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Wozu und für wen sind Sozialpsychologie und Medientheorien nützlich?

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Das Versprechen auf Demokratie in der Klassengesellschaft nach der Französischen Revolution war für die bürgerlichen Eliten bedrohlich, denn Kapitalismus, Besitz an Privateigentum und Demokratie, Herrschaft des besitzlosen Volkes, sind eigentlich unvereinbar.

Die ideale Verpflichtung, Herrschaft auf das Volk zurückzuführen, und der reale Anspruch von Oligarchien, über das Volk zu herrschen, führten schon von Anbeginn des bürgerlichen Aufstiegs zur Macht in Schwierigkeiten (Agnoli 1968, S. 7).

Es mussten »Demokratieformen« und Techniken entwickelt werden, die für die Mächtigen, die Regierenden, »für die besitzende Klasse risikofrei sind«, bei denen tatsächlich die Elite herrscht, nicht das Volk, sodass wir in einer »Illusion von Demokratie« leben, »mit oligarchischen Strukturen unter demokratischem Deckmantel«, wie Rainer Mausfeld dies in aller Schärfe formuliert (Mausfeld 2018, S. 24, 29). Repräsentative Demokratie ist dafür genau das richtige Mittel, »das Mittel zur Verhinderung von Demokratie« (ebd., S. 91). Damit das Volk weiterhin keinen Einfluss bekommt, ist entweder Meinungsmanipulation, die für die Übernahme der Meinung der Herrschenden sorgt, oder die Entpolitisierung des Volkes für die Herrschenden günstig.

Die Eliten, die Herrschenden, brauchen aber Zustimmung, brauchen Massen, um ihre Geschäfte ungestört und unter Mithilfe erledigen zu können. Sie brauchen den »sozialen Frieden«, und der ist – mit Agnoli ausgedrückt – erreicht,

wenn gegen die Herrschaft keine Forderungen mehr erhoben […] werden, die Massen ihr Interesse an einer Veränderung der Gesellschaft verlieren und von der Befreiung auf die Befriedung und Befriedigung … zurückgebracht werden […]. Konsumlusterweckung und optimale Lustbefriedigung … helfen dabei, den Verlust an Politik zu kompensieren und die Notwendigkeit der Politik zu verdecken. (Agnoli 1968, S. 22)

Unter dem Einfluss der Corona-Politik haben wir darüber hinaus erlebt, dass unter besonderen Umständen mehr als nur Apathie nötig ist, sondern sehr aktive Mitwirkung, voller Einsatz und Gehorsam.

Wie lässt sich nun garantieren, dass die herrschende Meinung – das ist doch eigentlich die öffentliche Meinung – die Meinung der Herrschenden ist beziehungsweise bleibt, unter den Bedingungen der Demokratie und unter den Bedingungen der Ungerechtigkeit, Spaltung der Gesellschaft?

Es geht darum zu erforschen, wie die »Masse« denkt, fühlt, sich verhält, wie sie tickt, was sie antreibt und wie ihre inneren psychologischen Prozesse ablaufen. Dies ist wichtig, um die Bevölkerung in die gewünschte Richtung lenken und kontrollieren zu können, um die gewünschte öffentliche Meinung und Verhaltensweisen herzustellen. Denn das ist für die Herrschenden die beunruhigende und die zu lösende Aufgabe in der Demokratie. Wie sonst soll gewährleistet werden, dass die Demokratie nicht die des Volkes, sondern die Staatsform der Elite ist und bleibt?

Ziel der Sozial- und Massenpsychologie ist also die Beherrschung der Massen, »systematische Steuerung und Kontrolle der Psyche« mit dem Ziel, »den Einzelnen mit der Lebensform auszusöhnen, die ihm von der Gesellschaft aufgezwungen wird.« (Marcuse 1968, S. 12 f.). Diesem Zweck dient die Manipulation von Meinungen, aber auch panem et circenses, Brot und Spiele, Weckung von Konsumbedürfnissen sowie deren Formung und Lenkung. Allgemeiner gesagt:

Wer auf Herrschaft aus ist und ein Interesse daran hat, die Repression der Bürger zu verewigen, erklärt die Privatsphäre zum Heiligtum, denn nur in ihr entwickeln sie sich zum stillen Agenten und Akklamateur eben jener Herrschaft […]. Erst als verinnerlichte sind Könige vor der Guillotine sicher. (Brückner 1968, S. 100)

Man braucht Instrumente, um die Massen zu manipulieren, um sie zu entmachten. Dabei dürfen »die Techniken des Herrschens den Beherrschten« nicht »zum Bewusstsein gebracht werden«. Daher muss auch

politikwissenschaftliche Erkenntnis«, die »aufzeigt, wie manipuliert wird und damit auch, wie man sich der Manipulation entziehen kann, […] in den Grenzen des Akademischen gehalten [werden]. (Agnoli 1968, S. 12)

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