Читать книгу Ömmes auf der krummen Straße - Klaus Blochwitz - Страница 6
Kapitel 4
ОглавлениеAn diesem Wochenende hatte die krumme Straße ein Riesenthema:Der erste Mensch im Weltraum, der Russe Gagarin war es …… was musste das den Amis stinken.
Das Studium von Wilhelm machte gute Fortschritte und er fand auch erfreulicherweise in der nächst gelegenen Schule eine Junglehrerstelle.
Herbert und Jürgen waren inzwischen gestandene Bergleuteund
Franz hatte seine Lehre als Automobil Verkäufer angeschlossen und war als Jungverkäufer von seiner Lehrfirma übernommen worden.
Hermann war Geselle und als Metallarbeiter viel auf Montage.
Die Jungs verdienten jetzt alle ganz gut Geld und alle waren sich darüber einig, dass auch einiges auf die hohe Kante gelegt wird.
Das war so die Zeit, als in der krummen Straße die Kanalisation gelegt wurde und die Häuser endlich vernünftige Bäder und Toiletten bekamen.
Nach dem Umbau standen die Häuser sofort zum Verkauf. Die Eltern der fünf jungen Männer waren sofort entschlossen, den Hauskauf zu wagen. Der Kaufpreis erschien anfangs allen wahnsinnig hoch, aber sie konnten mit der bisherigen Miete fast den Kaufpreis an die Zeche abzahlen.
Die zwei Häuser zwischen Beates Haus und dem von Hans kauften die bisherigen Mieter, es waren Flüchtlingsfamilien aus Ostpreußen, die kurz nach dem Bauende in die Häuser eingezogen waren.
Es waren ruhige Leute, die ganz für sich lebten.Freundlich, höflich, aber kaum Kontakt.
Die zwei Häuser imAnschluss von Hermann und Brigitte wurden später von ihren zwei Kindern bewohnt, die Tochter hatte einen Stahlkocher geheiratet, die beiden hatten einen Sohn, der später in dem Nachbarhaus wohnte.
Der Sohn war dann beim Bund geblieben, hatte inzwischen eine gute Position, die Ehe war kinderlos geblieben. Dann kamen noch die Häuser von Wilhelm und Franz und Ömmes mit seiner Kneipe, das war die eine Seite der krummen Straße.
Nachdem die vier jungen Männer ihren Dienst beim Bund hinter sich hatten, rutschten sie wieder mehr oder weniger reibungslos in ihre Berufe, kamen so langsam wieder im zivilen Leben an.
Als Adenauer damals dafür sorgte, dass Deutschland wieder eine Armee bekam und Mitglied der Nato wurde, war für allein der krummen Straße die Bundeswehr ganz weit weg. Bis die Bescheide bei den jungen Leuten eintrafen. Die Eltern von Hermann, Herbert und Wilhelm fielen aus allen Wolken. Die Erinnerungen an den zweiten Weltkrieg waren doch noch sehr frisch.
Erst vor ein paar Wochen waren die letzten SS Offiziere gehängt worden und nun mussten die jungen Leute zum Militär.
Herbert und Jürgen hatten ein paar Schwierigkeiten,wieder auf ihrer Zeche anzufangen, die Zechenleitung wollte sie unbedingt mit einer Abfindung nach Hause schicken,aber nach einigem Hin und Her klappte es dann auch für sie
Große Aufregung verursachte das Schiffsunglück im Atlantik vor EnglandsKüste in der Silvesternacht. Tagelang hielt es die Welt in Atem, es ging schließlich doch unter und der Kapitän wurde als Held gefeiert.
Der König von England starb und seine Tochter wurde Königin.
Bei der Winter Olympiade gewannen die Sportler die ersten Medaillen für Nachkriegsdeutschland.
In der krummen Straße kehrte langsam wieder der normale Alltag ein, die Leute gingen zur Arbeit, kümmerten sich um ihren Garten und um das liebe Vieh und pflegten die Nachbarschaft.
Die große, weite Welt blieb wieder ein bisschen außen vor.
Hans blieb vor seinem Haus stehen und schaute noch mal die Straße runter. Rudi hatte wirklich die schönste und geschmackvollste Weihnachtsdekoration, seine Nachbarn links von ihm hatten wie jedes Jahr voll übertrieben und dann noch voll daneben.
Im Laufe des Jahres wurde das Haus von Rudi fertig, Jürgen hatte das Wohnzimmer spitzenmäßig gefliest und anschließend noch alles tapeziert und gestrichen, den Garten in Ordnung gebracht und dann lud Rudi die ganze krumme Straße zur Einweihungsparty ein.
Die Nachbarn staunten nicht schlecht, als sie Rudis Haus von innen sahen und er zeigte allen das ganze Haus von oben bis unten und umgekehrt. Und allen erzählte Rudi, wie toll ihm die Nachbarn geholfen haben und ganz besonders erwähnte er Jürgen. Der strahlte über das Lob über alle vier Backen und das den ganzen Abend! Hermann zeigte Brigitte sehr genau den Umbau, vieles wollte er auch so machen
.Aber was soll es, Geschmäcker sind eben unterschiedlich,Weihnachten sieht eben jeder anders. Hans schloss seine Haustür auf, Jürgen und Beate winkten noch mal rüber, dann kehrte Ruhe auf der Straße ein
Hans hatte eigentlich ein ziemlich normales Elternhaus gehabt,der Alltag war so vor sich hin geplätschert, ohne große Höhen und Tiefen und genau das hat ihn so nervös, unruhiggemacht.
