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Kapitel 11

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Christiania, 1768

Mikael


Ich ertappe mich dabei, immer wieder in ihre Richtung zu schielen, während ich sie durch die Flure führe, um zum königlichen Flügel zu gelangen.

Freya ist aufgeregt. Das weiß ich nicht nur, weil sich ihre Brust schneller hebt und senkt, das merke ich auch daran, dass sie kaum noch redet, je näher wir dem König kommen.

»Er ist wirklich freundlich«, versuche ich sie zu beruhigen. Zu einer Frau war er zumindest noch nie unhöflich. »Ein bisschen irrsinnig, aber freundlich.«

Sie nickt und vergräbt ihre freie Hand in ihrer Rockfalte. Mit der anderen umfasst sie meinen Arm etwas fester.

Als wir den königlichen Flur erreichen, begrüße ich die beiden Wachen mit einer knappen Verbeugung, bevor uns eine von beiden beim König anmeldet. Wir warten einen Augenblick, bis man uns durchlässt und wir vor dem Gemach des Königs anhalten.

»Kopf hoch«, flüstere ich Freya aufmunternd zu, bevor ich an die verzierte Tür klopfe und der König uns hereinbittet.

Hier ist es dunkel und warm, und es riecht nach Tabak und Medikamenten, die nicht wirken. Ich frage mich unwillkürlich, wann der König zuletzt die Vorhänge geöffnet hat. Das einzige Licht im Raum kommt vom Kamin und dem Kerzenhalter auf seinem Lesetisch. Er selbst sitzt in dem großen Stoffsessel, beide Beine über eine Armlehne geworfen, sein Hemd mehr als schludrig geknöpft.

»Eure Majestät«, sage ich und lege meine Hand auf Freyas, um ihr zu bedeuten, sich auf die Knie sinken zu lassen. Sie macht es mir mit gebeugtem Kopf nach, und ich spüre einen verwirrenden Stolz in mir aufsteigen. Wer hätte gedacht, dass diese junge Frau vom Dorf das Zeug zu einer Hofdame hat?

Der König bittet uns hoch und betrachtet Freya neugierig. Er macht sich nicht die Mühe, von seinem Sessel aufzustehen.

»Ist sie das?«, fragt er schließlich. Erleichtert stelle ich fest, dass er heute einigermaßen bei Verstand zu sein scheint.

Ich nicke, und nun springt er doch auf, um Freya aus der Nähe zu betrachten. Seine Kleidung hängt ihm unordentlich vom Körper, die goldbraunen Haare sind zerzaust, als hätte er sie seit Tagen nicht gekämmt. Augenblicklich bin ich froh, dass Freya ihren König nicht sehen kann. Sie wäre beschämt, dass dieser Mann der Repräsentant unseres Königreichs ist.

Er tritt an sie heran und greift nach ihrer Hand. Sie zuckt zusammen, überrascht von der plötzlichen Berührung, und ich mache mich bereit, dazwischen zu gehen, sollte ihre Magie wieder überhandnehmen. Aber der König beugt sich vor, um ihr einen Kuss auf den Handrücken zu hauchen. Sie schlägt verlegen die Wimpern nieder und bedankt sich geschmeichelt.

Ich unterdrücke den Drang, den König von ihr fortzuziehen. Zwar rede ich mir ein, ich würde ihn über die Fortschritte unterrichten wollen, aber in Wirklichkeit will ich ihn nicht so nah bei Freya sehen.

»Wie heißt du?«, fragt er sie.

»Freya, mein König.«

Zufrieden nickt er und lässt ihre Hand los, bevor er zu mir kommt und mir einen Arm um die Schultern legt, um mich zum Fenster zu führen. Er zieht den Vorhang auf und lässt Licht in den Raum. Der Innenhof ist mittlerweile gut mit Menschen gefüllt. Ein paar Arbeiter kümmern sich darum, eine Wand auszubessern, während an anderer Stelle Bedienstete umherlaufen, um das Abendessen vorzubereiten. Zwischendrin spielt Gunnars Tochter Linnea mit ihrer Freundin Anne im Schnee.

