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Kapitel 11

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Sie hatten sich nur in den Arm genommen, wie sie es jeden Abend taten, Carmen hatte ihren Kopf auf seine Schulter gelegt, ihr Bein ruhte auf seinen, und ihre Hand lag auf seinen Schamhaaren, streichelte sie sanft, doch nur ganz kurze Zeit, dann hörte Jose ihren gleichmäßigen Atem.

Er hatte seine rechte Hand auf ihre Hüfte gelegt, streichelte sie, genoss die sanfte Rundung ihres festen Fleisches.

Als Carmen am Morgen erwachte, lagen sie genauso, wie sie am Abend eingeschlafen waren. Die Sonne schien in das Zimmer, irgendwelche Vögel zwitscherten, waren wohl in den Obstbäumen. Ab und zu übertönt von den Schreien der Möwen.

Vorsichtig, um Jose nicht zu wecken, drehte sich Carmen nach der Uhr um. Es war erst acht, und eigentlich hätte sie noch schlafen mögen, doch der Tag war ihr zu wertvoll.

Vorsichtig stand sie auf, schlich auf Zehenspitzen ans Fenster und öffnete es weit. Ein sanfter Wind blähte die Gardinen, umschmeichelte ihren Körper.

Wer sagt, dass der Wind an der See rau ist, der lügt.

Dieser Wind, eher ein Lufthauch, war so weich, so samtig, so duftig wie eine frische Daune. Das musste auch Jose spüren.

Es wäre eine Sünde, es ihm vorzuenthalten. Sie würde ihn wecken, auch wenn er nachher böse würde.

Aber so böse würde er bestimmt nicht werden, er liebte sie ja.

Sie ging an sein Bett, beugte sich zu ihm hinunter und gab ihm einen ganz vorsichtigen Kuss. Mit der Geschwindigkeit einer Schlange schossen seine Arme vor, umfingen Carmen und hielten sie gefangen.

„Nachher! Lass uns erst baden gehen!“

„Und wenn noch Ebbe ist?“, fragte Jose.

„Dann gehen wir weiter, bis wir das Wasser erreicht haben.“

Sie würden nicht weit gehen müssen, es war auflaufendes Wasser. Und auch er wollte gerne baden, so früh am Morgen, wenn auch das Meer aufstand, das Watt mehr und mehr überspülte, Besitz von ihm ergriff, bis es – für wenige Stunden nur – alles bedeckte. Er liebte diese Augenblicke, hatte sie immer geliebt, und er hatte sich darauf gefreut, mit Carmen diese Augenblicke zu erleben.

Sie zogen ihre Badekleidung an, und beinahe wären sie nicht auf den Deich gegangen, doch Carmen riss sich lachend aus Joses Umarmung und kletterte schon über das Gatter.

Hand in Hand liefen sie den Deich hinab und kamen erst auf dem Vorland zum Stehen, atemlos. Immer noch Hand in Hand balancierten sie über die Steine der Böschung hinab, traten auf das feste Watt, auf dem sich die kleinen Ringelhaufen der Wattwürmer auftürmten und von ersten Wasserzungen fortgeschwemmt wurden. Überall schien das Wasser aus dem Watt zu treten, bildete Pfützen, die sich nach und nach vereinigten.

Carmen machte Jose darauf aufmerksam.

„Ja, so ist das an der Nordsee. Hier ist das nicht gefährlich. Aber wenn du mitten im Watt bist, dann kommst du nicht mehr zurück. Auf einmal ist das Wasser überall. Jedes Jahr ertrinken einige, weil sie das nicht wissen und sich zu weit hinaus wagen.“

Das Wasser war morgenkühl, und Carmen bedauerte schon ihren Vorschlag, so früh baden zu gehen.

Als es ihnen endlich bis zur Hüfte reichte, ließen sie sich fallen und schwammen ein ganzes Stück hinaus.

Sie spürten, wie sich ihre Haut zusammenzog, genossen diesen Zustand und sehnten sich doch nach Wärme.

„Komm, lass uns zurück schwimmen!“, sagte Heiko und zog sie, als er Boden unter den Füßen hatte, zum Strand.

Ausgekühlt kamen sie schließlich wieder an der Böschung an.

Carmen wollte sofort hoch steigen, doch Jose hielt sie fest. Er bückte sich und holte zwei volle Hände körnigen Schlicks herauf.

„Dreh dich bitte um!“, sagte er und rieb Carmens Rücken mit kräftigen Bewegungen ein. Eine angenehme Wärme durchströmte sie.

„Und nun von vorn!“ Sie spürte die Wärme an Brust, Bauch und den Beinen, als sich Jose hinkniete und auch ihre Beine einrieb.

„Und nun du!“, rief sie und machte es ebenso wie Jose.

Für einen Moment spürten sie nicht mehr die Kälte, merkten auch nicht, dass sie mit den Füßen immer noch im kalten Wasser standen. Sie sahen sich an in ihrer eigenartigen Verkleidung, schwarzbraune Gestalten, nahmen sich in die Arme, küssten sich.

„Hier ist noch Schlick!“, lachte er, löste den Verschluss des Oberteils und wusch Carmens Brust.

Ausgelassen kreischend befreite sich Carmen, schaufelte händeweise Wasser gegen Jose und lief zur Böschung. Wie eine Gazelle kletterte sie die Steine hinauf, griff sich ein Badetuch und hatte sich abgetrocknet, noch bevor Jose sie erreicht hatte.

Eng umschlungen gingen sie über den Deich, stiegen über das Gatter, überquerten den Weg unterhalb des Deiches.

Jetzt eine warme Dusche!

Die Haut kribbelte wie von tausend Stecknadeln, als sie das heiße Wasser über ihre ausgekühlten Körper laufen ließen.

Sie ließen sich Zeit. Überall fanden sie noch kleine Reste vom Schlick, die sie sorgfältig abwaschen mussten.

Übrig bleiben von dem morgendlichen Bad sollten nur die Erinnerung und das wohlige Gefühl danach.

Der einzige Laden in der Nähe wäre im Dorf, etwa drei Kilometer von hier entfernt. Kleinere Sachen wie frische Brötchen, Aufschnitt und Mineralwasser könnte man ganz gut dort kaufen. Fleisch, Fisch, frisches Gemüse und vor allem Wein sollte man lieber in der Stadt besorgen. Dort wäre die Auswahl größer und die Qualität besser, hatte Frau Andersen ihnen schon gestern gesagt, und so machte sich Jose auf den Weg ins Dorf, während Carmen den Frühstückstisch deckte und schon Tee kochte.

Wolfskinder

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