Es war kurz vor dem Ende seiner Lehrzeit, da war ihm auf einmal klar, er musste weg von hier. Hans hatte sich die Stellenangebote in den Zeitungen angeschaut und wurde schnell fündig, ein Stellenangebot als Schreinergeselle mit Unterkunft.
Eines Tages beim Abendessen informierte Hans seine Eltern, sein Vater nickte nur, seine Mutter fragte etwas irritiert, warum so weit weg?
So kam Hans zur Arbeit in der Nähe der krummen Straße und in Kontakt mit Hermann.
Nach ein paar Jahren saß Hans bei seiner Firma fest im Sattel, er hatte sich gut eingearbeitet und sein Chef hielt große Stücke auf ihn.
Hans war sparsam und als er von Hermann erfuhr, dass in der krummen Straße recht preiswert ein Haus zu kaufen war, griff er zu und so kam er dann im Laufe der Zeit in die Clique.
Manchmal kamen ihm die Geschichten seines Vaters über den Krieg in den Sinn, aber sie verblassten mit der Zeit immer mehr. Seine Eltern kamen nach dem Krieg nicht mehr richtig zusammen,vielleicht war die lange Trennung schuld, wer weiß das schon?
Sie bemühten sich beide um ein normales zusammen leben,aber es stand einfach zu viel unausgesprochenes zwischen den beiden und sie taten sich schwer mit dem Reden.
Hans war heilfroh, dass wenigstens die finanzielle Seite stimmte.Wenn zu diesem Elend auch noch Geldmangel hinzu gekommen wäre, wäre es für seine Eltern ganz schlimm.
Mit etwas melancholischen Gedanken an seine Eltern und an das Mädchen aus der Nachbarschaft schlief Hans endlich ein.
Als endlich der Luftangriff ab ebbte und die Entwarnung los heulte, lag die Straße in Schutt und Asche, überall dicker, stinkender Qualm, Feuer überall, schreiende Menschen. Alles rannte auf einen riesigen Trümmerhaufen zu. „Hier war einLuftschutzkeller“, gellte es über die Trümmer, „da sind noch Leute drin.“
Mit bloßen Händen fingen die Menschen an ,wahllos einige Trümmer weg zu räumen, aber es war völligvergeblich. Plötzlich schrie an Mann: „Hier ist der Eingang!“
Mit Eisenstangen wurde die Tür aufgehebelt, entsetzt prallten die Menschen entsetzt zurück. In den Keller war brennender Phosphor gelaufen ...
Es war das letzte Treffen der Runde vor den Feiertagen, es war eine ruhige und besinnliche Stimmung in der Kneipe. Die Gespräche waren ruhig und freundlich, Herbert und Jürgen saßen neben einander und sahen rundum zufrieden aus; Herbert wollte Anfang des neuen Jahres sein Auto wieder anmelden!
Die beiden Männer waren wieder im normalen Leben durch die Festanstellung bei dem Kohlenhändler angekommen.Bei beiden war auch zu Hause wieder einigermaßen Ruhe eingekehrt.
Hermann war wie jedes Jahr völlig aus dem Häuschen wegen der Feiertage, er und seine Frau waren verrückt nach ihren Kindern und Enkelkindern. Weihnachten war für Hermann der absolute Höhepunkt des Jahres, darüber vergaß er sogar seine Tauben und das will was heißen.
Wilhelm verbrachte Weihnachten auch mit seiner Familie und Hans, Beate und Rudi verschwanden wieder über die Feiertage wie jedes Jahr und kamen erst am Neujahrstag zurück. Bei Hans wusste man, dass er zu seinen Eltern fuhr, aber bei Beate und Rudi war das nicht bekannt und es wird auch wohl nie bekannt werden. Keiner wusste, was die beiden in den Tagen anstellten.
Und da weder Beate noch Rudi je etwas erzählten,fragte auch kein Mensch mehr, es war halt so.
Aber dieses Jahr überraschte Rudi alle, er blieb zu Hause! Nicht alleine, um Gotteswillen nicht, aber er blieb zu Hause. Beate lief wie jedes Jahr am frühen Nachmittag an Heiligabend mit einem Beutel über dem Arm von Haus zu Haus, wünschte allen schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr, dabei gab sie jedem ein kleines Geschenk. Danach stieg sie in ihr Auto, vollgepackt mit Koffern und weg war sie, ein letztes Winken, der Wagen fuhr um die Ecke in die Hauptstraße.
Es waren ruhige Tage von Weihnachten bis Neujahr, selbstdas Wetter spielte mit und brachte passend ein bisschen Frost und einen Hauch von Schnee.
