftet, sogar gut 370 Jahre lang bis ins Jahr 1970. Die intensive Holzrodung hatte Auswirkungen auf die Struktur der Wälder, die bis heute sichtbar sind. Denn Kahlschlagflächen wurden damals mit Nadelbäumen wie Fichte und Lärche aufgeforstet, da diese schnell wachsen und sich leichter triften lassen. Tanne, Buche und andere Laubbaumarten gingen zurück, auch lange nachdem kein Sudholz mehr benötigt wurde. Naturnahe Mischwälder sind deshalb eines der wichtigen Ziele des 1978 gegründeten Nationalparks Berchtesgaden.

Das Salz, das so wertvoll war, dass man es mit Gold aufwog, wurde von Berchtesgaden übers Gebirge gebracht, von einfachen Händlern, den Salzsäumern. Meist gab es keine breiten Wege, geschweige denn Straßen, und so musste die wertvolle Fracht mühevoll auf Packtiere gebunden und über Berg und Tal getragen werden. Später setzte man auch kleine Fuhrwerke ein. Ein wichtiger Handelsweg führte über den Hirschbichlpass in Ramsau und weiter in den österreichischen Pinzgau und nach Italien. Was nicht ungefährlich war: Muren und Steinschlag machten die Strecke im Sommer zum Abenteuer, und im Winter waren es die Lawinen, die Mensch und Tier bedrohten.

Wenn das Salz auch die ehemalige Fürstpropstei Berchtesgaden unabhängig und sogar reich machte, die bäuerliche Bevölkerung im Berchtesgadener Talkessel blieb arm. Die steilen Berghänge waren mühevoll zu bewirtschaften. Zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben. Die Flächen im Tal reichten für die Viehhaltung nicht aus, deswegen trieb man die Tiere im Sommer auf die Almen. Die Bergbauernhöfe waren Lehen, Land und Äcker gehörten meist der Kirche. Im Berchtesgadener Tal liehen sich die Bauern Grund von den Stifts- und Fürstpröpsten. Im Gegenzug verpflichteten sie sich zu Dienst und Gehorsam – und gaben einen Großteil ihrer Ernte ab. Während die Lehen im Lauf der Zeit von den Bauern als Eigentum erworben wurden, sind die Almflächen bis heute staatliches Eigentum.

DIE BERCHTESGADENER WAR

Vor allem im Winter, der arbeits- und brotlosen Zeit, waren die Bauern auf zusätzlichen Erwerb angewiesen. Das reichlich vorhandene Holz bot sich als billiges Arbeitsmaterial an, und die Berchtesgadener stießen eher zufällig auf eine Marktlücke: Aus der Gelegenheitsproduktion der »Berchtesgadener War« wurde ein florierendes Gewerbe mit mehreren Handwerkszweigen. Die Bauern fertigten bunt bemalte Spanschachteln, Grobschnitzereien, Flöten, Heiligen- und Krippenfiguren, Löffel, Geschirr und Truhen und einfaches hölzernes Spielzeug. Diese Figuren zieren bis heute jeden typischen Berchtesgadener Christbaum. Am bekanntesten ist das »Arschpfeifenrösserl«, ein Reiter auf einem Pferd, bei dem der Schweif eine Pfeife ist.

Die Herstellung der Berchtesgadener War war streng in Zünften geregelt. Das Recht wurde vom Vater auf den Sohn übertragen oder auf einen Gesellen oder durch Heirat einer Meisterwitwe oder Meistertochter. 1695 zählte allein die Zunft der Schachtelmacher 150 Meister, 62 Gesellen und 17 Lehrlinge. Bald jeder vierte Einwohner der Fürstpropstei übte irgendein Holzhandwerk aus.


Aussichtspunkt Jennergipfel: ein beeindruckender Blick auf den Watzmann, den Königssee und St. Bartholomä.

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