»Wie ist die Lage?«, wende ich mich dem König zu. »Wann kehrt Struensee zurück?«

»Es kann sich nur noch um Tage handeln.« Der König löst sich von mir und lehnt sich entspannt gegen die Wand. Ich frage mich, wie er so gelassen sein kann, wenn ein ganzes Königreich davon abhängt, dass er schnellstens geheilt wird. »Ich hoffe, dein Mädchen hält, was man mir versprochen hat.«

»Nun, sie ist eine Hexe«, erwidere ich, lehne mich mit dem Rücken ans Fenster und ignoriere Freyas zusammengekniffene Augenbrauen. Sie weiß, dass ich es nicht so meine, also verstehe ich nicht, wieso sie sich immer noch an diesem Wort stößt. »Allerdings gibt es da ein Problem.«

Er schaut mich aus dunklen Augen an.

Ich schlucke und wähle meine nächsten Worte vorsichtig. »Sie weiß nicht, wie sie ihre Macht nutzen kann.«

»Was soll das heißen?« Er verengt die Augen zu Schlitzen. »Du bringst mir jemanden, der sein Werk nicht versteht?«

»Sie hatte bis vor kurzem keine Ahnung, wozu sie in der Lage ist«, erkläre ich eilig, um seinen Zorn zu beschwichtigen. Er ist sehr talentiert darin, unüberlegte Entscheidungen zu treffen, wann immer ihm der Sinn danach steht. »Ich bitte um ein bisschen Geduld. Wir finden einen Weg.«

»Das will ich hoffen«, knurrt er und stößt sich von der Wand ab, um aufgewühlt durch den Raum zu laufen. Freya wartet geduldig ab. »Wenn Struensee zurückkommt, darf er nicht wissen, dass Freya hier ist, um mich zu heilen. Das wird ihm nicht gefallen.«

»Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, stimme ich zu. Dabei geht es mir noch nicht einmal darum, dass Struensee toben wird, wenn er herausfindet, dass wir ihn aufhalten wollen. Ich habe bloß Angst davor, dass er Freya etwas antun könnte, um zu verhindern, dass sie dem König hilft. »Uns bleiben nur ein paar Tage.«

»Darf ich vielleicht auch etwas sagen?«, mischt sich Freya nun ein. Erstaunt schaue ich zu ihr und muss schmunzeln. Jede andere Frau hätte die Männer reden lassen und so getan, als wäre sie gar nicht da.

Der König bleibt stehen und betrachtet sie interessiert. »Natürlich.«

»Ich glaube nicht, dass ich in ein paar Tagen in der Lage sein werde, das zu tun, was Ihr von mir verlangt.« Sie atmet tief ein und will noch etwas hinzufügen, aber ich fürchte, ich weiß, worauf das hinausläuft und springe ein, bevor sie ihm erzählen kann, dass sie ihn nicht heilen kann.

»Dann nehmen wir uns eben ein paar Tage länger Zeit.« Ich stelle mich neben sie, um die Aufmerksamkeit des Königs wieder auf mich zu lenken. »Ich übe mit ihr. Uns fällt schon etwas ein, um ihre Anwesenheit am Hof und die Übungsstunden zu erklären.«

Der König runzelt die Stirn, aber dann erhellt sich sein Gesicht. »Ich hätte da eine Idee.«

Zweifelnd betrachte ich den Mann, der an sich so vernünftig sein kann und im nächsten Moment vollkommen irre wirkt. Ich bin mir nicht sicher, ob er überhaupt dazu imstande ist, gute Ideen zu entwerfen.

Er klatscht erfreut in die Hände und strahlt uns an. »Ihr werdet heiraten.«

Black Heart - Die gesamte erste Staffel

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