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Das bunt gefärbte Septemberlaub an den Bäumen wird weniger und fällt zu Boden. Draußen wird es kühler. Die Tage werden kürzer. Savannah verbringt immer noch viel Zeit auf der Arbeit. Ihr Job, die vertrauten Arbeitsabläufe und Kollegen lassen sie vergessen, dass ihr Privatleben immer weiter aus den Fugen gerät.

Zwischen ihnen hat sich ein seltsamer Rhythmus des Nichtzusammenlebens eingependelt, aus dem Savannah nicht schlau wird. Eric ist zwar in den letzten Wochen ab und an zu Hause gewesen. Meistens allerdings tagsüber, wenn sie nicht da war. Einmal bügelte er sogar ihre Klamotten und legte sie zusammengefaltet auf den Esstisch. Daraufhin hatte sie etwas mehr gekocht und ihm eine Nachricht auf den Esstisch gelegt, dass für ihn ein Teller im Kühlschank steht, falls er Hunger haben sollte. Er hatte weder auf den Zettel reagiert, noch hatte er das Reisgericht angerührt. Es selbst zu essen, wo sie doch wusste, dass sie den Teller extra für ihn zubereitet hatte, brachte sie abends nicht übers Herz und schmiss alles in den Müll.

Die Tage, an denen sie sich überwiegend von Schokolade ernährt, nehmen immer weiter zu. So kommt sie täglich wenigstens ansatzweise auf den Kaloriengehalt, den eine erwachsene Frau zu sich nehmen sollte, außer sie möchte den Hungerhakenkurven von Kate Moss nacheifern. Wenn Savannah mittags in der Großkantine vom Royal Trust Tower die Auswahl der warmen Mahlzeiten betrachtet, hat sie zwar ein wenig Appetit, aber nie wirklich Hunger. Meistens kehrt sie mit nichts als einem Glas Orangenlimo auf ihrem Tablett an den Mittagstisch der Kolleginnen zurück und sagt, dass sie lieber abends etwas kocht, worauf sie Hunger hat. Da ihre Kolleginnen genau wissen, dass sie nicht gerade eine Kochgöttin am heimischen Herd ist und der Gewichtsverlust langsam an ihren immer lockerer sitzenden Klamotten zu sehen ist, stecken sie ihr ständig Kalorienreiches zu und bringen ihr mittags aus dem Cozy Coffee Club einen Eiskaffee mit extra viel Sahne oder einem Cupcake vorbei.

Bei der vielen Hausarbeit, die mittlerweile auf ihr alleine lastet, ist auch das eine oder andere Pfund aus dem Anzeigendisplay der Waage verschwunden. Wenn sie am Wochenende alleine ist, putzt sie manchmal drei, vier Stunden lang, bis alles ordentlich ist. Das Haus aufzuräumen, befriedigt ein klein wenig ihr Bedürfnis, in ihrem Leben Ordnung zu schaffen. Eine Ordnung, nach der sie sich von Herzen sehnt, seitdem Eric ihr den Rücken zugewandt hat. Nur ist der Kummer, den sie seit Monaten durchmachen muss, nicht wegzuputzen. Egal wie sehr sie sich bemüht. Danach sackt sie oft entkräftet auf dem Sofa zusammen und fragt sich, wie lange sie diese körperliche Beanspruchung noch durchhält. Oft fragt sie sich auch, wie lange sie überhaupt noch in dem von ihr so geliebten Haus bleiben darf.

Wenige Tage später dringt Savannah beim Aufschließen der Haustür eine vertraute Computerspielmelodie ans Ohr. Sie sieht Eric im Wohnzimmer auf dem Teppich sitzen. Seine Aufmerksamkeit gilt dem Fernseher. Hinter seinem Ohr ragt ein kleines Headset hervor. Ihr Wunsch, mit ihm zu reden, ist unerträglich groß geworden.

„Hi, Eric, können wir reden? Bitte.“

Eric drückt ein paar Tasten an dem PS3-Controller, navigiert ihn anschließend durch die Luft und ruft laut

„Verfluchter Mist! Orrr, Mann. Na warte… ja, ja, geht doch! Jawohl. Yeah!!“

Savannah legt ihre Handtasche auf den Esstisch, stützt sich mit den Händen an der Tischplatte ab und holt ganz tief Luft. Dann schaut sie zu ihm herüber und startet einen neuen Versuch.

„Ich habe keine Ahnung, wo du die ganzen Wochen warst. Aber ich muss wissen, was mit uns ist. Liebst du mich gar nicht mehr? Gibt es eine andere Frau? Was wird denn jetzt nur?“

Eric drückt die Pausentaste. Das Computerspiel friert auf dem Bildschirm ein. Die Melodie verstummt. Dann schaut er kurz zu ihr rüber.

„Geht’s um das Haus? Das können wir verkaufen… denke ich.“

Die Melodie ertönt und Eric widmet sich wieder dem Spiel.

Savannah dreht sich um und geht mit weichen Knien die Treppe hinauf ins Schlafzimmer. Liebt er mich gar nicht mehr? Das Haus zu verkaufen, ist so… endgültig! Savannah geht ins Badezimmer, zieht ihre Sachen aus und nimmt eine heiße Dusche. Ihr ist übel. Immer wieder stellt sie sich vor, wie sie mit einem zerfetzten Traum im Gepäck aus dem Haus ausziehen muss. Anschließend geht sie mit einem flauen Magen ins Bett.

Eine Woche nach dem Gespräch sitzen Savannah und Eric fast wortlos am Computer und erstellen eine Online-Anzeige für das Haus. Beim Hochladen der Fotos, die alle während der Einzugszeit entstanden sind, bildet sich ein Kloß in ihrem Hals.

„Müssen wir wirklich jedes Zimmer einstellen?“, fragt Savannah mit leiser Stimme.

„Tja, ich weiß nicht, was meinst du? Ist sicher besser.“

Eric lässt den Bildschirm nicht aus den Augen, doch seine Stimme klingt betrübt:

„Hast du noch die Anzeige, die du gefunden hattest? Du weißt schon, die Verkaufsanzeige von der damaligen Baugesellschaft…“

„Ja, die habe ich zur Erinnerung für uns aufbewahrt… Sie ist im Keller in einem Ordner.“

„Kannst du sie eben hochholen? Dann können wir die Beschreibung Wort für Wort übernehmen und müssen uns hier nichts aus den Fingern saugen.“

Savannah beginnt zu weinen und steht auf.

„Entschuldige. Aber das ist einfach alles zu viel für mich. Hier zu sitzen und… so war das nicht gedacht, wir wohnen nicht einmal zwei Jahre hier.“

Sie schaut Eric tief in die Augen und wischt sich mit dem Pullover die Tränen aus dem Gesicht.

„Bist du dir wirklich sicher, dass du dir mit mir nichts mehr vorstellen kannst? Eric, ich liebe dich so sehr! Ich kann mir mein Leben ohne dich nicht vorstellen. Neun Jahre… Was ist im Sommer nur mit dir passiert?“

Eric nimmt Savannah zum ersten Mal nach Wochen in die Arme und drückt sie ganz fest an seine Brust. Doch sein Schweigen gibt ihr ein selten unbehagliches Gefühl und macht sie noch trauriger als sie schon ist. Seine Umarmung fühlt sich anders an als sonst. Stumpf. Fast fremd.

Happy End vergriffen

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