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MIT DEM HUND IN DER STADT ZU HAUSE

Wo du bist, will auch ich sein: Diese Maxime bestimmt das Leben Ihres Hundes. City-Dog aus Liebe, das verdient echte Fürsorge. Es soll ihm gut gehen an Ihrer Seite! Zu Fuß unterwegs beim Shopping, als Mitfahrer in Bus und Bahn, daheim im Apartment oder Stadthaus, als Begleiter ins angesagte Café: Ein souveräner Hund macht (fast) alles mit. Wie das gelingt? Dank Infos, Tipps und City-Training!

URBANES LEBEN IST AUFREGEND

Eile, Lärm, Gedränge, das ist Stadtalltag. So viele Eindrücke, die für sensible Hundesinne ganz schön stressig sein können. Gut zu wissen, wie unser Vierbeiner diese Umwelt erlebt und wahrnimmt – und warum Gelassenheit so wichtig für ihn ist.

Stadtleben ist voll im Trend. Zur Lebensart vieler Städter gehört immer öfter auch ein Hund. In rund 16 Prozent aller Haushalte in Deutschland sind mindestens einer, immer häufiger auch zwei (oder mehr) der vierbeinigen Gefährten anzutreffen; laut Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e. V. sind es fast acht Millionen Hunde insgesamt. Haus und Hof bewachen, das war einmal. Heute ist für viele Vierbeiner »urban lifestyle« angesagt. Mit Grünstreifen und Asphalt, mit Leine und Balkonblick. Ist das schlimm?

LEKTIONEN FÜRS STADTLEBEN

»Ein Hund gehört nicht in die Stadt«, hieß es früher oft, »der braucht doch einen Garten.« Das war noch zu Zeiten, da ein Hund eher Nebensache war – geliebt, aber oft reduziert auf sein Bedürfnis nach »draußen sein«. Heute weiß man, dass der Hund vor allem seinen Menschen braucht und Beschäftigung, nicht nur Auslauf (>) – und Training für alle Lebenslagen. Das Anpassen ist zwar das ganz große Talent unserer Haushunde. Aber ohne unser Verständnis und unsere Anleitung wird daraus kein entspanntes und glückliches Miteinander.

Für den City-Dog heißt das: Strategien kennenlernen und erproben, um in jeder Stadtsituation ein souveränes Verhaltensrepertoire abrufen zu können.

Und für uns heißt es: dem Vierbeiner ein Vorbild sein und Zeit nehmen für einen Stadtbummel mit Trainingsspaß für Hund und Halter (>).

SENSIBLE ANTENNEN

Ein Hund sieht, hört, riecht und fühlt anders als wir. Wer sich das klarmacht, kann besser einschätzen, was ein City-Tag für unseren Vierbeiner bedeutet, und sich dementsprechend darauf einstellen.

Mal ehrlich: Spüren Sie nicht auch eine gewisse Anspannung, wenn Sie den ganzen Tag in der Stadt unterwegs waren? Viel gesehen, viel gehört, viel erlebt – uff! Für den Hund ist ein Stadtgang je nach Trainingsstatus voller Stressfaktoren:

StraßenverkehrMenschenmengenHektikHindernisseGeräuscheStadtklimaWeggeworfenesBegegnungenUntergründeBus-/Bahnfahrten

Und so nimmt der Hund seine Umwelt wahr:

Er hat gut 200 Millionen Riechzellen, der Mensch hingegen nur etwa 10 Millionen. Die beim Hund eher seitlich am Kopf gelegenen Augen verschaffen ihm einen Panoramablick von rund 250 Grad. Deutlich besser als Unbewegtes nimmt er Bewegung wahr, mit viel mehr Einzelbildern als der Mensch. Und er hört fantastisch, selbst hochfrequente Töne im Ultraschallbereich registrieren seine scharfen, gegeneinander beweglichen Ohren.

Jede Menge Sinneseindrücke also, nonstop – und aus einer ganz anderen Perspektive.


Entspanntes Warten, während sich der Besitzer mit jemandem unterhält: Mit etwas Übung gelingt das gut.

VIER PFOTEN AUF ASPHALT

Wann ist ein Hund überhaupt ein »Stadthund«? Das ist durchaus Betrachtungssache, aber auch abhängig von der jeweiligen Lebensphase von Herrchen und Frauchen. Schließlich entscheidet der Vierbeiner in der Regel nicht selbst, wo er leben möchte.

In Deutschland leben mehr als 70 Prozent der Einwohner in einem städtischen Umfeld. Asphalt & Co. sind also für viele Hunde mehr oder weniger Alltag. Es gibt welche, die mitten hineingeboren wurden in die Stadt, in den kleinen Garten oder Hinterhof am Haus. Sie erleben die typischen Stadtgeräusche als eine Art Hintergrundrauschen ihrer Welpenzeit und haben es später vielleicht etwas einfacher, sich ins Stadtleben zu integrieren. Doch letztendlich entscheidet auch hier die Sozialisation, wie gut das gelingt. Neben der Rasse bzw. der Mischung ist ausschlaggebend, ob die Kleinen eine städtische Umgebung langsam, aber sicher erobern durften und sich dabei an souveränen Vorbildern (Mutterhündin, Züchter) orientieren konnten. Sollten Sie sich die Anschaffung eines »Stadt-Welpen« überlegen, klären Sie vorab in einem ausführlichen Gespräch mit den Züchtern bzw. den Besitzern der Mutterhündin, wie diese Vorbereitung verlaufen ist.

