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1 Warum Tauchmedizin?

B. Kretzschmar

Der entscheidende Faktor, der das Tauchen von allen anderen Sportarten unterscheidet, ist der erhöhte Umgebungsdruck und die sich daraus ableitenden Folgen. Diese können im Wesentlichen auf zwei Faktoren begrenzt werden:

1. Druckabhängige Komprimierung gas-/luftgefüllter Hohlräume im Körper

2. Druckabhängige Löslichkeit von Gasen in den verschiedenen Körpergeweben

1.1 Kompression luftgefüllter Höhlen

Auf der Erdoberfläche lastet ein Druck von einem Bar auf unserem Körper (ca. 10 km Luftsäule ergeben in etwa ein Bar Druck). Pro zehn Meter Tiefe unter Wasser erhöht sich der Umgebungsdruck um ein Bar. Bereits bei den ersten zehn Metern passiert der größte Druckunterschied, von einem Bar an der Oberfläche auf 2 Bar in 10 Metern Tiefe (= 100% mehr!). Das Volumen, das ein Ballon an der Oberfläche hatte, halbiert sich in 10 m Tiefe (Abb. 1.1).


Abb. 1.1: Das Verhältnis von Tiefe, Druck und Volumen

Dieser Druck wirkt sich besonders auf luftgefüllte Hohlräume aus. Das sind in erster Linie die Lunge, die oberen Atemwege und das Mittelohr. Die Luft im Abdomen verursacht üblicherweise keine Probleme (siehe Kap. Bauchorgane, Nieren). Selten kann aber unter Zahnplomben eingeschlossene Luft zu Schmerzen führen. Die Druckbelastung der Atemwege wird durch das Einatmen isobarer Druckluft kompensiert. Der Lungenautomat, den der Taucher im Mund trägt und aus dem er atmet, liefert die Druckluft immer zum adäquaten Umgebungsdruck ab. Lediglich das luftgefüllte Mittelohr muss durch Valsalva- oder ein anderes Überdruckmanöver regelmäßig wieder mit Luft gefüllt werden, um den von außen auf das Trommelfell lastenden Wasserdruck zu kompensieren (siehe Kap. HNO).

Beim Abtauchen kann es zu einem Barotrauma (Schädigung durch erhöhten Druck) kommen (z.B. des Mittelohres), wenn kein Druckausgleich gelingt. Dies kann aber auch beim Auftauchen auftreten, wenn sich die Luft wieder ausdehnt und Ausführungsöffnungen (z.B. der Nasennebenhöhlen, der Alveolen oder der kleinen Bronchien) durch Schleim verlegt sind (air trapping). Der resultierende Druckanstieg im Gewebe äußert sich im Bereich der Nasennebenhöhlen durch starke Schmerzen, in der Lunge kann er zu Lungeneinrissen führen mit der Ausbildung eines Pneumothorax oder gar einer arteriellen Gasembolie.

So bietet eine Tiefenlimitierung für das Tauchen mit Kindern und Jugendlichen auf 10 m nur eine scheinbare Sicherheit, da in den ersten 10 m Wassertiefe die größten Druckunterschiede mit den größten Volumenveränderungen entstehen!

1.2 Druckabhängige Löslichkeit von Gasen

Nach dem Gesetz von Henry hängt die Löslichkeit eines Gases in einer Flüssigkeit vom jeweiligen Partialdruck des Gases über der Flüssigkeit ab. Durch die Erhöhung des Umgebungsdruckes beim Tauchen erhöht sich der Partialdruck und es wird deutlich mehr Gas vom Gewebe aufgenommen. Dies betrifft in erster Linie Sauerstoff und Stickstoff. Die restlichen kleinen Anteile der Atemluft spielen keine Rolle. Je nach Tiefe und nach Dauer des Tauchgangs wird somit mehr oder weniger Sauerstoff und Stickstoff im Körper gelöst. Für den Sauerstoff stellt dies kein Problem dar, da er vom Körper verwendet wird und ein reger Austausch stattfindet. Bezüglich des Stickstoffes besteht das Problem darin, dass bei abnehmendem Druck dieses Gas wieder aus dem Körper hinaus diffundieren muss. Es wird aus dem Gewebe über das Blut an die Lunge abgegeben und dort wieder abgeatmet. Kommt es zu einem raschen Druckabfall, so geht plötzlich viel Stickstoff in die gasförmige Form über und es entstehen im Blutsystem Gasblasen. Diese Gasblasen führen zu Mikro- oder Makrozirkulationsstörungen und je nach Lokalisation kommt es zu entsprechenden Störungen und Symptomen. Diese reichen von einfachen kutanen Manifestationen (die sogenannten Taucherflöhe an der Haut) bis hin zu arterieller Gasembolie im zentralen Nervensystem (ZNS) oder im Rückenmark, mit entsprechenden Ausfallserscheinungen.

Aus diesen Gründen erfordert die Beurteilung der körperlichen Eignung eines Tauchers Kenntnisse im Bereich der Tauchmedizin. Beim Auftreten von gesundheitlichen Problemen wie z.B. Unwohlsein kann ein Tauchgang nicht kurzfristig beendet werden!

Moderne Tauchmedizin im Kindes- und Jugendalter

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