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Als sie nach Hause kam saßen die Mädchen in der Küche, Sören wollte etwas später kommen, und Judith erzählte von ihren Eltern und der Krankheit Ihres Vaters.

Für Rosalie war das Thema Demenz nicht ganz fremd, da sie eine Tante hatte, die auch betroffen war und sie gab Judith die Adresse ihrer Cousine, damit sie sich mit dieser austauschen konnte.

Judith war ihr sehr dankbar dafür und versprach gleich morgen dort anzurufen.

Zu fortgeschrittener Stunde kam Sören mit Henrik im Schlepptau nach Hause. Beide waren etwas angetrunken, sie hatten wohl eine Kneipentour gemacht.

Judith war verärgert, ausgerechnet Henrik wollte sie heute Abend eigentlich nicht dabei haben.

„Sören stellt euch vor“,

flötete Rosalie, auch nicht mehr ganz nüchtern.

„Judith hat heute den Vertrag bei Hoffmanns unterschrieben und beginnt nächsten Monat ihre Ausbildung.“

Sören freute sich aufrichtig für Judith.

„Herzlichen Glückwunsch, ich bin sicher das ist die richtige Entscheidung.“

Sören nahm Judith in den Arm und drückte sie herzlich.

Judith glaubte in Henriks Gesicht eine Spur von Spott zu sehen und ärgerte sich über sich selbst, dass sie das überhaupt wahr nahm.

„Was haltet ihr davon, wenn wir am nächsten Wochenende alle zusammen mit Henriks Boot segeln gehen?“

„Eine super Idee.“

Rosalie war sofort Feuer und Flamme.

„Ich werde seekrank“,

warf Hanne ein.

„Och wie schade, vielleicht solltest du es doch einfach versuchen, das wird bestimmt sehr lustig.“

Rosalie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass jemand eine Vergnügung, gleich welcher Art, ausschlägt.

„Aber Judith, du bist dabei, oder?“

„Keine Ahnung, ich muss mir das noch überlegen.“

Henrik legte ihr den Arm um die Schulter

„Du kannst ruhig mit, ich werde mich nicht in deiner Nähe aufhalten.“

Judith war die Situation sehr unangenehm und sie fühlte sich ertappt.

„Wir werden sehen“, antwortete sie.

Am kommenden Samstag brachen sie dann doch alle auf, um an den Tegernsee zu fahren,

dort hatten sie sich mit Henrik verabredet.

Sören hat Judith versprochen Henrik zu tadeln, wenn er, wie Judith das sagte, seine Machosprüche anbrachte.

Das Wetter war wunderschön und Henrik hatte einen großen Korb mit Getränken und Snacks dabei.

Judith musste zugeben, dass sie die Größe des Bootes schon beeindruckte. Sie hatte mit einem durchschnittlichen Segelboot gerechnet wie sie das aus den Urlauben in Italien kannte.

Dies hier war eine richtige Jacht und wirklich beeindruckend.

Sie verbrachten einen sehr schönen Tag auf dem Wasser, lachten viel und genossen den wunderschönen Sommertag. Den Abschluss machten sie beim Italiener. Auf der Heimfahrt frotzelte Sören :

„Judith, gib zu, so schlimm war es doch gar nicht.“

„Ich gebe es ja schon zu, wenn ich auch finde, dass dein Freund ein ziemlicher Angeber ist.“

„Aber, wenn ein Angeber solch ein Boot hat, ist das ja auch nicht schlecht …..“,

flötete Rosalie glücklich vom Rücksitz.


Es hatte sich herumgesprochen, dass bei Hoffmann Juweliere eine junge, talentierte Frau arbeiten würde, die es verstand, die Kundenwünsche genau umzusetzen.

Das Weihnachtsgeschäft lief hervorragend und es galt jede Menge Aufträge zu bearbeiten.

Als Judith, einige Tage vor Weihnachten am Abend aus dem Laden ging, beschloss sie nicht die U-Bahn zu nehmen, sondern den Heimweg zu Fuß zurückzulegen um noch etwas frische Luft zu tanken.

In der ganzen Stadt war vorweihnachtlicher Weihnachtszauber und sie musste feststellen, dass sie das bisher gar nicht wahrgenommen hatte.

Sie ging durch die Fußgängerzone, überall waren Glühweinstände aufgebaut, heiße Maronen und Waffeln wurden verkauft und es duftete herrlich.

Gerade als sie sich entschlossen hatte, sich eine Waffel zu gönnen, hört sie ihren Namen rufen.

Sie drehte sich um und an einer Glühweinbude stand Henrik in Mitten einer Gruppe junger Leute und wie immer schien er das Wort zu führen.

