Читать книгу Heilung als schöpferischer Prozess - Klaus-Dieter Platsch - Страница 11
Eine–Möglichkeit–/Viele–Möglichkeiten–Zustände
ОглавлениеDER PUNKT HÖCHSTER ENERGIE, der Urknall oder Nullpunkt, ist der Ausgangspunkt der gesamten Schöpfung. In einem Bild könnten wir uns das als reinstes, gleißendes Licht vorstellen. In der Bibel heißt es von JESUS: »Ich bin das Licht der Welt« (Joh 8,12) Im Koran (24:35) heißt es »Licht über Licht«. Die Kabbala sagt: »Wisse, dass vor der Schöpfung nur das eine höhere Licht existierte.«
Licht ist das Leichteste im ganzen Universum und breitet sich am schnellsten aus. Im Wort »Licht« steckt auch »leicht«, im Englischen ist es dasselbe Wort für beide Aspekte: »light«. Der deutsche Physiker und Hochschullehrer NIEMZ sagt, physikalisch sei Licht allumfassend. »Es bewegt sich nicht wirklich in Raum und Zeit, sondern es spannt Raum und Zeit auf. Wir können das Licht nicht in den Strukturen von Raum und Zeit begreifen, weil es das Licht selbst ist, das Raum und Zeit aufspannt.«4 Naturwissenschaftlich sprechen wir von der Doppelnatur des Lichts, einmal als elektromagnetische Welle, einmal als Teilchen, das Photon. Es gibt Hinweise, dass diese Gleichsetzung des Lichts als Welle und als Photon nicht wirklich beschreibt, was Licht ist. Es scheint eher so, als sei Licht Energieträger. Die Flamme der Kerze selbst ist nicht Licht, sondern das, was in unsere Augen gelangt. Licht als das große Unbekannte, das die Informationen der brennenden Kerze in die Augen überträgt. Im Zusammenhang von In-Formation5 und Licht offenbart sich das Wesen von Licht: als Träger von komplexen, das gesamte Universum durchdringenden In-Formationen. Ein Mysterium – die Religionen sprechen von Gott.
Am Punkt höchster schöpferischer Energie ist noch nichts erschaffen. Die Nullpunktenergie enthält jedoch das gesamte Potenzial, alle Möglichkeiten, wie sich Schöpfung realisieren kann. So können wir sehen, wie vom Urknall ausgehend das universelle Energie-/Bewusstseinsfeld entsteht, das das Universum mit all seinen Manifestationen entwickelt und formt: die anorganische Welt, die organische Welt, die Biosphäre, das biologische Leben, das Leben der Menschen mit der ihnen eigenen Intelligenz und Fähigkeit zur Selbstreflexion (siehe Abb. Schöpfungskaskade).
Mit anderen Worten: Ausgangspunkt des schöpferischen Prozesses ist der Punkt der höchsten Energie, die noch ungeformt das Potenzial aller Manifestationsmöglichkeiten des Universums beinhaltet. Das heißt, im Urgrund von allem sind alle Schöpfungsmöglichkeiten da, aber noch nichts davon ist erschaffen. Im Schöpfungsprozess der unbelebten und belebten Welt manifestieren sich die Dinge in Struktur, Form und Gestalt – und damit in der ihnen gegebenen einen Möglichkeit. Die absolute Ursprungsenergie erscheint in schwächer werdenden Energieströmen als Struktur, Form und Gestalt, die für ihre Aufrechterhaltung Energie binden. So wird die frei zur Verfügung stehende Energie im Erschaffungsprozess immer geringer (die Gesamtenergie dagegen bliebt dabei unverändert; Energie kann weder verschwinden noch neu entstehen) und der hochenergetische Ausgangspunkt aller virtueller Möglichkeiten verschiebt sich zu einem niederenergetischen Zustand von nur noch einer Möglichkeit (siehe Abb. auf S. 25).
Schöpfungskaskade
Um sich das konkret vorstellen zu können: Am Urgrund, dem Punkt höchster Schöpfungsenergie, kann sich alles entfalten – ein ganzes Universum, einschließlich Sie und ich. Alle Möglichkeiten sind da. Ein Meer aller Möglichkeiten. Wir hätten auch ein Baum, ein Stein, ein Tier werden können. Im Dasein unseres individuellen Lebens hier auf dieser Erde sind Sie und ich »nur« noch eine Möglichkeit – wenn auch eine einzigartige.
