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Dass ich am nächsten Morgen mit zwei Mädels im Bett aufwache, wundert mich nicht, erlebe ich das ja nicht zum ersten Mal. Nur die Tatsache, dass ich so gar nicht mehr weiß, wo und wie ich sie aufgegabelt habe, gibt mir zu denken. Hatte ich sie angesprochen oder waren sie von sich aus mitgekommen? Ich kann mich nicht die Bohne erinnern, was ich mit ihnen veranstaltet habe. Oder doch wohl eher sie mit mir?

Ich blinzle zu ihnen hinüber. Sie sehen genauso fertig aus, wie ich mich fühle.

Ich habe einen Filmriss. Einen totalen.

Wie schon so oft in letzter Zeit.

Das Telefon stört. Es klingelt bereits eine ganze Weile. Dadurch bin ich auch erst munter geworden.

Ich habe Kopfschmerzen und verziehe missmutig mein Gesicht.

Ich suche das Zimmer mit einem Blick ab, um zu sehen, wo das nervende Teil steht. Vom Bett aus ist es nicht zu erreichen. Also muss ich aufstehen, um

den Hörer abzunehmen.

Ich stoße mir an der Tischkante das Knie. „Scheiße, verdammt!“

Es klingelt permanent weiter, während ich mir solange mein Knie reibe, bis der Schmerz endlich nachlässt.

Am anderen Ende ist Edward.

Er klingt irgendwie aufgebracht. „He, Jo-Jo, sag mal, wo bleibt ihr denn alle? Seid ihr bald da? Ich warte hier schon `ne halbe Ewigkeit.“

Ich gucke wie `ne Kuh, wenn`s blitzt. Weiß überhaupt nicht, was los ist, warum er anruft und was er mir versucht, zu sagen.

„He, was meinst du denn?“

„Sag nicht, du hast es vergessen?“

„Was denn, Ed? Mach doch endlich mal `ne Ansage!“, entgegne ich ihm jetzt mürrisch.

„Du hast es vergessen!“

Ich höre förmlich seine Enttäuschung.

„… ich glaub das einfach nicht! Wir sollen um zwei Uhr im Studio sein!“

Verschlafen frage ich: „Wieso, wie spät ist es denn?“

Und vernehme nur ein „Mist!“ vom anderen Ende.

„Also, wie spät?“

„Halb zwei.“

„Das wird knapp…“

„Jo-Jo, komm in die Puschen!

Du weißt, dass Tripple M ausflippt, wenn wir wieder zu spät zu den Aufnahmen ins Studio kommen. Er hat uns das letzte Mal eine Geldstrafe angedroht… Und dieses Mal sind wir dran. Ganz sicher. Oder er schmeißt uns gleich raus…“

Ich räuspere mich, weil ich so einen trockenen Hals habe und weil ich die Blicke der beiden Mädels auf mir spüre. Ich brumme nur ein „Hm.“

Doch Edward hält mich immer noch an der Strippe fest: „Sag mal, weißt du eigentlich, wo Dexter ist? Kannst du mal nachsehen, ob er mittlerweile aufgetaucht ist und bring ihn am besten gleich mit!“

Ich vernehme noch ein „Beeil dich einfach, Mann.“, bevor die Leitung tot ist und ich den Hörer auflege.

Mit einem: „Tut mir wirklich leid, Mädels, aber ich muss jetzt arbeiten.“, raffe ich die Klamotten der Mädels zusammen und lasse sie draußen im Gang vor der Tür meines Hotelzimmers fallen. Dann gehe ich zurück und sammle ihre Schuhe ein und mach es mit ihnen genauso.

„Los, raus hier!“

Nicht gerade gentlemanlike, aber das ist mir in diesem Moment völlig egal. Als sie schnallen, dass ich sie loswerden will, kreischen sie auf wie zwei wild gewordene Gänse.

Ich schiebe sie mit den Worten: „Bis zum nächsten Mal...“ vor mir her zur Tür und schließe sie hinter ihnen mit lautem Knall.

Während sie sich draußen anziehen, stehe ich schon unter der Dusche.

Ein Wohlgefühl durchströmt mich. Das warme Wasser, das auf meinen Körper prasselt, ist richtig angenehm und bringt meine Lebensgeister zurück. Ich würde liebend gerne noch unter dem Wasserstrahl zubringen, aber ich habe keine Zeit.

Schnell trockne ich mich ab, ziehe mir frische Klamotten an und besehe mich kurz im Spiegel.

Ich nehme etwas Haargel und verteile es in meinen Haaren und lasse so meine Mähne wieder auferstehen. So, das sah schon besser aus.

Musste ja nicht jeder gleich sehen, dass ich einen Absturz hatte.

Und wenn doch. Was soll`s? Das kam in den aller besten Familien vor.

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Wir haben es fast verkackt. Wir kommen ganze vierzig Minuten zu spät ins Studio.

Eddies Gesicht spricht Bände. Hatte er doch die ganze Zeit über die Witze, Sprüche und Flüche von „Mister Money Maker“, kurz Triple M, wie wir den Studioboss heimlich nennen, aushalten und ihn so lange bei Laune halten müssen, bis wir endlich alle da sind.

Stick und Bubble waren noch vor mir und Dexter eingetroffen.

Ich hatte Dexter fast nicht munter bekommen, so weggetreten war er.

Erst, nachdem ich ihn unter die Dusche gestellt, ihm ausgiebig ins Gewissen geredet und ihm die Konsequenzen unseres Handelns aufgezeigt habe, reißt er sich zusammen. Doch eigentlich spielt er so sowieso am besten.

Den Studioboss können wir durch unsere Leistung zufrieden stellen. Mit zunehmender Zeit wird sein Grinsen immer breiter. Jeder von uns gibt sein absolut Bestes. Und wir sind schneller mit den Aufnahmen fertig, wie geplant.

Wir machen mit unserem Talent und unserer Professionalität den Rückstand an verlorener Zeit wieder wett. Und er spart somit bares Geld.

Außerdem ist uns allen klar, was für uns auf dem Spiel steht.

Ich hasse diese Art von Musik. Ja, sie ist tanzbar und geht ins Ohr, Jeder kann sie mitsingen. Doch sie ist nicht meine. Zu seicht, zu oberflächlich. Nur der Anderen wegen ordne ich mich unter. Doch wenn M&M sich das zehnte Mal hintereinander wieder selbst dafür lobt, welch tolle Nummer er da komponiert hat, und wie die Mädels wieder darauf abfahren würden und dass wir ihm ewig dafür dankbar sein müssen, dass wir seine Songs aufnehmen und performen dürfen und nur durch ihn berühmt und reich werden, weiß ich wirklich nicht, wie lange ich das noch aushalte.

Aufgespürt

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