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Kapitel 5

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Montag. Heute war ein richtiger Montag. Es war von Dienstbeginn bis Dienstschluss nichts so wie es sein soll. Zuerst habe ich fast verschlafen, dann gab es aus unerklärlichen Gründen kein Warmwasser und ich musste kalt duschen. Auch im Krankenhaus lief nichts so wie es sollte. Außerdem habe ich bis jetzt noch nichts von Max gehört. Ich hoffe das ist kein schlechtes Zeichen. Jetzt bin ich zu Hause und packe meine Tasche zum Schwimmtraining. Darauf hab ich zwar auch keinen Bock, aber es muss ein, die Bewegung wird mir gut tun. Ich schwimme lustlos meine Längen und habe das Gefühl nicht von der Stelle zu kommen, jedes Tempi kostet mich Kraft. Montags trainiere ich immer im Team. Ich absolviere zwar keine Wettkämpfe zum Leidwesen meines Trainers, aber dazu habe ich keine Lust, ich will mich nicht mehr mit anderen messen. Meine Mutter war in ihren jungen Jahren eine sehr begabte Leistungsschwimmerin und hat mich bereits früh mit dem Sport vertraut gemacht, mit dem Erfolg, dass ich mit zwölf Jahren Jugendmeisterin in meiner Klasse wurde. Hätte eine gute Sportlerin aus mir werden können, aber nach dem Tod meiner Mutter hat mir das nichts mehr bedeutet. Jetzt mache ich es nur mehr für mich und vielleicht ein bisschen für meine Mum.

„So Mädels, Schluss für heute. Luisa, alles ok bei dir? Heute nicht deine Bestform…“

Mein Trainer ist grundsätzlich nie zufrieden, aber heute muss ich ihm beipflichten, nicht meine beste Leistung, ich fühle mich nicht fit. Nach einer langen heißen Dusche ist mir noch immer kalt und ich liege schon früh im Bett. Lizzy hat Nachtdienst und Andy ist wieder unterwegs im Dienste der Telekommunikation. Immer noch keine Nachricht von Max. Ich bin eigentlich nicht der Typ der so darauf wartet, aber diesmal scheint alles anders zu sein. Ich werfe noch einmal einen Blick aufs Handy, bevor ich meine Nachtischlampe ausknipse. Nichts. Hoffentlich habe ich mich nicht komplett in ihm getäuscht und er hat inzwischen gemerkt, dass ich nicht zu ihm passe. Mist, genau das wollte ich nicht, mir ständig Gedanken machen müssen. Ich darf mich da nicht so hineinsteigern. Auch wenn ich erschöpft bin dauert es lange bis ich einschlafen kann. Ich wälze mich hin und her, aber irgendwann besiegt mich die Müdigkeit, als mich plötzlich das Läuten meines Handys aus einem Albtraum reißt. Ich bin im Traum ins Wasser gefallen und bekomme keine Luft, ich kann nicht atmen, ich habe das Gefühl gleich zu ersticken. Ich brauche ein paar Sekunden, bevor ich abheben kann.

„Ja…“

Ich kann kaum sprechen, mein Herz klopft mir bis zum Hals und ich bin schweißgebadet.

„Luisa?“

„Ja.“

Ich atme hörbar tief durch, langsam bekomme ich wieder Luft.

Alles in Ordnung bei dir?“

„Ja… ich glaube schon.“

Meine Stimme ist leise und zittrig.

„Du klingst aber nicht als ob es dir gut geht?“

Er hört sich sehr besorgt an, daher versuche ich ihn zu beruhigen.

„Es geht schon wieder, ich hatte gerade einen schlimmen Traum, aber du hast mich jetzt zum Glück geweckt.“

„Entschuldige ich wollte dich nicht wecken, aber in dem Fall war es wohl gut. Ich hatte Probleme mit dem Handy, sonst hätte ich mich schon früher gemeldet, ich dachte du bist bestimmt noch wach.“

Ich blicke auf meinen Wecker, es ist erst kurz nach 22 Uhr.

„Für gewöhnlich bin ich das auch, aber ich war einfach so müde.“

Ich fühle mich so erschöpft, als hätte mich ein Panzer im Schlaf überrollt.

„Ist wirklich alles in Ordnung Luisa? Du klingst gar nicht gut. Was hast du denn geträumt?“

„Mach dir bitte keine Sorgen, es geht mir gut, es war einfach nur ein wirrer Traum.“

Er lässt sich nur schwer davon überzeugen, dass es mir gut geht, aber dann erzählt er mir dass er immer noch in Shanghai ist. Wie es aussieht kommt er frühestens Ende der Woche zurück. Es fällt mir nicht leicht mich zu verabschieden, ich möchte einfach nicht allein sein, auch wenn es nur seine Stimme am Telefon ist. Ich liege noch lange wach bis ich endlich einschlafe. Der Rest der Woche verläuft durchwachsen, ich werde das Gefühl nicht los das ich irgendetwas ausbrüte. Doch ich habe jetzt keine Zeit krank zu sein, denn Max hat seine Rückkehr für Freitag angekündigt und allen Anfangsschwierigkeiten zum Trotz, freue ich mich auf ihn. Ja ich freue mich sogar außerordentlich.

Dienstag: Tagdienst. Mittwoch: Tagdienst. Donnerstag: Nachdienst. 14 Geburten, keine Frühgeburten. Ich habe diese Woche meine freien Tage geopfert, da eine Kollegin krank ist. Endlich Freitag und das Wochenende habe ich frei. Ich brunche gegen Mittag gemütlich mit Lizzy in einem kleinen Café in unserer Straße, das haben wir schon so lange nicht mehr gemacht. Wir plaudern über die bevorstehende Hochzeit. Da ich ihre Trauzeugin sein werde, gibt es eine Menge Vorbereitungen. Die Hochzeit ist im Mai. Das Kleid und die Location sind bereits ausgesucht, trotzdem gibt es noch so viel zu tun. Max hat mich gerade vorhin angerufen, er ist seit den frühen Morgenstunden wieder in NY. Wir werden heute einfach nur Essen gehen. Kein großes Programm, darüber bin ich froh weil ich immer noch schlapp bin, obwohl es mir eigentlich egal ist was am Programm steht. Ich freue mich schon ihn zu sehen. Kaum zu glauben wie schnell man einen Menschen vermissen kann, den man erst so kurz kennt. Ich deute dass einmal als gutes Zeichen, hätte ich mir vor etwas mehr als einer Woche noch nicht vorstellen können.

Um Punkt 19.00 Uhr läutet es an meiner Tür. Meine High Heels und ich warten schon, also ich in meinen High Heels. Ich habe mich heute für das kleine Schwarze entschieden und meine Haare zu einem strengen Knoten aufgesteckt, ich fühle mich ein bisschen wie Evita Peron, aber dunkelhaarig. Unten wartet bereits der Wagen. Heute ist Max bereits ausgestiegen und erwartet mich mit einem sichtlich zufriedenen Lächeln auf den Lippen.

Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er kommt auf mich zu und grinst mich an.

„Guten Abend Mrs. Miller.“

Er zwinkert mir verschmitzt zu und reicht mir seine Hand.

„Guten Abend. Heute so förmlich Mr. Deveraux?“, antworte ich, während ich meine Hand in seine lege die er sofort fest umschließt.

„Ja ich dachte mir die Abholszene ist zuletzt nicht besonders gut gelungen und verlangt nach einer neuen Version.“

Er zieht mich an sich und mein Gesicht ist nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. „Besser so?“

„Ausbaufähig“, entgegne ich, auch wenn ich am liebsten sofort meine Lippen auf seine pressen würde.

Sanft streicht er über meine Wange, bevor er mich fest an sich drückt und dann sanft küsst. Ich will ihn gar nicht los lassen und Ja es fühlt sich noch immer gut an. Sogar sehr gut, nein sogar außerirdisch gut.

