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Kapitel 15

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Den ganzen Abend saßen sie am Kamin auf der Terrasse und entwickelten Strategien.

Das Problem war nun einmal ein ständig betrunkener Vater, der seine Einwilligung geben musste und der sie mit Sicherheit verweigern würde. Entweder weil er in seinem Rausch gar nicht wusste, was man von ihm erwartete, oder weil er seiner Tochter Steine in den Weg legen wollte.

Ganz sicher würde er sie nicht aus Verantwortungsbewusstsein verweigern, weil er befürchtete, seine Tochter wäre noch nicht reif genug.

„Der würde sogar das Opfer bringen und sich mal nicht betrinken, nur um mir zu schaden.“

„Hasst er dich so sehr?“

Carmen sah traurig in ihr Glas, hielt es in die Höhe vor das Kaminfeuer und sah dem Spiel der Flammen zu, die in dem Wein zu lodern schienen.

„Ich besorge mir eine Pistole, und dann erschießen wir ihn!“

Jose musste lachen.

„Und woher bekommst du die Pistole?“

„Am Raschplatz. Da kannst du alles kaufen, was du willst. Ob es ein Stricher ist oder ein Mädchen, H oder Gras, Waffen, alles bekommst du dort. Na, du natürlich nicht, aber wenn ich meine alten Klamotten wieder anziehen würde, bekäme ich es schon.“

Jose war überrascht.

War das seine Carmen, mit der er sich gerade Ringe gekauft hatte?

Carmen sah seine Bestürzung und legte ihm ihre Hand auf den Arm.

„Keine Angst, das war nur ein Spaß. Aber auf dem Raschplatz bekommst du wirklich alles.“

„Vielleicht habe ich eine Idee. Wir rechnen deinem Vater vor, wie viele Flaschen Schnaps er kaufen kann, wenn er dich nicht mehr ernähren und kleiden muss.“

Dieses Mal war Carmen die Vernünftigere.

„Er bekommt doch Kindergeld für mich. Und das fällt bestimmt weg, wenn ich verheiratet bin.“

Es war zum Verzweifeln! Für andere Jugendliche hatte er immer eine Lösung gefunden. Nun war er selbst betroffen, und es sollte keine Lösung geben? War das Familiengericht der einzige Weg?

Auch wenn er so getan hatte, als wäre das Verfahren eine Formsache, stünde die Entscheidung von Anfang an fest, sicher war er sich ganz und gar nicht. Er kannte genügend Fälle, in denen das Gericht die Zustimmung verweigert hatte. Diese ein oder zwei Jahre bis zur Volljährigkeit könnte das Mädchen noch warten, dann könnte es selbst entscheiden, war fast immer die Begründung.

Halt! Da müsste man ansetzen!

Diese zwei Jahre hatte Carmen nicht! Sie würde diese Zeit nicht ohne Schaden überstehen, wenn sie dem Einfluss ihres Vaters weiterhin ausgesetzt wäre. Sie musste aus diesem Umfeld herausgeholt werden!

Er hatte gesehen, wie sie unter dem Vater litt.

Schon einmal war sie von Zuhause ausgerissen, da war sie gerade dreizehn Jahre alt. Hatte sich im alten Güterhauptbahnhof herumgetrieben. Buchholz hatte sie damals aufgestöbert, als er und ein Kollege einen anderen Ausreißer suchten. Er hatte ihr eine tüchtige Standpauke gehalten und sie nach Hause gebracht. Noch einmal, hatte er damals gedroht, und sie käme in ein Heim. Da würde sie bleiben, bis sie achtzehn wäre.

War es ein Wunder, dass sie wieder ausgerissen war?

Carmen brauchte Schutz, eine Person, der sie absolut vertrauen könnte. Sie brauchte Zuneigung, Liebe.

Und diese Person wollte er sein.

Er würde es dem Gericht schon vermitteln.

Wolfskinder

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