Читать книгу Ömmes auf der krummen Straße - Klaus Blochwitz - Страница 9

Kapitel 7

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Ömmes hatte sich mal wieder selbst übertroffen, der große Saal war ganz toll geschmückt,mit verrückten Lichteffekten und irren Dekorationsteilen.Aber der absolute Hammer war der Aufbau im Garten, hier hatte Ömmes ein großes Zelt aufgebaut und darin stand mittendrin ein großer Grill und daran drehte sich doch tatsächlich ein ganzes Schwein!

Es war einfach fantastisch,eine Bombenstimmung herrschte, obwohl viele Gäste dabei waren, die einigen unbekannt waren, aber das änderte sich schnell. Alle waren baff erstaunt, als Ömmes über den Lautsprecher die letzten Sekunden des Jahres herunter zählte und alles um zwölf Uhr im lauten Getöse des Feuerwerkes und Prost- und Neujahrsrufen unterging.

Keiner hatte auf die Zeit geachtet. Hildegard war zwischen durch mal rüber gelaufen und hatte nach den Kindern gesehen, alles bestens in Ordnung, konnte sie die Eltern beruhigen. Es war ein ausgelassenes Fest, alle tobten mit viel Spaß durch den Saal.

Es wurde langsam hell und es war kein Ende ab zusehen. Am Neujahrsmorgen servierte Ömmes dann irgendwann frischen,heißen Kaffee und belegte Brote und damit wur den dann auch die letzten Gäste der Silvesterparty daran erinnert, dass alles mal zu Ende geht.

Die Männer gingen ziemlich angeschlagen Richtung Bett, die Frauen gingen ziemlich angeschlagen Richtung Kinder, aber die junge Frau schickte sie alle nach Hause mit dem Hinweis, sobald die Kinder fit seien,bringe sie alle nach Hause.

Die krumme Straße war für den Rest des Tages sehr ruhig, selbst Ömmes hatte für den Rest des Tages dicht gemacht.

Ömmes tauchte Anfang der sechziger Jahre auf, alle waren erstaunt, dass das Haus doch noch repariert und renoviert wurde, weil es die ganzen Jahre über hieß, dass das Haus wegen der zu starken Kriegsschäden abgerissen werden muss.

Das Haus war an der rechten Rückseite schwer beschädigt und über die vielen Jahre, in denen es leer stand, schwer vergammelt.

Der junge Mann ging langsam aber unverdrossen an die Reparatur des Hauses.

Anfangs konnten sich die Bewohner der krummen Straße keinen Reim auf die Arbeiten des jungen Mannes machen. Er arbeitete intensiv und in dem sogenannten kleinen Saal wurden Mauern herausgerissen und neue hochgezogen. Ein neuer Fußboden wurde gelegt, Leitungen und Rohre eingebaut, Türen und Fenster neu eingesetzt,sogar eine Heizung eingebaut. Von der Gartenfront des kleinen Saales zog der junge Mann eine gepflasterte Fläche in den Garten und installierte ein paar Gartenleuchten an den Rand der Fläche.

Die Neugierde in der Nachbarschaft war groß, jeder fragte jeden und mutmaßte, was der neue Besitzer da wohl vorhatte. Nachdem Ömmes den kleinen Saal fertig hatte, ging er mit viel Schwung daran, das Haus in Ordnung zu bringen, er verputzte die Außenwände, die Fenster im Erdgeschoss wurden erneuert, Fußboden und Wände entfernt,der Fußboden mit Fliesen belegt, neue Wände wurden hochgezogen.

Die krumme Straße war sich einig, eine Kneipe wird das wohl wieder werden, wie sie es bis kurz vor Kriegsende mal war. Ömmes machte unbeirrt weiter und eines Tages war dann doch bei den Männern ein aufgeregtes Gespräch im Gange.

„Hast du auch gesehen, was da angeliefert wurde?“Alle hatten es gesehen und keiner wusste, was es war. In den folgenden Tagen wurden weiter unbekannte und seltsame Geräte und Gegenstände angeliefert. Erst als Wochen später ein großer Lkw von einer bekannten Brauerei vor Ömmes Haus hielt und die Arbeiter begannen, Werbetafeln und Transparente an dem Haus an zu bringen, war allen klar, es wurde wieder eine Kneipe!

Es dauerte noch bis zum Herbst, bis Ömmes die Kneipe eröffnete.

Mit selbst geschriebenen Handzetteln machte Ömmes Reklame für seine Gaststätte, zu den Anwohnern der krummen Straße kam er persönlich und erzählte allen, dass er jetzt neben Getränken auch kleine Gerichte anbietet und dass er jeden Tag von zehn Uhr morgens bis ein Uhr nachts geöffnet habe und dass ab nächstem Jahr der große Saal für Familienfeiern zur Verfügung steht.

Die erste Etage und die Mansarde mussten noch renoviert werden,aber Ömmes hatte den Gastraum so geschickt umgebaut, dass die fehlende Treppe zum ersten Stock gar nicht vermisst wurde.Der Gastraum zog sich jetzt über die gesamte Fläche des Erdgeschosses, die Theke stand in einem flachen Bogen an der Rückseite des Gastraumes, die Zapfanlage befand sich an der Rückseite, zusammen mit den anderen Getränken, so dass ein Mann bequem die Theke überschauen und bedienen konnte.

An der Straßenfront standen versetzt in zweier Reihen Tische mit jeweils vier Stühlen und in der Ecke Richtung krumme Straße stand ein wuchtiger Stammtisch aus massivem Holz mit weiß gescheuerter Tischplatte, darauf ein schwerer Metallascher mit dem Schriftzug „Stammtisch“.

Von der Decke hingen nach gemachte Petroleumlampen mit einem gelblichen Glaskolben, die ein gemütliches Licht verbreiteten. Über der Theke befanden sich dazu passend kleinere Lampen.

Die Theke war aus dicken Brettern, ja fast Bohlen,gebaut, die Auflage der Theke bestand ebenfalls aus einem dicken Brett,glatt geschliffen und farblos lackiert.

Als einzigen, unauffälligen kleinen Hinweis auf den Pütt stand oberhalb der Zapfsäule ein kleiner Förderturm, der dem ihrer Zeche verblüffend ähnlich sah.

Dann kam das Wochenende mit Ömmes Kneipen Eröffnung und alle waren da und alle waren mächtig erstaunt, was der junge Mann aus dem alten und arg vergammelten Haus gemacht hatte.