Ich lächle zufrieden, was er erwidert.

„Ich habe dich wirklich vermisst.“

„Überraschender Weise ich dich auch“, necke ich ihn am Weg zum Wagen.

„Du versuchst mich aber nicht herauszufordern meine Liebe, oder?“

„Nein wie kommst du darauf?“

Er öffnet mir die Autotür.

„Komm, steig ein, es ist eiskalt, du erkältest dich noch in deinen Hauch von nichts an Strümpfen.“

Ich gebe ihm einen zarten Kuss, bevor ich einsteige und er kopfschüttelnd, aber immer noch mit einem Zahnpastawerbungslächeln die Tür hinter mir schließt.

„Guten Abend Miss Miller“, begrüßt mich Toni freundlich, was ich höflich erwidere.

„Sag mal fährst du eigentlich nie selbst, oder hast du keinen Führerschein?“, frage ich ihn als er sich neben mich setzt. Er reibt sich seine Hände, draußen ist es wirklich eiskalt.

„Ich bin es einfach gewohnt chauffiert zu werden, ich nutze die Zeit im Auto um Telefonate zu erledigen, oder Termine vorzubereiten. Toni fährt einfach viel besser als ich. Stimmt´s Toni?“

Toni blickt im Rückspiegel zurück zu uns.

„Mr. Deveraux fährt lieber die schnellen sportlichen Autos.“ Er lächelt mir zu.

„Schnelle, sportliche Autos? Wie ein richtiger Aufreißer eben.“

Ich muss grinsen und den Kopf schütteln.

„Du hältst mich also für einen Aufreißer Typen? Die vorgefertigte Meinung der Luisa Miller.“ Er schmunzelt amüsiert. „ Das wäre ein toller Buchtitel. Wie werde ich dir das nur abgewöhnen?“

„Ich würde sagen, du beweist mir das Gegenteil, ganz einfach.“

„Ich befürchte es wird nicht ganz so einfach werden dir etwas zu beweisen, aber glaub mir ich werde dich schon überzeugen, dass du dich täuscht.“

Da ist sie wieder, seine Hand auf meiner, er drückt sanft meine Finger und das reicht schon aus das mich ein warmer Schauer durchfährt. Viel Überzeugungskraft muss er nicht aufwenden, ich sage nichts weiter dazu und erwidere den Druck seiner Hand. Wir erreichen das Restaurant am Hudson River, der Ausblick ist einfach unglaublich. Die Lichter der Nacht spiegeln sich im Fluss. Das Lokal ist gut gefüllt. Für uns ist ein gemütlicher Tisch reserviert. Während dem Essen unterhalten wir uns über die Ereignisse der vergangenen Woche, ich muss ihn dauernd ansehen und ich bewundere seine schönen Hände. Noch vor einer Woche dachte ich nie, dass ich mich so verlieben könnte, und das von einer Minute auf die andere. Doch es ist tatsächlich passiert. Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich ihn regelrecht anhimmle. Dann muss ich mich selbst bremsen, ich will es ihm nicht so leicht machen, zumindest soll er nicht merken, dass er mich längst gefangen hat. Der Kellner trägt den Hauptgang ab und fragt ob wir ein Dessert möchten.

„Wollen wir?“, fragt er mich.

„Dessert geht immer“, stimme ich zu.

Wir bestellen, der Kellner gießt noch etwas Rotwein ein.

„Ich muss noch etwas loswerden.“

Max sieht mit einem Mal ernster aus und er klingt auch so, nicht gut denke ich mir.

„Unser letzter Abend ist nicht ganz so verlaufen wie ich es mir gewünscht habe. Ich möchte das es ab jetzt um uns geht, und zwar nur um uns.“

„Glaubst du wirklich du kannst das?“

„Ja, da bin ich mir sicher.“

Er rückt seine Dessertgabel akribisch an den Tischrand.

„Ich meine, du hast deine Frau verloren.“

Und ich habe Ben und meine Mutter verloren. Irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen bis jetzt noch nichts von Ben erzählt zu haben, aber das erfordert die ganze Geschichte und ich habe Angst er sieht mich dann anders. Ich schiebe den Gedanken schnell beiseite, das hat Zeit.

„Ich werde Laura nie vergessen, so wie du deine Mutter immer in Gedanken behalten wirst.“

Der Kellner bringt das Dessert.

„Ich habe sie über die Maßen geliebt und viele Jahre versucht Schmerz und Verlust zu verdrängen, aber ich habe irgendwann verstanden dass ich das nicht kann. Es musste mir einfach gelingen mein Leben weiter zu leben. Seit ein paar Tagen gelingt mir das richtig gut. Es geht um dich und um mich.“ Er macht eine kurze Pause. „Und im besten Fall um uns.“

Ich steche ein Stück von meinem Schokokuchen mit flüssigem Kern ab, die Schokolade ist noch ganz lauwarm. Er meint es also ernster als ich bisher dachte, das macht mich ganz unruhig auf meinem Stuhl, was ich nur schwer verbergen kann.

„Um uns also? Warum ich?“, frage ich vorsichtig.

Er greift über den Tisch und nimmt meine Hand. „Weil ich genau dich will.“

„Aber ich mache doch gar nichts Besonderes und was wenn ich dir schon bald auf die Nerven gehe? Wenn alles zu kompliziert ist und…“

Ich weiß nicht recht was ich sagen soll, er macht mich verlegen und dieses „weil ich dich will“ klingt äußerst bestimmt, aber so das es mir durch und durch geht und zwar im positiven Sinn.

„Luisa, ich will dich. Weil du so bist wie du bist. Genau deshalb. Punkt.“

Mein Herz klopft mir schon wieder bis zum Hals, wenn sich das nicht bald legt, bekomme ich noch einen Herzanfall. Er lächelt mich an und beißt sich auf seine Unterlippe.

„Du hast etwas Schokolade an deiner Lippe, du glaubst gar nicht was ich dafür geben würde sie dir herunter küssen zu dürfen.“

Ich merke wie ich rot werde, während ich meine Serviette nehme. Ich versuche das Thema zu wechseln.

„Hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass meine beste Freundin im Mai heiraten wird? Ich werde Trauzeugin sein.“

Etwas Besseres ist mir auf die Schnelle nicht eingefallen, als ob ihn das interessieren würde. Sichtlich amüsiert über den schnellen Themenwechsel legt er seine Serviette rechts neben ihm auf den Tisch und lehnt sich gemütlich zurück.

„Sehr schön, obwohl du bestimmt der Braut die Show stehlen wirst.“

Er beugt sich wieder ein wenig über den Tisch und flüstert mir zu.

„Ich habe dir heute noch nicht gesagt wie umwerfend du aussiehst.“

Er streicht mir ganz beiläufig unter dem Tisch über mein Knie, ich muss kurz meine Augen schließen. Meine Reaktion scheint ihm zu gefallen. Das Thema lässt sich also doch nicht wechseln, aber eigentlich gefällt es mir für ihn begehrenswert zu sein. Es gefällt mir sogar sehr, aber noch besser gefällt es mir ihn zappeln zu lassen, daher gehe ich auch darauf nicht weiter ein. Die Zeit ist schnell vergangen und wir entschließen uns aufzubrechen. Da man vor dem Restaurant nicht parken kann, müssen wir ein paar Schritte laufen. Ich genieße die frische Luft, obwohl es ganz schön kalt geworden ist. Einige Schneeflocken mischen sich unter die kühle Luft, es sieht aus als ob Zuckerwatte durch die Luft wirbelt. Ich schmiege mich eng an Max der seinen Arm um mich legt und mich fest an sich zieht.

„Ist dir kalt?“, fragt er mich besorgt.

