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Kapitel 3

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Elijah

Es fühlt sich an, als würde ein Presslufthammer sein Bestes geben, um aus meinem Kopf auszubrechen. Ich stöhne, rolle mich in meinem Bett auf die andere Seite und schlucke die Welle an Übelkeit herunter, die mich überkommt. Kleine Teile der letzten Nacht kommen mir ins Gedächtnis – Drinks, so viele Drinks, Pax und ich, wie wir lachen und uns unterhalten, Burritos…

Der Gedanke an die Burritos lässt meinen Magen gewaltsam rebellieren. Ich schlage die Decke zurück und sprinte in Richtung Badezimmer, eine Hand vor den Mund geschlagen. Vor der Toilette falle ich auf meine Knie, zucke zusammen, als die kalten Fliesen meine Haut berühren, verliere den Kampf gegen meinen Magen und entleere seinen Inhalt ins Klo.

Sobald ich mir sicher bin, dass ich alles ausgekotzt habe, was ich in der letzten Woche gegessen habe, spüle ich mir den Mund aus und schlurfe erbärmlich zurück in mein Bett. Beim Laufen schnappe ich mir das Handy vom Nachttisch.

Elijah: Ich trinke nie wieder Alkohol.

Theo: Lol! OMG, hast du deine Wohnung wirklich verlassen???

Elijah: Dein Bruder hat mir geschrieben und gesagt, wir würden uns auf EINEN Drink treffen. Der Mann ist der Teufel. Er hat mich abgefüllt und ausgenutzt.

Theo: Was?!?!?!

Elijah: Nicht SO. Beruhig dich. Ich meine nur, dass er mir die ganze Zeit Getränke spendiert hat. Wir haben uns tatsächlich ganz okay verstanden. Zumindest glaube ich das. Ich hatte Spaß. Ich bin mir sicher, dass Paxton mich bei Laune gehalten hat und erleichtert war, mich endlich los zu sein, als er mich irgendwann gegen zwei Uhr nachts in ein Taxi verfrachtet hat.

Theo: Himmel, erschreck mich nicht noch einmal so. Ich dachte, ich müsste mir ein Flugticket kaufen, um zu dir zu fliegen und meinen Bruder zu verprügeln.

Theo: Und ich bin mir sicher, dass er auch Spaß hatte. Du bist ein netter Mensch, E, du musst nur locker werden.

Elijah: Oh, letzte Nacht war ich sehr locker.

Ich zucke bei der Erinnerung zusammen, dass ich Pax einen Idioten genannt habe. Er schien deswegen allerdings nicht sonderlich aufgebracht zu sein. Er hat gesagt, er würde sich wieder mit mir treffen wollen, obwohl ich mir sicher bin, dass er nur höflich war.

Ich ziehe mir die Decke bis zum Kinn und schließe die Augen wieder. Momentan bin ich nur an Schlaf und was auch immer gegen das Hämmern in meinem Kopf hilft interessiert. Mein Handy vibriert erneut neben mir auf dem Bett und ich greife danach. Wahrscheinlich habe ich eine neue Nachricht von Theo bekommen, die vermutlich irgendein sexuelles Innuendo enthält, das ich nur teilweise verstehe. Mein Herz macht einen Satz, als ich sehe, von wem die Nachricht wirklich ist.

Pax: Wie geht es dir heute Morgen? Ich hatte den Eindruck, dass du normalerweise nicht so viel trinkst.

Elijah: Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sterbe.

Pax: Das ist ungünstig. Versuch es mit Aspirin und einem Glas Wasser. Vielleicht stellt sich das als Wundermittel heraus.

Elijah: Okay, das mache ich, sobald ich mich bewegen kann, ohne wieder kotzen zu wollen.

Pax: Wo wohnst du?

Elijah: In der Nähe vom Campus, wieso?

Pax: Weil ich vorhabe, dich zu stalken, und das ist sehr viel einfacher, wenn ich deine Adresse habe.

Mein Magen macht bei seinem Witz einen kleinen Satz und meine Finger schweben über der Tastatur, während ich verzweifelt versuche, mir eine schlagfertige Antwort einfallen zu lassen. Ich leide nicht an Wahnvorstellungen. Ich weiß, dass meine kleine Teenagerschwärmerei zu nichts führen wird, aber es wäre schön, hier in Kalifornien einen Freund zu haben. Wenn ich irgendwie die Art Mensch werden könnte, der weiß, was er sagen muss, der lustig und selbstbewusst ist, vielleicht könnte Pax wirklich mein Freund sein wollen. Aber egal wie sehr ich mir meinen schmerzenden Kopf zerbreche, mir fällt einfach keine lustige Antwort ein, und je länger ich warte, desto peinlicher wird sie werden. Stattdessen schicke ich ihm einfach meine Adresse. Wofür er sie will, kann ich mir nicht im Ansatz vorstellen.