Ein persönliches Gespräch war mit dem Wirt bei dem Betrieb nicht möglich, aber Hermanns Vater hatte es immerhin geschafft, den Stammtisch für Freitagabend für die krumme Straße zu reservieren.

Es herrschte schon nach kurzer Zeit eine Bombenstimmung in der Kneipe, die Musik passte, die Getränke kamen zügig, die Gäste unterhielten sich prächtig, alle waren froh, dass endlich wieder einen sympathischer Treffpunkt in ihrer Gegend entstanden war.

Spät machten sich die Männer aus der krummen Straße auf den Heimweg,bei Ömmes war immer noch Hochbetrieb. Wilhelms Vater sagte dann laut lachend: „Ömmes wird morgen früh nicht pünktlich aufmachen!“

Ömmes machte am Sonntagmorgen pünktlich um zehn Uhr seine Kneipe auf, als wenn nichts gewesen wäre. Es dauerte gar nicht lange, da war Ömmes Kneipe ein fester Bestandteil für die Nachbarschaft der Hauptstraße, der krummen Straße und der Friederikenstraße geworden.

Die Gaststätte wurde von den in der Nähe wohnenden Menschen enorm gut angenommen, Ömmes konnte schon nach ein paar Wochen eine Küchenhilfe einstellen, die auch servierte und Ömmes in den ruhigeren Vormittagsstunden hinter der Theke vertrat.

Ömmes war dann immer mit der weiteren Renovierung beschäftigt, die Gäste konnten oft den Krach der Arbeiten hören, die Bedienung musste in der ersten Zeit mit Erklärungen dazu bei der Hand sein. Ömmes rackerte äußerst fleißig weiter, nach und nach kam dann auch Hilfe aus der Nachbarschaft.

Die erste Etage wurde langsam fertig,es entstanden mehrere Zimmer, Badezimmer und eine kleine Einleger-Wohnung.

Der große Saal nahm langsam Gestalt an,es dauerte ein bisschen länger, weil Ömmes da ganz eigene Vorstellungen hatte, einmal von der Optik her, aber sehr wichtig war für ihn auch die Handhabung des Saales in der Praxis.

So wurden Falttüren eingebaut, die den großen Saal in bis zu drei kleinere trennen konnten, eine separate Theke und eine kleine, aber sehr effiziente Küche, die die Arbeitswege bei Vollbelastung enorm verkürzten.

Auf diesen Sachverstand hin angesprochen, winkte Ömmes ab, er habe lange Zeit darüber nachdenken können.

Kurz nach dem die kleine Wohnung in der ersten Etage fertig geworden war, zog Ömmes Hilfskraft ein, alle waren sich sicher, dass da was läuft zwischen den beiden,aber so war es nicht.

An einem Sonntagmorgen saß ein junger Mann an der Theke, der mit der Hilfskraft ging, wie sich nach und nach heraus stellte. Ömmes war das egal, sie machte ihre Arbeit gut, hatte Spaß daran und sie war zuverlässig.

Langsam richtete sich der Stammtisch am Freitagabend ein, es war ein loses Treffen, ohne Verpflichtungen und es wurden von Mal zu Mal mehr.

Eines Abends teilte Ömmes mit, während er Getränke servierte, dass der Saal jetzt fertig sei und ab sofort darin gefeiert werden könne. Es waren anfangs kleine Feiern, aber dann kamen die Hochzeiten von Hermann und Brigitte, von Jürgen und Inge, von Wilhelm und Hildegard und Herbert und Elli.

Diese Feiern gingen in die Geschichte der krummen Straße ein.

Nach und nach wurde bekannt,dass Ömmes den kleinen Saal in eine Einraumwohnung umgebaut hatte, für ihn reiche das völlig.

Seine Hilfskraft,Susanne hieß sie, war mittlerweile auch fester Bestandteil der Kneipe geworden.

Der große Saal wurde jetzt gerne und häufig für Familienfeiern aller Art benutzt und Ömmes fiel für jede Feier eine extra Sache ein, so dass immer alle gespannt waren, was auf ihrer Feier angedacht war.

Die Stammtischrunde frotzelte ab und zu mit Ömmes, weil der Eingang zu seiner Kneipe auf der Friederikenstraße war, denn so könne er nie ein richtiger Anwohner der krummen Straße werden.

Ömmes grinste nur.

Und eines Tages war es so weit, Ömmes schaffte einen Durchbruch zur krummen Straße und baute eine Eingangstür ein. Ein großes Hallo und ein ausgelassener Abend waren die Folge.

Keiner hatte Ömmes jemals so strahlen sehen wie an diesem Abend. Jetzt gehörte er endlich zur krummen Straße, na ja, wenigstens zur Hälfte.

Im Laufe der Zeit wurde rechts neben der Gaststätte ein großer Parkplatz gebaut, mit separater Ein- und Ausfahrt, die meisten Gäste waren erstaunt, wie groß das Grundstück war und es war immer noch mehr als die Hälfte unbebaut.

Zwei Zimmer in der ersten Etage wurden jetzt von zwei weiteren Mitarbeiterinnen bewohnt.

Ömmes Kneipe lief gut, vor allen Dingen hatte sich Ömmes mittlerweile einen guten Namen mit seiner Küche gemacht. Es wurde ein bodenständiges Essen von hervorragender Qualität angeboten, die Lkw-Fahrer kamen gerne,auch Vertreter ließen sich sehen.

Ömmes begann die drei restlichen Zimmer zu vermieten, die auch sofort ständig belegt waren.

Ömmes baute jetzt die Mansarde aus und seine Mitarbeiterinnen zogen eine Etage höher, voll zufrieden und sehr gerne, weil der Ausbau wirklich gut gelungen war.

Susanne hatte wieder eine kleine Wohnung und die beiden anderen Frauen jeweils eine Art Einzimmerwohnung. Danach hatte Ömmes die Gästezimmer in der ersten Etage ständig belegt.

Nach der Silvesterparty bei Ömmes kehrte erst mal Ruhe ein,in der krummen Straße normalisierte sich das Leben, die Menschen gingen ihrer Arbeit nach, erfreulicherweise hatten jetzt ja alle ihre geregelte Arbeit.

Beate arbeitete immer noch für den Riesenkonzern in der Werbeabteilung, Hans war zufrieden mit seiner Arbeit als Montageleiter, Kummer machten ihm immer noch seine Eltern;

Hermann und Brigitte lebten zufrieden mit ihren beiden Kindern.