Dann gibt es das genaue Gegenteil: auf dem Land geboren und mit zwei, drei Monaten in die Stadt verpflanzt, weil die neuen »Eltern« dort leben. Auch ein späterer Umzug ist nicht selten, zum Beispiel, wenn Herrchen oder Frauchen für den Job vom Land in die City wechseln. Gründe gibt es sicher viele. Jedenfalls kann so ein Tapetenwechsel für ein »Landei« durchaus zum Kulturschock geraten (>).

CITY IST IMMER WIEDER ANDERS

Am häufigsten sind wahrscheinlich die Gelegenheitsstädter. Sie leben mit ihren Besitzern in einer urbanen Umgebung, kennen »ihre« Straßen und Parks, die Nachbarshunde, die Geräusche im Viertel, die Gerüche. Vielleicht fahren sie morgens mit Herrchen oder Frauchen ins Büro, wechseln von der Autorückbank unter den Schreibtisch und düsen nach getaner Arbeit wieder mit nach Hause.

Andere leben ein beschauliches Vorstadt- oder Stadtrand-Dasein und werden nur bei Gelegenheit, also »wenn’s gar nicht anders geht«, in die Innenstadt mitgenommen; andernfalls drohen längere Wartezeiten allein zu Haus. Für sie ist ein solcher Stadtgang dann ein Ausflug in eine ganz andere Welt, was nicht selten zu Stress bei Hund und Halter führt.

Dabei könnte es so schön sein, gemeinsam mit dem Hund durch die Stadt zu bummeln! Außerdem ist es einfach praktisch, ohne Umweg nach Hause schnell mal eben noch was einzukaufen in der City. Ohne Zeitdruck, weil der Hund ja dabei ist und nicht daheim sehnsüchtig (oder gar unruhig) auf Frauchens oder Herrchens Rückkehr wartet (>).

Natürlich gibt es auch noch die Hunde, die es irgendwann einmal mit Herrchen oder Frauchen mitten ins pulsierende Herz einer Stadt verschlagen hat und die sich mit den meisten urbanen Herausforderungen »irgendwie« arrangiert haben. Doch in bestimmten Situationen fehlt vielleicht auch ihnen die passende Bewältigungsstrategie. Oder aber sie dürfen sich (Fahr-)Lässigkeiten und Marotten erlauben, die im falschen Moment richtig gefährlich werden können – unangeleint vom Gehweg auf die Straße wechseln zum Beispiel. Sei es, weil sie vor etwas Furchterregendem ausweichen wollen oder weil sie auf der anderen Straßenseite etwas besonders Interessantes entdeckt haben (>).

Niemand möchte erleben müssen, was dann passieren kann. Viel zu viele Hunde kommen jährlich bei einem Verkehrsunfall zu Tode, die Verletzungen im Straßenverkehr bleiben ungezählt. In den meisten Fällen hätten entsprechende Vorsichtsmaßnahmen und ein sinnvolles Stadttraining solche traurigen Vorfälle verhindern können. Auch dafür ist dieses Buch geschrieben: »Safety first« für alle!

SCHRITTWEISE

Wenn Hunde schwierige Lebensumstände hatten, kann es Geduld erfordern, sie an Neues zu gewöhnen. Dann sollten Sie die Übungseinheiten anfangs kurz und mit geringem Reiz gestalten, z.B. in einer ruhigen Seitenstraße. Ideal: Übung beenden, bevor der Hund Stress zeigt (> Tipp).


Ruhiges Miteinander und eine klare Orientierung am Halter: Da macht der Besuch im Möbelgeschäft gar keine Probleme.

HILFE, ICH WEIß NICHT WEITER …

Furcht oder Angst auslösende Situationen ergeben sich in der Stadt für einen Hund genügend. Da steht auf dem Gehweg eine verhüllte Vespa, der Wind treibt die Plane auf. In der Einkaufsstraße steht ein klotziges Kunstobjekt (>). Die vielen Fußgänger rücken dem Pfotengänger bedrohlich nahe, einem entgegenkommenden Hund kann er nicht ausweichen. Die Baustelle macht einen Mega-Lärm, Blaulicht heult los, ein Motorrad donnert mit einer Fehlzündung vorbei, beim Einsteigen in den Bus wird an der Leine gezerrt, überhaupt wirkt Herrchen bzw. Frauchen so angespannt! Und ständig ist man irgendwie im Weg … Ich will hier weg! Auch Verlockungen können unseren Vierbeiner durcheinanderbringen. Da ist der weggeworfene Hamburger-Rest am Straßenrand (>). Hundeliebende Menschen bleiben stehen und sagen etwas Nettes oder wollen sogar streicheln – nichts wie hin (>). Und die vielen anderen City-Dogs? Manche zerren kontaktfreudig Richtung Kollege, andere bellen mal eben eine Unfreundlichkeit rüber (>).