Man sah sich in den Tagen,sprach miteinander, tauschte gute Wünsche aus und war rund um zufrieden. Nach einem lauten Silvesterfeuerwerk begann das neue Jahr genauso ruhig, der Alltag wurde gemächlich angegangen,
Beate und Hans waren wieder eingetroffen.Rudi verbreitete eine heitere Ruhe um sich, Herbert meldete sein Auto an, Jürgen wurde von Tag zu Tag ruhiger und selbstsicherer, seine Frau Inge war auffallend ruhig geworden,man hörte nur noch Jürgen hier und Jürgen da.
Aber das neue Jahr nahm Fahrt auf und zog die krumme Straße mit.
Der Winter ging so unauffällig wie er gekommen war und das Frühjahr übernahm mit Macht das Regiment. Die Menschen erschienen nach und nach in ihren Gärten, die ersten bunten Blumen blühten und Hermanns Tochter gab bekannt, dass sie ihr zweites Kind erwartete. Hermann war reineweg verrückt vor lauter Freude.
Wenn er zu Hause war,konnte man ihn dauernd zum Nachbarhaus, in dem seineTochter wohnte, rüber rennen sehen. Brigitte winkte lächelnd ab, ihr Mann wäre einfach verrückt nach Enkelkindern. Als am Wochenende der Sohn von Hermann und Brigitte vom Bund nach Hause kam, wäre Hermann wohl am liebsten bis zum Bahnhof gerannt, um seinem Sohn die Neuigkeit zuerzählen. Da sie aber nicht wussten, wie ihr Sohn anreiste, ob mit dem Auto oder der Bahn, musste sich Hermann schweren Herzens gedulden.
Sein Schwiegersohn war leider beruflich dauernd unterwegs, er hatte zwar eine gute Arbeit beim Bund,aber eben leider immer auf Achse.
Als alle zu Hause waren,stieg bei Hermann und Brigitte die große Familienfeier, sie war laut und es ging in den Sonntag herein, aber alle freuten sich mit.Hermann frotzelte ein bisschen mit seinem Sohn, aber der und seine hübsche Frau lächelten nur still, sie würden ihn auch schon noch zum Opa machen! Hermann war rundum selig.Mit strahlendem Lächeln informierte Hermann die ganze krumme Straße und alle freuten sich mit Hermann, dem frischgebackenen Opa.
Die beiden Söhne von Herbert waren zwar auch schon ein paar Jahre verheiratet, aber Nachwuchs war noch nicht in Sicht. Die beiden Schwiegertöchter mit ihren Männern waren beruflich so stark eingebunden, dass an Nachwuchs nicht zu denken war. Es hieß immer nur: vielleicht später.
Herbert machte in der Firma noch ein bisschen Karriere, er fuhr jetzt einen Fernlaster mit drei- bis viertägigen Touren.Damit war das Finanzielle endlich kein Thema mehr.
Herbert holte Jürgen ab, fragte ihn, ob er seine Klamotten für die längere Tour dabei habe.
„Aber klar!“, antwortete Jürgen gutgelaunt.
Jürgen war fast nicht wieder zu erkennen, seit er wieder eine geregelte Arbeit hatte, den Knatsch mit seiner Frau ließ er einfach außen vor.
In der Firma angekommen, holten sie sich die Papiere für die Tour und fuhren los. Herbert saß am Lenker und Jürgen goss zwei Becher mit Kaffee voll, er sagte nichts, weil er wusste, dass Herbert morgens erst mal seine Ruhe brauchte. Aber es war eine angenehme Stimmung in der Fahrerkabine, der starke Diesel brummte satt und sie hatten eine lange und angenehme Fahrt vor sich bis zum großen Überseehafen.
Sie waren schon eine ganze Weile auf der Autobahn Richtung Westen, als Herbert sagte: „Hoffentlich hält die Firma wenigstens so lange durch, bis wir unsere Rente einreichen können.“ Jürgen fiel die Kinnlade runter, eine eiskalte Faust presste sein Herz zusammen, sollte die Scheiße schon wieder losgehen?
„Was meinst du? Was soll das heißen?“,stammelte Jürgen zu Herbert rüber.
„Du merkst doch sicher auch“, antwortete Herbert ruhig und leise, „dass die Kohlefahrten immer weniger werden.“
„Ja sicher, aber … wir wollen nur hoffen, dass der Alte früh genug neue Arbeit für uns bekommt. Irgendwie muss er von der Kohle weg und etwas ganz anderes anfangen.
"Hast du denn schon irgend etwas gehört, dass es mau wird?“
„Nein, nein“, winkte Herbert ab,„noch haben wir unsere Arbeit.“
„Mensch, bloß nicht wieder arbeitslos, daran gehe ich kaputt“, rutschte Jürgen unruhig auf seinem Sitz herum.
Herbert lenkte den Truck auf einen belebten Parkplatz, stellte den Motor ab und ging pinkeln. Jürgen wechselte zum Fahrersitz und kurze Zeit später fuhren sie weiter.