Wilhelm ging seinem Beruf als Lehrer nach und Hildegard kümmerte sich um ihre Kinder,

Rudi lebte äußerst zufrieden sein Leben, seit Seske in seinLeben getreten war.

Leider hatte Herbert immer noch Knatsch mit seiner Elli, aber seine beiden Kinder waren sein ganzer Stolz und die beiden Jungs waren verrückt nach ihrem Papi.

Jürgen fuhr immer noch zusammen mit Herbert Lkw beim ehemaligen Kohlenhändler, der sich zu einer internationalen Spedition mit Ölhandel entwickelt hatte.

Die beiden alten Kumpels von Jürgen und Herbert waren immer noch auf dem Rest der alten Zeche, als so eine Art Mädchen für alles, beschäftigt.

Die Witwe der Flüchtlingsfamilie rechts neben dem Haus von Beate wollte zu ihrer Schwester ziehen, die auch alleine in der Südstadt lebte und suchte jetzt einen Käufer für das Haus.

Als Beate davon erfuhr, sagte sie der Frau,dass sie sich mal umhören werde.

Ein paar Tage später stand Beate mit einem gut angezogenen Mann vor der Tür und sagte der Frau, dass sich der Herr das Haus gerne mal ansehen würde.

Die Stammtischrunde war an diesem Abend mal wieder komplett,die Gespräche plätscherten so dahin, es gab nicht viel Neues, die Silvesterparty wurde noch einmal mit nachträglicher Freude erwähnt,

Hermann erzählte kurz von seiner Arbeit, Wilhelm eine Anekdote aus seinem Schulunterricht.

Der Regierungswechsel in Niedersachsen wurde angesprochen,dass der Autogurt sich kaum durchsetzen wird und alle fandendie dreckverschmierte Badewanne eines deutschen „Künstlers“widerlich.

Bis Hans ruhig sagte: „Ich habe euch doch von der Frau erzählt, die ich bei einem meiner Einsätze kennen gelernt habe.“

Alle erinnerten sich.

„Und …?“

Hans machte eine Pause und holte tief Luft: „Erika, so heißt meine Bekannte,wird Ende Januar bei mir einziehen.“ Minuten langes Schweigen, dann ein wildes durch einander reden, bis Beate mit der Hand auf den Tisch klatschte und in die Stille zu Hans sagte: „Mensch, ganz toll für dich, ich freu mich riesig für dich!“

Jetzt strahlte Hans über alle vier Backen und freute sich,dass seine Kumpels die Neuigkeit so gut aufgenommen haben.

Hans wurde natürlich mit Fragen bombardiert, jeder wollte jetzt alles wissen und irgend wann meldete sich Rudi ganz trocken und meinte zu Hans: „Jetzt weißt du wie es ist, wenn man so ausgequetscht wird.“

Hans lachte lauthals: „Ja, das weiß ich jetzt wirklich.“

Erika war eine große, schlanke Frau mit halblangem, dunkelblondem Haar.

Die Nachbarn konnten die Bekannte von Hans kurz bei ihrem Einzug sehen.

Sie brachte eine Menge Möbel und Kartons mit, die Hans zusammen mit den beiden Möbelpackern ins Haus schleppte.

Brigitte und Hildegard schellten später bei Hans und boten sich an, beim Auspacken zu helfen. Hans schaute etwas unschlüssig, aber seine Bekannte rief aus dem hinteren Zimmer, dass sie sofort komme.

Nach einer freundlichen Begrüßung erklärte Erika den beiden,was sie als erstes erledigen wollte und die Frauen griffen sofort zu. Hans wurde weg geschickt, er sollte sich um den Aufbau der Möbel kümmern.

Hans holte sich auf Anraten von Brigitte Hilfe bei Hermann und nach ein paar Tagen war der Einzug von Erika bei Hans erledigt und Erika beim ersten Kaffeekränzchen dabei.

Endlich erfuhren die Nachbarinnen einiges darüber, was sie so brennend interessierte.

Selma und Beate guckten sich gut verstehend an, als sie merkten, dass Erika zwar viel erzählte, aber nur genau das, was sie auch erzählen wollte.

So erfuhren die Frauen viel über die Tätigkeit von Hans bei der Hilfsorganisation und wie sie sich bei einem Einsatz näher gekommen waren und sich dann irgend wann einig waren, dass Erika bei Hans einzog.

Mit der Zeit lernten die Frauen Erika so richtig schätzen, sie hatte einen guten und sicheren Geschmack punkto Einrichtung, Gardinen, Teppiche und vor allem in Garderobe und sie kannte ein paar prima Einkaufsadressen.

Erika hatte eine angenehme Selbstsicherheit, eine offene Art, Dinge anzupacken und zu erledigen,sichere Umgangsformen, ohne schulmeisterlich zu wirken. Sie kam gut bei den Frauen an, besonders bei Beate, obwohl die beiden eigentlich sehr unterschiedlich waren. Aber ihre engste Freundin wurde Seske, die beiden verstanden sich auf Anhieb,was natürlich Hans und Rudi freute und sie alle näher zusammen brachte.

Was der ganzen Nachbarschaft der krummen Straße gut gefiel, war, dass Erika nicht das gesamte Haus von Hans auf den Kopf stellte oder alles umräumte.

Wilhelm hatte seit Anfang des Jahres eine neue Stelle in einer Schule im nächsten Stadtteil bekommen.

Die nächste Tour führte Herbert und Jürgen runter bis Südspanien und Herberts Kinder bettelten: „Nimm uns mit, nimm uns mit!“ Etwas traurig schüttelte Herbert seinen Kopf und versuchte seinen Söhnen klar zu machen, dass er das nicht machen darf,weil es zu gefährlich sei und obendrein verboten.

Maßlos enttäuscht blieben die beiden zurück, als ihr Vater Jürgen abholte und zum Abschied winkte. Herbert und Jürgen holten in der Disposition ihre Papiere ab und gingen zu ihrem Lkw. Jürgen strahlte über alle vier Backen, als er den Koloss von Lkw sah.Es war der größte des ganzen Fuhrparks.

