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Kapitel 4

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Rev

Der Van schüttelte und rüttelte uns durch, als wir über das unebene Gelände ins Niemandsland fuhren. Ich sah aus dem Fenster in die mondlose Nacht und die dunkle Isolation von der Zivilisation.

Es schien unwirklich, dass ich noch vor weniger als achtundvierzig Stunden im Rising Phoenix am Tisch gesessen und mir den Plan der El Paso Raiders angehört hatte. Obwohl ich erst skeptisch gewesen war, dass sie die Ressourcen hatten, es mit einem Kartelllieutenant aufzunehmen, hatten sie mich schnell überzeugt. Ich glaubte jetzt an diese Mission und war sicher, dass Breakneck bald mit seiner Tochter wiedervereint sein würde.

Ich warf einen Blick über die Schulter in die dritte Reihe, wo Breakneck neben Bishop saß. Er war gestern eingeflogen, um an der Rettungsmission teilzunehmen. Zunächst hatte Ghost ihn nicht dabeihaben wollen.

„Er ist emotional zu sehr involviert. Er wird es versauen.“

Doch Breakneck war ihm gegenübergetreten und hatte sein Veto eingelegt, im Club zu bleiben. Schließlich wussten wir nicht, in welcher körperlichen Verfassung Sarah war, also machte es Sinn, den Arzt dabeizuhaben.

Wir konnten nicht einfach halbherzig das Kartell stürmen. Es hatte einen ganzen Tag weiterer Planung gedauert, bis wir bereit waren. Glücklicherweise hatten die El Paso Raiders bereits alle Hebel in Bewegung gesetzt, als Bishop und ich noch unterwegs zu ihnen gewesen waren. Sie hatten eine Menge Verbündete, die uns mit Informationen versorgten. Ihr Besprechungszimmer wirkte mehr wie ein Kriegsstrategieraum im Pentagon, als wir über Landkarten hingen, Fotos der Gegend studierten und Ausdrucke von Google Earth. Wir lernten daraus, dass Mendoza einen relativ kleinen Handel aufzog. Nie hatte er mehr als fünf oder sechs Mädchen im Lager. Deswegen hatte er weniger als zehn Mann auf dem Gelände stationiert. Mit unserer Gruppe aus neun Leuten war das Verhältnis recht ausgeglichen.

Der Standort von Mendozas Sklavencamp lag ungefähr fünfzig Meilen von jeglicher Zivilisation entfernt.

Die Schotterstraße, auf der wir uns befanden, schien sich ewig in die endlose Wüste zu erstrecken. Direkt hinter uns folgten uns noch zwei identische, schwarz verkleidete Vans. In dem einen waren die restlichen Teammitglieder und in dem anderen genug Sprengstoff, um das verkabelte Stahltor von Mendozas Camp in die Luft zu jagen.

„Fuck! Ich würde mir am liebsten die Haut runterkratzen. Ich glaube, ich bin allergisch gegen diese scheiß Tarnfarbe!“, maulte Bishop in die Stille im Wagen hinein.

Zur besseren Tarnung in der Nacht hatten wir uns schwarze Schuhcreme ins Gesicht, auf den Hals und auf die Arme geschmiert.

Trotz der angespannten Stimmung lachte ich. „Himmel noch mal, du benimmst dich genau wie damals, als du die Windpocken hattest. Unsere Eltern konnten drei Tage nicht schlafen, weil sie aufpassen mussten, dass du dich nicht zu Tode kratzt.“

„Mir doch egal“, knurrte Bishop.

Als der Van langsamer wurde, setzte ich mich aufrechter hin.

Chulo drehte sich auf dem Beifahrersitz um und sah zu uns nach hinten. „So, Jungs, hier steigen wir aus und lassen die Vans stehen. Die letzte halbe Meile gehen wir zu Fuß. Wenn das Tor in die Luft geflogen ist, kommen uns die Vans abholen.“

Ich nickte und öffnete die Tür. Ich sprang auf den weichen Wüstenboden. Breakneck folgte mir und danach Bishop. Dann kamen Ranger und Nero, zwei der El Paso Raiders, die wegen ihrer Fähigkeiten ausgesucht worden waren.

Mit seinen zwei Metern Größe und 136 Kilo Lebendgewicht hatte Ranger seinen Namen bei der Army bekommen. Nach zwei Einsätzen in Afghanistan als Army Ranger war er zu seinen MC-Brüdern zurückgekehrt und hatte sein traumatisches Erlebnis geheilt, indem er jeden erledigte, der den Raiders in die Quere gekommen war.

