Читать книгу Pflegehilfe und Pflegeassistenz - Kay Peter Röpke - Страница 95

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5 Gefühle und Emotionen im Pflegealltag

5.1 Ekel

In der Pflege begegnen wir immer wieder Dingen oder Situationen, die Ekel hervorrufen. Ekel ist individuell und nicht diskutierbar.

• Der Umgang mit ekeligen Situationen kann manchmal durch Schutzkleidung (Mundschutz/Handschuhe) vereinfacht werden.

• Der Austausch mit Kollegen oder »Galgenhumor« können ebenfalls helfen, diese Situationen zu meistern.

• Eine anschließende kurze Pause hilft, wieder Abstand zu gewinnen.

5.2 Ängste

Pflegende

Ängste vor Ansteckung, vor dem Sterben, davor, seinem Job nicht gerecht zu werden etc. gehören gerade zu Beginn zum Alltag. Sie dürfen nicht geleugnet werden, sondern müssen ernst genommen werden.

Ängste sollten mit Kollegen des Vertrauens besprochen werden, um einen Weg zu finden, mit ihnen umzugehen. Häufig zeigt sich, dass andere ähnliche Ängste hatten oder haben, ein Austausch kann den Umgang häufig erleichtern.

Pflegeempfänger

Ängste vor dem weiteren Verlauf einer Krankheit, Sorge um die Zukunft von Angehörigen, die Angst, Dinge nicht mehr erleben zu können – es gibt viele Ängste, die Pflegeempfänger haben können.

Ängste sind immer ernst zu nehmen und nicht etwa abzuschwächen. Es sollte immer ehrlich über die Erkrankung gesprochen werden und keine falschen Hoffnungen geweckt werden.

5.3 Gewalt, Aggressionen

§Die Würde des Menschen ist unantastbar.

(Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Artikel 1 und 3)


Gewalt ist all das, was den Menschen in seiner Individualität einschränkt und was ihn zwingt/zwingen soll, etwas gegen seinen Willen zu tun oder gegen seinen Willen zu unterlassen.

Gewalt und Aggressionen entstehen oft aufgrund von Überforderung, Verunsicherung, mangelnder Anerkennung und dem Gefühl, allein gelassen zu werden.

Gewalt kann sowohl durch Pflegekräfte als auch durch Angehörige oder Pflegeempfänger ausgeübt werden.

Aggressionen werden nicht zwangsläufig aktiv ausgeübt, auch das Nichtbeachten oder offensichtliches Desinteresse sind eine Form der Gewalt.

Gewalt und Aggression durch Pflegekräfte werden häufig aus falsch verstandener Kollegialität oder aus anderen Gründen totgeschwiegen. Beim Beobachten von Aggression oder Gewalt gegenüber Pflegeempfängern sollte nicht weggesehen werden, sondern das Thema direkt oder in einer Supervision angesprochen werden.

Gewalt und Aggression haben immer Gründe, über die zunächst jeder für sich selbst nachdenken sollte, um sich zu fragen: »Was kann ich dagegen tun?«

Niemand möchte, dass so etwas einem selbst oder nahestehenden Personen widerfährt.

Aggressionen von Pflegeempfängern sind selten persönlich gemeint und sollten auch nicht so aufgefasst werden (Überforderung, Verunsicherung, mangelnde Anerkennung).

Macht

Macht: etwas durchsetzen können

Ohnmacht: Unfähigkeit zu handeln

Empathie: Bereitschaft und Fähigkeit, die Gedanken, Gefühle, Motive und Persönlichkeit einer anderen Person zu erkennen und zu verstehen

Beispiel zu Macht und Empathie

Herr Müller soll aus dem Bett aufstehen, er möchte aber liegen bleiben. Mit Macht: »Herr Müller, sie müssen aber jetzt aufstehen!« Mit Empathie: »Geht es Ihnen heute Morgen nicht so gut?«

Um Herrn Müller doch zum Aufstehen zu bewegen, könnten wir versuchen,

• Ihn zu überzeugen (leckeres Frühstück etc.)

• Ihn zu überreden (»Tun Sie es für mich«)

• Ihn zu manipulieren (»Sie sind doch ein Frühaufsteher«)

Formen von Gewalt gegen pflegebedürftige Menschen

Respektloses Verhalten

• ohne Anzuklopfen ein Zimmer betreten

• Vermeiden von Blickkontakten

• Pflegeempfänger wie ein Kind ansprechen oder behandeln

• Pflegeempfänger beleidigen, bloßstellen oder abfällige Bemerkungen machen

• Ansprache ohne Blickkontakt

Schmerzen zufügen

• Schläge, kneifen, an den Haaren ziehen

• Nicht angepasste Unterstützung, zu schnell oder zu grob

• Unbequemes Hinsetzen/-legen

• Wäsche mit zu heißem oder kaltem Wasser

• nicht einfühlsamer Verbandswechsel

Hilfe vorenthalten

• Ignorieren von Bedürfnissen, Gefühlen oder Schmerzen

• Unnötig lange auf Hilfe warten lassen

• Unzureichende Unterstützung/Verweigerung, etwa beim Aufstehen, Gehen, Körperpflege

• Ignorierung/Verweigerung von Wechsel schmutziger Kleidung

Freiheit einschränken

• Einschließen in Räumen

• Fixierung

• Bettgitter oder ähnliche Aufsteheinschränkungen

• Gabe von medizinisch nicht notwendigen/verordneten Medikamenten zur Ruhigstellung

• Vorenthalten von Hilfsmitteln wie Klingel, Brille, Prothese, Gehstock

Bevormunden

• Vorenthalten von Informationen (wichtige Neuigkeiten, Post)

• Tagesablauf, Beschäftigung, Kontakte, Ausgaben ohne Grund bestimmen/einschränken

• »Füttern«, damit es schneller geht

• Ungefragtes Lesen/Öffnen von Briefen

• Pflegemaßnahmen gegen den Willen durchführen, z. B. Verwendung von Inkontinenzmitteln, um Toilettengang zu vermeiden

Pflegehilfe und Pflegeassistenz

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