Dieser Truck warmit allem Komfort ausgestattet, er rieb sich die Hände vor lauter Freude auf diese Tour und Herbert freute sich, dass Jürgen endlich wieder Spaß am Leben und an der Arbeit hatte,sie beide ein gutes Team geworden waren und von der Firma oft für spezielle Fahrten eingesetzt wurden, die eine solide Verantwortung verlangte.

Herbert war froh, dass sie beide es hier in der Firma so gut geschafft hatten.

Während der Fahrt unterhielten sie sich über das aktuelle Geschehen:

Die Winter-Olympiade in Innsbruck und der Erfolg der Skiläuferin, sie hieß nur noch die Gold-Rosi, und über die Bronzemedaille im Eishockey.

Der Einsatz kubanischer Truppen in Angola und das Gesetz der Mitbestimmung der Arbeitnehmer, das der Bundestag verabschiedet hatte.

Der starke Diesel brummte gleichmäßig vor sich hin, als ob er überhaupt keine Mühe mit der schweren Fracht hätte. Jürgen brachte mal wieder das Thema „sicherer Arbeitsplatz“ zur Sprache, dass er manchmal richtig besorgt wäre, wenn er daran denkt, dass es mit einem Mal Schluss mit der Arbeit sein könnte.

Herbert beruhigte ihn, es liefe doch prima mit der Firma, der Juniorchef hätte die Zeichen der Zeit früh genug und rechtzeitig erkannt und dem entsprechend schnell und richtig gehandelt.

Jürgen lehnte sich bequem im Sessel zurück,schaute auf die Uhr und murmelte Herbert an: „Weck mich,wenn ich dran bin."

Hermann holte seinen Wagen aus der Garage, legte seine Tasche auf den Beifahrersitz, stieg ein und fuhr zur Arbeit. Brigitte machte ihm immer noch jeden Morgen das Frühstück,obwohl er ihr schon ein paar Mal gesagt hatte, dass sie das der Kinder wegen nicht machen braucht, aber Brigitte lachte ihn auf ihre unvergleichliche Art an: „Ich mach’ doch gerne Frühstück für meine drei Kinder.“

Hermann war es zufrieden und ließ seine Frau mal machen. Nach dem Hermann das Haus verlassen hatte, weckte Brigitte ihre zwei Kinder und schickte sich nach einander ins Bad.

Ihre Tochter war morgens schneller, der Sohn kam etwas langsamer in die Pötte. Zu dritt saßen sie dann am Frühstückstisch und unterhielten sich über dieses und jenes.

Zur richtigen Zeit standen beide Kinder parat für den Schulbus.

Eigentlich lief für mich alles wie geschmiert,dachte Hermann für sich: Lehre erfolgreich beendet,guten Arbeitsplatz gefunden, jetzt sogar noch eine Chance,eine bessere Position zu erreichen,

Brigitte kennen gelernt, die tolle Hochzeit und die gemeinsame Hochzeitsfeier mit seinen alten Kumpels bei Ömmes. Meine beiden Kinder, die sich prächtig entwickeln und viel Freude machen.

Hermann lachte laut auf, seine Kinder und die von Herbert und von Wilhelm,auch die Tochter der Flüchtlingsfamilie, bilden fast schon die gleiche Clique wie wir damals.

Auch bei den Kindern war die alte Parkbank der übliche Treffpunkt, von da aus zogen sie los.

Manchmal fragte sich Hermann schon, was die so trieben,aber grinsend dachte er an seine Jugend und fand es dann ganz in Ordnung.

Es war schon fast einmalig, dass alle seiner alten Clique im gleichen Alter geheiratet hatten und selbst der Nachwuchs wie abgesprochen bei den frisch Verheirateten angekommen war.

Leider klappte es bei Jürgen und Inge nicht und gerade Jürgen war regelrecht verrückt nach Kindern. Wenn seine Schwägerin mit ihren zwei Kindern auf Besuch bei ihnen war, war Jürgen völlig aus dem Häuschen, er tobte die ganze Zeit mit den Kindern durch das Haus und es gab fast nichts, was die beiden Kinder nicht mit Jürgen anstellen durften.

Genau so verrückt nach seinen Kindern war Wilhelm. Sobald es ihm seine Zeit erlaubte, war er voll und ganz für seine Kinder da, ob für Schularbeiten oder zum herum toben.

Vielleicht klappt es mit unseren Kindern mit dem heiraten so wie bei uns,Mensch, das wäre ja die Riesenschau! Aber so weit ist es lange noch nicht, dachte Hermann beim Aussteigen.

Er schloss sein Auto ab und ging zum Firmengebäude.

Herbert lenkte den Lkw auf einen Parkplatz und rüttelte Jürgen wach: „Pinkelpause!“

Nach einem guten Mittagessen lenkte Jürgen den Laster wieder auf die Autobahn, Herbert fing ein Gespräch mit der Bemerkung an: „Ich glaube langsam,dass ich mir doch endlich mal ein neues Auto kaufen muss, mein altes Möhrchen tut es nicht mehr so gut!“

„Eigentlich warst du doch immer zufrieden mit dem Wagen?“

„Ja, aber die Reparaturen nehmen langsam überhand, der Wagen ist dadurch einfach zu teuer.“

„Das kann ich mir gut vorstellen“, meinte Jürgen, „frag doch einfach Franz, der hat bestimmt etwas Passendes für dich. Dein Wagen ist ja wirklichalt genug, obwohl er eigentlich wenig gefahren wurde.“

Die beiden Männer wurden still und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Der Truck fuhr durch Südfrankreich Richtung spanische Grenze.

Herbert freute sich auf Barcelona, er kannte die Stadt recht gut und sagte zu Jürgen: „Wenn es zeitlich hinhaut,zeige ich dir in der Altstadt einen Hähnchengrill, so etwas hast du noch nicht gesehen! Der Grill ist in die Ecke eines Hauses gebaut und es brutzelt mindestens zwanzig Hähnchen auf einmal daran!“

Jürgen hörte aufmerksam zu und erinnerte sich: Herbert übernachtete immer in einer alten, einfachen, aber saugemütlichen Pension. Wenn es abends spät wurde, klatschte man laut in die Hände und schon hörte man die Antwort des Schließers,der mit seinem Stock auf den Boden klopfte. Dann tauchte ein uraltes Männchen, der Schließer, auf und öffnet die Haustür der Pension.

Herbert schwärmte weiter von der Altstadt von Barca, er kenne eine prima Kneipe am Plaza Major, erwähnte die Ramblas und die Gegend um den Hafen herum.

