Читать книгу Schattenspiele - Klara Kraus - Страница 4
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ОглавлениеJudith hatte ihr Abitur in der Tasche und sie fühlt sich, als würde ihr die Welt zu Füßen liegen.
Wenn ihr Vater auch ihren großen Wunsch nach einer Reise durch fremde Länder und Kulturen nicht erfüllte.
Judith und ihre Schwester Marion erlebten eine wunderschöne Kinder -und Jugendzeit.
Ihr Vater, Hans Kühnen, Professor für Biologie an der Uni, ein großer schlanker Mann, dessen volles, graues Haar sich in störrischen Locken um sein Gesicht legte, pflegte einen liebevollen wenn auch strengen Erziehungsstil.
Ihre Mutter Anna Kühnen, eine kleine zierliche und sehr hübsche Frau mit italienischen Vorfahren, war die heimliche Herrscherin in der Familie. Sie versorgte die Kinder, hielt das Haus in Ordnung und führte die Haushaltskasse.
Die Familie wohnte in einem Haus welches um die Jahrhundertwende erbaut wurde und direkt am Neckarufer stand. Eine große Wohnung mit 5 Zimmern und einer Wohnküche, in der sich das Leben der Familie abspielte, bot genügend Platz um jedem Bewohner seinen eigenen Freiraum zu lassen.
Aus der Küche trat man auf eine große Terrasse mit einer massiven Steinbrüstung und freiem Blick auf den Fluss. Die Einrichtung der Zimmer war sehr individuell. Die große Küche, Anna Kühnens Reich, war mit einem großen Herd, der eine richtige Feuerstelle barg aber auch einen Gasanschluss besaß, ausgestattet. Ein schwerer Tisch mit sechs Stühlen stand in der Mitte und bildete das Herzstück des Raumes. An diesem Tisch wurde diskutiert, gefeiert, gelacht, geweint, Schulaufgaben gemacht und die Mahlzeiten eingenommen.
Hans Kühnens Arbeitszimmer war heilig und durfte nur betreten werden wenn man vorher anklopfte. Ein schwerer Schreibtisch stand am Fenster, mit Blick auf die Neckarwiesen. An den Wänden standen Bücherregale die vom Boden bis an die Decke reichten. In der Mitte des Raumes lag ein dicker Teppich auf dem ein großer Ohrensessel stand und „die Raucherecke“ genannt wurde, hier und nur hier durfte geraucht werden. Hans Kühnen genoss dieses Privileg und nutzte sein Arbeitszimmer als Rückzugsort wenn Annas italienisches Temperament durchschlug und in der Küche die Stimmung am Überkochen war.
Das Wohnzimmer wurde meist nur an Festtagen benutzt und war ganz nach Annas Geschmack eingerichtet. Große schwere Sessel mit Bezügen aus Gobelin, ein rechteckiger Tisch, schwere Teppiche, eine Glasvitrine mit den guten Gläsern und dem guten Geschirr sowie ein altes Klavier, auf dem Anna schon in ihrer Kindheit gespielt hatte. Auch von diesem Zimmer aus konnte man auf den Balkon und hatte Blick auf die vielen Kübelpflanzen, die Anna mit Hingabe und Liebe pflegte.
Während der Schulferien verbrachten Judith und ihr Vater viel Zeit in dem Schrebergarten, den die Eltern angemietet hatten.
Ein kleines Blockhaus bot auch an regnerischen Tagen Schutz und man vertrieb sich die Zeit mit Spielen, Lesen und Gartenarbeit.
Hans Kühnen war ein begeisterter Rosenzüchter und Judith teilte diese Begeisterung mit ihm. Bald hatte sie ihren Vater an Fachwissen eingeholt und bekam ihren eigenen Rosengarten vom Vater zugewiesen. Unter Vater und Tochter entbrannte bald ein Wettstreit wer die schönsten Rosen hatte. Judith war ihrem Vater, zu dessen Leidwesen, oft ein wenig voraus.
Anna und Judiths Schwester kümmerten sich um den Kräuter- und Gemüsegarten. Anna verstand es, aus all den herrlich frischen Dingen, die im Garten angebaut wurden, wunderbare Gerichte zu zaubern. Genau so, wie sie das von ihrer italienischen Großmutter gelernt hatte. Was nicht sofort verbraucht werden konnte, wurde entweder eingedünstet, oder getrocknet und bereicherte in den Wintermonaten den Speiseplan.
Judith erinnerte sich in späteren Jahren immer gerne an ihr Zuhause. Die Erinnerungen wurden von einem ein Gefühl der Geborgenheit und Vertrauen begleitet.
Sie hatte sich entschieden, Kunstgeschichte und Malerei zu studieren. Unter anderem hatte sie sich um einen Studienplatz in München beworben und hoffte sehr auf eine Zusage, da München die Stadt war, in der sie sich gut vorstellen konnte zu leben. Die Nähe zu den Bergen und den Seen fand sie sehr reizvoll.