Nero, ein rauflustiger Italiener aus Jersey, war als Sprengstoffexperte dabei. Mit seinen dicken Brillengläsern sah er eher wie ein Technik-Nerd und nicht wie ein knallharter Biker aus. Doch all meine Zweifel an ihm waren verschwunden, als er uns einen Test mit einer selbst gebauten Bombe gezeigt hatte. Da war mir klar geworden, dass er ein wichtiger Teil der Mission war.

„Er bleibt bei den Autos“, sagte Chulo und deutete auf Breakneck.

Sogar im Dunkeln konnte ich Breakneck die Fäuste ballen sehen. „Ich gehe da rein und hole meine Tochter.“

„Du bist ihr keine Hilfe, wenn du dich erschießen lässt“, wandte Chulo ein.

Ich legte eine Hand auf Breaknecks Schulter. „Es ist besser, wenn du hierbleibst. Wenn das hier schiefgeht, werden wir alle dich in einem Stück brauchen, nicht nur Sarah.“

„Fuck“, fluchte Breakneck leise. Nach ein paar angespannten Sekunden nickte er und kletterte in den Van zurück.

Wir checkten unsere Waffen und waren bereit.

„Los geht’s“, befahl Chulo.

Als ich über das raue Wüstengelände rannte, musste ich an meinen einzigen Einsatz in Afghanistan denken. Direkt nach der Highschool hatte ich mich für zwei Jahre bei der Army verpflichtet. Es war die kürzeste Zeit, die man wählen konnte, was mich aus der Stadt brachte, aber immer noch nicht sehr lange von den Raiders fort. Es ging mir weniger um Patriotismus oder darum, dass ich unbedingt zum Mann werden wollte, sondern ich brauchte das Geld zum Studieren. Doch dann endete alles damit, dass ich nach zwei Jahren am technischen College aufhörte und Preacher Man mich dazu brachte, mehr Verantwortung im Club zu übernehmen.

Was ein Kriegstrauma anging, so hatte mich der Lebensstil im Club bereits auf den Horror des Krieges vorbereitet. Das bedeutete zwar nicht, dass ich nicht gelegentlich Albträume hatte, aus denen ich schreiend und schweißgebadet aufwachte. Am Ende waren die Albträume jedoch nur ein Teil von dem, was sich in mir auftürmte. Ich war sicher, dass jeder Seelenklempner, der je in meinen Kopf sehen würde, schreiend davonlaufen würde.

Direkt vor uns erschien eine Reihe von dicht wachsenden Büschen, vielleicht sechshundert Meter vom Tor entfernt. Nachdem wir sie auf der Karte gesehen hatten, hatte Chulo beschlossen, dass hier unser Treffpunkt sein sollte. Als wir alle dort angekommen waren, funkte Chulo dem Waffenwagen. Ich packte mein Sturmgewehr fester und versuchte, mein rasendes Herz zu beruhigen. Das Adrenalin sorgte dafür, dass es Überstunden pumpte. Im Moment gab es nichts weiter zu tun, als auf den Van und die Explosion zu warten.

Als der Transporter ins Sichtfeld kam, sog ich scharf die Luft ein. Er erreichte das Gebüsch, die Tür ging auf und einer der El Paso Raiders sprang heraus. Das Gaspedal war festgeklemmt, sodass der Van weiterfuhr. Kurz vor dem Tor gingen Schüsse los und durchsiebten die Motorhaube. Doch es war sinnlos. Der Transporter krachte gegen das Gitter und explodierte in einem orangeroten Feuerball, der einen Teil des Tors fortriss.

„Jetzt!“, brüllte Chulo.

Ich sprang hinter dem Gebüsch hervor und klemmte mich hinter Ranger. Mit gezogener Waffe trat er ein Stück Tor zur Seite, das nur noch an einem Scharnier baumelte. Er winkte uns, ihm zu folgen. Als ich Mendozas Hof betrat, kam ich mir vor wie in die Army zurückversetzt. Alles wurde mit militärischer Präzision ausgeführt.

Kugeln regneten auf uns herab. Gebückt erwiderten wir das feindliche Feuer, bis wir die zwei Ziele ausgeschaltet hatten. Dann war nur noch die Alarmsirene auf dem Gelände zu hören.

„Geht weiter. Ich gebe euch Deckung“, sagte Ranger.

„Rev, du, Nero und Snake gehen ins Haus“, ordnete Chulo an.