Am Morgen luden sie einen Teil der Ladung ab und nahmen neue auf.

Danach ging es weiter über Saragossa Richtung Madrid, sie fuhren noch Seville und Valencia an.

„Jetzt geht es nur noch Richtung Heimat.“ Jürgen fuhr den vollbeladenen Laster gut gelaunt Richtung spanisch/französische Grenze.

Herbert hätte gerne noch mal in Barcelona übernachtet,aber der Zeitplan drängte.

Sie fuhren schon auf die Schweiz zu, als Herbert kopfschüttelnd zu Jürgen sagte: „Eigentlich hatten wir damals eine tolle Zeit, wir waren eine prima Clique und obwohl es eine beschissene Zeit war, hatten wir doch jede Menge Spaß.“ Jürgen guckte im Moment etwas erstaunt zu Herbert rüber: „Wie kommst du denn jetzt gerade darauf?“

„Manchmal denke ich schon an damals, wie so alles mit uns begann“, erwiderte Herbert.

„Du meinst, als wir als Kinder in den Trümmern herumgekrochen sind, die Kohlen geklaut haben oder wie du die Einmachgläser in dem zerbombten Keller gefunden hast?“, fragte Jürgen zurück. Herbert nickte: „Und wie wir gefroren haben, wir hatten ja selbst im dicksten Winter eine kurze Hose an, mit langen, kratzigen Wollstrümpfen. Für mich war eigentlich das ewige Hunger habendas Schlimmste. Ich habe immer gedacht, ich werde nie meinem Leben mal richtig satt.“ Jürgen fuhr fort: „Selbst als wir die Räucherkammer bei dem Mistkerl von Bauer entdeckt und wir für einige Zeit gut zu essen hatten, hatte ich immer Hunger.“

„Das kenne ich. Am ersten Abend machte meine Mutter für uns Bratkartoffeln, so richtig mit Zwiebeln und viel Speck und ein paar Eier drüber. Wir haben nicht gegessen, wir haben gefressen und hinterher war uns allen übel und wir haben alles wieder ausgekotzt.“

Jürgen, ebenfalls in den alten Erinnerungen kramend, erwiderte: „Uns ging es mit dem Essen genau so, das viele Fett haben wir nicht vertragen! Aber das wussten wir erst viel später, wir kannten so ein fettes Essen gar nicht und vertrugen das natürlich auch nicht. Klar,wenn man an die Wassersüppchen und an das trockene Brot denkt, das wir zu essen bekamen. Was ich immer Klasse fand,war, wie unsere Straße zusammen gehalten hat, selbst als es uns langsam aber sicher besser ging. Jeder hat jedem geholfen.Wenn du mal an die vielen Arbeiten an und in den Häusern denkst.“ So tauschten die beiden Männer ihre Erinnerungen aus und der große Truck fraß Kilometer um Kilometer.

„Das einzige, was bei mir nicht geklappt hat, ist meine Ehe. Wenn ich an den ständigen Knatsch mit Inge denke.“ „Mit euch geht es jetzt doch einigermaßen“, meinte Herbert, „was soll ich denn sagen? Der Elli kannst du überhaupt nichts recht machen. Wir sind doch bloß noch wegen der Kinder zusammen und im übrigen bin ich mir ziemlich sicher, dass Elli was am Laufen hat, aber das juckt mich schon lange nicht mehr.Die Frau macht mit ihrer Sturheit und ihrer Rechthaberei aber auch alles kaputt.“

„Erstaunen tut mich das nicht“, reagierteJürgen auf diese Eröffnung von Herbert, „und wie soll es bei euch weitergehen?“ Herbert zuckte mit den Schultern: „Ich hoffe nur, dass sie so viel Anstand besitzt und bleibt, bis dieKinder aus der Schule sind.“

Zum späten Nachmittag fuhren sie auf einen Parkplatz in einem kleinen französischen Dorf.Zum Abendessen gingen sie in eine Gaststätte, nach dem Essen tranken sie noch einen Schoppen Rotwein und Jürgen grinste Herbert plötzlich an: „Die Kleine gefällt dir wohl?“

„Ach, Quatsch“, winkte der ab.

„Ich glaube aber schon“,machte Jürgen weiter, „und die Kleine hat auch ein Auge auf dich.“ Herbert lächelte etwas gequält: „Ja, ist ja auch ein nettes Mädchen.“

„Nett? Eine Superbraut!“, hakte Jürgen nach.

Als sie Schluss machten, kam die junge Frau auf sie zu und fragte sie, wann sie frühstücken wollten.

„Sechs Uhr!“, antwortete Jürgen, bevor Herbert überhaupt etwas sagen konnte.

Die junge Frau bedankte sich bei Jürgen und guckte Herbert etwas erwartungsvoll an.

Jürgen machte es sich in der Schlafkoje gemütlich und knurrte Herbert an: „Hau schon ab.“

Das Frühstück verlief etwas eintönig, bis die junge Frau für einen kurzen Moment an den Tisch kam und Jürgen ansprach, aber der winkte sofort ab: „Alles in Ordnung. Ihr seid beide alt genug, ihr müsst wissen, was ihr tut.“ „Stimmt“, sagte die Frau, lächelte Jürgen freundlich an, beugte sich für einen Kuss zu Herbert runter und sagte dann: „Vielleicht bis zum nächsten Mal.“

Herbert nickte der Frau zu und Jürgen winkte nochmal.

In der Firma erfuhren sie, dass sie übermorgen eine Tour nach Österreich hatten.

Hermann zog den grauen Kittel über und ging in die Halle,rechts neben dem Eingang hatte er sein kleines Büro. Er schaute in den Auftragskorb, nahm die Aufträge und stellte die Leute zusammen. Er sah sich zufrieden in der Halle um.Er hatte gute Kollegen, die gute Arbeit machten, darauf konnte er sich verlassen. Gegen neun Uhr wurde er wie jeden Tagvon seinem Chef ins Büro gerufen und dann wurden die laufenden Aufträge und die Disposition dazu durch gesprochen.

Hermann hatte im Laufe der Zeit vier feste Montageteams ausgebildet und ein fünftes als Reserve für Notfälle. Heute gab es nichts besonderes, es lief alles in geordneten Bahnen; die Termine wurden eingehalten, die Lkws waren für die Abfahrtstermine fixiert.