„Nur ein bisschen…und mir tun meine Füße weh…“

„Ich verstehe gar nicht warum ihr Frauen euch diese Qualen antut, aber es sind nur noch ein paar Schritte bis zum Wagen.“

„Um euch Männer zu beeindrucken“, antworte ich, während ich in den Wagen steige.

Er macht die Tür zu, bevor er auf der anderen Seite einsteigt.

„Für EUCH Männer? Wenn dann für mich und dazu brauchst du keine High Heels, auch wenn du unglaublich sexy damit aussiehst. Zieh sie aus.“

„Warum?“

„Zieh sie aus.“

Ich weiß zwar nicht was es bringen soll, aber ich bin froh dass ich sie ausziehen kann. Er nimmt meine Beine und legt sie über seinen Schoß.

„Deine Füße sind eiskalt.“

Wärmend breitet er seinen Mantel darüber und streicht mir sanft über meine Schienbeine.

„Der Anstand sagt ich muss die Lady jetzt nach Hause bringen, es ist schon spät.“

Da sind sie wieder, seine guten Manieren, ich muss für mich selbst schmunzeln.

„Kenne ich nicht diesen Anstand“, grinse ich und rücke etwas näher an ihn.

Meine Antwort entlockt ihm ein breites Lächeln.

„Ich würde dir gerne etwas zeigen, natürlich nur wenn du willst.“

„Du hältst meine Beine in deinem Wagen fest, mir bleibt gar nichts anderes übrig.“

Wir fahren stadtauswärts. Es schneit immer noch leicht. Es geht ein Stückchen bergauf, vorbei an schön beleuchteten Häusern und Villen. Ein Haus exklusiver als das andere, es ist eine noble Gegend. Ich blicke rechts aus dem Wagen und unter uns erstrahlen tausende Lichter der nächtlichen Stadt. Toni bleibt stehen.

„Der Blick auf die Stadt ist hier am schönsten. Wie findest du es? Möchtest du aussteigen?“

„Ja gerne. Es ist wundervoll“, schwärme ich.

Ich schlüpfe in meine Schuhe und steige aus. Max legt seinen Mantel über meine Schultern, was ich außerordentlich nobel von ihm finde, es ist wirklich kalt und jetzt friert er bestimmt. Wir stehen auf einem kleinen Plateau. Die Aussicht ist atemberaubend und ich merke erst gar nicht das Toni weg fährt. Wir stehen noch ein paar Minuten so da. Ich habe mich ganz dicht an ihn gekuschelt, die Schneeflocken werden jetzt immer dichter, langsam hüllen sie die Straße in einen weißen Teppich.

„Ich glaube wir gehen jetzt besser, sonst brichst du dir mit den Schuhen noch den Hals.“

„Gehen? Wo ist denn der Wagen? Du willst jetzt aber nicht dass ich den ganzen Weg in die Stadt zurückgehe, oder?“

Ich sehe mich suchend nach Toni um.

„Ich laufe eigentlich ganz gern, aber ich kann dich auch tragen wenn du willst.“

Er schmunzelt mich an. Ich bin mir nicht sicher ob das ein Witz ist, oder ob er es ernst meint.

„Mein Haus ist da unten, siehst du das offene Einfahrtstor.“

Ich sehe es, das hat er galant geschafft mich hierher zu bringen denke ich mir, so viel zu den guten Manieren und dem Anstand.

„Zeigst du mir jetzt deine Briefmarkensammlung?“, frage ich mit sarkastischem Unterton.

„Ja, natürlich, gerne, ich wusste nicht dass du an Briefmarken interessiert bist.“

Er scheint ziemlich amüsiert über meine Frage zu sein, was auch mich zum Lächeln bringt, zumindest mangelt es ihm nicht an Schlagfertigkeit. Wir gehen die paar Schritte vom Plateau zum Haus. Es ist ein moderner Architekturbau mit vielen Glasfronten. Das automatische Tor schließt sich hinter uns, als wir die Auffahrt hinauf gehen.

„Du hast bestimmt Lust etwas Warmes zu trinken, oder? Deine Hände sind eiskalt.“

Mir ist wirklich kalt, vor allem meine Füße fühlen sich schon ganz taub an. Ich nicke zustimmend. Max bleibt kurz stehen, während er die Tür öffnet.

„Du willst doch mit hinein kommen oder?“

Natürlich will ich, mir ist eiskalt, außerdem was bleibt mir jetzt wo ich schon einmal hier bin anderes übrig. Ich nicke, bevor er mich zur Tür hineinschiebt, so als wollte er verhindern dass ich es mir noch einmal anders überlege. Im Haus setzt sich die Moderne fort. Es ist alles sehr clean und chic. Viele helle Farben und obwohl alles sehr geschmackvoll ist, merkt man das hier eine Frau im Haus fehlt. Er nimmt mir den Mantel ab. Ich schlüpfe aus meinen Schuhen, Gott fühlt sich der warme Fußboden unter meinen eiswürfelkalten Füssen gut an. Er führt mich durch den Flur in einen offenen Wohnraum. Durch ein großzügiges Wohnzimmer mit offenem Kamin erreicht man über zwei Stufen die Küche mit einem gemütlichen kleinen Tisch und zwei Stühlen. Dahinter an einer langen Glasfront steht ein großer Esstisch mit sechs Sesseln. Im Wohnzimmer vor dem Kamin stehen ein großes dunkelgraues Sofa und ein Fernseher. Alle Farben sind gedeckt, die Einrichtung ist edel uns stilvoll.

„Was möchtest du trinken? Tee, Kaffee, Wein?“

Er wirft einen Blick in den Kühlschrank, während ich mich noch immer mit Bewunderung umsehe.

„Ich habe sogar eine Flasche Champagner“, offenbart er seine Entdeckung im Kühlschrank.

„Am liebsten Tee bitte“, antworte ich und sehe mich weiter um.

Er legt sein Sakko und die Krawatte ab und setzt den Teekessel auf. Die riesigen Glasfronten sind außergewöhnlich und erlauben einen tollen Blick über die gesamte Gegend.

„Du hast ja einen Pool!“, stelle ich freudig fest.

„Ja, aber ich komme viel zu selten dazu ihn zu benutzen, der Architekt war der Meinung ich brauche einen.“

Ich erzähle Max von meiner Leidenschaft zum Schwimmen, während er das Wasser in eine Teekanne mit den getrockneten Teeblättern gießt. Ich beobachte das Prozedere andächtig.

„Was machst du denn wenn du nicht arbeitest?“, frage ich neugierig.

Er überlegt kurz. „Jetzt wo du mich so direkt fragst, ich arbeite eigentlich immer. Das ist schrecklich oder?“

„Ja schon. Das kann doch nicht gut für dich sein“, entgegne ich leicht entsetzt.

„Montags spiele ich sofern ich da bin mit Richard Tennis, aber vielleicht schaffst du es ja mich vom Arbeiten abzuhalten.“

Ich zucke mit den Schultern, ich kann mir nicht vorstellen wie mir das gelingen sollte. Während der Tee zieht, zündet er das Feuer im Kamin an. Danach setzten wir uns auf das Sofa im Wohnzimmer. Ich genieße den warmen Tee. Meine Schulter lehne ich an ihn, er streicht mir zärtlich über eine Haarsträhne die sich aus meinem Knoten gelöst hat.

„Ist dir noch kalt?“, fragt er mich.

„Nein, zum Glück sind meine Füße auch wieder aufgetaut.“

Ich würde gerne hier bleiben, aber ich bin mir nicht sicher ob das richtig ist. Es geht mir jetzt doch alles zu schnell, vielleicht ist es besser wenn ich jetzt nach Hause fahre, womöglich hat er sonst ein falsches Bild von mir. Ich will nicht so eine Art von Beziehung – keine Geliebte.

„Du siehst so nachdenklich aus?“

Er streicht sanft meinen Arm mit seinem Zeigefinger hinunter.

