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Prolog


Was ist denn an meiner Lebensgeschichte so spannend, dass ich darüber ein ganzes Buch schreiben könnte? Geboren wurde ich in München, meine Kinder- und Jugendjahre verbrachte ich in einer modernen Reihenhaussiedlung in einem idyllischen Münchner Vorort. Heute lebe ich auf Hallig Hooge in einer denkmalgeschützten, über dreihundert Jahre alten Reetdachkate.

Ja und? Andere wurden in Berlin-Mitte geboren und leben heute in Prien am Chiemsee und schreiben darüber auch kein Buch. Okay, es war ein großer Schritt, als ich mit gerade 25 Jahren der Millionenstadt München den Rücken kehrte und auf die knapp sechs Quadratkilometer große Hallig zog. Manch einer sagte: »Noch so jung und dann allein auf ein Eiland mit gerade mal hundert Einwohnern?« Oder hinter vorgehaltener Hand: »Mit 25, im besten Alter, von München weg? Die tickt wohl nicht ganz richtig.« So oder so, die meisten hielten mich für verrückt.

Hallig Hooge habe ich in den Sommerurlauben mit meiner Familie kennengelernt. Bei meinem ersten Besuch war ich sechs oder sieben. Wie alle kleinen Mädchen fand ich Urlaub auf dem Bauernhof toll. Kälber streicheln und füttern, ausreiten, unzählige Vögel beim Fliegen und Brüten beobachten, beim Angeln dabei sein. Quer auf den Straßen Rollschuh laufen und dabei den Wind in der über den Kopf gehaltenen Jacke als Antrieb nutzen und in der schönsten Sonntagshose auf dem Nachbarhof im Misthaufen versinken – wenngleich Letzteres ungeplant.

Obwohl ich nach dieser spaßigen Zeit in meinen Kindertagen mehrere Jahre nicht mehr auf Hooge war, nahm diese Hallig ihren festen Platz in meinem Herzen und in meinen Träumen ein. Schon als Kind wusste ich: Irgendwann ziehst du da mal hin! Die Gedanken an Hooge brachten immer das Gefühl von Freiheit, Leichtigkeit und Sehnsucht nach unendlicher Weite mit sich.

Viele Jahre später kam ich erneut nach Hooge, denn inzwischen hatten meine Mutter und ihr zweiter Ehemann dort ein Haus gekauft. Wann immer es meine Zeit zuließ, besuchte ich sie und lernte nun die Hallig von einer anderen Seite kennen. München war mein Lebensmittelpunkt, die Hallig blieb mein Sehnsuchtsort. Aber dort leben? Auf einem Eiland ganz oben im Norden, mitten in der Nordsee? Wie es zu dieser Entscheidung kam und wie ich mein Leben hier lebe, davon möchte ich erzählen. Ein Leben, das nicht durch den starren Zeitplan eines durchgetakteten Alltags bestimmt wird, sondern durch den Rhythmus von Ebbe und Flut. Ein Leben, das einen eigenen Herzschlag hat.

Oft werde ich gefragt: »Was macht man eigentlich so auf einer Hallig?« – »Was ist der Unterschied zwischen dem Leben auf einer Hallig und auf dem Festland?« – »Ab wann zählt man dazu und darf sich selbst als Hooger bezeichnen?« Ich werde versuchen, diese und ähnliche Fragen zu beantworten.

Wer allerdings darauf hofft, dass ich in diesem Buch Geheimnisse des Halliglebens ausplaudere oder in die Intim­sphäre anderer eindringe, der sollte erst gar nicht anfangen zu lesen. Hier geht es ausschließlich um meine persönliche Geschichte, den Weg, den ich als 25-Jährige begonnen habe und auf den ich heute als 42-Jährige zurückblicke. Wer dieses Buch liest, wird einen Einblick in mein Leben auf Hooge bekommen und mich eine Zeit lang auf meinem Weg begleiten.

Fühlen Sie sich herzlich eingeladen nach Hallig Hooge, in mein Haus am Landsende.

Barfuß auf dem Sommerdeich

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