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Kapitel 3

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Düsseldorf, 2018

Louisa


Der Duft nach frischem Kaffee holt mich sanft aus dem Schlaf. Ich blinzle gegen das Sonnenlicht, das durch ein Fenster in den Raum fällt, und schlage die Augen auf. Mein Körper fühlt sich an wie gerädert. Nach ein paar winzigen Augenblicken des Vergessens erinnere ich mich auch daran, wieso er sich so anfühlt.

Nach einer Verfolgungsjagd und einem Fast-Sturz von einer Feuertreppe ist es kein Wunder, dass ich überall Muskelkater habe.

»Guten Morgen«, begrüßt mich eine Stimme mit rauem Akzent, die ich selbst im Schlaf erkennen würde.

»Alex«, murmle ich, um mir die Ereignisse wieder in Erinnerung zu rufen. Vielleicht habe ich das sogar ein bisschen. Irgendwie erscheint es mir nämlich einfacher, das Geschehene zu verdrängen, statt mich damit auseinanderzusetzen. Aber je wacher ich werde, umso mehr vermischen sich die Bilder meiner Erinnerung mit denen des Märchens, welches er mir vor dem Einschlafen erzählt hat.

Es war einmal ein blindes Mädchen, welches in einem kleinen Dorf in Norwegen wohnte. Der Verlust der Mutter, die zu Unrecht als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, weckte in ihr alte, magische Fähigkeiten. Nur ein Wächter konnte sie aus dieser lebensbedrohlichen Situation befreien. Sein Name war Mikael …

Jetzt verstehe ich zwar, dass es Hexen schon ewig und drei Tage gegeben hat – aber wirklich viel schlauer bin ich nicht, inwieweit das mich betrifft.

»Ich dachte, du hast vielleicht Hunger.« Alex deutet auf ein Tablett auf dem Beistelltisch. Daher also der Kaffeegeruch.

Ich lasse mich erschöpft zurück in die Kissen fallen und fahre mir durchs Gesicht. Das fühlt sich alles zu real für einen Traum an.

»Ist das ein Nein?«, fragt er, und ich höre das Schmunzeln aus seiner Stimme heraus.

»Eher ein Wieso zur Hölle ausgerechnet ich?« Seufzend stehe ich auf und wäre beinahe über meine Hosenbeine gestolpert. Ein kurzes Check-up später stelle ich fest, dass ich seine Sachen trage. Also hat er mich umgezogen.

Und nackt gesehen.

Oh Gott.

Ich kremple die Hosenbeine hoch und setze mich mit schmerzenden Gliedern in den anderen Sessel. Alex sitzt mir gegenüber. Er sieht überhaupt nicht müde aus, obwohl die Nacht viel zu kurz war. An seinem Ausschnitt blitzt das dünne, goldene Kreuz hervor.

»Kaffee?«

»Mit Milch und Zucker.« Ich halte ihm gähnend meine Tasse hin. »Viel Zucker.«

Er lacht leise auf und füllt unsere Tassen. Mein Blick gleitet zu meinen Armen, die von Schrammen übersäht sind. Ich will gar nicht wissen, wie es unter der Kleidung aussieht. So wie es sich anfühlt, muss mein Körper aus einem einzigen blauen Fleck bestehen.

Ich nehme mir ein Croissant und bestreiche es dick mit Nutella. Irgendwie habe ich das dringende Bedürfnis, meinen Zuckerhaushalt wieder auf Vordermann zu bringen. Alex beobachtet mich belustigt, während er sein eigenes Croissant mit Marmelade isst.

»Hab ich mich eigentlich schon bedankt?«, frage ich, weil ich mich wieder an meine gute Erziehung erinnere. »Dafür, dass du mich vor dem Absturz bewahrt hast.«

»Das ist mein Job. Ich würde sehr viel Ärger bekommen, wenn dir etwas geschehen würde.« Dennoch sieht es aus, als würde er sich über meinen Dank freuen.

»Ist das so?«

Erzähl weiter. Na los.