Mir wird angezeigt, dass die Nachricht gelesen wurde, aber er antwortet nicht, also schließe ich nach einigen Minuten die Augen und erlaube mir, wieder einzuschlafen.

Das Geräusch meiner Klingel reißt mich irgendwann später aus dem Schlaf. Verwirrt versuche ich, mich daran zu erinnern, ob ich etwas bei Amazon bestellt habe, da ich mir nicht vorstellen kann, wer abgesehen von UPS bei mir klingeln sollte. Vielleicht hat jemand anderes im Haus seine Schlüssel vergessen und drückt jetzt wahllos auf die verschiedenen Klingeln, in der Hoffnung, dass jemand ihn hineinlässt. Mein Kopf fällt zurück auf mein Kissen und ich seufze müde, während ich darüber nachdenke, ob es es wert ist aufzustehen, um zu sehen, wer an der Tür ist. Ich bin mir sicher, dass mein Haar in alle möglichen Richtungen absteht, und ich trage nichts außer meinem Shirt von letzter Nacht und meinen Boxerhorts, aber wenn es wirklich UPS sein sollte, kann ich sie einfach ins Haus lassen. Dann können sie das, wovon ich vergessen habe, dass ich es bestellt habe, vor meiner Wohnungstür ablegen, bis ich mir eine Hose angezogen habe.

Ich schlurfe zur Gegensprechanlage und drücke auf den Knopf.

»Wer ist da?«, frage ich.

»Lieferservice«, antwortet eine verstellte Stimme und ich runzle die Stirn.

»Welche Art von Lieferung?«

»Sie bestellten eine… Begleitung.« Das letzte Wort wird auf eine gehauchte, bedeutungsvolle Art gesagt, die dafür sorgt, dass mein Gesicht ganz heiß wird, obwohl hier außer mir niemand ist, der die Worte gehört haben könnte.

»Ich ähm, ich glaube, dass Sie die falsche Wohnung erwischt haben«, stammle ich.

»Sind Sie nicht Elijah Cummings?«, fragt die Stimme und betont dabei meinen Nachnamen so, dass er ungehörig klingt. Nicht, dass ich mir in der Middle- und Highschool schon genug Witze darüber anhören musste, ich brauche echt keinen Prostituierten, der meinen Namen in anzüglichen Dirty Talk verwandelt.

»Ja, aber ich habe nicht… Ich bin nicht… Uhm…« Ich will nicht unhöflich sein, aber hier liegt eindeutig ein Missverständnis vor. Vielleicht gibt es noch einen Elijah Cummings hier im Haus, obwohl ich auch ohne mich vorher hinzusetzen und die genauen Wahrscheinlichkeiten auszurechnen wetten würde, dass die Chancen dafür sehr gering sind.

»Einstein, ich verarsche dich nur«, sagt Pax, ohne die Stimme zu verstellen.

»Oh«, mache ich. Erleichtert stoße ich den Atem aus. Mir sind nur ein paar Sekunden der Erleichterung vergönnt, bevor ich begreife, dass Pax vor meinem Haus steht und ich halb nackt bin. »Ähm, gib mir eine Sekunde«, sage ich ihm durch die Gegensprechanlage, schüttele meinen Kater ab und rase zu meiner Kommode, um mir eine Hose zu schnappen, die ich anziehen kann. Ich fahre mir durchs Haar und versuche so, die Locken zu bändigen, bevor ich den Knopf drücke, um die Haustür zu öffnen.

Ein paar Sekunden später klopft es an meiner Tür und Pax ist tatsächlich hier, in meiner Wohnung, mit einer Tüte Essen vom Lieferservice in der Hand und lächelt als wäre er nicht so verkatert, dass er einfach nur sterben will.

Pax

Elijah sieht aus wie eine wandelnde Leiche. Sein Haar wirkt, als habe er in eine Steckdose gefasst, und in seinem Mundwinkel klebt etwas verkrusteter Speichel. Er funkelt mich an, als ich ihm meine Gaben grinsend entgegenstrecke.

»Wieso siehst du gerade so munter aus?«, will er misstrauisch von mir wissen. »Wenn du ein geheimes Mittel gegen Kater hast, musst du es mir sagen.«

»Du hast Glück, genau deshalb bin ich hier«, erkläre ich und zwinkere ihm spielerisch zu, während ich mit der Tüte in meiner ausgetreckten Hand wackle. In seinen Augen leuchtet Neugier, aber er macht keine Anstalten, sie zu nehmen, also seufze ich und schlüpfe an ihm vorbei in seine Wohnung.

