Читать книгу Hundeerziehung in der Stadt - Kirsten Wolf - Страница 5

Оглавление

RUNDUM GLÜCKLICH IN DER STADTWOHNUNG

Ausgehen ist für die meisten Hunde die schönste Sache der Welt (außer, der Magen knurrt). Und vom Apartment aus ist es ein regelmäßiges Muss.

Für viele Menschen ist es eine schöne Vorstellung, einfach die Terrassentür aufzumachen und den Hund hinaus in den Garten zu lassen. Doch aus der Sicht unserer Vierbeiner ist das gar nicht immer so optimal. Vor allem dann nicht, wenn der Garten zu oft als Ersatz für Spaziergänge herhalten muss. Außerdem kann so ein eigenes Stück Grün durchaus Stress bedeuten, zum Beispiel, wenn ein ausgeprägtes Revierverhalten des Hundes ungebremst bleibt – und jeder Passant, Paketbote oder Briefträger zu heftigen Bellattacken führt. Zumindest unangenehm ist das für alle Beteiligten, manchmal auch Anlass für Nachbarschaftsärger. Ein Garten für den Hund erfordert eben auch ein klares und konsequentes Reglement.


Eine Wohnung hat durchaus Vorteile, z.B. regelmäßig Gassi gehen statt nur mal schnell in den Garten.

DER HUND IM MIETVERTRAG

Das Leben in einer Etagenwohnung ist für den Hund also nicht grundsätzlich die schlechtere Alternative zum Haus mit Garten. Ein paar Bedingungen sollten allerdings erfüllt sein, damit der vierbeinige Mitbewohner sich rundum wohlfühlt und weder Stress empfindet noch Stress bereitet.

Das beginnt mit der grundsätzlichen Frage, ob der Hund in einer Mietwohnung überhaupt erlaubt ist (oder in einem gemieteten Haus). Der Trend zum Stadtleben – und dort zur Lebensgemeinschaft mit Hund – ist in der Rechtsprechung angekommen. Seit März 2013 ist ein generelles »Nein« im Mietvertrag zur Hundehaltung nicht mehr erlaubt (Bundesgerichtshof, Az.: VIII ZR 168/12); das gilt für formularmäßige Standardmietverträge. Dieser Hinweis ist wichtig: Individuell vereinbarte Klauseln, wie die, dass der Mieter vor Anschaffung eines Hundes die Erlaubnis des Vermieters einholen muss, haben durchaus Gültigkeit. Die ganz große Freiheit bedeutet die aktuelle Grundsatzentscheidung also nicht, doch immerhin eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Hund zum Beispiel mit ins neue Apartment umziehen darf. Denn für ein »Nein« muss der Vermieter nachvollziehbare Gründe ins Feld führen, zum Beispiel, dass durch den Hund im Haus Interessen und Belange der anderen Mieter eingeschränkt würden. Oder dass die Beschaffenheit der Wohnung nicht geeignet erscheint für eine Hundehaltung. Auch die Nennung auf der Liste der gefährlichen Hunderassen, die je nach Landeshundegesetz unterschiedlich zusammengesetzt ist, kann für Ihren Hund ein »Hier nicht!« bedeuten. Vor Gericht gehen solche Einzelfallentscheidungen zwar mittlerweile oft gut aus für Hundebesitzer, doch so weit sollte man es besser nicht kommen lassen. Ein gestörtes Verhältnis zum Vermieter oder auch zu den Nachbarn ist sicher die schlechteste Basis für ein harmonisches Miteinander.

DARF ICH VORSTELLEN, MEIN CITY-DOG

Falls die Zustimmung in Frage steht, oder überhaupt, wenn Sie und Ihr Vierbeiner irgendwo »die Neuen« sind, überlegen Sie, wie Sie Überzeugungsarbeit leisten können. Wer zum Beispiel einen Hundeführerschein absolviert hat (>), punktet damit beim Vermieter bestimmt. Und wenn Sie mit einem Info-Blatt so genau wie möglich Auskunft geben über Ihren Vierbeiner, wird das sicher auch als vertrauensbildende Maßnahme gewertet. Darin könnten Sie beispielsweise schildern, wie eine typische Woche mit Ihrem Hund aussieht, von der ersten Gassirunde am Morgen, über das Hundetraining am Wochenende, den Einsatz als begehrter Sozialpartner auf vier Pfoten in Schule oder Kindergarten, als Bürohund oder ein-, zweimal die Woche als Gast in einer Hundetagesstätte (»Huta«). Damit präsentieren Sie sich als engagierter Hundehalter, der selbstverständlich offen ist für Rückfragen und eventuelle Bitten um Rücksichtnahme. Auch bei den sonstigen Mietern im Apartmenthaus kommt eine derartige »Öffentlichkeitsarbeit« in Sachen City-Dog sicher gut an. Auf diese Weise können Sie auch gleich freundlich mitteilen, was Sie selbst sich von Ihren Mitbewohnern wünschen, zum Beispiel, den Hund nicht ungefragt mit Leckerlis zu verwöhnen oder auch ihn nicht zu streicheln, wenn Sie das nicht möchten.

WER HILFT IM NOTFALL?

Eine dicke Erkältung zwingt ins Bett, im Job ergibt sich unerwartet ein längerer Termin: Da muss jemand einspringen für die Hundebetreuung. Stellen Sie ein entsprechendes Netzwerk zusammen, und halten Sie die Kontaktdaten übersichtlich parat, dann ist Hilfe rasch organisiert. Klar, dass Sie auch mal aushelfen …

WIE VIEL BELLEN IST ERLAUBT?