Hermanns Chef war zufrieden. Hermann wollte schon los marschieren, als sein Chef ihn stoppte, eine Mappe in die Hand nahm, darin blätterte und Hermann anschaute:„Sie übernehmen ab dem Ersten die Halle als Produktionsleiter.Hier haben Sie eine Stellenbeschreibung und eine Vertragsänderung. Durchlesen. Wenn Sie einverstanden sind, unterschreiben. Original für Sie, Kopie bekomme ich zurück.“

Etwas verdattert verließ Hermann das Büro, er hatte zwar schon im Stillen mit der Position gerechnet oder besser gesagt, darauf gehofft, aber jetzt war er doch überrascht, angenehm überrascht.

Was wird sich Brigitte freuen, jetzt ist sicher für sie der sehnlichste Wunsch, eine neue Küche, drin.

Äußerst beschwingt ging Hermann an seine Arbeit,was für ein schöner Tag.

Als Hermann am späten Nachmittag nach Hause kam, schaute Brigitte ihn erstaunt an. Ihr Hermann war eigentlich selten krumm gelaunt, aber heute fiel es doch auf,

ihr Mann strahlte wie Weihnachten. Als Hermann ihr erzählte,was passiert war, fiel sie ihm um den Hals und weinte vor Freude. Nach dem sie beide den Vertrag genau durch gelesen hatten, waren beide platt. Die neue Position brachte auch eine beachtliche Gehaltsaufbesserung.

„Jetzt bekommst du endlich eine neue Küche“, sagte Hermann, während er eine Flasche Sekt öffnete.

„Das wäre schön“, seufzte Brigitte völlig überwältigt.

Hermann rechnete kurz durch, was sie beide jetzt an Geld mehr hatten und es wurde ihm ganz warm und wohlig bei der Summe.

Am nächsten Morgen gab Hermann etwas stolz und ein bisschen zufrieden mit sich die Kopie des Vertrages unterschrieben bei seinem Chef ab.

„Und, zufrieden?“,fragte der kurz.

„Danke, ja, Chef.“

„Dann ran an die Arbeit.“

In der Mittagspause traf er Hans an der Pommesbude und erzählte ihm von seiner neuen Stelle und der Vertragsergänzung.

Hans gratulierte herzlich, meinte dann trocken:„Aber Sie muss ich jetzt nicht zu dir sagen?“

„Quatschkopp“,kam es freundlich von Hermann zurück.

Die Firmen von Hans und Hermann arbeiteten immer enger zusammen,dadurch konnten sie sich von den Terminen her optimal abstimmen,so reichte es dann zum Beispiel immer öfter, dass nur ein Lkw und ein Kleinbus eingesetzt werden musste, statt von jeder Firma LKWs.

Die beiden Chefs fanden diese Zusammenarbeit in Ordnung, so dass auch die Verkaufsabteilungen der beiden Firmen ebenfalls enger zusammen arbeiteten.

Hermann und Hans erhielten für diese Entwicklung ein dickes Lob.

Seit Hans mit Erika zusammen lebte, hatte Hans sich wieder zu dem freundlichen und ausgeglichenen Menschen gewandelt;so wie ihn die krumme Straße eigentlich kannte.

Erika war schnell bei den Frauen angekommen und die Männer riskierten ab und zu einen schnellen Blick auf Erika!

Hans begann im Frühjahr einen Wintergarten an die Rückfront des Hauses zu bauen. Er machte einen halben Meter tiefen Aushub,legte Leitungen und Rohre und goss eine Betonplatte.

Wochen später montierte er die Holzkonstruktion und darin dann die Glaselemente.

Zur Einweihungsfeier lud er seine Kumpels samt Frauen ein, selbst Ömmes kam für ein paar Minuten und fragte Hans, wie groß man solche Wintergärten bauen könne.

Hans lachte: „So groß, wie du Geld dafür hast.“

„Darüber müssen wir uns noch mal genauer unterhalten“,und damit ging Ömmes.

Leider hatte Hans immer noch die vielen Sorgen um seine Eltern. Sein Vater war jetzt völlig von der Rolle und seine Mutter war ebenfalls völlig erledigt. Die Probleme trübten ein wenig das Glück von Hans und Erika.

Glücklich war dagegen sicher die junge, deutsche Frau, die den schwedischenKönig heiratete.

Die USA feierten zweihundert Jahre Unabhängigkeit und genau so still, wie er sein Amt ausgeübt hatte, starb ein Bundespräsident in Essen.

In Montreal wurden die Olympischen Spiele eröffnet.Eine junge deutsche Frau rannte schneller als alle anderen, Gold dafür! In China starb Mao ……

.....und in der krummen Straße kamen die letzten Urlauber zurück.

Hans und Erika waren zusammen für ein paar Tage bei seinen Eltern,

Rudi war vier Wochen bei Seske in Schweden.

Jürgen war mit seiner Frau ein paar Tage in Barcelona und Herbert verbrachte seinen Urlaub zu Hause mit seinen Kindern, unterbrochen von mehreren Ausflügen, einer Fahrradtour mit Übernachtungen im Zelt, seine Jungs hatten einen Riesenspaß.

Hermann und Brigitte waren direkt Anfang der Ferien mit den Kindern auf Deutschlands Urlaubsinsel Nr. 1 geflogen und Wilhelm war mit der Familie per Campinganhänger unterwegs gewesen.

Jetzt waren die Kinder wieder in der Schule, die Leute gingen wieder ihrer Arbeit nach und die Stammtischrunde war damit fast wieder komplett. Wilhelm, Franz, Hermann und Jürgen saßen schon bei Ömmes,als Beate mit Hans und Erika eintrudelte und wenig später Herbert mit Rudi.

Wilhelm fragte nach Seske. „Sie konnte wegen der Arbeit nicht mitkommen“, antwortete Rudi, „aber in zwei Wochen fliege ich nach Schweden und hole sie ab.“

Beate konnte gar nicht richtig stillsitzen.

„Was ist denn los?“,fragte Herbert.