„Judith, hallo, darf ich dich zu einem Glühwein einladen?“

„Hallo Henrik, nein danke, ich wollte mir gerade eine Waffel holen und mich dann auf den Heimweg machen.“

„Ich mache dir einen Vorschlag, wir flüchten aus diesem Trubel und ich lade dich zum Essen ein. Was hältst du davon?“

„Nichts“,

antwortete Judith spontan und sie stellte mit Freude fest, dass er das wohl nicht gewohnt war.

„Judith, gib mir doch die Gelegenheit dir zu beweisen, dass ich nicht der Idiot bin für den du mich hältst.“

Judith musste lachen, na immerhin hat er das erkannt.

„ Hier um die Ecke ist ein nettes Lokal da können wir eine Kleinigkeit essen und uns unterhalten. Bitte tu mir den Gefallen.“

Erst jetzt merkte Judith, dass sie den ganzen Tag nichts gegessen hatte und der Gedanke n, nicht selbst etwas zubereiten zu müssen, war schon verlockend.

„Also gut, gehen wir, aber nicht zu lange, ich muss morgen früh raus.“

„Dein Wunsch ist mir Befehl.“

Zwei Straßen weiter waren sie schon angekommen. Man kannte Henrik wohl in dem Lokal. Er wurde mit Namen begrüßt und man führte sie zu einem freien Tisch.

Nicht schlecht, dachte Judith.

„Such dir aus auf was du gerade Appetit hast.“

Judith las die Speisekarte und bereute sofort, mitgegangen zu sein.

Die Preise waren horrend, sie hat sich vorgenommen sich nicht einladen zu lassen, aber das hier sprengte ihren finanziellen Rahmen.

„Ich denke, ich sollte auf die Nacht nicht so viel essen. Eine kleine Vorspeise reicht mir schon.“

„Darf ich für dich etwas bestellen?“,

fragte Henrik

„Ich kenne die Karte hier gut und weiß was zu empfehlen ist. Mach mir die Freude.“

Judith nickte und fühlte sich überhaupt nicht wohl, aber jetzt war es sowieso schon egal.

Sie hatte das Gefühl in der Falle zu sitzen.

Henrik bestellte das Essen und lies sich vom Kellner den passenden Wein empfehlen.

„ So, nun lass dich überraschen. Ich bin sicher es wird dir schmecken.“

„Erzähle mir von deinem neuen Job. War es die richtige Entscheidung?“

Judith erzählte von ihrer Arbeit, von den Erwartungen die Hoffmanns in sie setzten und wie sie sich ihre Zukunft vorstelle.

Das Essen war hervorragend, der Wein machte sie etwas benommen und sie wunderte sich, dass sie ausgerechnet Henrik ihre Zukunftspläne schilderte.

Dieser hörte aufmerksam zu, warf gelegentlich eine Frage ein und Judith musste sich eingestehen, dass er eigentlich ganz sympathisch war.

„Erzähle mir etwas von deiner Familie. Hast du Geschwister? Was machen deine Eltern?“

Ich möchte gerne mehr von dir erfahren.“

„Henrik, ich bin sehr müde außerdem habe ich dir in der letzen Stunde schon mehr von mir erzählt, als ich im ganzen letzten Jahr jemanden erzählt habe.“

„Okay, was hältst du davon, wenn ich dich nach Hause bringe und wir uns am Wochenende treffen und unser Gespräch dann fortsetzen?“

„ Lass uns einfach nochmals telefonieren.“

Judith wollte keine Versprechen geben die sie eventuell später bereute.

„Gut dann bringe ich dich jetzt.“

Henrik bezahlte und sie traten auf die Straße. An der frischen Luft merkte Judith, dass ihr der Wein ganz ordentlich in den Kopf gestiegen war.

Henrik setzte sie vor dem Haus ab und bat sie, sich doch bei ihm zu melden wegen der Verabredung am Wochenende.


Henrik war total beschwingt, Judith war eine ganz außergewöhnliche Frau und ganz anders als die Frauen mit denen er sich sonst abgab.

Er wollte noch nicht nach Hause und rief Sören an

„Alter, wo steckst du? Hast du Lust auf einen Absacker ? Gut wir treffen uns im Echo.“

Henrik parkte vor dem Echo und betrat das Lokal, es war die Stammkneipe der Leute vom Tennisclub und man traf immer jemanden den man kannte.

Er setze sich an den Tresen und bestellte sich ein Bier.

„Hallo Henrik, Glück gehabt, ich war gerade auf dem Heimweg als du mich angerufen hast.“

Sören setzte sich neben Henrik an den Tresen und bestellte sich auch ein Bier.

