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Was ist Zukunft?

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»ES IST NOCH NICHT ERSCHIENEN, was wir sein werden«, heißt es im Johannes-Evangelium.25 Etymologisch heißt Zukunft so viel wie das Kommen, die Herankunft, die Ankunft.26 Die vitale Zukunft wird durch den Antrieb, die Wünsche und Triebe bestimmt. Es geht um die Erfüllung dessen, was »immer noch nicht« ist.

Als Verstandesmenschen definieren wir Zukunft in der Regel im Sinne einer finalen Zukunft27: Wir folgen unseren Plänen und Projekten, unseren Lebensträumen und Zielen, und steuern auf deren Verwirklichung hin. In dieser Art von Zukunft überdenken wir die Spielräume unserer Möglichkeiten und Alternativen, der Notwendigkeiten und Optionen. Wir treffen Auswahl und entscheiden.

Der finale Raum der Zukunft wird stark durch die Erfahrungen der Vergangenheit bestimmt. Wir lesen quasi immer die Zeitung von gestern. So wird Zukunft zur Fortschreibung der Vergangenheit, indem wir die Vergangenheit ständig wie einen Teppich zusammen- und ihn als unsere Zukunft wieder vor uns ausrollen. Wir extrapolieren aus den Erfahrungen der Vergangenheit, aus unseren Gewohnheiten und Überlegungen unsere Zukunft – und engen sie damit stets auf das bereits schon Bekannte ein.

Legen wir stattdessen das, was noch nicht erschienen ist, das, was wir sein werden, als Zukunft zugrunde, öffnet sich ein neuer, noch nicht bekannter Raum: die offene Zukunft. Dies ist ein Raum, in dem das Neue unmittelbar Platz findet. Ein nicht festgelegter, indeterminierter Raum hält das höchste Potenzial des Neuen und damit einer wirklichen Zukunft bereit. Es ist weniger so, dass wir die Zukunft machen, als dass sie empfangen wird. Zukunft wird zu dem, was sie eigentlich ist: etwas, das auf uns zukommt. Nicht wir gehen zielstrebig in unseren Vorstellungen zu ihr hin. Wir können sagen: Das Gewordene wird transparent für das Werdende. Es ist ein offenes »Noch-nicht«, das sich als freier, weiter Raum der neuen, unbekannten Möglichkeiten und eines neuen Sinns für Möglichkeiten öffnet.

Heilung aus dem schöpferischen Raum aller heilenden Möglichkeiten kommt aus der offenen Zukunft. Je offener wir das wirklich Neue einladen können, desto mehr Möglichkeiten öffnen sich im heilenden Feld. Das Meer der Möglichkeiten ist ein Feld der offenen Zukunft. Unsere Vorstellungen über Krankheitsverläufe, über Prognosen und Statistiken schließen den Raum der Optionen, engen ihn in einem festlegenden Sinne ein auf das bereits Bekannte. Selbst das oft ins Feld geführte positive Denken engt die Heilungsmöglichkeiten ein, denn auch hier kultvieren wir Vorstellungen über das, was wir uns wünschen. Woher aber wissen wir, was unsere tiefere Natur braucht, welche Wege und Möglichkeiten sie uns öffnet, von denen wir noch gar nichts wissen und die wir noch nicht in Betracht gezogen haben?

Das heilende Feld ist ein Feld der offenen Zukunft. Es öffnet sich eher in der Haltung des Nichtwissens, des Noch-nicht-Bekannten, mehr im Empfangen als im Machen.

Heilung als schöpferischer Prozess

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