„Das hast du ziemlich gefinkelt eingefädelt, mich hierher zu bringen, Machst du das immer so?“

„Toni kann dich jederzeit nach Hause bringen, er wartet auf meinen Anruf. Ich wollte nicht, dass du das falsch verstehst.“

Er sieht mir tief in die Augen und ich kann mich seinem Blick nur sehr schwer entziehen. „Luisa was ist nur los mit dir?“, frage ich mich selbst.

„Ja…es ist schon ziemlich spät geworden, ich denke ich möchte doch nach Hause“, entgegne ich, weil ich finde es wäre das Beste so.

„Natürlich. Ich gebe ihm Bescheid.“

Er scheint zwar nicht enttäuscht zu sein, zumindest lässt er es sich nicht anmerken, aber manchmal ärgere ich mich über mich selbst, weil ich einfach nicht weiß was ich will. Ich glaube ich will gar nicht nach Hause. Ich sehe ihn an, während er telefoniert. Ich befürchte es hat mich richtig erwischt, es kribbelt in meinem Bauch und überhaupt hab ich ein seltsames Gefühl, das meinen ganzen Körper durchströmt und das Schlimmste ist, ich kann nichts dagegen tun, ich hasse es die Kontrolle zu verlieren. Kurz schließe ich die Augen und atme tief durch. Ich stehe schon einmal auf und gehe zum Kamin auf dem Bilder und Fotos stehen von Leuten die ich natürlich nicht kenne. Auf einem ist Max mit einer hübschen Frau mit langen dunklen Haaren zu sehen. Sie hat ein wunderschönes warmes Lächeln. Daneben steht das Hochzeitsfoto von ihm und seiner verstorbenen Frau, vermute ich zumindest. Sie war zierlich, mit langen brünetten Haaren. Sie lächelt Max an, nein das ist mehr als ein Lächeln, sie himmelt ihn an, so wie ich es jetzt tue.

„Toni wird gleich da sein.“

Er kommt zu mir und umschlingt mich von hinten, ich lehne mich an ihn. Gott warum will ich nach Hause?

„Wer ist das?“, frage ich, und zeige auf das Bild mit der Frau.

„Meine Schwester Nigella, sie lebt mit ihrem Ehemann in meinem Elternhaus in Irland. Ich hoffe du lernst sie bald kennen. Leider sehe ich sie viel zu selten, ich weiß jetzt schon, dass sie dich mögen wird.“

„Sie ist sehr hübsch, gutes Aussehen liegt also in deiner Familie.“

„Ja sie ist eine schöne Frau, ich hatte als großer Bruder alle Hände voll zu tun, sie war ständig von Verehrern umschwärmt und schau da ist meine Mutter, sie ist leider gestorben als ich fünfundzwanzig war, das Bild entstand einige Monate vor ihrem Tod.“

Er zeigt auf ein Foto auf dem er mit Nigella und seiner Mutter zu sehen ist. Nigella sieht ihr sehr ähnlich.

„Sie sieht doch noch so jung aus?“

„Sie ist einfach eines Tages umgefallen, Gehirnblutung.“

„Das ist ja schrecklich…und dein Vater?“

„Ich habe keinen Vater…er hat uns verlassen als Nigella und ich noch sehr klein waren, er war ein Mistkerl. Er hat meine Mutter belogen und betrogen, wenn er betrunken war geschlagen und sie mit einem Haufen Schulden sitzen gelassen.“

Ich bereue es gefragt zu haben, ich dachte, nur ich hatte eine beschissene Jugend, keine Ahnung was ich darauf sagen soll, aber ich komme gar nicht dazu etwas zu sagen.

„Kein Problem, ich bin lange darüber hinweg, er ist mir egal, meine Schwester ist meine Familie, ich sehe sie leider nur viel zu selten.“

Er ist mir immer einen kleinen Schritt voraus und es kommt mir so vor als ob er meine Gedanken lesen könne, es ist wirklich gespenstisch. Ich ziehe seine Arme fester um meine Mitte. Ich blicke noch einmal auf das Hochzeitsbild.

„Deine Frau und du, ihr seht sehr glücklich aus und sie ist unglaublich hübsch.“

Kurz ist es ganz still bevor er antwortet.

„Das waren wir. Jetzt machst du mich glücklich und zwar genau in diesem Moment.“

Ich drehe mich zu ihm, lege meine Arme um seinen Hals und lehne mein Gesicht an seine Brust. Seine Nähe fühlt sich himmlisch an. Ich schließe meine Augen und kann und will an nichts mehr denken und ich will auch nicht mehr sprechen. Ich öffne zwei Knöpfe von seinem Hemd und schmiege mich fest an ihn.

„Das weißt du nach so kurzer Zeit schon?“, frage ich leise.

„Ja.“

„Und wie glücklich würde es dich machen wenn Toni nicht mehr kommen müsste?“

Ich bin mir nicht sicher ob ich das wirklich sagen wolle, aber jetzt hab ich es wohl getan. Es ist einfach so aus mir heraus gesprudelt.

„Es würde mich sehr glücklich machen, aber du musst nichts tun nur um mich glücklich zu machen, das weißt du oder?“, fragt er mich, während er mir einen Kuss hinter mein Ohr haucht.

Nickend ziehe ihn ganz fest zu mir und küsse ihn. Er reißt sich noch einmal los von mir was ihm nicht ganz leicht zu fallen scheint.

„Bitte bleib heute Nacht bei mir“, sagt er ein wenig atemlos.

Ich beiße mir auf die Unterlippe und spüre wie sich meine Wangen röten, dann nicke ich etwas verlegen.

„Dann gebe ich Toni Bescheid dass er Feierabend machen kann.“

Nachdem er ihn noch einmal angerufen hat, nimmt er mich wieder in den Arm. Ob es das Richtige ist zu bleiben weiß ich nicht, aber eines weiß ich sicher, es fühlt sich gut an. Ich streiche mit meinen Finger durch seine Haare, über seinen Hals bis zu seiner Brust. Sanft öffnet er meinen Haarknoten, meine Haare fallen locker über meine Schultern. Ich lege meinen Kopf und meine Haare zur Seite. Er küsst mich sanft vom Hals bis zum Schlüsselbein. Ich spüre wie mein Puls in meiner Halsschlagader pocht und sich die Haare auf meinen Armen wie elektrisiert aufstellen. Ganz langsam öffnet er den Reißverschluss meines Kleides. Ich halte kurz den Atem an. Es gleitet an meinen Schultern über meine Hüften hinunter zu Boden. Ich vergrabe meine Nase und Lippen in seinen Hals, ich fühle während ich noch ein paar Knöpfe von seinem Hemd öffne mit meinen Fingern die Haare auf seiner Brust und streiche über seinen Oberkörper. Er schiebt die Träger meines BH ganz sanft über meine Schultern und fährt zärtlich die Linien meines Dekolletees nach. Dann streicht er zärtlich mit seiner Hand über meine Haare und meinen Hals.

„Du bist so schön Luisa, alles an dir ist wunderschön.“

Ein verlegenes Lächeln huscht über meine Lippen, ich bekomme kaum Luft zum Atmen, es scheint, dass ich in Liebesangelegenheiten ziemlich außer Übung bin.

„Willst du jetzt die Briefmarkensammlung sehen?“, haucht er mit kehliger Stimme in mein Ohr.

Ich sehe ihn überrascht an.

„Ja…warum eigentlich nicht, ist sie denn sehenswert?“

Ich kann mir ein leises Kichern nicht verkneifen. Er erwidert mein Lächeln, bevor er mich ohne Vorwarnung aufhebt und in sein Schlafzimmer trägt. Ich sinke in die weichen Kissen und rieche den zarten Duft von frisch gewaschener Bettwäsche. Er beugt sich über mich, ich ziehe ihn ganz fest an mich heran und schließe meine Augen. Ich habe das Gefühl alles um mich herum dreht sich. Sein Körper auf meinem fühlt sich schwer an, aber ich drücke ihn noch fester an mich und grabe meine Nase und meinen Mund in seine Haut. Ich möchte dass er mich nie wieder los lässt, fest drücke ich meine Fingerspitzen in seinen Rücken.

