Читать книгу Im Rhythmus der Elemente - Katrin Maren Schulz - Страница 8

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Tag 2 Holz. Ecken und Kanten.

Welch zauberhafte Stille, an einem frühen Montagmorgen! In der Stadt würde der Autoverkehr mir unmissverständlich klar machen, dass die neue Arbeitswoche begonnen hat. Hier ist davon nichts zu hören.

Die Nacht war voller Vogelgezwitscher, zumindest habe ich es gehört, bis ich eingeschlafen bin. Es ist lange hell in dieser Sommerzeit kurz nach der Sommersonnenwende. Dazu hat es zum Einschlafen immer wieder geregnet, ein beruhigendes Rauschen in den Schlaf. Nun ist die Luft feucht und frisch vom nächtlichen Regen.

Ein erstes kurzes Willkommens-Yoga nach dem Aufstehen. Dazu scheint die frühe Sonne durch das kleine Fenster an der Ostseite meines Häuschens. Der Körper ist noch verschlafen, die Dehnung will langsam wachgerufen werden. Mich dehnen, den Körper aufwecken für diesen ersten Tag, der vor uns liegt. Ihn und mich bereit machen für den ersten ausgiebigen Strandspaziergang.

Sich dehnen ist wie wachsen – jedes Mal aufs Neue. Und so wachse ich mit jeder Yoga-Praxis, die ich mir gönne, ein weiteres kleines oder großes Stück immer tiefer in mich selbst hinein.

Vielleicht ist es ja mit Strandspaziergängen genauso? Wie viele habe ich schon gemacht … an dieser Küste oder an anderen. Und es fühlt sich so an, als würde ich auch mit jedem Strandspaziergang noch ein kleines oder größeres Stück tiefer in mich selbst hineinwachsen.

Holz. Drei Äste, von der Nordsee gespült, geschliffen, geglättet. Sie haben am Strand auf mich gewartet, freigelegt vom Wasser, das sich während meines Spaziergangs langsam zurückzieht, um in die Ebbe einzutreten.

So fühle ich mich auch, so, wie ich diese Äste wahrnehme: von meinem Leben gespült, geschliffen … geglättet?

Ja, Ecken und Kanten werden geglättet im Laufe eines Lebens – und dennoch bleiben die, die ihre Festigkeit haben, die sich eben nicht ganz glattschleifen lassen. Das ist gut. Es sind genau diese Kanten, Krümmungen und Unebenheiten, die einen Menschen ausmachen. Und die auch diese Äste haben.

Sich nie ganz und gar glattspülen lassen, ja, das ist wichtig für ein Leben, das gelebt werden will in seinem Fluss, mit seinen Wachstumsrichtungen und Wachstumsphasen. Genauso wie es Ruhephasen braucht.

Meine Ruhephase ist jetzt da. Ab jetzt und hier und heute an diesem ruhigen Küstenort. Wenn ich es zulasse – und nicht in übermäßigen Aktionismus verfalle.

Im Yoga dienen Ruhephasen dazu, die vorher geübte Bewegung zu speichern. In Ruhephasen bekommt der Körper die Möglichkeit, die Bewegung zu verinnerlichen, zu reflektieren, und sich die Bewegungserfahrung zu merken.

Der Geist braucht das auch: Phasen, in denen er nur wenige Eindrücke aufnehmen muss, um die seit der letzten Ruhephase gesammelten Eindrücke zu sortieren, zu filtern, vielleicht auch auszuwerten. Um letztendlich daran zu wachsen.

Körperübung: neutraler Stand mit Fokus 3. Auge

Stehe im neutralen Stand, wie am Vortag beschrieben. Mit dem Einatmen führe die gestreckten Arme über die Seiten nach oben, bis sich die Handflächen berühren. Verharre kurz und halten den Atem an. Mit dem Ausatmen führe die Hände vor dein Gesicht, bis die Daumen dein drittes Auge berühren. Die Ellenbogen zeigen dabei seitlich nach außen. Atme in dieser Haltung drei Mal ruhig ein und aus.

Wiederhole diese Bewegung einige Male, bis dein Geist ganz ruhig ist und dein Atem gleichmäßig.

Im Rhythmus der Elemente

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