»Ich bin ein Wächter«, erklärt er, als hätte er meine unausgesprochene Aufforderung gehört. »Männer wie ich passen auf Frauen wie dich auf.«

»Das hört sich irgendwie sexistisch an.« Ich ziehe eine Braue hoch. »Ich dachte immer, ich könnte auf mich selbst aufpassen.«

»Nun, vor normalen Menschen in einem normalen Leben könntest du das ganz bestimmt. Aber nicht vor dem, was da draußen noch schlummert.«

Ich pruste los und verteile Blätterteig auf dem ganzen Tisch.

Oh Gott, wie peinlich. Schnell presse ich mir eine Hand auf den Mund und schlucke runter, bevor ich die Krümel zusammensammle und auf den Teller fallen lasse. »Das hört sich an, als würdest du von Monstern reden.«

»Vielleicht tue ich das«, erwidert er ernst und reicht mir eine Serviette. Wenigstens lacht er mich nicht aus.

Aber seine Worte jagen mir einen Schauder über den Rücken. Ich wische mir über den Mund und lehne mich mit verschränkten Armen zurück. »Wer waren die beiden Männer, die uns verfolgt haben?«

»Nicht uns.« Er deutet auf mich. »Sie wollten dich.«

»Aber warum?«, flüstere ich nervös.

»Weil du eine Hexe bist.«

»Okay, jetzt wird es wirklich verrückt.« Ich balle meine zitternden Hände zu Fäusten. Das sagt er nur, um mich zu ärgern.

»Hm.« Er schmunzelt schon wieder. Ich hasse dieses Schmunzeln! Es ist viel zu hübsch für ihn! »Was ist passiert, als der Mann dich erreicht hat?«

»Du meinst, bevor du ihm …«, setze ich schlagfertig an und verstumme dann doch. Auszusprechen, was er getan hat, macht es nur noch realer.

»Bevor ich ihn geköpft habe, ja.« Alex verschränkt die Arme vor der Brust und wartet meine Reaktion auf seine Worte ab. Er will, dass ich das Gesicht verziehe. Er will, dass ich ihm zeige, dass ich nicht ganz so taff bin, wie ich gerade vorgebe, zu sein. Aber da hat er sich die Falsche gesucht.

»Das war Mord.«

Er nickt ernst.

»Du hast zwei Menschen geköpft, als wären sie Puppen.«

Er nickt nochmal. Seine grünen Augen suchen mein Gesicht ab.

»Gab es keine andere Möglichkeit, sie von mir abzulenken?«

Er schüttelt den Kopf und greift nach seiner Kaffeetasse. »Nein, gab es nicht. Wir würden dich ja verstecken, aber solange wir nicht wissen, wie sie dich gefunden haben, geht das nicht.«

Das macht sogar Sinn. Auch wenn ich ihm immer noch nicht glauben will, dass sie mich suchen, weil ich eine Hexe bin. Wie verrückt ist das bitte?

»Wenn das die einzige Möglichkeit ist, solltest du mir zeigen, wie das geht.«

Er spuckt den Kaffee zurück in seine Tasse. »Ich soll dir zeigen, wie man einen Menschen köpft?«

Die Intensität seiner Stimme lässt mich zusammenzucken. Meine taffe Haltung löst sich in Luft auf. Ich weiß nicht, was ich ihm eigentlich beweisen wollte, aber ich hab’s nicht geschafft. Stattdessen schleichen sich jetzt Tränen in meine Augen.

»Ich hab’s nicht so gemeint«, flüstere ich ergeben.

»Du solltest besser auf das achtgeben, was du sagst.« Der autoritäre Klang in seiner Stimme sorgt dafür, dass ich mich jämmerlich fühle. »Im Moment ist es vielleicht noch nicht wichtig. Aber bald wird es das. Bald wird ein Wort von dir sehr viele Dinge ändern können, und es wäre gut, wenn du dich schnell daran gewöhnst.«

Um ihn von meiner Scham abzulenken, tue ich das einzig Alberne, was mir einfällt. Ich strecke ihm die Zunge raus.

Er schüttelt den Kopf, bevor er schließlich anfängt zu lachen. »Das wird ein hartes Stück Arbeit.« Er seufzt. »Iss auf. Dein Unterricht beginnt nach dem Frühstück.«

»Unterricht?« Ich reiße die Augen auf. »Das mit dem Köpfen war ein Witz. Das will ich nicht wirklich lernen.«

»Wirst du auch nicht«, erwidert er. »Wir fangen mit Geschichte an.«

Nach dem Frühstück und einem kurzen Besuch im Bad setze ich mich zu Alex aufs Bett. Er trägt eine schwarze Sporthose und ein lockeres graues T-Shirt. Seine grünen Augen blitzen zufrieden auf, als ich die Beine unterschlage und ihn erwartungsvoll anschaue. Er fährt sich mit einer Hand über die stoppelige Wange, bevor er noch einmal sein Handy checkt und es dann neben sich legt.

