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Kapitel 3

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Annabel

Meine innere Unruhe verschwand schnell. Noch nie hatte ich etwas so Befreiendes gespürt, wie hinten auf Johnnys Bike. Alle Ängste vorm Motorradfahren verflogen. Mit dem Wind in den Haaren, und durch meine Kleidung, schloss ich die Augen und schmiegte mich enger an Johnny.

Ich genoss die Freiheit der offenen Straße. Ich versagte mir die Sorgen, was meine Eltern wohl davon halten würden, dass ich bei einem primitiven Fremden war, oder wie entsetzt sie über mein leichtfertiges Benehmen wären. Innerlich kicherte ich über Prestons Gesicht, wenn er herausfand, dass ich ihn sitzen gelassen hatte. Würde ihm überhaupt auffallen, wie rücksichtslos er gewesen war? Ich fragte mich, ob er mir die lahme Ausrede abkaufen würde, dass ich mich von einem Freund hatte nach Hause bringen lassen.

Als das Bike langsamer wurde, hob ich den Kopf von Johnnys Rücken. Ich runzelte die Stirn, als er auf den Parkplatz eines heruntergekommenen Motels fuhr. Ich hatte ihm den Weg zu meinem Apartment beschrieben und hatte keine Ahnung, was er in dieser Gegend hier wollte.

Johnny fuhr an den Randstein, stellte den Motor ab und stellte das Bike auf den Seitenständer.

Ich zog den Helm ab. „Was wollen wir hier?“

Johnny sah mich über die Schulter an. „Ich dachte, wie gehen rein und lernen uns ein bisschen besser kennen.“

Sofort zog sich mein Magen ängstlich zusammen. Die Realität und Konsequenz meiner Entscheidung brachen über mir zusammen. Zwar fühlte ich mich von Johnny extrem angezogen, aber ich war auf keinen Fall bereit, mit ihm zu schlafen. Ich hätte wissen sollen, dass er für die Tour mehr verlangen würde. „Das ist echt keine gute Idee.“

„Warum nicht?“, fragte er erstaunt.

„Weil ich dich kaum kenne.“

„Dann gib mir die Gelegenheit, dich kennenzulernen.“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, du verstehst nicht. Ich gehe nicht gleich beim ersten Kennenlernen mit dem Kerl ins Bett.“

Mit einem sehr verführerischen Lächeln antwortete Johnny: „Vielleicht kann ich deine Meinung ändern.“

Ich schluckte die aufsteigende Angst hinunter und zwang mich, nicht in Panik zu geraten. „Hör zu, es tut mir leid, wenn ich dir falsche Hoffnungen gemacht habe, aber du solltest mich nur nach Hause fahren.“ Ich blickte über den einsamen Parkplatz und wünschte mir verzweifelt Menschen herbei. „Ich wäre dir also sehr dankbar, wenn du mich jetzt nach Hause bringen würdest.“

Johnnys dunkle Augen verengten sich. „Das kann ich leider nicht machen, Darling.“

„W-warum nicht?“ Ein Schauder lief mir den Rücken hinunter.

In diesem Moment öffnete sich die Tür zu dem Zimmer, vor dem wir standen. Drei muskulöse Männer erschienen. Alle trugen dieselben Kutten wie Johnny.

„Was hast du heute aufgerissen?“, fragte der eine mit taillenlangem dunklem Haar.

Ich sah zu Johnny. „Was geht hier vor?“ Im Hinterkopf hatte ich mir die furchtbare Antwort schon zusammengereimt. Ich musste weg von hier, an mein Handy gelangen und die Polizei anrufen.

„Sorry, Darling, aber an dir werde ich eine Menge Geld verdienen.“

Ich stieg vom Bike und rannte, so schnell ich konnte, von Johnny und seinen Kumpanen fort. Obwohl ich mit den hohen Absätzen schlecht rennen konnte, spornte meine Angst mich an. Fast war ich bereits am Büro des Motels, als mich starke Arme um die Taille packten. Ich wurde an Johnny gedrückt und sein Atem brannte an meinem Ohr.

„Denk gar nicht erst ans Wegrennen, Bitch!“

Ich öffnete den Mund zum Schreien, doch eine Nadel stach in meinen Hals und brachte mich zum Schweigen. Mein Kampfgeist trat gegen die Droge in meinem Blut an. Meine Lider wurden schwer, meine Füße hoben ab und ich begann zu schweben.

Mein Körper fühlte sich wie eine Boje an, die auf den Wellen schaukelte. Eben war ich noch draußen und sah zum Sternenhimmel auf und im nächsten Moment in einem Hotelzimmer. Ich wurde auf etwas Hartes gelegt. Meine Lider flatterten, aber egal, wie angestrengt ich es versuchte, ich konnte nicht wach bleiben.

Ich hörte eine Unterhaltung. Es fühlte sich an, wie im Koma zu liegen. Man hört alles, kann sich aber nicht bewegen.

„Das habe ich heute gut gemacht, oder, Jungs?“, fragte Johnny.

Allein der Klang seiner Stimme gruselte mich jetzt. Sämtliche Anziehung, die ich für ihn gefühlt hatte, war verschwunden. Stattdessen verabscheute ich ihn für das Monster, das er war. Ein wahrer Wolf im Schafspelz.

Eine Hand griff nach meinem Kiefer und drehte ihn grob hin und her. „Sie ist etwas älter als die normale Auswahl“, sagte ein anderer Kerl.

Johnny knurrte. „Tja, sie war nun mal im Pacey’s, wie alle anderen Mädchen. Ich nehme mir nicht die verfickte Zeit, zu fragen, ob sie achtzehn sind. Ich wähle sie nach dem Aussehen und der Persönlichkeit aus, und sie sieht besser aus als alle, die ich in den letzten Monaten gefunden habe.“

Ein grausames Lachen ertönte links von mir. „Da hast du recht. Mendoza wird einer abgehen, wenn er sie sieht. Genau sein Typ. Wird sie bestimmt für sich behalten.“

„Dann schlage ich vor, wir holen uns unseren Anteil, solange wir noch die Chance dazu haben“, hörte ich Johnny sagen.

In diesem Moment verließ ich meinen Körper.

Selbstschutz?

Es war, wie auf Schienen zu stehen und den entgegenkommenden Zug anzustarren. Ich steckte mit einem Fuß fest und versuchte mit dem anderen, mich zu befreien, konnte jedoch nichts weiter tun, als meinem Untergang entgegenzusehen.

Grobe Hände überall auf mir. Sie zogen mir die Kleidung aus, begrapschten mich an den intimsten Stellen, was Tränen der Erniedrigung in meine Augen trieb. Unglaubliche Schmerzen verdrängten schnell die Scham, als sie mich vergewaltigten. Es schien kein Ende zu nehmen, ich war in einem fremden alternativen Universum der Entwürdigung und Gewalt gefangen.

Und dort, in einem schäbigen Hotelzimmer, wurde ich immer wieder von fremden Männern vergewaltigt, und die alte Annabel starb in einem Albtraum, den sie sich nie hätte vorstellen können. Ihre gebrochene Seele schwebte davon, allein und hilflos, während ihr geschundener Körper in eine schreckliche Welt gezwungen wurde.

Redemption Road: Vergebung

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