Jürgen wurde durch das Fahren etwas von seinen trüben Gedanken abgelenkt, bis Herbert fragte: „Du bist doch auch mein Jahrgang?“
Jürgen nickte: „Warum?“
„Dann müssenwir beide sehen, dass wir die paar Jahre noch schaffen. Denn das Arbeitslosengeld kann man vergessen.“
„Oh Mann,bloß nicht“, jammerte Jürgen, „Inge bringt mich dann endgültig um.“
Herbert lachte: „Na, so schlimm wird es schon nicht werden!“
Jürgen sah zu Herbert rüber: „Hast du ne Ahnung!“`
Jürgen maulte über einen Autofahrer und fuhr dann von der Autobahn runter Richtung Hafen. Er lenkte den großen Lkw locker durch das Hafengewimmel und fand schnell ihre Abladestelle.Am nächsten Morgen konnten sie den Wagen beladn wieder abholen.
Diese Ladung mussten sie weit in den Süden bringen.
Jetzt fuhr Herbert wieder und Jürgen saß ziemlich still neben ihm, er betete zu allen Göttern und Heiligen,die ihm einfielen, bloß nicht wieder arbeitslos werden.
Er sah verstohlen zu Herbert rüber, der saß ruhig und gelassen am Lenkrad, das beruhigte ihn etwas. Nach dem bekanntenAutobahnkreuz fuhren sie Richtung Würzburg, um dann auf die Autobahn Richtung Kempten zu wechseln. Auf einem Rasthof hinter Kempten übernachteten sie.
Nach der Auslieferung ihrer Fracht fuhren sie nach Ingolstadt und nahmen dort Fracht auf für ihren Standort.
Ein paar Tage später wurden die Mitarbeiter vom Betriebsrat informiert, dass die Firma Gefahrgut- und Spezialtransporte übernehmen will und die Fahrer, die sich dafür interessierten,sollten sich im Büro melden.
Herbert und Jürgen waren die ersten im Büro.
Im Laufe der Zeit übernahmen die beiden Söhne des Kohlenhändlers die Firma und bauten diese nach und nach zu einer großen Spedition aus. Wahrscheinlich wollen die beiden Anfang nächsten Jahres sogar mit Heizöl anfangen.
Als Jürgen das hörte, dachte er, da hat Herbert mal wieder den richtigen Riecher gehabt.
Das Kohlengeschäft war fast auf null, alle Welt hatte jetzt Zentralheizung und die wird mit Heizöl betrieben. Ein Stück weiter vom Firmenplatz weg sollten die Tanks gebaut werden.
Jürgen klopfte ziemlich kräftig an die Haustür von Herbert,der öffnete und guckte etwas erstaunt. Jürgen konnte sich vor Aufregung gar nicht verständlich machen: „Die Amis sind auf dem Mond gelandet“, verstand Herbert dann doch.
„Klar und ich bin der Kaiser von China!“
„Wirklich!“ Jürgen gab keine Ruhe und zum Glück kam Elli und bestätigte es. Herbert schaute Jürgen und seine Frau ziemlich verdutzt an: „Mein lieber Scholli, erst die Russen mit dem Sputnik, dann Leika im Weltraum und Gagarin und jetzt sausen die Amis tatsächlichauf den Mond! Jetzt fehlt nur noch“, meinte Herbert, „dass einer die grünen Männchen vom Mars gesehen hat und alle schreien: das stimmt.“
Jürgen ging mit Herbert rüber zu Hermann und schellte an der Tür, Hermann machte total verschlafen auf und knurrte die beiden an: „Wisst ihr eigentlich,wie spät es ist?“
Beide überschütteten Hermann mit der Neuigkeit und Hermann winkte beide rein und machte den Fernseher an. Es stimmte also, die Amis waren tatsächlich auf dem Mond gelandet. Nach einer frühen Flasche Bier gingen die beiden wieder und Hermann legte sich wieder schlafen.
Jürgen und Herbert waren kaum auf der Straße, kam ihnen Wilhelm ganz aufgeregt entgegen: „Wisst ihr schon, wisst ihr schon?“Die drei redeten noch eine ganze Weile heftig mit einander und gingen dann doch etwas beruhigt nach Hause.
Da haben wir für unseren Abend aber ein ganz heißes Thema, dachteWilhelm bei sich.
Die Anwohner der Siedlung krumme Straße hatten das Frühjahr hinter sich, Ostern war vorbei, jetzt stand Pfingsten vor der Tür und die ersten Urlaubsreisen wurden geplant.
Hermann und Brigitte hatten wegen der Schwangerschaft ihrer Tochter alles abgeblasen. Herbert und Jürgen mussten erst abwarten, wie die Planung in der Firma aussah,
Wilhelm fuhr mit seiner Familie an die Nordsee. Seit ein paar Jahren fährt Wilhelm jetzt schon an die Nordsee, es gibt da einen schönenCampingplatz. Anfangs fuhren seine Kinder auch mit, aber als sie so achtzehn, zwanzig wurden, war das vorbei.
Beate und Rudi lassen sich nicht aus über ihre Pläne, aber da wird wieder was ganz Dolles heraus kommen.
