Читать книгу Vom Mut, den eigenen Weg zu finden - Kirsten Pape - Страница 13
Ein ungewöhnliches Motiv. Wieso interessierte dich das in deinem damals jungen Alter?
ОглавлениеDas Wissen und die essenzielle Erfahrung über das Sterben fehlten mir noch. Ich habe früh, schon 1971, angefangen, Therapiegruppen zu machen. Zuerst im ZIST, im Zentrum für Individual -und Sozialtherapie in der Nähe von München. Das war damals ganz neu, dort wurde mit Methoden aus der Humanistischen Psychologie gearbeitet. Ich stieg zusammen mit meinem Mann gleich in das erste Neun-Monats-Programm ein. Wir nahmen an einer der ersten Encounter-Gruppen in Deutschland teil. Mein Mann und ich bauten dann das ZIST mit dem Leiter Wolfgang Büntig, einem Arzt und Psychotherapeuten, und dessen Frau zusammen auf. Damals lebten wir auch als Kommune zusammen, so richtig als Hippies, wie das damals üblich war. Es gab Primär- und Atemtherapie, Gestaltarbeit, alle Top-Bioenergetik-Therapeuten waren da. Es gab alles, was sich in den 1970er-Jahren als Humanistische Psychologie entwickelte. Mein Mann und ich hatten früh ein Kind bekommen, und ich fühlte mich dieser Aufgabe mit meinen 21 Jahren damals nicht wirklich gewachsen. Das war mein Thema. Du sollst die ganze Zeit da sein für ein Kind, und ich dachte: „Wie soll ich denn mein Kind bedingungslos lieben? Ich habe doch selber keine bedingungslose Liebe.“ Diese Frage hat mich sehr beschäftigt.
Ich habe dann in der Therapie begonnen, mich mit meinen Themen auseinanderzusetzen: meiner Beziehung zu meinen Eltern, meiner Konditionierung, meiner gehemmten Sexualität. Ich habe alles intensiv angeschaut, erforscht und mich zum großen Teil von diesen alten Konditionierungen befreit. Als ich damit fertig war, habe ich zu mir gesagt: „Es gibt noch eine Sache, die ich nicht weiß. Ich weiß nicht, wie man stirbt. Ich habe meinen Eltern vergeben, ich habe mir selber vergeben, ich bin in Frieden, ich lebe hier mit einer guten Gruppe von Leuten zusammen, die mir sehr nah sind. Aber mir fehlt das Wissen, wie man stirbt.“
Dann kam eines Tages Veeresh ins ZIST, um dort eine Gruppe zu leiten. Er war Sannyasin, und hängte im Gruppenraum ein riesiges Osho-Bild auf. In seiner Gruppe waren 50 Leute, die die ganze Nacht durch schrien und Dynamische Meditation machten. Ich fand das ganz schrecklich und war total empört und entsetzt. Wie konnte man ins ZIST auf einmal etwas Spirituelles reinbringen? Ich empfand das als einen totalen Missbrauch der Therapie. Veeresh lud mich dann zu einem Gespräch ein, und wir redeten. Das war mein allererster Kontakt mit Osho.