„Du musst mich nicht so fest halten, ich laufe nicht weg, ein bisschen Luft musst mir schon lassen“, flüstert er in mein Ohr, es ist wirklich unheimlich, kann er wirklich Gedanken lesen?

Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. „

Aber vielleicht flüchte ich ja.“

Er drückt sich wieder fest an mich, sodass ich Mühe habe zu atmen, seine Nasenspitze berührt meine.

„Das glaube ich nicht.“

Ich lege meinen Kopf zurück und meinen Hals frei, so als würde ich mich ihm ergeben, während ich sanft über seinen Rücken streiche. Er nimmt meine linke Hand und führt sie an seinen Rippen entlang über seinen Oberkörper bis zu seiner Hosentasche. Meine Fingerspitzen folgen sanft seiner Anweisung. Ich greife in die Hosentasche in der ich ein bekannt knisterndes Material ertaste und hervorziehe. Ich halte das glitzernde Päckchen zwischen meinen Fingern.

„Du scheinst jedenfalls gut vorbereitet zu sein?“

Er streicht mir unbeirrt sanft über den Hals. „In deinem Fall schon.“

„Also doch Aufreißer?“

„Nein. Sicherheitsbetont“, entgegnet er.

Er drückt seine Lippen auf meine. Ich habe keine Möglichkeit mehr auch nur noch ein Wort dazu zu sagen. Ich gebe jegliche Kontrolle über mich ab und lasse mich einfach fallen. Jede Faser meines Körpers saugt seine Nähe förmlich auf. Unfähig auch nur einen weiteren Gedanken des Zweifels zu fassen, ergebe ich mich meinem Drang alles beherrschen zu wollen. Das Bauchgefühl hat also endlich den Kopf besiegt, zumindest für diesen Moment.

Ich liege fest an ihn gekuschelt und schlafe fast ein. Seine Hand liegt sanft auf meinem Bauch, was gut ist, denn sonst würde ich mit den Schmetterlingen die sich daran befinden wohl davonfliegen. Er schmiegt sein Gesicht liebevoll an meinen Hals, ich spüre seinen Atem auf meiner Haut. Es ist ein unwahrscheinlich vertrautes und warmes Gefühl, ich bin froh geblieben zu sein. Eigentlich kann ich mir gar nicht mehr vorstellen überhaupt jemals wieder zu gehen.

„Bin ich jetzt deine Geliebte.“, frage ich leise in sein Ohr.

„Luisa…“, haucht er. „Ist es denn so schlimm geliebt zu werden?“

„Nein…aber…“

Ich kann nicht aussprechen weil er seine Lippen auf meine drückt.

„Hör jetzt auf nachzudenken und mach deine Augen zu.“

Er haucht mir unzählige Küsse die kaum meine Haut berühren auf den Hals. Ich schließe zufrieden meine Augen.

Als ich auf aufwache wird es draußen schon hell. Die Jalousien sind leicht geöffnet und verschaffen mir einen Blick nach draußen. Es hat aufgehört zu schneien. Ich drehe mich auf die andere Seite, aber ich liege allein im Bett. Max ist scheinbar schon aufgestanden, ich habe gar nichts gemerkt, so tief habe ich lange nicht geschlafen. Auf seinem Nachttisch steht ein Wecker, es ist erst kurz vor sieben Uhr. Am Bettrand liegt sein weißes Hemd ich ziehe es über und kuschle mich hinein, es fühlt sich wunderbar an. Ich sauge den Duft seines Aftershaves am Hemdkragen ein, ich muss meine Augen noch einmal kurz schließen. Ich tapse aus dem Zimmer um zu sehen wo er ist. Er sitzt vertieft am kleinen Küchentisch mit dem Kopf über dem Laptop, als er mich sieht, lächelt er mich an und klappt den Computer zu. Ich gehe hinüber und setzte mich auf seinen Schoß.

„Guten Morgen, arbeitest du schon?“

„Guten Morgen.“ Er zieht mich zu sich und küsst mich zärtlich. „Ja, aber wenn ich dich so ansehe, hätte ich besser im Bett bleiben sollen.“

Er haucht mir einen Kuss in den Nacken. „Willst du noch immer flüchten?“

Ich drehe mich zu ihm und schüttle den Kopf, während ich in seine blauen Augen sehe. „Eigentlich wollte ich nie flüchten.“

Er streicht durch meine Haare die bestimmt wüst zerzaust sind und mustert mich in seinem Hemd.

„Steht dir gut mein Hemd, sieht an dir besser aus als an mir. Hast du gut geschlafen?“

„Ich habe lange nicht mehr so gut geschlafen, schon gar nicht in einem fremden Bett.“

„Schön. Hoffentlich kommt das nicht so oft vor, ich meine dass du in fremden Betten aufwachst?“

„Ich weiß nicht worauf du hinaus willst, aber nein, außer ich werde von einem Aufreißer mit einem Vorwand in fremde Häuser gelockt.“

„Klingt nach Vorwurf? Aber tut mir leid, ich habe kein schlechtes Gewissen und zum letzten Mal, ich bin kein Aufreißer.“

Er grinst süffisant, während er sanft mit seiner Fingerspitze von meiner Nasenspitze abwärts zum Hals über mein Dekolletee streicht und dann weiter über meinen Bauch und meinen rechten Oberschenkel, bis er an der Narbe auf meinem Schienbein stoppt. Er sieht mich fragend an.

„Autounfall. Ist schon lange her“, sage ich unaufgefordert. „Manche Verletzungen heilen, hinterlassen aber hässliche Narben, manche Verletzungen hinterlassen keine sichtbaren Narben, heilen aber nie“, füge ich noch hinzu.

Ich bin froh, dass er nicht weiter nachfragt, was mein Bein betrifft. Ich lege meine Hand auf sein Herz und gebe ihm einen Kuss, bevor ich von seinem Schoss aufstehe.

„Frühstückst du auch noch mit mir, oder schmeißt du mich gleich raus?“, frage ich etwas vorlaut, vielleicht auch um von meinem Bein abzulenken.

„Ich werde dich doch nicht mühevoll hierher locken und dann ganz einfach wieder raus schmeißen, das war nicht der Plan Mrs. Miller.“

Er steht auf und geht zum Kühlschrank. „Was hättest du denn gerne?“

„Tee wäre prima ansonsten bin ich nicht so wählerisch.“

„Ich sehe einmal nach was Magda eingekauft hat.“

Mein fragender Blick entgeht ihm nicht, und so erklärt er mir, dass Magda seine Haushälterin ist. Sie erledigt für ihn alles rund um Haus und Garten. Er ist sich sicher, dass sie ganz erfreut sein wird mich kennen zu lernen.

„Und Magda ist eine junge sexy Polin, oder wie darf ich sie mir vorstellen? Ich würde schon gerne wissen wer dein Bett macht…“, merke ich spöttisch an.

„Ich muss sagen für jemand der nur ein Herrenhemd trägt, bist du ganz schön vorlaut, aber ich danke dir, das hört sich gut an, ich werde darüber nachdenken ob ich Magda ein paar freie Tage gönne und dafür eine junge sexy Polin engagiere.“

Er sagt, dass ganz beiläufig, während er den Teekessel aufsetzt. Kopfschüttelnd schenke ich seiner Aussage keine weitere Beachtung, scheint mir so am besten. Während dem Frühstück erklärt er mir, dass er eigentlich geplant hat dieses Wochenende nur mit mir zu verbringen und nicht zu arbeiten, aber leider ist es jetzt doch anders gekommen. Ein wichtiger Geschäftspartner hat sich kurzfristig angekündigt. Er muss noch heute gemeinsam mit Richard nach Philadelphia fliegen.