Sie erinnert mich an die Wohnung, die Hudson und ich uns geteilt haben, kurz nachdem ich nach Kalifornien gezogen bin – winzig, vollgestopft und mit abblätternder Farbe an den Wänden.

»Sie lag in meiner Preisklasse«, sagt Elijah defensiv und mit hängenden Schultern, während er mich dabei beobachtet, wie ich mich in seiner Wohnung umsehe.

»Wir alle haben in Dreckslöchern gewohnt, als wir am College waren. Kein Grund, sich dafür zu schämen.« Ich greife in meine Hosentasche und ziehe ein paar Aspirin hervor, die ich vorhin dort deponiert habe. »Hier, nimm die.« Elijah blickt auf die Pillen in meiner Hand, als würde ich ihm Heroin anbieten, und ich kann nicht anders, als leise zu lachen. »Es ist Aspirin. Nimm sie.«

Nach ein paar Sekunden des Zögerns greift er nach den Tabletten und steckt sie sich in den Mund.

»Danke.«

»Gern geschehen. Ich bin mir nicht sicher, warum du mir gegenüber so misstrauisch bist. Immerhin habe ich Frühstück dabei.« Ich halte die Tüte erneut in die Höhe und dieses Mal sieht er etwas interessierter aus. »Es gibt kein besseres Mittel gegen Kater als ein paar fettige Sandwiches mit Speck und Ei.«

»Ich kann mich nicht entscheiden, ob das lecker klingt oder es dafür sorgt, dass ich mich übergeben möchte«, gesteht er, ehe er mich zu einem kleinen Tisch nahe seiner Küche führt. Er ist übersät von Lehrbüchern und Notizzetteln, welche er schnell zu einem Stapel zusammenschiebt und auf den Boden legt, damit wir Platz haben.

»Du wirst dich besser fühlen, nachdem du gegessen hast, vertrau mir.«

Wir setzen uns hin und stürzen uns auf unser Frühstück. Ich kann spüren, wie Elijahs Blick alle paar Sekunden zu mir wandert, aber er sagt nichts, während er an seinem Sandwich knabbert und jeden Bissen vorsichtig kaut.

»Warum hast du mir das Zeug vorbeigebracht?«, fragt er, als er aufgegessen hat und sich auf seinem Stuhl zurücklehnt. Seinen Blick hält er auf den Tisch gerichtet, während er mit dem Zeigefinger willkürliche Muster auf der Platte zeichnet. Nein, keine willkürlichen Muster, Zahlen… eine Gleichung?

Es ist schwer zu sagen, aber ich konzentriere mich lieber darauf als auf die Frage, die er mir gestellt hat. Ich würde gerne sagen, dass ich es getan habe, weil Theo gewollt hätte, dass ich mich um seinen besten Freund kümmere. Aber heute Morgen habe ich nicht an Theo gedacht, als ich ein paar Aspirin in meine Taschen gestopft habe und zum nächsten Fast Food Drive-in gerast bin. Ich bin mir nicht ganz sicher, woran ich gedacht habe, außer an das alberne, betrunkene Lächeln, das letzte Nacht auf Elijahs Lippen lag, während wir über Star Wars und Physik diskutiert haben.

»Ich bin einfach nur ein barmherziger Samariter«, antworte ich und zucke die Schultern. »Hat das Semester schon angefangen?«, frage ich weiter und nicke in einem offensichtlichen Versuch, das Thema zu wechseln, zu seinen Büchern.

»Es fängt Montag an.«

»Wenn das so ist, müssen wir am Freitag deine erste Woche als Doktorand feiern«, verkünde ich und er wird etwas grün im Gesicht.

»Kein Alkohol«, erklärt er und verzieht das Gesicht.

»Okay, kein Alkohol«, stimme ich ihm zu und dann kommt mir eine Idee. »Weißt du was, ich habe die perfekte Idee, wie wir feiern können.«

»Ach ja?«

»Da ist diese klassische Spielhalle in der Innenstadt. Theoretisch ist es auch eine Bar, aber wir müssen nichts trinken. Wir können einfach Limo trinken, während ich dich bei Pac-Man schlage.«

Elijah schnaubt und verdreht die Augen. »Du träumst wohl, wenn du glaubst, dass du mich bei Pac-Man besiegen kannst.«

Ich grinse ihn an. »Ich denke, das werden wir Freitag herausfinden.«

Da ist ein herausforderndes Funkeln in seinen Augen, als er mich endlich anschaut, ein vorsichtiges Lächeln auf seinen Lippen. »Das werden wir wohl.«

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