„Was stimmt dich denn so fröhlich?“

„Ich war mit der besten Frau der Stadt gerade beim Essen.“

„Lass mich raten…die kleine Rote aus unserem Semester?“

„Du wirst es nicht erraten! Ich war mit Judith essen.“

Sören war wirklich erstaunt:

„Du und Judith? Wie hast du denn das angestellt?“

„Mein unschlagbarer Charme“,

frotzelte Henrik. Nach einer Stunde verabschiedeten sie sich und Henrik fuhr nach Hause.

Als er seinen Wagen vor dem Haus parkte, sah er, dass Licht in seiner Wohnung brannte.

Caroline, ihm fiel ein, dass sie ja noch einen Wohnungsschlüssel hatte. Er war verärgert über sich selbst. Wie konnte er das vergessen. Er hatte sie, seit dem Rauswurf aus seinem Auto, nicht mehr gesehen. Er schloss die Tür auf, Caroline saß in einem Sessel und blätterte in einer Zeitschrift.

„Was tust du hier?“,

fragte er sie barsch.

„Ich hatte noch deinen Wohnungsschlüssel und habe mir gedacht, du würdest dich freuen wenn ich heute Nacht bleibe.“

„Da hast du falsch gedacht, leg den Schlüssel auf den Tisch und verschwinde.“

„Henrik, was habe ich dir denn getan, du willst mir doch nicht erzählen, das diese einfach gestrickte Truppe von dieser WG zu deinem neuen Freundeskreis zählt.“

Henrik ging auf sie zu, riss ihr die Zeitschrift aus der Hand und schlug ihr damit ins Gesicht.

„Du verdammtes Arschloch, die sind doch nur darauf aus dich auszunehmen.“

„Wenn wir schon beim Thema ausnehmen sind, soll ich dir mal ausrechnen was du mich im letzten Jahr gekostet hast?“

Caroline warf den Schlüssel auf den Tisch und rannte zur Wohnungstür.

„Das wirst du noch bereuen, ich kenne deine Schwachstellen du glaubst gar nicht wie die Leute scharf sind auf solche Geschichten.“

Henrik packte sie am Arm und stieß sie ins Treppenhaus.

„Verschwinde und lass dich hier nie wieder sehen.“

Er schlug die Tür ins Schloss, er hörte ihre Schritte im Treppenhaus und war froh, dieses Thema damit abgeschlossen zu haben.

Er ging in die Küche, goss sich ein Glas Wein ein und setzte sich die Kopfhörer auf ….

Lange hatte er sich nicht mehr so gut gefühlt wie heute Abend.

Als Judith am nächsten Morgen Sören an der Badezimmertür traf überzog dessen Gesicht ein breites Grinsen.

„Ich weiß es schon….“

„Was weißt du schon?“

„Du hast dich gestern mit Henrik getroffen.“ Säuselte er und trippelte im Flur auf und ab.

„Na getroffen ist ja wohl etwas übertrieben, wir sind uns zufällig über den Weg gelaufen.“

„Okay, ist ja schon gut, ich wollte dir nicht zu nahe treten. Ich wünsche Dir einen schönen Tag.“ Sprachs und verschwand im Bad.

Im Laden und der Werkstatt gab es sehr viel zu tun, seit Judith fest zum Team gehörte ist der Kundenkreis angewachsen.

Die Woche verging wie im Flug und Judith kämpfte jeden Tag mit der Entscheidung, ob sie Henrik anrufen sollte oder nicht.

Sie entschied sich ihn nicht anzurufen. Sollte er sich bei ihr melden, konnte sie immer noch entscheiden ob sie sich mit ihm verabreden wollte.

Als sie am Samstag aus dem Laden kam, war sie wirklich geschafft und deshalb auch froh, dass sich Henrik nicht gemeldet hatte.

Zu Hause angekommen, saß Sören mit Henrik in der Küche.

„Hallo Judith, ich war gerade in der Nähe und hab gedacht ich schau mal vorbei.“

Judith war zu müde um dem noch viel zu erwidern.

„Entschuldigt mich bitte, ich werde ein warmes Bad nehmen und mich dann ins Bett legen, ich bin hundemüde.“

„Judith, darf ich dich morgen abholen, wir könnten einen Spaziergang machen und unser Gespräch fortsetzen. So gegen 10 Uhr, passt dir das?“

Judith fühlte sich ziemlich überrumpelt, es war ihr aber einfach zu viel, jetzt noch eine Diskussion vom Zaun zu brechen.

„Ja gut, bis morgen dann. Gute Nacht.“

Sie lag in der Badewanne, genoss die entspannende Wärme des Wassers und dachte darüber nach wie so ein Spaziergang mit diesem Heißsporn wohl verlaufen würde.

Sie konnte sich nicht vorstellen, dass dies sehr erholsam sein wird.

Schattenspiele

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