„Ich muss euch so viel erzählen!“ Alle schauten sie erwartungsvoll an, Beate war wirklich eine hübsche Frau und sie erzählte von ihrem Urlaub in Griechenland, alle hörten zu, bis Erika dann sagte: „Du willst doch etwas ganz Bestimmtes los werden, also raus damit!“ Beate guckte ein bisschen verdutzt: „Kann man mir das so deutlich ansehen?“

Erika lachte herzlich auf und nickte mit dem Kopf. Beate setzte sich zurecht und begann: „Ich kenne da schon einigeZeit einen Mann …“

Schon wurde sie von der Runde unterbrochen:„Wir wollten dir schon zeigen, wie man es anstellt,einen Mann zu angeln.“

Beate wurde leicht rot im Gesicht und fuhr fort. „Was soll ich euch sagen, dieser Mann hatte das gleiche Hotel gebucht wie ich und das zur gleichen Zeit, ja und so sind wir uns näher gekommen und wir wollen uns auch hier weiter treffen.“ „Richtig toll für dich“, freute sich Erika und die Runde war der gleichen Meinung.

Rudi strahlte Beate an: „Machst du mir alles nach?“

„Ne, bestimmt nicht,es hat sich einfach so ergeben.“

„Da werden sich unsere Frauen freuen, endlich mal wieder etwas fürs Herz“, lachtendie Männer voller Sympathie für Beate.

„Ne, das läuft anders“,sagte Beate, „ich lade alle Frauen zum Kaffeeklatsch zu mir ein, inklusive Taschentücher für die Tränchen.“

Sie freute sich riesig darauf.

Die Stimmung schwappte fast über, bis die Uhr über der Theke ein Uhr bimmelte.

Der Kaffeeklatsch bei Beate muss so richtig was für die Frauen gewesen sein, denn alle Männer erhielten ihre Frauen mit rot geweinten Augen zurück.Aber die Männer erfuhren nichts von dem, was da bei Beate abgelaufen war, aber die Frauen waren alle irgend wieselig und so ging langsam aber sicher das Jahr zu Ende.

Carter wurde noch Präsident und Schmidt blieb Kanzler, der Oetker Sohn wurde entführt …… und die krumme Straße schmückte sich für Weihnachten.

Seske war von Rudi geholt worden, Hans blieb mit seine Erika zu Hause, nur Beate wünschte allen frohe Weihnachten,verteilte ihre kleinen Geschenke und weg war sie.

Die Familien hatten durch die Bank alle ein lautes und fröhliches Weihnachtsfest,es war für alle ein gutes Jahr gewesen, Hans und Hermann hatten beruflichen Erfolg, Hans hatte dazu noch seine Erika bekommen, Herbert und Jürgen hatte endlich wieder eine sichere Arbeitsstelle, Rudi war mit seiner Seske selig und Wilhelm feierte mit seiner Familie ausgelassen Weihnachten.

Am zweiten Weihnachtstag fuhr Hans mit Erika zu seinen Eltern, sein Vater reagierte gar nicht mehr und seine Mutter nahm beide gerade noch zur Kenntnis. Beim Abendessen hatte dann seine Mutter für einen Moment einen klaren Verstand, so dass Hans mit ihr über die Probleme sprechen konnte.

Er und Erika waren dann doch erstaunt, als seine Mutter ihm mitteilte, dass sie ins Altenheim wollten, aber mit dem Hausverkauf und dem ganzen anhängenden Kram käme sie nicht mehr klar.

Hans war riesig erleichtert und sagte sofort zu, sich um die Sachen zu kümmern. Seine Mutter sagte ihm noch, dass sie sich schon ein Altersheim ausgesucht hätten,bevor sie wieder in ihre Gedankenwelt versank.

Hans konnte mit Hilfe von Erika alles in der Woche bis Silvester erledigen,sein Elternhaus stand zum Verkauf, seine Eltern waren gut untergebracht, das Finanzielle war geregelt. Als sich Hans und Erika verabschiedeten, reagierten die beiden Alten überhaupt nicht mehr. Traurig, aber auch erleichtert, fuhren Hans und Erika zurück,

Hans wusste jetzt seine Eltern gut versorgt und konnte damit das Problem etwas in den Hintergrund schieben und sich mehr um sein Leben zusammen mit seiner Erika kümmern.

Als Hans in die krumme Straße fuhr, sah er bei Rudi und Seske noch Licht, er stoppte den Wagen und sagte zu Erika: „Komm, wir gehen noch auf einen Sprung zu den beiden.“

Seske öffnete die Tür und auch Rudi kam ihnen entgegen und begrüßte die beiden so herzlich, wie es Seske schon getan hatte. Sie nahmen Platz in dem wirklich auffallend schönen Wohnzimmer und Hans konnte sich alles von der Seele reden, denn er hatte mit den dreien gute und geduldige Zuhörer.

Seske hatte inzwischen Getränke auf den Tisch gestellt und später brachte sie noch kleine Häppchen. Rudi öffnete eine Flasche Wein und Hans erzählte immer noch,aber schon wesentlich ruhiger und gefasster.

Dann schwieg Hans und nach einer kleinen Pause fragte Rudi nach Einzelheiten des Elternhauses. Hans gab bereitwillig Auskunft, das Haus selbst ist nicht viel wert, der Käufer müsste es eigentlich abreissen und einen Neubau errichten, aber das Grundstück sei ein Sahnestückchen.

„Es ist ein sehr großes Grundstück,Hanglage und unverbaubar, im hinteren Bereich ist ein guter Baumbestand, rechts an der Straßenfront fließt ein Bach durch das Grundstück.“

Als Hans mit der Beschreibung fertig war,schaute er Rudi fragend an: „Hast du Interesse daran?“

„Nein, nein“, wehrte Rudi ab, „ein Kollege sucht in der Gegend etwas, vielleicht sollte ich ihm mal einen Hinweis geben.“

Hans stimmte sofort zu,

Erika deutete diskret auf die Uhr und Hans war ganz erschrocken: „Vielen Dank für eure Geduld.“

Seske lachte freundlich: „Dafür sind Nachbarn doch da“, und drückte ihr Gesicht an die Wange von Hans, küsste Erika und Rudi brachte die beiden zur Tür.

So richtig hundemüde legten sich Hans und Erika ins Bett und verschliefen fast den ganzen Silvestertag.

Mittag war längst vorbei, als Hans langsam wach wurde.

Er fühlte sich so gut wie noch nie, leise stieg er aus dem Bett und ging ins Bad.

Erika schlief noch, Hans ging leise runter in die Küche und bereitete ein Gemisch aus Frühstück, ein bisschen Mittagessen und Nachmittagskaffee.