»Also gut«, setze ich an. »Dann mal los, Herr Lehrer.«

Er rollt mit den Augen. »Wenn wir im Palast sind, wird das aufhören müssen.«

»Jetzt weiß ich nicht, wonach ich zuerst fragen soll. Palast oder aufhören?« Unschuldig schaue ich ihn an. Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Als würde ich es darauf anlegen, dass er mich rauswirft. So würde ich vielleicht endlich wieder nach Hause kommen.

»Der Palast der Träume«, erklärt er. »So nennen wir die Schule, zu der ich dich früher oder später bringen werde.«

»Ich hatte gehofft, ich wäre nach dem Abitur fertig mit meiner Ausbildung.«

Er starrt mich an, bis mir klar wird, dass ich endlich die Klappe halten und zuhören sollte. Spielverderber!

Ich nicke ihm zu, damit er fortfährt, und presse die Lippen aufeinander, um ihn nicht noch einmal zu unterbrechen.

»Also, normalerweise würde ich dich zum Palast bringen, und dort würde Emma deine Einführung übernehmen, aber leider geht das nicht. Ich weiß nicht, ob du dich noch so genau an die Nacht erinnerst, aber wenn ja, weißt du, dass du den Wald beinahe abgeholzt hättest. Deine Macht ist … zu groß.«

Ich will zuerst laut auflachen, doch die Erinnerung ist noch zu greifbar, als dass ich seine Worte einfach abtun könnte. Er hat recht. Was da passiert ist, ist nicht normal.

»Eine Hexe bekommt ihre magischen Fähigkeiten mit ihrem achtzehnten Geburtstag. Normalerweise dürfte deine Magie noch gar nicht so ausgeprägt sein. Eigentlich würdest du die kommenden drei Jahre damit verbringen, dich langsam daran zu gewöhnen und immer mehr dazuzulernen. Was da gestern Nacht passiert ist, ist mehr als ungewöhnlich.« Er schaut mich so ernst an, dass ich seinen Worten Glauben schenken muss. »Deswegen möchte mein Chef nicht, dass ich dich zu den anderen bringe. Wir wollen erst herausfinden, ob du …«

»Ob ich eine Gefahr für euch bin«, beende ich seinen Satz verblüfft. Wie könnte ich eine Gefahr für jemanden sein? Ich würde ja nicht einmal eine Spinne töten, sondern sie hinaustragen.

Er nickt und schaut mich mitfühlend an. »Ich bin mir sicher, dass sich das schnell aufklärt und ich dich in Sicherheit bringen kann. Wir warten ab, was Tyros vorschlägt, aber ich gehe davon aus, dass wir eine befreundete Hexe aufsuchen werden, die uns schon so manches Mal weitergeholfen hat.«

»Also bin ich eine Gefahr, und ich bin in Gefahr«, fasse ich seine Worte zusammen und nehme mir eins von den Dekokissen, um mit dem Zipfel zu spielen und mich von meiner Nervosität abzulenken.

»Die Gestaltwandler an der Schule waren sicher nicht die Einzigen, die nach dir suchen. Tyros bringt dir ein Amulett mit, was dich für ein paar Tage vor Magie verbergen sollte, aber bis er hier ist, müssen wir wachsam bleiben.«

»Ich, ähm …«

»Entschuldige.« Alex lächelt mich vorsichtig an. »Das waren zu viele Informationen auf einmal.«

Ich nicke.

»Die Männer, die nach dir suchen, sind Gestaltwandler. Magische Wesen, die, wie der Name schon sagt, ihre Gestalt in jedes Lebewesen verändern können. Wir wissen nicht genau, wieso, aber sie machen Jagd auf Frischlinge wie dich«, erklärt er. »Das Amulett hat eine unserer Hexen für dich angefertigt. Es beinhaltet einen einfachen Zauber, der deine Kräfte vor Aufspürungsmagie schützen wird. Das wird allerdings nur funktionieren, wenn Gestaltwandler selbst Magie nutzen, um Hexen zu suchen.«

»Das hört sich alles ziemlich verrückt an«, erwidere ich leise.