„Ich habe vorhin schon mit ihm telefoniert, ich möchte dass du mich begleitest. Selma kommt auch mit und ihr könnt gemeinsam ein paar Stunden verbringen bis wir fertig sind. Natürlich nur, wenn du einverstanden bist?“

Ich zögere, ob es schon der richtige Zeitpunkt ist bei einem wichtigen Geschäftstermin dabei zu sein, aber nach kurzem Überlegen stimme ich doch zu.

„Ich hab nichts anzuziehen, also nicht hier.“

„Wieso? Mein Hemd steht dir doch gut?“, neckt er mich.

Ich stehe auf um das Frühstücksgeschirr abzuräumen, zuvor beuge ich mich noch lasziv über den Tisch zu ihm. Nachdem ich unter dem Hemd nichts trage verschafft ihm das mit ziemlicher Sicherheit einen reizvollen Ausblick.

„Also gut, ich kann auch nur im Hemd mitfliegen, ganz wie du willst, wenn das förderlich für deine Geschäfte ist.“

Er sagt kein Wort, aber seinem Blick nach zu urteilen gefällt ihm was er sieht.

„Ich befürchte so kommen wir nicht einmal bis zum Auto…“

„Gut…ich wundere mich sowieso schon warum dieser Aufzug dich kalt lässt.“

Ich öffne einen weiteren Knopf am Hemd. Er lehnt sich zurück, seine Augen glänzen.

„Lässt dich also doch nicht kalt?“

Ich öffne noch einen Knopf, auch wenn ich nicht nach unten sehe weiß ich, dass jetzt nicht mehr viel verborgen sein dürfte.

„Du bist ganz schön frech.“

„Meinst du?“ Ich beuge mich zu ihm und gebe ihm einen langen Kuss.

„Dann gehe ich mal unter die Dusche, hauche ich in sein Ohr.

Er zieht mich ohne Vorwahrung auf seinen Schoß.

„Später, ich helfe dir schon einmal beim Ausziehen.“

Er öffnet die restlichen Knöpfe vom Hemd und umfasst fest meine Hüften.

Ich grinse zufrieden.

Nachdem ich geduscht habe schlüpfe ich wieder in meine Sachen von gestern Abend. Wir machen uns auf den Weg zu meiner Wohnung. Max fährt heute selbst, Toni hat frei. Privat fährt er einen schnittigen dunkelgrauen BMW und zwar ein BMW 6er Gran Coupé hab ich mir erklären lassen, also doch Aufreißer Schlitten. Er hält mir galant die Wagentür vor meiner Wohnung auf. Da mich schon den ganzen Vormittag eine Frage beschäftigt, muss ich das jetzt auf der Stelle klären. Er geht hinter mir die Treppe zur Wohnung hinauf, vor der Wohnungstür bleibe ich kurz stehen, lege meine Arme um ihn und küsse ihn, worüber er ziemlich überrascht zu sein scheint. Ich wandere mit meinen Händen zu seinen Hosentaschen und greife hinein. Er blickt mich mit großen und überraschten Augen an.

„Suchst du etwas?“

„Ich wollte nur nachsehen ob du eigentlich immer so gut vorbereitest bis wie gestern Abend?“

Er lacht auf und nimmt meine Hände wieder aus seinen Taschen.

„Sagen wir es so, ich habe es darauf ankommen lassen und gehofft, dass es so kommt.“

Ich kräusle meine Lippen. „Also habe ich es dir zu leicht gemacht?“

Er nimmt mein Gesicht zwischen seine Hände und gibt mir einen weiteren Kuss, dann flüstert er in mein Ohr.

„Zum Glück war es nicht ganz so schwer wie ich es befürchtet hatte, worüber ich außerordentlich froh bin.“

Ich muss die Augen verdrehen, schüttle den Kopf und gehe in die Wohnung, er folgt mir.

Lizzy und Andy sitzen gerade beim Frühstück.

„Guten Morgen, ich bin gleich wieder weg ich muss mich nur kurz umziehen.“

Lizzys Mund steht offen als ich Max vorstelle, sie sieht komplett planlos aus und das kommt nicht oft vor. Trotzdem lasse ich die drei kurz allein und ziehe mich um. Ich habe gerade meine Haare fertig frisiert als es an der Tür klopft. Max steckt seinen Kopf ins Zimmer.

„Nimm auch gleich für morgen noch mit was du brauchst, ich hoffe du bleibst so lange bei mir?

„Wenn du mich so lange aushältst?“

„Ich hab keine Bedenken, aber im Notfall bin ich mir sicher wir finden eine Ablenkung.“

Er blinzelt mir zu.

„Deine Hosentaschen sind leer“, entgegne ich beiläufig.

Jetzt schüttelt er den Kopf und verdreht die Augen.

„Ich glaube wir beide haben noch viel Spaß zusammen…“

Ich hoffe das richtige Outfit für heute gewählt zu haben, Max sieht immer besonders gut und elegant aus. Ich bin mir nicht sicher ob ich da so richtig dazu passe und betrachte mich noch einmal im Spiegel. Die dunkle Hose sitzt knackig auf meinen Hüften und dazu trage ich eine seidige rosa Bluse mit Stehkragen. Meine Haare habe ich locker hochgesteckt. Max scheint es zumindest zu gefallen. Lizzy kann ihre Aufregung kaum verbergen und flüstert mir noch ins Ohr wie toll sie Max findet, bevor wir gehen. Als wir am Flughafen ankommen, warten Selma und Richard schon in der Maschine die bereits auf dem Rollfeld steht.

„Sag bloß du hast auch noch ein Flugzeug?“, frage ich mit Bewunderung.

„Nein leider, da muss ich dich enttäuschen, unser Geschäftspartner stellt uns die Maschine zur Verfügung, aber ich bin mir sicher du wirst den Flug dennoch genießen."

Selma ist sichtlich erfreut mich wieder zu treffen und auch ich bin froh dass sie dabei ist, alles ist so ungewohnt für mich. Sie schiebt mich gleich zum Platz neben ihr.

„Die Männer wollen sich bestimmt noch ein wenig vorbereiten, ich freue mich dass du mitkommst, es ist doch in Ordnung wenn wir du sagen? Wir werden uns jetzt vermutlich öfter sehen?“

„Ja gerne natürlich.“

Ich setzte mich neben sie, Max und Richard sitzen gegenüber und besprechen noch einige Details zum bevorstehenden Termin. Max sieht kurz auf und lächelt mir zufrieden zu, als er sieht dass ich mich gut unterhalte. Die Zeit vergeht schnell, Selma ist wirklich eine lustige aufgeweckte Person.

„Ich freue mich für Max, dass er dich kennen gelernt hat. Er scheint sehr glücklich zu sein“, flüstert sie mir ins Ohr.

„Das bin ich auch, er ist ein beeindruckender Mann.“

Selma nickt zustimmend. In Philadelphia angekommen werden wir bereits von einem Wagen erwartet der uns in die Stadt zum Termin bringt, dieser findet in einem wunderschönen, luxuriösen Hotel statt.

„Wir werden inzwischen ein bisschen die Stadt unsicher machen“, freut sich Selma

„Ich brauche dringend neue Schuhe, schließlich muss Richard sehen wofür er sein Geld verdient, wenn er schon am Wochenende arbeiten muss.“

Richard rollt mit den Augen, scheint seiner Frau aber nichts entgegnen zu wollen. Bevor wir uns trennen stellt mir Max aber noch seinen Geschäftspartner vor, auch seine Frau ist mit dabei. Andrew Hanson und seine Frau Claire. Sie kommt unüberhörbar aus Frankreich. Ich wechsle ein paar Worte auf Französisch mit ihr, worüber sie sich sichtlich freut. Max schaut mich komplett verwundert an.