Verhältnis zwischen freier Energie, Struktur und Möglichkeiten
Der Mensch spiegelt in sich selbst die ganze Schöpfungskaskade wider: Er ist vertikal verbunden mit dem Urgrund und dem aus ihm hervorgehenden universellen Bewusstsein, das sich immer mehr verdichtet zum transpersonalen Bewusstsein des jeweiligen Menschen und den immer dichteren Strukturen des Mentalen, des Psychischen und des physischen Körpers.
Physische und subtile Ganzheit des Menschen, eingebettet und Teil des universellen Bewusstseins
DAS NUN IST RELEVANT, UM ZU VERSTEHEN, was Heilung ist. Gesundheit und Krankheit sind als manifeste Phänomene Eine-Möglichkeit-Zustände. Wir können sie uns vorstellen, wie aus der freien Energie und dem Meer der Möglichkeiten in fixe Zustände von Raum und Zeit geronnen. Die Frage, die sich fürs Heilen stellt, ist: Wie kann ein fixer krankhafter Zustand wieder in einen Mehr-Möglichkeiten-Zustand überführt werden, in dem das Gesunde wiederhergestellt werden kann?
Der gesunde Organismus, unsere Emotionalität, unser Denken, all das, was uns ausmacht, ist der gegenwärtige Eine-Möglichkeit-Zustand. Werden wir krank, so gehört das Kranksein in den aktuellen Eine-Möglichkeit-Zustand – ein Zustand, der sich durch die in ihm gebundene Energie stabilisiert.
Ist es möglich, den krankhaften Zustand zu destabilisieren, das heißt, neue Bewegung ins System zu bringen? Die in ihm gebundene Energie freizusetzen und sie für den Heilungsprozess zu nutzen? Können wir Zugang zum Mehr-Möglichkeiten-Zustand, der eine Wandlung in Richtung Heilung erlaubt, bekommen? Wie weit ist Wandlung überhaupt möglich, wo doch unser Organismus so fest und statisch erscheint? Oder können wir nur Wandlung erfahren bei dem, was und wie wir denken und fühlen? Oder ist auch Veränderung auf der körperlichen Ebene im Mehr-Möglichkeiten-Zustand möglich?
Tatsächlich erscheint der Körper fest und statisch. In Wirklichkeit aber ist er das nicht. Der Organismus wird jeden Moment abgebaut und wieder neu aufgebaut. Unser Immunsystem filtert jeden Moment Abertausende funktionsuntüchtige oder krebsentartete Zellen aus unserem Organismus aus. Innerhalb eines Jahres sind fast alle Atome des Körpers ausgetauscht. Wir sind also nach einem Jahr komplett neu! Jeden Tag geben wir sieben Prozent unserer Körpermasse durch Atmung, Verdauung und Transpiration nach außen ab. Das ist so viel wie die Masse eines ganzen Armes! Und jeden Tag nehmen wir dieselbe Menge an Körpermasse über Nahrung, Flüssigkeit und Atemluft wieder auf. In der Bilanz haben wir also alle vierzehn Tag einen kompletten Austausch auf der Ebene der Körpermasse. Das, was wir in die Umwelt abgeben – also, um im Bild zu bleiben, jeden Tag einen ganzen Arm –, wird woanders wieder neu verwendet und in anderen Strukturen des Lebens integriert. So stehen wir in einem permanenten Austausch mit der Umwelt. Was sind schon »meine« Atome? So sind wir auch physisch mit der Welt um uns herum in innigster Verbindung – und das im wahrsten Sinne global. Die Atome unseres Atems werden von den Windströmen bis in die letzte Ecke dieser Erde getragen und schaffen in anderen Kontinenten neue Strukturen und Organismen. »Meine Atome« werden zum Teil eines asiatischen Tigers, die Atome eines Afrikaners oder einer Asiatin werden zu meinem Herzen. Die Vorstellung, wir seien separate Existenzen, lässt sich so nicht halten. Wir müssen erkennen, dass wir von der Natur, den »anderen« Menschen, der Erde und dem Kosmos ungetrennte und in grenzenloser Verbundenheit existierende Lebewesen sind.