Читать книгу Seawalkers (2). Rettung für Shari - Катя Брандис - Страница 14

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Toilettentaucher

Bei den Toiletten kam uns eine Frau entgegen, sie wirkte verwirrt. »Ich weiß auch nicht, wo der Schrei herkam«, sagte sie zu uns. »Als ich die Toilettentür aufmachte, hatte gerade jemand gespült, aber in der Kabine war niemand, nur ein Klamottenstapel und sonst nichts.«

Mara und ich blickten uns an und stürzten gleichzeitig los. Dadurch prallten wir erst mal zusammen und kamen erst recht nicht durch die Tür. Dann drängte ich mich nach vorne – ja, da lagen Junas Sachen! –, mit zwei Schritten war ich bei der Toilettenschüssel und blickte hinein. Nur Wasser, weißes Porzellan und ein paar nasse Klamotten, die das Klo verstopften. Kein Falterfisch. Währenddessen blockierte Mara mit ihrem Hundert-Kilo-Körper die Tür, damit uns niemand störte.

Hilfe, bitte helft mir, drang eine schwache Gedankenstimme zu mir durch.

Ich war froh, dass ich die Antwort nicht aussprechen, sondern nur denken musste, denn die fremde Frau stand noch in der Nähe herum und inzwischen war auch eine Verkäuferin herbeigeeilt. Juna! Was ist los, wo bist du?

Ich hab vergessen, die Klotür abzuschließen, eine Frau hat die Tür aufgerissenund vor Schreck habe ich mich verwandelt, berichtete Juna kläglich. Ausgerechnet in dem Moment, in dem ich die Spülung gedrückt habe.

Juna hatte sich selbst im Klo heruntergespült. Na wunderbar.

Bist du schon in der Kanalisation?, fragte ich besorgt. In Wirklichkeit war es leider nicht wie in Findet Nemo, auf diesem Weg kam sie wohl kaum ins Meer, sondern höchstens in die Kläranlage.

Nein, ich glaube, noch im Rohr, erwiderte Juna. Total dunkel hier. Ich hab Angst, dass ich in die falsche Richtung schwimme und nie wieder rauskomme! Beide Richtungen sind irgendwie blockiert. Bitte helft mir schnell, ich weiß nicht, wie lange ich es hier drin noch aushalte!

»Was ist eigentlich los, was macht ihr da?«, hörte ich die Stimme der Verkäuferin. »Und wer hat eben geschrien?«

»Alles prima, uns ist nur was ins Klo gefallen«, versuchte Mara, sie abzulenken.

Keine gute Antwort. »Euch? Wie viele wart ihr denn auf der Toilette?«

Während Mara sich eine bessere Ausrede ausdachte, überlegte ich verzweifelt, was wir tun konnten. Mit der Klobürste fischte ich Junas triefenden Slip aus den Tiefen der Schüssel, eins der Dinge, die sie verstopft hatten. Aber anscheinend waren noch mehr Klamotten mit Juna heruntergespült worden, schwer zu sagen, wo die gerade das Rohr blockierten und wo unser Falterfisch war. Zum Glück war das Klo ein Modell mit Spülstopp, das brachte mich auf eine Idee. Hast du genug Kraft, um gegen die Strömung zu schwimmen, wenn ich kurz spüle? Dann weißt du, wo es nach draußen geht.

Muss gehen, erwiderte Juna, ihre Gedankenstimme klang schrill.

Ich hatte die kurze Horrorvision, dass ausgerechnet ich – der Seawalker, vor dem sowieso schon alle Angst hatten! – unsere Klassensprecherin zu den Ratten in den Abwasserkanal spülen würde. Soll ich nicht lieber einen Lehrer holen, der versucht, dich zu befreien?

Nein, das dauert zu lange, beeil dich, bitte! Iiiih, ist das eklig hier drin.

Also drückte ich kurz die Spültaste, im gleichen Moment, in dem Mara mit tränenüberströmtem Gesicht »Tu es nicht, tu es nicht!« rief. Dann betätigte ich wie abgesprochen sofort den Spülstopp. Hatte Mara trotzdem recht, hatte ich gerade einen furchtbaren Fehler gemacht?

Mara knallte der Verkäuferin die Klotür vor der Nase zu und schloss ab. Jetzt war es so eng in der Kabine, dass ich zwischen Maras rundem weichem Körper und der Wand eingekeilt war und mich fühlte, als wäre ich in einer Marshmallowpackung gefangen. Aber das war mir egal. Besorgt beugten wir uns über die Porzellanschüssel, in der der Wasserspiegel gestiegen war, und warteten darauf, ob darin irgendwas passierte. Hatte Juna es geschafft, gegen den Strom anzuschwimmen? Hoffentlich war das Rohr weit unten gründlich von ihren Klamotten verstopft.