„Du sprichst fließend Französisch?“

„Ich habe fünf Jahre ein französisch geführtes Mädcheninternat in der Schweiz besucht“, kläre ich ihn auf.

Er ist sichtlich überrascht.

„Claire würde uns sehr gern begleiten“, frage ich Selma die sofort einverstanden ist.

Während Max und Richard mit Andrew den Termin wahrnehmen, haben wir einen wundervollen Tag in der Stadt. Wir bummeln und shoppen und ich hätte mir nicht gedacht, so viel Spaß zu haben. Zum Abschluss nehmen wir noch einen Cocktail in einer gemütlichen Bar. Claire und Selma sind unglaublich nett, die Zeit vergeht wie im Flug. Vollbepackt mit Tüten kehren wir am Abend in das Hotel zurück. Die drei Männer erwarten uns bereits mit einem Aperitif an der Hotelbar. Meinem Eindruck nach ist der Termin gut verlaufen und alle erfreuen sich bester Laune. Max nimmt mich zur Begrüßung völlig selbstverständlich in den Arm und gibt mir einen Kuss.

„Hattest du einen schönen Tag?“

„Ja, es war ein erfolgreicher Tag.“

Ich zeige auf meine Tüten.

„Bei uns auch“, entgegnet er zufrieden.

Wir essen gemeinsam. Ich fühle mich richtig wohl. Es ist spät geworden als wir am Flughafen zum Rückflug nach New York eintreffen. Wir sitzen im Flugzeug bereit zum Abflug, als Max die Stewardess um eine Flasche Champagner und Gläser bittet, scheint also wirklich alles gut gelaufen zu sein.

„Also Ladys, das habt ihr wirklich grandios hinbekommen, das müssen wir feiern!“

Richard trippelt nervös wie ein kleiner Junge auf seinem Sitz.

„Der Deal ist unter Dach und Fach!“, ergänzt Max. „Und das haben wir nur euch zu verdanken. Andrew war so begeistert davon wie ihr Claire aufgenommen habt. Sie hatte in letzter Zeit gesundheitliche Probleme und der heutige Tag hat ihr scheinbar richtig gut getan.“

Ich freue mich, obwohl ich die ganze Aufregung gar nicht verstehen kann. Claire ist eine sehr nette Person und meiner Meinung nach haben wir nichts getan was außergewöhnlich war, und nichts was ich nicht sonst auch tun würde. Wir stoßen an, Max und Richard plaudern noch ausgelassen darüber wie gut alles gelaufen ist. Selma und ich unterhalten uns noch über den erfolgreichen Shopping Tag.

„Würde mich freuen wenn wir noch viel Gelegenheit haben etwas gemeinsam zu unternehmen. Ich hoffe Max tauscht mich nicht allzu bald aus, du hast ja schon bestimmt viele Damenbekanntschaften von Max miterlebt“, scherze ich mit dem Hintergedanken etwas mehr über seine Verflossenen zu erfahren.

„Glaub mir, es ist nicht Max Art jede Bekanntschaft so ernst zu nehmen.“

Klingt jetzt nicht gerade wie ein Plus für eine feste Beziehung, hätte ich besser nicht gefragt. Selma beugt sich näher zu mir. „Ja sicher, da gab es einige Frauen, aber eben Bekanntschaften, nichts ernstes.“ Sie denkt kurz nach. „Er hat noch nie eine Frau zu einem Geschäftstermin mitgebracht, ehrlich gesagt habe ich ihn noch nie so erlebt wie heute mit dir. Ich glaube du hast ihm so richtig den Kopf verdreht.“

Das wiederum klingt sehr gut. Es war ein anstrengender Tag und ich bin schon ziemlich müde als wir zurück zu Max Haus fahren, ich habe Mühe meine Augen offen zu halten.

„Du hast mich heute ein weiteres Mal überrascht.“

Er legt seine Hand auf meinen Oberschenkel.

„Fünf Jahre in einem Schweizer Mädcheninternat?“

Er blickt zu mir herüber als würde er eine Erklärung erwarten. Ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt dazu etwas sagen will, schließlich ist der Grund für meine Ausbildung dort nicht gerade einen abendlichen Smalltalk mit einem Mann den ich erst so kurz kenne wert. Vielleicht sieht er mich dann mit anderen Augen. Ich bin nicht stolz auf meine Vergangenheit, der richtige Zeitpunkt wird schon kommen, aber dieser Moment ist auf keinen Fall passend dafür.

„Mein Vater sah sich nach dem Tod meiner Mutter nicht meiner Erziehung mächtig.“

Ich mache eine kurze Pause und blicke auf meine Hände. „Außerdem war er damit beschäftigt seine Affäre zu heiraten. Ich hätte sie nie als Mutterersatz akzeptiert und so war es vermutlich die beste Entscheidung für mich und ihn.“

Auch wenn das jetzt meinem Vater gegenüber ein bisschen unfair ist, sehe ich das für den Moment als beste Erklärung und gelogen ist es nicht, es ist eben nur ein Teil der Wahrheit. Ich entnehme Max Blick ein wenig Unverständnis.

„Glaub mir ich bin ein absoluter Fan von guten Schulen und solider Ausbildung, aber in deinem Fall bin ich mir dieser Entscheidung nicht sicher. Er hat seine Affäre geheiratet und dich ins Internat gesteckt?“

Jetzt ist sein Blick entgeistert. Ich nicke nur, mehr will ich dazu momentan nicht sagen, er scheinbar aber schon.

„Bitte versteh mich nicht falsch, du bist eine äußerst wohlerzogene und sensible Frau, aber genau deshalb glaube ich du hättest eine Familie gebraucht, du hast doch schon deine Mutter verloren?“

„Es ist gut so wie es war, meine Mum hätte niemand ersetzten können“, antworte ich leise, seine Worte sind warmherzig und doch fühle ich mich schlecht ihm nur die halbe Wahrheit erzählt zu haben.

„Ich kenne deinen Vater nicht, ich kann zwar nicht verstehen warum er so drastisch gehandelt hat, aber es steht mir auch nicht zu darüber zu urteilen.“

Ihm ist scheinbar nicht entgangen das mir dieses Thema zu schaffen macht.

„Bist du nach dem Internat gleich wieder zurückgekommen?“

„Nein, ich habe meine Ausbildung in der Schweiz absolviert und dort einige Jahre gelebt, so lange bin ich noch nicht zurück in New York.“

„Haben die Schweizer Männer denn keine Augen im Kopf?“ Er schaut mich ungläubig an. „Kann doch nicht sein, dass du dort keinem den Kopf verdreht hast? “

Ich schüttle nur den Kopf gepaart mit einem verlegenen Lächeln. Wir warten kurz bevor sich das Einfahrtstor öffnet, er beugt sich zu mir herüber.

„Gut so. Jetzt hast du mir den Kopf verdreht, zum Glück bist du zurückgekommen.“

Er wirkt so stark in seinem Anzug und der Krawatte, aber wenn er mich so ansieht ist er einfach nur süß, ich streiche ihm zärtlich über sein Gesicht, bevor das Tor offen ist und wir in die Garage einfahren. Ich dusche noch heiß und falle dann völlig fertig ins Bett. Meine Nase drücke ich in Max Kissen. Als er sich an mich schmiegt, mir sanft über die Haare streicht und mir einen Kuss in den Nacken gibt, wache ich noch einmal kurz auf.

„Ich wollte dir noch etwas sagen“, flüstert er in mein Ohr.

Ich öffne noch einmal kurz meine Augen.