„Okay.“

„Wir übernehmen den hinteren Bunker“, sagte Chulo und nickte Bishop und noch zwei anderen zu.

Mit Nero und Snake eilte ich über den Hof. Als wir die Veranda erreicht hatten, gingen hinter uns Schüsse los. Ich blickte über die Schulter und sah, wie Ranger drei Männer ausschaltete, die auf ihn zurannten. Ich hatte keine Ahnung, wie der Kerl es schaffte, nicht getroffen zu werden.

Mit brutaler Gewalt trat Snake die Haustür ein, während Nero und ich ihn deckten. Als wir auf keine Gegenwehr trafen, betraten wir das Foyer. Der Marmorboden, die Kristallleuchter und die teuren Kunstwerke bewiesen, was man mit Drogengeld alles kaufen konnte. Mendoza genoss offensichtlich die schönen Dinge des Lebens.

Nero räusperte sich. „Okay, ich übernehme den vorderen Teil. Rev den Flur und die Schlafzimmer und Snake die Mitte.“

„Klingt gut“, antwortete ich.

Ich schlich aus dem Foyer und am Wohnzimmer vorbei. Als ich im Flur um eine Ecke bog, empfing mich eine Salve Schüsse. Ich wich in ein offenes Schlafzimmer aus. In der Dunkelheit zog ich ein Messer aus meinem Gürtel. An die Wand gepresst hörte ich Schritte im Flur. Der Kerl mit der Knarre betrat das Zimmer und ich rammte ihm das Messer in die Brust. Der Schlag machte ihn kurz bewegungsunfähig. Ich packte ihn an den Schultern, drückte ihn an die Wand und entwaffnete ihn.

„Wo ist die Amerikanerin?“

„Fick. Dich.“

Ich drückte ihm das Messer an die Kehle. „Die gringa mit den roten Haaren. Wo ist sie?“

Als er den Kopf standhaft schüttelte, erreichte die Wut, die in mir brannte, einen kritischen Punkt. Den, an dem ich die Sinnlosigkeit erkannte. Da der Kerl mir so nichts nutzte, rammte ich ihm das Messer in den Hals. Nachdem seine Arterie durchgeschnitten war, ließ ich ihn auf den Boden sinken.

Er spuckte und zuckte und blutete den weißen Marmor voll. Angewidert sah ich auf ihn hinab und neue Wut kochte in mir hoch. Obwohl ich mich zügeln sollte, trat ich ihm immer wieder in den Bauch und den Schritt.

Als er sich nicht mehr rührte, zog ich das Messer aus seinem Hals. Da eine weitere Waffe immer praktisch war, schulterte ich sein Gewehr.

Das Zimmer hatte leer gewirkt, als ich zuerst hineingesehen hatte. Doch jetzt hörte ich ein anderes Stöhnen. Mit dem Finger am Abzug ging ich weiter über den Marmorboden. Als ich neben dem Bett stand, sah ich eine Blutlache auf dem Boden und eine Frau darin.

„Heilige Mutter Gottes“, murmelte ich beim Anblick der zusammengerollten Frau vor mir. Ich ließ die Waffen sinken und kniete mich auf den Marmor. Die Frau trug nur ein weißes Männeroberhemd. Außer dem Blut war ihr Körper voller schwarzer und blauer Hämatome. Jemand hatte sie gründlich zugerichtet. Offensichtlich hatte man sie hier zum Sterben liegen lassen.

Ich hielt inne, als ich ihr das rotbraune Haar aus dem Gesicht gestrichen hatte. Sarah hatte diese Haarfarbe. Hatte ich sie etwa zufällig gefunden? Konnte es wirklich so einfach sein?

„Sarah?“, fragte ich sie. „Sarah?“, wiederholte ich ungeduldiger. Ihre geschwollenen Augenlider flackerten. „Bist du Sarah Edgeway?“

„Annabel“, wisperte sie.

Es fühlte sich wie ein Tritt in die Eier an, dass es nicht Sarah war. Trotzdem war mir sofort klar, dass ich sie retten musste. Ich zog sie näher, schob einen Arm unter ihren Rücken und den anderen unter ihre Kniekehlen. Als ich aufstand, schrie sie vor Schmerzen auf.

„Es tut mir leid, aber ich werde dir helfen. Versprochen.“

Überraschenderweise öffnete sie die Augen und sah mich an. „J-Jesus?“, krächzte sie.