Letztes oder vorletztes Jahr war Rudi auf einer Tour in Norwegen und Beate machte auf Kultur in Verona.
Rudi war auch schon in Nordafrika und Beate auf einer Kreuzfahrt in der Ägäis.
Rudi war auch schon per Anhalter unterwegs gewesen, ab und zu erzählte er davon.Egal, wo er auch war, er lernte stets nette Mädchen oder Frauen kennen, hier schmunzelte Rudi immer freundlich und wechselte das Thema.
Im Juli und August wurde es dann still in der krummen Straße, die Urlaubszeit machte sich doch bemerkbar. Hermann und Brigitte war es recht, sie und ihreTochter konnten die Ruhe gut gebrauchen. Irgendwie war ihreTochter nervös, unruhig, obwohl vom Befund her alles inOrdnung war.
Als Hermann seine Brigitte heiratete, war bei Brigittes Eltern nicht alles eitel Sonnenschein, wie konnte ihre Tochter bloß einen Arbeiter heiraten, immerhin hatte sie doch Abitur, auch wenn sie dann anschließend nicht studiert hatte, weil sie nur einenStudienplatz in Süddeutschland bekommen konnte, aber nicht von zu Hause weg wollte.
Mit den Jahren hat sich das Verhältnis zwischen ihnen dann ein bisschen normalisiert, zwischen durch bekam Hermann aber immer wieder mal gesagt,dass ihre Brigitte doch eigentlich etwas Besseres verdient hätte.Mittlerweile ist es etwas ruhiger geworden, mit dem Haus und dem Enkelkind und so.
Hermann lernte Brigitte während der Arbeitszeit kennen. Sie arbeitete in einer Firma gegen über und machte bei schönem Wetter in den Pausen schon mal einen Spaziergang. Hermann kam von seiner Mittagspause an der Pommesbude zurück und da sahen sich die beiden zum ersten Mal, beim dritten Mal fasste Hermann seinen ganzen Mut zusammen und wünschte der jungen Frau einen guten Tag.
Er sprang vor Freude fast in die Luft, als die Frau den Gruß freundlich erwiderte. Am nächsten Tag trafen sie sich zufällig an der Pommesbude und hier konnte Hermann die junge Frau ohne weiteres ansprechen, weil hier eben jeder mit jedem redete. Sein Schwarm nahm das Gespräch auch sofort auf und darin konnte Hermann dann einflechten, dass er für vier, fünfTage auf Montage sei und am Dienstag wieder zurück wäre.Sie lächelte ihn verständnisvoll an und sagte dann zu ihm:„Dann bin ich doch am Dienstag in meiner Pause wieder hier.“
Hermann ging das Herz auf und trotzdem fuhr er mit sehr gemischten Gefühlen auf Montage. Auf der Baustelle traf er mit Hans zusammen, der in seiner Nähe arbeitete und Schreiner war. Sie arbeiteten eng zusammen, weil Hermann die Metallrahmen für die Wände aufbaute und Hans dann die Holzplatten einsetzte. Das Ganze ergab dann einen attraktiven Messestand. Es war für beide viel Arbeit und die paar Tage gingen ruckzuck vorbei.
Es war Dienstag und es goss in Strömen.Hermann ging trotzdem zur Pommesbude und die Sonne ging auf, sie war da, trotz Regen und Sturm! Am Wochenende trafen sie sich zum ersten Mal und so nahm es seinen Lauf.
Brigitte war ruhig, lieb, voller Verständnis für seine Arbeit und so heirateten sie. Als erstes brachte Brigitte einen Sohn zur Welt und zwei Jahre später eine Tochter, die jetzt selbst zum zweiten Mal schwanger war und ihren Eltern etwas Sorgen deswegen bereitete.
Hermann konnte mit seiner jungen Frau in den zwei oberen Räumen seines Elternhauses wohnen, aber er baute kurz darauf an der Rückseite des Hauses einen gut angepassten und geräumigen Anbau. Der gefiel seinen Eltern so gut, dass sie anstelle des jungen Paares in den Anbau zogen und das Haus dem jungen Glück überließen.
Die beiden jungen Leute machten aus dem alten Haus das Beste, was sie mit dem knappen Geld schaffen konnten. Hermann versprach seiner Brigitte, dass er das Haus ganz nach ihrem Geschmack renovieren würde, sobald das Geld dafür vorhanden war.
Die Hochzeit von Hermann und Brigitte löste einen waren Boom aus, Jürgen und Inge meldeten ihre Hochzeit an, Wilhelm und seine Hildegard und Herbert und Elli wollten es auch wagen.
Die krumme Straße stand Kopf, vier Hochzeiten in einem Jahr hatte es so noch nie gegeben. Die Nachbarn hockten Stunden um Stunden zusammen, um alles zu besprechen,auch mit Ömmes, der ja eine riesige Aufgabe bewältigen musste.