Alex setzt sich in den Schneidersitz. »Du wirst dich schnell daran gewöhnen.«

»Woher wusstest du, dass ich eine … eine Hexe bin?«

»Deine Mutter ist auch eine.« Er lacht auf. »Das wusstest du nicht, oder? Das hab ich mir schon gedacht, als ich dich das erste Mal getroffen habe.«

»Meine Mutter ist die normalste Frau auf der ganzen Welt«, sage ich ungläubig. Ich kann mir kaum vorstellen, wie die Frau, die ständig auf Benehmen und Aussehen bedacht ist, in der Dunkelheit ihre Zaubersprüche ausspricht. Wenn sie tatsächlich eine Hexe ist, wird sie diesem Teil von sich die kalte Schulter gezeigt haben.

»Weil sie sich dafür entschieden hat,« bestätigt Alex meine stille Vermutung und macht eine kurze Pause. »Sie kannte deinen Vater schon, bevor sie in den Palast kam. Nach der Schulzeit konnte sie es kaum erwarten, in ein normales Leben zurückzukehren und mit ihm zusammenzuziehen. Sie konnte mit ihren magischen Fähigkeiten nie viel anfangen.«

»Und meine Schwester? Wieso hat sie keine magischen Fähigkeiten?«

»Sie ist eine Anchiarta.«

Eine was? »An…«

»Anchiarta«, wiederholt er und rollt dabei sowohl das ch als auch das r.

Ich spreche ihm nach. »Wie schreibt man das?«

Er steht auf, holt einen Block und einen Stift aus seiner Tasche und kritzelt etwas darauf, bevor er mir das Blatt zeigt.

àn hjarta steht da geschrieben. Ich spreche es nochmal aus.

»So nennen wir das Kind einer Hexe, das keine magischen Fähigkeiten hat.«

»Eine Squib also«, stoße ich hervor, erfreut darüber, dass von den Harry-Potter-Büchern etwas hängen geblieben ist.

»Ich weiß nicht, was das ist.«

»Was?« Schockiert starre ich ihn an. »Sag nicht, du hast Harry Potter nicht gelesen!«

Entschuldigend zieht er die Schultern hoch. »Muss ich das?«

»Das sind die Bücher unserer Generation schlechthin! Natürlich musst du das! Wenn du das nicht gelesen hast, fehlt dir ein Stück literarischer Ausbildung.«

»Oh«, macht er und beginnt zu grinsen. »Dann sollte ich das schleunigst nachholen.«

»Aber hallo.« Ich deute auf sein Handy. »Am besten lädst du es dir gleich runter. Jede Sekunde, in der du nicht liest, ist verschwendete Lebenszeit.«

»Ich glaube, du dramatisierst das Ganze ein bisschen«, erwidert er belustigt, aber ich gebe nicht nach, bis er sich geschlagen gibt, und das E-Book auf sein Handy lädt.

Zufrieden grinse ich ihn an. »Du wirst es nicht bereuen.«

Zum Mittagessen lädt Alex mich auf eine Pizza vom Hotelservice ein. Während wir auf unser Essen warten, rufe ich bei meinen Eltern an, um ihnen zu sagen, dass es mir gut geht.

»Warum hast du mir nichts gesagt, Mama?« Meine Stimme klingt anklagend, aber das ist mir egal. Sie hat mich achtzehn Jahre lang belogen. Ich kann ja verstehen, dass sie nicht wollte, dass ich damit aufwachse, aber spätestens nach der Sache mit Liam hätte sie mir sagen sollen, dass wir nicht einfach nur Menschen sind. Dann hätte ich mir die letzten fünf Jahre lang wenigstens keine Sorgen darüber machen müssen, ob ich vielleicht den Verstand verliere. Scheinbar ist es für Hexen nicht ungewöhnlich, Gestalten zu sehen, die nicht existieren.

