Читать книгу Im Rhythmus der Elemente - Katrin Maren Schulz - Страница 9

Оглавление

Tag 3 Wind. Schultern.

Beach-Yoga. Um 7:45 Uhr an der Surfschule. Das bedeutet, dass ich um 7 Uhr losradeln muss, den Deich entlang und auf die Sandbank, um pünktlich dort zu sein.

Ich habe den Deich für mich allein. Vögel zwitschern und scheinen zu segeln im Wind, wenn sie von einem Busch zum anderen Baum fliegen. Ich segle nicht, ich habe Gegenwind. Er macht mir zu schaffen und lässt die Oberschenkelmuskeln brennen, während ich in die Pedale trete. Der Weg dehnt sich in die Länge wie Kaugummi.

„Weich werden in den Schultern ist heute unser Thema“, verkündet die Yogalehrerin zu Beginn der Stunde.

Ich mag es sehr, wenn Yogastunden ein Thema haben. Es gibt mir einen Fokus, es ist wie eine thematische Form, auf die der Körper sich konzentriert. Weich werden in den Schultern also heute.

Oh ja. Wie oft, wie viel, wie stark ziehe ich die Schultern hoch, nach vorne, wohin auch immer – jedenfalls sind sie verkrampft und unentspannt. Warum? Wovor will mein Körper mich damit schützen? Ja, ich weiß. Die letzten Monate waren hart. Ich habe mich viel zu sehr angepasst und gefügt. Gefügt dem, was andere von mir wollten.

Wir üben den abwärtsschauenden Hund und fokussieren die Schultern. Wir stehen im Krieger und richten die Schultern neu aus. Ab und zu streichen die Hände der Lehrerin harte Schultern in eine weiche tiefere Position.

Schultern als Schutzschild für den Nacken? Will ich das, gepanzert wie eine Schildkröte durchs Leben gehen?

Nein!

Im Lauf der Yogastunde zeigt sich ein weiterer Effekt der weichen Schultern: der Brustkorb kann sich öffnen, wird auch weich, und noch dazu gerade und offen. So ist die Weichheit in den Schultern zugleich eine Herzöffnung: weiche Schultern, frei vom Panzer, öffnen auch das Herz.

Ist das so, im Leben, im Alltag? Kann ich ohne Panzer-Schutzschild im Rücken auch gleichzeitig mein Herz öffnen? Das Herz öffnen all dem Neuen, das in mein Leben kommen möchte?

Ja, das will ich.

Auf dem Rückweg von der Yogastunde lasse ich mich vom Rückenwind treiben, aufrecht auf dem Fahrrad, mit entspannten Schultern und freudig offenem Herzen. Neugierig ist es auch.

Diese vier Wochen, die da vor mir liegen, kommen mir vor wie eine Ewigkeit. Ein fantastisches Gefühl. Vor lauter Glück und prächtigem Sommerwetter weiß ich gar nicht, was zuerst tun und wohin.

Die Energie des Windes entscheidet es für mich: von ihm geschoben, lasse ich mich an den südlichsten Strandabschnitt wehen. Es ist viel angenehmer, sich dem Wind hinzugeben, sich von ihm wehen zu lassen – als sich gegen ihn zu stemmen. Dabei wärmt mir die Sonne feurig den Rücken und die Schultern, als würde sie lachend unterstützen, was ich am Morgen in der Yogastunde gelernt habe.

Die Schultern bleiben weich, den ganzen Tag lang. Das Herz reckt sich in den Himmel, der klar ist und blau. Der Wind schiebt mich und ich lasse mich in ihn fallen am Strand.

Ich lasse mich in dieses Jetzt fallen.

Zeit verschwindet im Wind.

Körperübung: weiche Schultern im Hund

Begebe dich in den abwärts gerichteten Hund. Beuge die Knie ein Stück weit ein. Achte auf einen geraden Rücken und gespreizte Finger mit den Handflächen flach am Boden.

Spiele nun ein wenig mit deinen Schultern: ziehe sie zu den Ohren und wieder zurück. Spüre wie die Oberarmknochen in den Schultergelenken aufsitzen, als wären sie dort eingestöpselt. Werde weich in den Schultern. Spüre diese Gelenke. Nimm wahr, wie die Schultergelenke mit den Schulterblättern zusammenhängen. Sei in all diesen Regionen weich und dennoch kraftvoll. Spüre wiederholt das ‚eingestöpselt‘ sein in den Schultern.

Wir tragen viele Lasten auf unseren Schultern. Gönne ihnen daher diese Übung: schenke ihnen Wertschätzung, Weichheit und Kräftigung damit.

Im Rhythmus der Elemente

Подняться наверх