Nach einem kurzen Moment wurde mir klar, dass ich mit dem ungekämmten Haar und dem Bart wie eine religiöse Figur aussehen musste. Bei dem hoffnungsvollen Blick aus ihren blutunterlaufenen Augen fühlte es sich schrecklich an, sie enttäuschen zu müssen. „Nein, ich bin Rev“, sagte ich lahm.

Das schien sie nicht trösten zu können. Sie verzog das Gesicht „Schmerzt.“

„Ich weiß. Halte durch. Ich bringe dich hier raus.“

An der Tür spähte ich nach links und rechts. Die Bahn schien frei zu sein, also marschierte ich los. Mit dem Mädchen auf den Armen war es etwas schwieriger, sich den Weg durch das Zimmerlabyrinth zu bahnen.

Als ich endlich aus der Haustür trat, traf mich der stechende Schmerz einer Kugel in die Wade. „Scheiße“, stöhnte ich und wirbelte herum. Als ich erkannte, dass es keiner unserer Jungs war, der mich aus Versehen getroffen hatte, begann ich, zu feuern. Ich erwischte den Kerl an der Schulter und er fiel zu Boden.

Ich stieß die Haustür weit auf und wartete auf mehr Schüsse. Als alles ruhig blieb, trat ich auf die Veranda. Ich spähte in die Nacht und erkannte einen der Vans am Tor. So schnell ich konnte, eilte ich dort hin, wobei ich mein linkes Bein etwas langsamer hinterherzog. Auf halbem Weg über den Hof geschah eine weitere Explosion auf dem Gelände und warf mich zu Boden.

Die nächsten paar Sekunden tickten langsam dahin, als ob die Welt in den Zeitlupenmodus gegangen wäre. Der Knall hatte mein Gehör betäubt und ich hatte das Gefühl, Watte in den Ohren zu haben.

Langsam, aber sicher hörte ich einen Chor aus entsetzlichen Schreien und jeder Menge brüllenden Stimmen.

„Komm schon, Rev“, sagte jemand neben mir.

Ich sah auf und erkannte Chulo. Er packte mir unter den Arm und half mir auf. Dann hob ich das Mädchen hoch.

„Fuck, Mann, du bist getroffen.“

„Nicht schlimm. Ihr geht es schlechter.“

„Sicher, dass du sie tragen kannst?“

Ich nickte. „Aber gib mir Deckung, damit ich mir nicht noch eine einfange.“

„Na klar.“

Annabel mit dem verletzten Bein zu tragen, schien ewig zu dauern, bis ich durch das Tor war. Als ich den Van erreicht hatte, rannte Breakneck auf mich zu.

„Du hast sie gefunden?“ Sein Gesicht erhellte sich.

In meiner Brust zog sich etwas zusammen. Wie konnte ich ihn jetzt seiner Hoffnungen berauben?

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, Mann, das ist nicht Sarah. Ich habe sie in Mendozas Privatquartier gefunden. Er hat sie halb tot geschlagen.“

Breaknecks Mundwinkel sanken. „Es ist nicht meine Sarah?“

„Es tut mir leid. Aber vielleicht hat einer der anderen sie gefunden.“

Rufe und Schüsse zogen unsere Aufmerksamkeit auf das, was hinter dem Tor geschah. Unser Team kam um das Haus herum. Einige rannten, einige konnten kaum humpeln. Alle waren von Ruß und Asche bedeckt.

„Was zur Hölle ist passiert?“, wollte ich wissen.

„Der Bunker mit den Mädchen …“ Bishop schüttelte den Kopf. „Er war mit Sprengstoff gesichert. Als wir durch das Alarmsystem waren, hat jemand alles in die Luft gejagt.“

Ich schloss die Augen.

Das war so eine feige Art der Verteidigung. Wenn du erwischt wirst, zerstöre die Beweise deines Verbrechens. In diesem Fall opferte Mendoza das Leben der jungen Frauen völlig grundlos.

Ich öffnete die Augen und sah, wie Breakneck auf die Flammen in der Nacht starrte. Es war eine Qual, zuzusehen, wie die Erkenntnis über ihn kam. Ein unmenschlicher Schrei entkam ihm und er sank auf die Knie. So weit zu kommen, nur um Sarah am Ende doch noch zu verlieren, war einfach nur brutal.

„Okay, Männer, nichts wie weg hier, bevor deren Verstärkung da ist“, befahl Chulo.