Die unterschiedlichsten Wünsche der Brautpaare mussten auf einen Nenner gebracht werden. Dem Pfarrer fiel die Kinnlade herunter, als er von diesen vier Hochzeiten hörte.Die vier Brautpaare einigten sich auf den August als Termin und zwar sollte an jedem Wochenende im August eine Hochzeit statt finden mit jeweils einer kleinen Feier im Familienkreis und am ersten Wochenende im September sollte dann die große Feier für alle vier Brautpaare bei Ömmes stattfinden.
Dieser Vorschlag wurde von allen für gut befunden und so nahmen die Vorbereitungen ihren Lauf. Die vier Hochzeiten verliefen ruhig, ein bisschen feierlich schon, aber auch laut und fröhlich, obwohl Brigittes Eltern ein bisschen enttäuscht dabei saßen, weil doch ihre Tochter etwas Besseres verdient hätte.
Aber Brigitte war selig mit ihrem Hermann und die Laune ihrer Eltern war ihr völlig egal.
Bei Herbert und Elli ging es ein bisschen verrückter zu, aber damit hatten eigentlich alle gerechnet.Herbert hatte zu seiner Hochzeit eine Musikgruppe kommen lassen, die schon nach kurzer Zeit mit ihrer wilden Musik die Stimmung bei den jungen Leuten hoch kochen ließ.
Und dann kam der September und die krumme Straße stand Kopf. Alle waren da, selbst der Pastor ließ sich blicken, das Wetter meinte es gut mit den Hochzeitern und Ömmes hatte den großen Saal fantastisch hergerichtet. Er hatte die großenSchiebetüren an der Stirnseite des Saales komplett aufgeschoben und eine Tanzfläche auf dem Rasen angelegt.
Herberts Musikgruppe von seiner Hochzeitsfeier war auch wieder da und siehe da, die fünf Musiker konnten auch ganz „normale“Musik machen, so dass die Älteren als erste auf der Tanzfläche waren.
Die Hochzeiter hatten sich mit Ömmes auf ein kaltwarmes Büfett geeinigt und Ömmes hatte sich damit selbst übertroffen, es war wirklich für jeden Geschmack etwas dabei.
Es wurde gegessen und getrunken, gelacht und erzählt, getanzt und jeder hatte seinen Spaß. Die Eltern der Brautpaare hatten sich in einer Gruppe zusammen gefunden und unterhielten sich prächtig, sie alle kannten sich seit Ewigkeiten,kamen prima miteinander aus, hatten sich in schlechten Zeiten gegenseitig geholfen und gemeinsam das geschafft, auf das sie heute mit viel Stolz blicken konnten.
Hermanns Vater sagte irgendwann leise zu seiner Frau: „Es ist richtig schön, dass keiner mehr vom Krieg erzählt.“ Seine Frau nickte: „Höchstens kommen noch mal die Geschichten der Kinder zur Sprache,wie die mit den Einmachgläsern oder die Bauerngeschichte.“
Leise lachte er auf: „Das war aber auch eine tolle Sache“, und seine Frau grinste fröhlich zurück. Jeder war bei jedem, selbst die jungen Leute saßen mit unter zwischen den Älteren und Alten und Hermann war mit seiner Brigitte oft bei seinen sehr alten Großeltern. Sein Opa und seine Oma guckten noch mit hellwachen Augen umher, nur die alten Knochen machten nicht mehr so richtig mit, aber sonst waren die beiden Alten noch gut dabei.
Der Saal wurde langsam leer,die Musik schmusiger, leiser und die Elterngeneration machte dann still und zufrieden irgendwann am frühen Morgen Schluss.
Als die Leute aus dem Haus rechts neben Hermann auszogen,griff sein Schwiegersohn sofort zu und zog mit seiner Frau und dem Jungen umgehend ein. Nach und nach baute Hermann das Haus um, bis es so da stand, wie es sich seine Tochter und sein Schwiegersohn vorgestellt hatten. Als dann noch sein Sohn mit Hilfe vom Bund das Haus rechts neben seinerTochter kaufen konnte, war seine und Brigittes Freude grenzenlos.
Jetzt fehlte nur noch der Nachwuchs bei den beiden,dann war alles rund und gut.
Die ersten Urlauber kehrten zurück. Von Rudi und Beate hatten sie wie immer einen Urlaubsgruß erhalten, Rudis Karte kam aus Skandinavien und Beates aus den arabischen Emiraten.
Seit ein paar Wochen war die Runde bei Ömmes etwas dünn besetzt gewesen, jetzt war sie wieder komplett, alle Urlauber waren zurück.
Jeder konnte viel erzählen. Rudi war ein bisschen ruhig, auch Hans war seit seiner Rückkehr aus den Feiertagen sehr ruhig, aber er war ja schon immer ein ruhiger Mensch, jetzt fiel es aber merklich auf, Hans sagte jedoch nichts.
Beate erzählte ohne Luft zu holen und ununterbrochen von ihrem Urlaub, nach einer ganzen Weile war sie fertig mit ihrer Schilderung und alle sahen erwartungsvoll auf Rudi. Rudi lächelte freundlich und sagte nichts.
