Читать книгу Zwischen den Zeilen - Kora Kutschbach - Страница 11

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Kurz nachdem mir Dr. Schubert, der mich behandelnde Oberarzt, und Dr. Margel, die Psychologin, die versuchte meinen seelischen Verfall auf ein Kleinstes zu beschränken, in Gegenwart meines Bruders diese schreckliche, nicht länger hinauszuzögernde Nachricht vom Tod unserer Eltern und jüngeren Schwester übermittelt hatten, legte sich der Mantel einer stark überdosierten Betäubung um mich.

Ruhig, scheinbar mit Fassung, ohne ein Wort und nur mit stillen, bitteren Tränen nahm ich die Nachricht entgegen. Doch es existierte ein zweites Ich, welches sich verzweifelt und aus der festen Verankerung des Lebens gerissen, schreiend in mir aufbäumte und diese unfassbare Wahrheit verfluchte. Von einer Sekunde auf die andere hatten Finn und ich den Mittelpunkt, den Halt unseres Lebens für immer verloren!

Wie um alles in der Welt sollte das Leben jetzt weitergehen? War dies überhaupt möglich? Damals glaubte ich die einzig richtige Antwort in einem deutlichen, nein - es ist unmöglich, zu sehen. Das größte Glück, das mir daher in den vergangenen sieben Jahren widerfahren konnte, ist die Tatsache, dass ich eines Besseren belehrt worden bin! Es ist möglich. Es ist furchtbar schwer, kostest immens viel Willen, Kraft und Vertrauen, aber es ist möglich. Und noch wichtiger, es ist bitter nötig!

Ich fühlte mich unbeschreiblich schwindelig. Ich fühlte Traurigkeit, aber ansonsten fühlte ich nichts! Würde ich jemals wieder etwas anderes empfinden als jene depressive Leere?

Ich warf mir die Decke bis über den Kopf, zog meine Knie bis an das Kinn heran und fing fürchterlich an zu weinen. Ich zitterte und spürte diese frostige Kälte, denn die Wärme schien gemeinsam mit meinen Eltern und Emily gegangen zu sein. Am liebsten hätte ich all die Wut, das Leid und die Verwirrung lauthals in diese grauenvolle Welt hinausgeschrien, doch dazu fehlte mir schlicht und ergreifend die Kraft. Bevor ich nach langen Stunden mit dick geschwollenen Augen und einem verkrampften Herzen völlig erschöpft einschlief, fühlte ich nur noch Finns Hand, die oberhalb der Bettdecke unaufhörlich und wie automatisiert über meinen Kopf strich. Finn wusste, was ich damals noch nicht wahrhaben wollte. Er wusste, dass Zeit, die vergeht, unsere tiefen Wunden eines Tages viel weniger schmerzen lassen würde!

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