»Ich habe gehofft, dass du wie deine Schwester eine àn hjarta bist«, erklärt sie mir. »Weißt du, ich hab die Magie noch nie gemocht und war froh, als ich sie aus meinem Leben verbannt hatte. Ich wollte nicht, dass du dein Leben verlassen musst. Und noch weniger wollte ich, dass du mit den Schattenseiten dieses Lebens in Berührung kommst.«

»Meinst du nicht, es wäre sicherer gewesen, wenn ich gewusst hätte, wer ich bin?«

Sie schweigt betreten.

Ich lasse mich aufs Bett fallen. »Wie geht es jetzt weiter? Wann kann ich zurück zu euch?«

»Lou …«

»Lou mich nicht«, fahre ich sie an. »Sag mir einfach nur die Wahrheit.«

»Alex nimmt dich mit zum Palast der Träume. Du wirst dort dein Abitur abschließen und eine Ausbildung deiner magischen Fähigkeiten bekommen. Wenn deine Ausbildung abgeschlossen ist, steht es dir frei, zu gehen.«

»Wann ist das?«

»In zwei Jahren«, flüstert sie, als würde es dadurch weniger real.

»Zwei Jahre?!« Mein Blick fliegt zu Alex, der mich wachsam beobachtet. Er hebt entschuldigend die Schultern. »Was ist mit meinem Flugschein? Und Thomas? Und Alina?«

»Deine Ausbildung ist jetzt wichtiger.« Mama klingt, als hätte sie das auswendig gelernt. »Wenn du im Palast fertig bist, kannst du all die Dinge nachholen, die du machen wolltest. Dir entgeht nichts. Im Gegenteil, du gewinnst dazu.«

Ich seufze. »Du klingst nicht gerade überzeugend.«

»Ich bin nicht du.« Ich höre das Lächeln in ihrer Stimme. »Sieh es einfach so, als hättest du gerade deinen Hogwartsbrief bekommen, okay? Es wird dir gefallen.«

Ich atme laut aus. »Okay.«

Mir bleibt ja sowieso nichts anderes übrig. Wir verabschieden uns voneinander, und ich gebe Alex sein Handy zurück. »Danke, dass ich mit ihr telefonieren durfte.«

Sein Blick ist mitfühlend und geht mir unter die Haut. Ich kann mich glücklich schätzen, dass er hier ist und mir da durchhilft. »Du bist keine Gefangene, auch wenn es dir vielleicht gerade so vorkommt. Komm, ich zeig dir etwas.«

Er setzt sich zu mir aufs Bett, greift nach einem Kissen und befreit es von seinem Bezug, bevor er ein Taschenmesser aus seiner Hosentasche zieht und damit das Kissen aufschlitzt. Die Federn verteilt er auf dem Bett.

»Was machst du denn da?«, frage ich leise lachend, bevor ich eine Hand ausstrecke und ein paar der Federn auffange.

Auf seinen Lippen breitet sich ein Lächeln aus. »Ich zeige dir, dass Magie nichts Schlechtes ist.«

Ein aufgeregtes Ziehen beginnt in meiner Magengrube, als er den leeren Kissenbezug weglegt und mir eine Hand entgegenstreckt. Zögernd lege ich meine Hand in seine.

»Und jetzt?«, flüstere ich und versuche mich nicht zu sehr auf das Gefühl meiner Haut an seiner zu konzentrieren. Die Aufregung kommt ganz sicher nicht von unserer Berührung.

»Schließ die Augen und stell dir vor, die Federn könnten schweben.«

Es fällt mir nicht leicht, mir das vorzustellen. Sowas passiert doch nur in Filmen.

»Jetzt sprich mir nach: san mia anasa.«

Ich räuspere mich und tauche in Alex’ Singsang ein, erst zaghaft, aber dann werde ich mutiger und lauter, während sich vor meinem inneren Auge ein Bild von umherwirbelnden Federn festigt. Als Alex meine Hand drückt, öffne ich die Augen und erstarre.

Wir sitzen mitten in einem Federnregen.

Das gibt’s doch nicht.

»Wow«, flüstere ich und hebe meine freie Hand, um eine von ihnen zu berühren. Sobald ich sie angetippt habe, segelt sie langsam aufs Bett zurück.

Ich hebe den Blick und begegne dem Funkeln in Alex’ Augen.

»Das«, er deutet auf die fliegenden Federn, »ist Magie in ihrer schönsten Form.«

Black Heart - Die gesamte erste Staffel

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