Alle stürmten jetzt auf ihn ein: „Los erzähl schon, Rudi, los!“
„Wie ihr ja wisst, war ich in Schweden, Norwegen und ein bisschen Finnland, ist ein tolles Land. Schöne Landschaften und freundliche Menschen,alles richtig schön ruhig.“
„Das wäre schon nichts für mich“,tönte Beate dazwischen und alle guckten sie missbilligend an
.„Ich bin ja schon still“, murmelte sie entschuldigend.
„In Finnland hatte ich eine Hütte und einen ganzen See für ein paar Tage für mich allein, Seen gibt es massig in Finnland.“
Alle sahen sich kopfschüttelnd an, was ist denn mit Rudi los?Aber Rudi grinste bloß und erzählte freundlich weitere, völlige Belanglosigkeiten.
Hans machte als erster für heute Schluss,murmelte etwas von einem harten Tag morgen, verabschiedete sich und ging. Beate schüttelte wie alle erstaunt und etwas besorgt ihren Kopf, was ist bloß mit ihrem Hans los?
Hans war inzwischen fast zu Hause angekommen, er machte sich mächtig Sorgen um seine Eltern, sein Vater war mittlerweile völlig von der Rolle und seine Mutter schaffte die ganze Arbeit und das Versorgen ihres Mannes auch nicht mehr.
Zu ihm wollten sie nicht kommen und er konnte hier nicht alles aufgeben, zumal er in dem Dörfchen, in dem seine Eltern lebten, keine Arbeit bekommen würde. Das war schon alles schlimm genug, aber dass seine heimliche Freundin, sie war noch verheiratet, lebte aber schon seit Jahren von ihrem Mann getrennt, es völlig unerwartet plötzlich ablehnte, zu ihm zukommen, das haute ihn einfach um.
Die ganzen Jahre hat er auf sie gewartet, immer wieder hatte sie ihn vertröstet und versichert, sie komme zu ihm, und Hans hatte es immer wieder geglaubt. Die ganzen Jahre umsonst gewartet, Hans stieß es gallig auf, bin ich ein Trottel.
Er grübelte hin und her und kam nicht zu Potte. Damit wurde er einfach nicht fertig und er schaffte es einfach nicht, mit einem seiner Kumpels darüber zu sprechen.
Die Runde bei Ömmes löste sich auf, Jürgen und Herbert zogen los, Hermann ging mit Franz und Wilhelm, Beate mit Rudi. Sie grinste Rudi an und fragte mit einem schelmischen Blick: „Jetzt sind meine Chancen bei dir auf null?“ Rudi lächelte Beate freundlich, fast lieb an und tröstete sie: „Du bleibst immer meine beste Freundin.“ Und Beate dachte, das ging ja mitten ins Herz.
Für ein bisschen Aufregung sorgte dann ein Riesenflugzeug aus Amerika.
Allen machten die Anschläge der Terroristen Sorgen,
Brasilien wurde in Mexiko Fußball-Weltmeister, ein deutscher Bundeskanzler kniete in Polen vor einem Mahnmal …… und das Jahr war fast wieder zu Ende.
Hermanns Tochter hatte ihr zweites Kind geboren, beide waren gesund und munter, Hermann und Brigitte schwebten auf Wolken.
Herbert und Jürgen waren noch immer bei dem Kohlenhändler beschäftigt,
Franz war glücklich mit seinem Sohn und dessen Familie.
Wilhelm und Hildegard lebten ihr zufriedenes Leben und Beate und Rudi auch.
Bei Rudi war es doch ein wenig anders. Seit seinem Urlaub in Skandinavien bekam er regelmäßig Post, der Briefträger grinste nach einiger Zeit und Rudi drohte ihm, ja den Mund zuhalten.
Der Briefträger winkte lachend ab: „Postgeheimnis.“
„Dann ist es ja gut“, lachte Rudi zurück.
Hans war immer noch sehr ruhig, ihm standen die Sorgen und der Kummer dick auf der Stirn geschrieben, aber er ließ niemanden an sich heran.
Die Weihnachtsvorbereitungen waren bereits in vollem Gange,die Weihnachtsdekoration war angebracht. Franz’ Sohn interessierte sich für das Haus neben Rudi, die beiden alten Leutchen waren allein und wollten ins Altenheim. Konrad konnte das Haus auf Rentenbasis bekommen.
Das Haus war von den jetzigen Eigentümern schön renoviert und umgebaut worden. Konrad konnte kurzfristig und ohne große Umstände einziehen. Neben ihm wohnten in den zwei folgenden Häusern die Kinder von Herbert und Elli. In der Weihnachtswoche trafen sich fast alle noch mal bei Ömmes, es wurde an diesem Abend nicht sehr spät, nach ein paar Bier gingen die meisten nach Hause, übrig blieben Beate, Hans undWilhelm.
Es war bei Ömmes eine ruhige, angenehme Stimmungund plötzlich fing Hans an zu erzählen: von seinen Eltern, seiner heimlichen Bekannten, erwähnte seine Umzugs Gedanken,wischte diese aber mit einer Handbewegung selbst vom Tisch.
Hans erzählte und erzählte und Beate und Wilhelm hörten zu.
Zu sehr später Stunde war Hans fertig und er zeigte sich mehr als erleichtert.