Yeah, irgendwas passierte im Klo, etwas – jemand – zappelte dort! Kurz darauf kam ein etwas mitgenommen aussehender weiß-gelber Falterfisch zum Vorschein und schwamm erschöpft eine Runde im Toilettenbecken.

»Du hast es geschafft!«, quiekte Mara. »Schnell, du musst dich zurückverwandeln, in fünf Minuten müssen wir am Treffpunkt sein!«

Sie schloss die Klotür auf, ich wurde nach draußen geschubst, dann gab es drinnen ein großes Rascheln und Flüstern. Schließlich kam Mara heraus – mit einer angezogenen Juna in Menschengestalt. Sie hatte nasse Haare und roch ein bisschen nach Toilettenreiniger. Schwach lächelte sie mir zu. »Danke, Tiago! Ihr müsst schwören, dass ihr niemandem was sagt. Im Klo runtergespült! Das ist sooo peinlich.«

»Ich werde schweigen wie eine Muschel«, versprach Mara feierlich. »Eine tote Muschel!«

»Und ich wie eine Koralle«, sagte ich, schließlich musste ich mich geistig auf mein Referat vorbereiten. Ich schnappte mir mein altes, fleckiges T-Shirt – um ein neues zu kaufen, war keine Zeit mehr.

Die Verkäuferin und die Kundin betrachteten uns misstrauisch, deshalb machten wir, dass wir aus diesem Laden rauskamen. »Hab meine Haarspange wieder, tschüss!«, rief Mara, während wir abrauschten.

Keinen Moment zu früh, die anderen hatten sich alle schon beim Café versammelt und schauten sich neugierig nach denen um, die noch fehlten. Ich sah Jack Clearwater mit Shari reden, wahrscheinlich bekam sie gerade Ärger, weil sie nicht bei der blauen Gruppe geblieben war. Was hatte er da eigentlich für einen Karton unter dem Arm?

»Einen Schokobrunnen! Er hat einen Schokobrunnen gekauft!«, verkündete Olivia glücklich. »Das Ding war runtergesetzt, hat er gemeint.«

»Im Ernst? Was ist das? Ein Springbrunnen wie die in unserer Schule, nur dass Schoko rauskommt?«, fragte Leonora, die bisher als Tier gelebt hatte. »Und wofür soll das gut sein?«

»Dieser Brunnen ist viel kleiner und man kann zum Beispiel Obststücke in die flüssige Schoko tunken«, meinte unser junger Schulleiter. »Lasst euch überraschen. Wir haben vor, ihn ab jetzt jeden Sonntagabend in der Cafeteria aufzustellen.«

Ich gratulierte mir mal wieder zu meiner Entscheidung, auf diese Schule zu gehen.

Damit die Lehrer meine Blutflecken nicht sahen, hielt ich mich in der Nähe von Mara, die mir Deckung gab. Schließlich kommandierte Mr Clearwater »Abmarsch!«, wir setzten uns in Bewegung und marschierten fröhlich schwatzend über den Bürgersteig in Richtung Bus, den wir im westlichen Teil der 17th Street hatten parken müssen. Jasper und Finny trugen die kühltaschengroße Notfallausrüstung.

Bald wieder daheim, dachte ich erleichtert und blickte mich nach verdächtigen Leuten um. Zum Glück keine in Sicht. Aber auch Ella, Toco und Barry beobachtete ich genau. Wussten sie etwas von jenem Angriff der Tigerzwillinge vorhin, hatte Lydia Lennox ihnen davon berichtet? Falls ja, ließen sie sich nichts anmerken.

»Die beiden Bodyguards waren ganz schön gruselig, was?« Jasper hatte meine Gedanken erraten. Er wirkte erleichtert, dass wir auf dem Rückweg zur Blue Reef Highschool waren.

»Der Ausflug ist bald vorbei und in der Schule kommen sie nicht an uns heran«, versicherte ich ihm.

Doch der Stadtausflug war keineswegs zu Ende. Das merkte ich, als Leonora auf die Idee kam, Shari zu zeigen, was für Florida-Souvenirs sie für ihre südamerikanische Familie gekauft hatte.

Es waren echt miese Andenken. Jedenfalls für eine für uns.

Ich bekam gerade noch mit, wie Shari stehen blieb und in Leonoras Einkaufsbeutel starrte.

»Ach du große Welle!«, sagte sie, dann fiel sie zu Boden, weil ihre Beine sich in eine graue Schwanzflosse verwandelt hatten. Sekunden später zappelte ein zweieinhalb Meter langer Großer Tümmler auf dem Rasenstreifen neben dem Bürgersteig.

Seawalkers (2). Rettung für Shari

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