Nicht nur zwischen Hundehaltern und Nicht-Hundehaltern, auch untereinander bestehen hierzu verschiedene Ansichten. Die einen meinen, ein Hund muss sich auch lautstark äußern dürfen, anderen zerrt das Bellen grundsätzlich an den Nerven. Als gesichert gilt mittlerweile, dass Hunde das Bellen gezielt für die unterschiedlichsten Kommunikationsabsichten einsetzen, und zwar untereinander und im Austausch mit dem Menschen. Die Canidenforscherin Dorit Feddersen-Petersen am Institut für Haustierkunde der Universität in Kiel teilt die Lautgruppe Bellen in insgesamt zwölf Kategorien ein, zum Beispiel als freudige Äußerung beim Spielen oder als Spielaufforderung, als soziale Begrüßung, bei Isolation oder als abwehrende Lautäußerung. Fest steht aber auch: Im engen Zusammenleben mit dem Menschen – wie in einer Nachbarschaft – kann das Bellen zum Störfaktor werden, wenn es mehr oder weniger unkontrolliert zugelassen wird. Von der Rechtsprechung erlaubt ist ein »gelegentliches Bellen«, eine dehnbare Formulierung. Entscheidet das Gericht auf »Ruhestörung«, droht ein Bußgeld, im Ernstfall sogar eine Wohnungskündigung (>).

Vermitteln Sie darum Ihrem Hund, ob und wann ein Bellen okay ist – und wann es damit auch wieder gut ist. Am stressfreiesten ist es sicher, wenn gar nicht gebellt wird. Aber das ist Einstellungssache. Übrigens: Bellen empfinden Hunde als lustvoll und selbstbelohnend, genau wie das Jagen. Je länger und öfter Sie Ihren Vierbeiner gewähren lassen, desto hingebungsvoller wird er sich das Vergnügen gönnen.


So klappt es: Sicher an der Seite von Frauchen den Fahrstuhl betreten, damit die Türen nicht zu früh schließen.

(GAR NICHT) BELLEN?

Beide Sichtweisen haben etwas: Die einen Hundebesitzer sagen, wenn ich daheim bin, wird nicht gebellt, weil ich alles unter Kontrolle habe. Die anderen: Zwei-, dreimal bellen empfinde ich als Schutz, das darf mein Hund. In beiden Fällen brauchen Sie für das Training ein Abbruchsignal.

ENDLICH RAUS: ZEIT FÜR OUTDOOR

Ein paar »Poopbags« in die Jackentasche, Sneaker an, Schlüssel und Leckerlis nicht vergessen: »Komm, wir gehen eine Runde!« Meist braucht es diese Aufforderung gar nicht, Ihr Hund versteht die Signale genau und weiß, wann es wieder mal rausgeht. Dreimal am Tag sollte es wenigstens sein, damit der Hund alle Geschäfte in Ruhe erledigen kann. Wie lange insgesamt? Das hängt neben Alter und Gesundheitszustand vom (Rasse-)Temperament des Hundes ab. Ein Welpe muss mehrmals täglich raus und soll dabei auch spielerisch die Gegend erkunden dürfen. 15 bis 20 Minuten sind dafür ein gutes Pensum. Bei erwachsenen, gesunden Hunden können anderthalb bis zwei Stunden am Tag als Orientierung dienen. Abwechslungsreiche Spaziergänge bereiten Ihrem Vierbeiner die größte Freude und Auslastung. Längere Ausflüge ins Grüne sollten Sie immer wieder einplanen (>). Natur pur ist ein Abenteuer für alle Sinne, das gilt für Mensch und Tier gleichermaßen.

CITY-DOG-CHECK

Der richtige »Stadthund«? Entscheidend sind die jeweiligen Rasse(mix)-Bedürfnisse und Ihr Lebensstil. Ein großer, schwerer Hund ist nichts für ein Loft, wenn es keinen Lift gibt. Der kälteliebende Husky mag keine Fußbodenheizung. Und »Kurznasen« wie Mops & Co. sind nichts für leidenschaftliche City-Jogger… Wenn Sie also noch die Wahl haben, informieren Sie sich genau, was welcher Hund braucht!


Erst ein ausgedehnter Spaziergang und eine kleine Mahlzeit, dann kann man auch schon mal geduldig warten.

EIN SPIEL PASST IN DIE KLEINSTE HÜTTE

Aber auch Ihre Wohnung steckt voller Möglichkeiten für eine kleine Spielrunde. Schauen Sie sich um: Gestapelte Kissen mit Leckerlis dazwischen, eine Handtuchrolle, die fürs ordentliche Aufrollen mit der Hundenase eine leckere Überraschung bereithält, ein kurzes Suchspiel – das beschert dem Vierbeiner ein Erfolgserlebnis und Ihnen beiden Freude miteinander, was die Bindung stärkt. Voraussetzung ist, dass auch das Spielen gewissen Regeln folgt und nicht zu Frust und Überforderung führt (> Literatur). Zwei, drei Minuten pro Spielrunde können durchaus genügen. Bieten Sie das Spiel an, wenn Ihr Hund Entspanntheit signalisiert, und nicht, wenn er drängelt, denn dann würden Sie ihn genau dafür belohnen.

Hundeerziehung in der Stadt

Подняться наверх