„Jede Narbe heilt Luisa, auch die im Herzen, es braucht nur die richtige Medizin und ich glaube ich habe meine gefunden.“

Ich liege mit dem Kopf zum Fenster gedreht als ich aufwache. Draußen ist es schon hell und es stürmt und schneit. Ich drehe mich auf die andere Seite, heute liegt Max neben mir und wartet scheinbar schon darauf, dass ich munter werde. Er lächelt mich mit einem „Guten Morgen“ an.

„Heute noch nicht beim Arbeiten?“, frage ich noch müde.

„Nein, heute nicht. Heute nur wir beide.“

Er umschlingt mich fest. Ich schließe meine Augen noch einmal und schmiege mich fest an ihn.

Beim Frühstück fällt mir das Sonntagsessen bei Dad ein. Ich rufe ihn kurz an, wobei er nicht versteht warum ich heute keine Zeit habe, aber ich ignoriere seine Einwände, für mich gibt es jetzt wirklich Wichtigeres. Danach führt mich Max durch das ganze Haus. Es hat nur ein Geschoss mit Ess- und Wohnbereich, Schlafzimmer, Kleiderzimmer Bad, Gäste-WC und einem Wirtschaftsraum. Im Untergeschoß befindet sich noch Max Büro und ein Gästezimmer mit Gästebadezimmer. Es gibt auch einen Durchgang in die Garage. Das Haus ist durchdacht bis in das letzte Detail ich bin wirklich beeindruckt.

„Hast du hier schon mit deiner Frau gelebt?“

„Ich habe mit meiner Frau nie in den USA gelebt. Wir lebten in Irland nahe dem Haus meiner Schwester. Lauras Bruder wohnt jetzt mit seiner Frau dort. Ich musste nach Lauras Tod einfach weg, ich brauchte Veränderung. Richard war mein bester Freund seit dem Studium und als uns die Idee unserer eigenen Firma bei einigen Whisky kam, war ich sofort dafür alles aufzugeben und neu anzufangen. Das haben wir dann auch getan und den Rest der Geschichte kennst du ja. Ich habe einige Jahre in einer kleinen Wohnung in der Stadt gelebt bis Selmas Bruder, ein aufstrebender junger Architekt, mit der Idee für dieses Haus zu mir kam. Als er mir das Grundstück zeigte, konnte ich einfach nicht widerstehen.“

„Das kann ich gut verstehen, die Aussicht ist unglaublich, besonders von diesem Fenster aus. Das Licht spiegelt sich hier so wunderschön.“

Er stellt sich neben mich.

„Ja, tatsächlich. Ich habe hier noch gar nie so bewusst hinaus gesehen. Du siehst viele Dinge aus einem anderen Blickwinkel, das gefällt mir.“

„Das einzige was ich momentan sehe ist, dass ich unglaubliches Glück hatte dich zu treffen, ich habe noch nie einen Mann wie dich kennen gelernt.“

Ich lege meine Arme um seinen Hals. Ja er ist etwas Besonderes und trotzdem habe ich nicht den Mut ihm alles von mir zu erzählen. Wir verbringen den Tag gemütlich, am Nachmittag kuschle ich mich auf dem Sofa an ihn, ich wünsche mir die Zeit könnte still stehen.

„In ein paar Wochen ist Weihnachten. Ich werde meine Schwester besuchen und wir werden dann gemeinsam ein paar Tage in Island verbringen, zwar gekoppelt mit einigen Terminen aber ich bin zuversichtlich das die schnell erledigt sind. Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen ohne dich zu sein, würdest du mich begleiten?“

Ich bin überrascht, damit habe ich nicht gerechnet. Meine Feiertage sind schon verplant, das ich plötzlich an Weihnachten nicht mehr allein bin, damit war vor ein paar Wochen noch nicht zu rechnen.

„Wir machen zu Weihnachten immer Familienurlaub, auch Lizzy und ihre Familie sind mit dabei. Das ist bei uns Tradition geworden seit ich ins Internat gekommen bin, es war die einzige Möglichkeit die Feiertage gemeinsam zu verbringen.“

Ich habe fast ein schlechtes Gewissen, obwohl es vielleicht besser so ist, alles ist noch ziemlich frisch. Max scheint ein wenig enttäuscht zu sein, zeigt aber Verständnis.

„Verstehe, ich weiß zwar noch nicht wie ich das aushalten werde, aber wir haben bestimmt noch viele Möglichkeiten das nachzuholen.“

Er küsst mich liebevoll auf die Stirn. Das hoffe ich auch, am liebsten würde ich aber alles absagen und mit ihm kommen, es fällt mir schon schwer über den heutigen Abschied nachzudenken.

„Bringst du mich nachher nach Hause?“

„Möchtest du nicht hier bleiben?“

„Ich muss morgen schon um sieben Uhr im Krankenhaus sein.“

„Ich bringe dich morgen früh hin.“

Er zieht mich auf seinen Schoß und vergräbt seine Nase in meinen Haaren.

„Das heißt aber früh aufstehen morgen.“

„Ich denke dann wird es Zeit ins Bett zu gehen.“

Als er mit seinen Händen unter mein Shirt fasst und mich fest an sich zieht, hat er mich längst überredet. Er streicht zärtlich über die Haut auf meinem Rücken, jedes Haar auf meinem Körper stellt sich zustimmend auf.

„Jetzt schon ins Bett gehen?“, flüstere ich ihn sein Ohr und küsse seinen Hals.

„Ich habe kein Wort von schlafen gesagt“, entgegnend er.

„Schade.“

Ich inszeniere einen enttäuschten Blick der ihn zu überraschen scheint, bevor ich weiterspreche.

„Ich dachte du schläfst mit mir.“

Mir steigt über meine eigenen Worte etwas Röte zu Gesicht, ihm scheint das aber zu imponieren, seine Augen funkeln mich an. Er zieht mir mein Shirt über den Kopf und küsst mich innig. Dann dreht er mich mit einem Ruck auf das Sofa und legt sich auf mich.

„Du bringst mich um den Verstand, keine Ahnung wie ich jemals ruhig neben dir schlafen kann.“

Ich genieße jede Berührung und schließe meine Augen, Ich werde gleich den Verstand verlieren. Das ist das letzte woran ich noch denke. Um 05.30 Uhr reißt mich der Weckton meines Handys aus dem Schlaf. Ich öffne schlaftrunken meine Augen, Max Arme sind fest um mich geschlungen. Ich drücke den Wecker ab. Er sieht kurz auf und zieht mich noch fester an sich, ich habe Mühe mich zu bewegen

„Bleib hier“, grummelt er müde.

Das würde ich am liebsten auch tun, ich bin so müde, aber ich möchte nicht zu spät zur Arbeit kommen. Daher löse ich mich schweren Herzens mit mehreren Küssen aus seiner Umklammerung und hoffe, dass mich die Dusche munter macht. Max hat inzwischen Tee gemacht und mir sogar ein Frühstücksbrot gestrichen. Mir fehlt heute der Appetit und auch sonst bin ich schlapp, aber ihm zuliebe beiße ich ein paarmal ab.

„Komm ich fahre dich jetzt, sonst kommst du noch zu spät.“

Im Wagen muss ich ihn die ganze Zeit ansehen, ich kann es selbst nicht ganz glauben, aber ich habe mich wirklich ganz und gar verliebt.

„Alles ok Luisa?“

„Ja.“ Ich schnaufe tief durch. „Ich werde dich nur so vermissen, musst du wirklich die ganze Woche weg?“

Er lächelt mich an. „Ich vermisse dich auch jetzt schon, aber ja ich muss. Du kannst mich jederzeit begleiten. Du an meiner Seite, das könnte ich mir sehr gut vorstellen.“

Sein Vorschlag schmeichelt mir, obwohl ich mir niemals vorstellen könnte meine Arbeit aufzugeben. Ich löse mich nur schwer aus seiner Umarmung vor dem Krankenhaus und sehe ihm noch hinterher bis der Wagen in der Ferne verschwindet.

Novemberrosen

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