Beate hakte sich beim Hinausgehen bei Hans unter, sie sagten tschüss zu Wilhelm, der freundlich antwortete.
Die beiden gingen langsam nach Hause,sie brauchten nichts mehr sagen.
Hans brachte Beate bis zur Tür und ging dann das Stück zurück zu seinem Haus.
Wilhelm sah den beiden einen Moment nach und freute sich,dass sie Hans ein wenig helfen konnten.
Wie gewohnt verschwanden Beate und Rudi wieder über die Feiertage, auch Hans fuhr wieder zu seinen Eltern.
Das neue Jahr brachte Deutschland die zweite Olympiade und einen furchtbaren Terroranschlag auf eine olympische Mannschaft.Die Wochen vor der Olympiade waren so voller Begeisterung und Interesse für die Menschen.
Jetzt war vieles zerstört.
Rudi strahlte wie ein Honigkuchenpferd ob der sehr guten Umsätze.
Beate kam vor lauter Arbeit kaum noch nach Hause und Hermann und Hans waren nur noch auf Montage.
Konrad hatte inzwischen mit seiner Familie das Haus in der krummen Straße neben Rudi gekauft.
Die Kinder und Enkelkinder konnten jezt ungestört auf der Straße spielen, die krumme Straße war endlich zur Spielstraße erklärt worden.
Nach der Olympiade kam der Fußball-Skandal …… der die Gemüter mächtig erregte. Hermann gab aus Wut und Enttäuschung seinen Mitgliedsausweis und seine Jahreskarte zurück, Hans und Herbert machten dasselbe.
Nach dem Hermann zweifacher Opa war, hatte er sogar seine heiß geliebten Tauben stark reduziert und nachdem er einen solventen Käufer für den Rest seiner besten Tauben gefunden hatte,machte er seinen Taubenschlag zu.
Seine Tochter arbeitete seit einiger Zeit wieder in ihrer alten Firma und ihre zwei Kinder wurden von Brigitte und ihm betreut. Im Frühsommer fing Hermann damit an, den Dachstuhl auf der Seite seines bisher befindlichen Taubenschlages ab zu reissen, zog Zwischenwände und isolierte alles.
Es entstand mit der Zeit ein großes, von Giebel zu Giebel reichendes Zimmer, schön mit einem weichen Teppichboden ausgelegt, helle Paneele an den schrägen Wänden und in der Decke eingelassene Strahler.
Stolz präsentierte er seine Spielwiese, wie er es nannte, für seine Enkelkinder!
Alle, denen er sein Werk zeigte, waren hellauf begeistert und Wilhelm sagte, das werde er auch für seine Enkelkinder machen, wenn die anderen ihm helfen würden.
Alle lachten,denn jeder wusste über die handwerklichen Qualitäten Wilhelms Bescheid.
Wilhelm hatte sich mal vor langer Zeit Regale für seine vielen Bücher gekauft, nach Wochen fragte er dann nach, ob ihm jemand helfen würde.
Klar wurde ihm geholfen,aber was Wilhelm mit den Regalen angestellt hatte, ging in die vielen Geschichten rund um die krumme Straße ein.
Nachdem sich die großen Ereignisse des Jahres in den Hintergrund geschoben hatten, kamen die kleinen, aber wichtigen Dinge wieder in den Mittelpunkt. Eines der Kinder hatte es endlich geschafft und konnte jetzt Fahrrad fahren, der Junge von Jupp und die Tochter von Karl gingen mit einander, die Kinder kicherten, wenn die beiden rumschmusten.
Rudi bekam immer noch Post aus Schweden und Beate machte endlich ihren Urlaub.
Konrad war mit seiner Familie in der krummen Straße aufgenommen worden, seine Frau hatte schon über die Kinder intensiven Kontakt zu den anderen Frauen bekommen.
Die Kaffeekränzchen wanderten von einem Haus zum anderen und der Stammtisch beschloss, zum Hochzeitstag von Jürgen und Herbert eine riesige Straßenfete zu organisieren. Das Fest startete im frühen Herbst, das Wetter war herrlich, sogar Elli strahlte selig, die Musik spielte ununterbrochen und es wurde früh mit dem Tanzen angefangen.
Alle Frauen hatten für Essen gesorgt, die Männer für Getränke und was sonst noch gebraucht wurde.
Selbst die Alten hatten einen Heidenspaß.
Die Kinder rannten schreiend herum,hatten Spaß satt und erst sehr spät wurden sie zu Bett gebracht.Alle saßen noch lange zusammen und freuten sich über die gelungene Feier,
Herbert und Jürgen und ihre Frauen wussten gar nicht, wie sie sich dafür bedanken sollten und alle winkten freundlich ab. „So eine Feier starten wir noch mal“,sagten Franz und Herbert wie aus einem Mund, „wenn die ersten von uns den Zehnjährigen haben.“ Alle waren von der Idee begeistert und Wilhelm rief laut lachend: „Ich habe es notiert, in zwei Jahren ist es so weit!“ Selbst Hans musste lachen und alle freuten sich mit ihm.