Mit schmerzvollem Blick wirbelte Breakneck herum. „Nein! Wir können noch nicht weg. Sarah ist da drin!“

Bishop legte eine Hand auf seinen Rücken. „Es tut mir so leid, Mann, aber sie ist nicht mehr da.“

„Das kannst du nicht wissen. Wir wissen es erst, wenn wir sie gefunden haben.“

Chulo stöhnte genervt. „Hör zu, Mann. Vergiss die Idee, da reinzugehen und nach ihrer Leiche zu suchen, denn da ist nichts mehr übrig. Die haben so viel Sprengstoff benutzt, dass nicht mal die Polizei noch menschliche Spuren finden wird. Hast du das kapiert?“

Obwohl das Begreifen kurz über sein Gesicht huschte, antwortete Breakneck nicht. Er starrte nur erneut auf die Flammen.

Ich warf einen Blick auf die Frau in meinen Armen. „Chulo, wir müssen sie in ein Krankenhaus bringen.“

„Und dich auch“, antwortete er.

„Wurdest du getroffen?“, fragte Bishop.

„Ach, es ist nichts, kaum der Rede wert.“

„Aber dieses Nichts scheint ganz schön zu bluten“, klugscheißte Nero.

„Egal.“ Ich trug das Mädchen zum Van, um sie darin unterzubringen. Als ich sie auf den Sitz legte, fiel mir das frische Blut an ihren Schenkeln auf. „Himmel“, murmelte ich. Ich wirbelte herum und griff nach Breaknecks Arm. „Vergiss mich. Sie hat Blutungen oder so.“

Breakneck warf einen kurzen Blick auf Annabel und wandte sich dann wieder dem Feuer zu. „I… ich kann nicht …“

Ich packte ihn an den Schultern und presste ihn hart gegen den Van. „Hör mir zu. Es tut mir leid, dass wir Sarah nicht rechtzeitig gefunden haben. Und dass du sie verloren hast. Aber du kannst jetzt nicht einfach dichtmachen. Ein anderes Mädchen braucht deine Hilfe.“

Breakneck stieß mich von sich. „Fick dich!“

„Leute, wir müssen los. Sofort“, sagte Chulo.

Der zweite Van startete den Motor. Ich schüttelte den Kopf und sah Breakneck an. „Und was ist mit deinem hippokratischen Eid?“

Er starrte mich finster an. „Mein kleines Mädchen ist gerade umgebracht worden, du Arschloch. Alle anderen interessieren mich einen Dreck. Von mir aus kannst du auch verbluten.“

„Und du glaubst also, dass Sarah das so wollte? Du glaubst, sie wäre stolz auf ihren Vater, dass er sich weigert, jemanden zu behandeln? Ein Mädchen, das durch dieselbe Hölle gegangen ist wie sie?“

Breakneck sah mich nicht an. Er starrte auf etwas an der Hand des Mädchens. Er schob sich an mir vorbei, um zu ihr zu gelangen. Er nahm ihre Hand und betrachtete sie näher.

„Das hat Sarah gehört.“

Überrascht hob ich die Brauen. „Vielleicht waren die beiden befreundet.“

Sanft legte Breakneck die Hand zurück auf die Brust des Mädchens. Er atmete gequält durch. Dann sah er über die Schulter Chulo an.

„Wir müssen zum nächstgelegenen Krankenhaus. Bei der Blutung und vielleicht noch inneren Verletzungen bleibt ihr vielleicht noch eine Stunde. Ich muss versuchen, ihre Blutungen zu stoppen.“

Chulo sah zu mir. „Das Krankenhaus ist dreißig Meilen von hier. Es ist recht primitiv und ganz sicher keine moderne Unfallklinik.“

„Es wird ausreichen“, antwortete Breakneck.

„Positiv daran ist, dass das Personal dort bestechlich ist, was wir dringend brauchen werden“, sagte Chulo.

„Okay. Dann los“, antwortete ich.

Als wir den Van starteten, warf ich noch einen Blick auf Breakneck. Er war total angespannt, und der herzerweichende Kummer stand ihm ins Gesicht geschrieben. Sein Kind war tot. Ermordet. Es war sehr wahrscheinlich, dass ihn die Endgültigkeit von Sarahs Tod zu einem gebrochenen Mann machte. Doch damit unsere Mission nicht völlig sinnlos war, musste Annabel überleben.

Ich nickte ihm zu und versuchte, ihm mein unausgesprochenes Beileid und meinen Dank zu übermitteln.

Er schüttelte den Kopf. „Danke mir noch nicht. Sie hat noch viel vor sich, um das zu überleben.“

Obwohl Zweifel in seiner Stimme lagen, hörte ich einen Hauch fester Entschlossenheit heraus.

Redemption Road: Vergebung

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