Er war gerade fertig geworden, als die Küchentür aufging und Erika in ihrem Hauch von Nachthemd noch halb

verschlafen in der Tür stand. Hans nahm seine Erika in den Arm und sagte: „Ich fühle mich so wohl wie noch nie.“ Erika nickte zustimmend: „Kann ich gut verstehen,ich habe auch wie ein Murmeltier geschlafen. Die Erleichterung über die gelösten Probleme haben uns so gut schlafen lassen!“

Hans holte für Erika den Hausmantel, sie blieben in der Küche zum Essen.

Dann verschwand Erika im Bad.

Hans hörte es an der Tür läuten, er öffnete und begrüßte Hermann: „Schönen Gruß von Brigitte, wenn ihr nichts vorhabt, sollt ihr heute Abend zu uns kommen!“

„Moment“, sagte Hans, „ich frag eben Erika.“

Hans steckte seinen Kopf durch die Badezimmertür und Erika war sofort mit der Einladung einverstanden.

Sie sah den Blick von Hans, lachte und nahm das Badetuch.

„Also neunzehn Uhr.“

„Vielen Dank und Gruß an Brigitte.“

Hans sagte Erika Bescheid und die war ganz entsetzt: „Da muss ich mich aber tummeln.“

Hans lachte schallend auf: „Du hastnoch mehr als drei Stunden Zeit.“

„Man kann merken“,maulte Erika mit einem koketten Lächeln, „dass du wenig Ahnung von Frauen hast.“

„Bis jetzt warst du aber ganz schön zufrieden“, schäkerte Hans zurück.

Erika schloss dieTür vom Badezimmer mit der Bemerkung: „Schluss jetzt,sonst werde ich wirklich nicht fertig!“

Hans nahm sich eine Flasche Bier, holte sich dazu ein Fachbuch über Holzverarbeitung und machte es sich in seinem Sessel gemütlich. Zwischen durch schweiften seine Gedanken schon mal ab, erfreute sich, dass Rudi möglicherweise einen Interessenten für das Haus seiner Eltern hatte. Mit dem Erlös wäre der Aufenthalt seiner Eltern im Pflegeheim für immer sichergestellt.

Hans vertiefte sich in eine bestimmte Konstruktion, dabei spielten die Balken von Rudi eine gewichtige Rolle. Er merkte dabei nicht, wie die Zeit verging und plötzlich stand Erikav or ihm, schick, aber nicht aufgedonnert.

Hans stand auf und staunte seine Erika an: „Mensch, bist du ein flottes Mädchen“, und drückte sie an sich.

Erika schaute ihren Hans an: „Eine andere Hose könntest du wenigstens anziehen!“

Hans guckte an sich runter: „Du hast Recht, gib mir fünf Minuten.“

Weg war er und sie wusste, dass ihr Hans nicht viel Zeit brauchte.

Kurz vor neunzehn Uhr gingen die beiden rüber zu Hermann und Brigitte. Erika hatte ein kleines Päckchen in der Hand. Von rechts kamen Rudi und Seske und dahinter tauchten Franz und Selma auf, da dämmerte es den beiden, scheint was Größeres zu werden!

Und richtig, mit großem Hallo wurden die drei Paare von Hermann und Brigitte begrüßt, genauso laut war die Begrüßung von Jürgen und Inge, von Herbert und Elli und von Wilhelm und Hildegard.

Es war eine Bombenstimmung schon am frühen Abend und als Brigitte dann zum Essen aufforderte und alle das reichhaltige Büffet sahen, explodierte die Stimmung beinah.

Während alle aßen, wurde es etwas ruhiger und Hermann erzählte den Grund zu dieser Silvesterparty.Er berichtete von seiner neuen Position und dem damit verbundenen finanziellen Aufschlag. Hermann wurde von allen herzlich beglückwünscht und alle gönnten den beidenden Erfolg. Brigitte erzählte den Frauen dann von der neuen Küche, die sie jetzt endlich bekommen sollte.

Erika sagte zu Brigitte: „Wenn es so weit ist, sag mir Bescheid.“Brigitte strahlte.

Erstaunlich war, dass die Party nach dem Essen einen fröhlichen, aber fast ruhigen Verlauf nahm, die überschäumende Begeisterung war verschwunden, aber alle hatten viel Freude, es wurde getanzt und getrunken, Wilhelm startete einen seiner harmlosen Scherze, die Frauen kreischten ordentlich und die Männer grinsten fröhlich.

Sie schafften es gerade noch rechtzeitig, um zwölf Uhr an zustoßen und dann die Knaller in die Luft zu jagen.

Es schallte die krumme Straße rauf und runter, Prost Neujahr, alles Gute für alle und dazwischen knallten Böller, Raketen und Kracher.Es war ein super Silvester und das Ende lag noch hinter der sagenhaften Silvesterfeier bei Ömmes.

Franz ging mit seiner Selma und einem schönen Gefühl im Bauch nach Hause, es war einfach einzigartig, was die krumme Straße an Harmonie aufbrachte. Ein Glück für alle war,dass die Nachbarschaft so überschaubar war und sich alle gut verstanden, obwohl sich alle schon über Jahrzehnte kannten, mit all ihren Stärken und Schwächen.

Selma stieß ihren Franz an: „Woran denkst du?“

Franz merkte, dass Selma schon eine ganze Weile mit ihm redete, ohne dass er es registriert hatte.

Franz entschuldigte sich bei seiner Frau: „Ich war mit meinen Gedanken ganz und gar wo anders.“

„Das habe ich gemerkt“,lächelte Selma ihren Mann an.

„Ich dachte über unsere besondere Straße und ihre Bewohner nach.“

Selma nickte:„Wir sind wirklich etwas ganz Besonders.“

Franz lachte: „Besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können.“

Er nahm den Arm seiner Frau und ging höchst zufrieden mit ihr ins Haus.Gegen Mittag am Neujahrstag wurde Franz wach, schaute zu seiner Frau rüber und sah, dass Selma noch tief und fest schlief, so schlich er sich ganz leise ins Bad. In der Küche machte er sich dann Kaffee und eine Scheibe Brot und setzte sich an seinen Schreibtisch, weil er noch ein paar Sachen erledigen musste.

Nach einer Weile hörte er seine Frau und kurz darauf stand Selma frisch und nett an zuschauen vor ihm und wünschte ein frohes und gutes neues Jahr. Franz stand von seinem Schreibtisch auf, nahm Selma in die Arme und wünschte seiner Frau dasselbe.

Ömmes auf der krummen Straße

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