Wenn unser vierbeiniger Begleiter überfordert ist von den vielen verschiedenen Situationen und Sinneseindrücken, dann äußert er das durchaus unterschiedlich. Manche Signale sind auffällig, andere nehmen wir womöglich gar nicht richtig wahr als Zeichen für Stress (> Info). Daneben gibt es Verhaltensweisen, die eher mit suboptimaler Erziehung insgesamt zu tun haben und zumindest stören, manchmal aber auch richtig nerven (oder gefährlich werden). Wenn der Hund nie gelernt hat, locker an der Leine zu gehen, dauernd zieht oder von einer Seite zur anderen kreuzt (>). Wenn er ständig ruckartig stehen bleibt an irgendeinem Schnüffelobjekt (>). Wenn er Fußgänger grundsätzlich für beste Freunde hält und sich als Straßenschmuser gibt (>). Wenn die Stadt ihm gehört und andere Hunde gefälligst zu Hause bleiben sollen, was er wütend bellend vermittelt. Oder wenn er sie im Gegensatz dazu überschwänglich herzlich begrüßt.

Selbst wenn Herrchen oder Frauchen sich an »die paar Marotten« gewöhnt haben, dann sind da immer noch Passanten, unterwegs, im Café, in Bus und Bahn, am Bahnhof, im Kaufhaus. Souveräne Städter kümmern sich nicht nur um das Wohlergehen ihres Hundes. Sie achten auch darauf, dass ihre Mitmenschen mit dem City-Dog gut klarkommen (>).


Uups, was ist das denn?! Ein ruhiger Wechsel auf die abgewandte Seite bringt dem Hund die nötige Sicherheit.

GELASSEN, ABER GANZ GENAU

Ob und wie viel Stress ein Hund in bestimmten Situationen empfindet, hängt von einer Reihe unterschiedlicher Faktoren ab. Neben Alter, Naturell, Gesundheit, Vorerfahrungen und Trainingsstatus kann wie bei uns auch die Tagesform darüber entscheiden, ob die vielen Menschen oder das Motorengebrüll an den Nerven zerren. Somit kommt es darauf an, den eigenen Hund und die jeweilige Situation sehr genau zu beobachten und richtig einzuschätzen. Der Hund braucht uns, um zu lernen, dass die Stadt nicht Gefahr bedeutet (>). Er orientiert sich dabei vor allem an unserer Gelassenheit, sie gibt ihm Sicherheit. Die Sicherheit, um das Training mit der nötigen Ruhe und Konzentration absolvieren zu können – und die City Schritt für Schritt und mit allen Sinnen zu erobern.

STRESS ERKENNEN: SIGNALE

Ob ein Hund situativ Furcht vor etwas hat, erkennt man in der Regel recht gut. Er verweigert das Weitergehen oder passiert ein Hindernis nur zögerlich (oder mit einem plötzlichen Sprung). Vielleicht macht er sich klein (Kopf leicht gesenkt, Rücken rund), legt die Ohren an, trägt die Rute auf Halbmast oder klemmt sie ganz ein. Er beginnt zu hecheln (obwohl kein heißer Tag). Damit zeigt er: Die Situation ist mir unheimlich, ich weiß nicht, wie ich reagieren soll. Bei Panik zittert der Hund sogar, geht in die Knie, reagiert mit Fluchtverhalten. Dann ist, je nach augenblicklicher Lage, womöglich ein Rausgehen aus der Situation oder aus der Übung angesagt ( > ).

Andere Signale drücken eher allgemein Unsicherheit oder Angst aus. Der Hund wirkt fahrig und nervös, trippelt, blickt hektisch mal hier-, mal dorthin, ist deutlich angespannt. Er gähnt auffällig oft, streckt und kratzt sich häufig. Das sind Übersprungshandlungen, typisch für Konfliktsituationen. Und wenn Sie entdecken, dass Ihr Hund auf dem Gehweg kleine Schweißspuren hinterlässt – obwohl das Wetter nicht danach ist –, kann auch das eine psychosomatische Reaktion auf mangelnde Stressbewältigung sein; Hunde haben ihre wenigen Schweißdrüsen an den Pfotenballen.

Übrigens, nicht nur Welpen oder seltene Stadtbesucher zeigen solche Signale. Auch erfahrene City-Dogs haben mit der einen oder anderen Situation ihre Not, behelfen sich aber irgendwie, auf eigene Art. Weil Herrchen oder Frauchen es gar nicht so richtig mitkriegen oder meinen, »das schaffst du schon …«. Vorsicht, so kann aus dem vermeintlichen Stadthelden doch noch ein Stadtneurotiker werden, weil die Furcht langsam, aber sicher wächst!

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