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ОглавлениеOhrenbetäubender Gitarrensound empfängt mich, als sich die Tür des Lifts in der oberen Etage des „Hyatt“ öffnet. Ich trete heraus und gehe den Hotelgang weiter bis zu der Tür, aus dem der Krach kommt.
Ich verharre kurz und lasse einige Minuten verstreichen. Doch von einer Oktave zur nächsten schwillt der Lärm weiter an.
Die Gitarre schreit, wimmert, heult.
Ich wundere mich, dass sich noch niemand vom Hotelmanagement hat blicken lassen. Denn, obwohl ich weiß, dass sie gutes Geld mit der Vermietung unserer Suiten verdienen, können sie andererseits die anderen gut betuchten Gäste nicht außer Acht lassen und verärgern.
An die Tür zu hämmern, würde nichts bringen. Also drücke ich die Klinke nach unten, und als sie nachgibt, gehe ich einfach rein.
Dexter sitzt auf der Ledercouch und quält die Gitarre.
Er scheint der Welt entrückt und sieht mich nicht wirklich.
Wahrscheinlich denkt er, ich bin ein Geist, denn plötzlich entgleisen seine Gesichtszüge. Sie werden weich.
Er lächelt mich erfreut an und redet wie wirr. Dann reicht er mir einen Joint. Seine Pupillen sind riesig.
„Probier doch mal…“
Ich hab genug gesehen. „Ja, Mann. Alles klar. Ich gehe wieder.“
In dem Zustand kann ich eh nichts für ihn tun, also erhebe ich mich wieder und schließe die Tür hinter mir.
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Ich betrete den Spa-Bereich. Ich blicke mich um.
Der Boden grau-blau gefliest, helle Wände. Eine davon ist kunstvoll bemalt, mit einem Boot, das im Sand liegt, dahinter Wellen und Palmen.
Die Wasseroberfläche vor mir liegt wie ein Spiegel, glatt, durchsichtig. Ruhig.
Kein Geräusch stört die Stille. Kein einziges.
Ich spüre instinktiv, dass irgendetwas nicht stimmt.
Dann sehe ich ihn. Den Körper. Im Wasser.
Ich stehe wie gelähmt und kann nur starren.
Plötzlich öffnet sich die Tür hinter mir und Stick und Bubble kommen scherzend rein.
Als sie die Situation erfassen, schreit mich Stick an: „John, was stehst du hier rum? Mach was!“
Ich kann mich nicht rühren. Ich weiß es schon. Es ist zu spät.
„Wie lange bist du schon hier drin? John, verdammt!“ Er schüttelt mich an den Schultern. Als ich nicht reagiere, wartet er nicht länger, sondern stürzt sich in den Pool und schwimmt zu Dexter, der an der Oberfläche treibt. Er packt ihn und schwimmt mit ihm an den Beckenrand zurück.
Bubble zieht ihn auf die Fliesen und legt ihn auf den Rücken.
Stick ist jetzt über Dexter und versucht, ihn wiederzubeleben.
Ich drehe mich um und laufe wie in Trance. Ich lasse alles hinter mir.
Die unzähligen Autos, die meines seltsamen Aufzuges in Badehose und der Flip-Flops wegen, hupen, nehme ich nicht wahr. Ich nehme eigentlich gar nichts wahr, nicht mal das Polizeifahrzeug, welches mich von der Straße sammelt und zurück ins Hotel bringt.
Ich weiß nur eins, dass sich mit dem Tod Dexters unser aller Leben änderte.
Nichts würde mehr so sein, wie es mal war.