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WIE ERINNERUNGEN NEUSCHÖPFUNG VERHINDERN

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WIR HALTEN UNSERE ERINNERUNGEN FÜR REALITÄT. Die wissenschaftliche Forschung belehrt uns da eines Besseren. Erinnerung ist nicht an einem Ort im Gehirn gespeichert, sondern verteilt an ganz unterschiedlichen Orten. Wir erinnern uns vor allem an Ereignisse, die uns stark emotional bewegt haben. So wissen zum Beispiel die meisten Menschen noch heute, wo genau sie am 11. September 2001 waren und was sie gerade gemacht haben, als sie die Nachricht erreichte, weil der Anschlag auf die Twin-Towers sie stark bewegt hat. Anderes, was uns nicht so berührt und wir eher banal finden, verschwindet dagegen schnell aus dem Gedächtnis. Das Gehirn ist ein wahrer Meister darin, die Gedächtnislücken, die unweigerlich da sind, durch »Ersatzfakten«, sprich reine Erfindungen, zu ergänzen. Die Ergänzungen gestalten sich entsprechend unseren Erwartungen und Überzeugungen.

»Die Erkenntnis der neueren Gedächtnisforschung zieht sich durch alle Bücher, Ted-Vorträge und Aufsätze von DAVID EAGLEMAN, JULIA SHAW und HANS J. MARKOWITCH: In unseren Erinnerungen verdrehen, vereinfachen und erfinden wir. Menschliche Gehirne halten Gelesenes, Gehörtes, Gewünschtes und von anderen Erlebtes für ihre eigene, präzise Erinnerung. Sie erinnern sich sogar an Vorfälle, die niemals geschehen sind.«18

Ohne Gedächtnis wäre alles Gegenwart und es gäbe kein Konzept vom Ich und keine Persönlichkeit. Wir sind also Erinnerung.

Je nach Bewertung unserer Vergangenheit oder der daraus resultierenden Einschätzung der Zukunft hat das Einfluss auf den jeweiligen Heilungsprozess. Denn jede Heilung hängt maßgeblich auch von unseren Glaubenssätzen und Einstellungen ab, davon, wie rhythmisch das Öffnen und Schließen19 möglich ist, davon, wie wir uns von krank machenden Überzeugungen lösen können, und vielem mehr.

Schöpfung ist immer jetzt. Uns für den Moment der Heilung offenzuhalten ist Kunst und Geschenk zugleich. Die Kunst liegt darin, zu erkennen und es mehr und mehr zu leben, dass die Vergangenheit nicht existiert, sondern ausschließlich ein Konzept in unseren Köpfen ist – noch dazu ein sehr fehlerhaftes, wie wir nun sehen können. Genauso verhält es sich mit der Zukunft. So gilt für beide, Vergangenheit und Zukunft:

Wer ich gerade vor einer Sekunde war, ist nicht mehr. Wer ich in einer Sekunde bin, existiert noch nicht. Was eben noch war, ist bereits zum Ursprung zurück, was erst noch kommt, ruht noch im Ursprung und ist noch nicht emergiert.

Jetzt – die einzige Realität

SO HEISST ES IM ALTEN WEISHEITSBUCH der Chinesen, im Dao De Jing, in Kapitel 16:

»Alle Wesen treten miteinander hervor,

und ich sehe sie wieder zurückgehen.

Wenn die Wesen sich entwickelt haben,

kehrt jedes zurück in seinen Ursprung.«

Die dynamischsten Heilungsprozesse sind möglich, wenn sich der erkrankte Mensch in der Gegenwart verorten kann, ohne an Vergangenem zu hängen und ohne Schatten auf die Zukunft zu projizieren.

Heilung als schöpferischer Prozess

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