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Was war passiert?

Mona erinnerte sich nicht, als sie langsam aus einem traumlosen Schlaf erwachte. Dunkelheit umfing sie. Ihr Kopf tat weh. Nicht so, als wäre sie hingefallen, mehr so, als hätte sie eine viel zu große Menge Alkohol konsumiert. Aber Mona war keine Partygängerin, weshalb sie sich fragte, warum sie solche Kopfschmerzen hatte und warum sie sich an nichts erinnern konnte.

Langsam drang immer mehr Bewusstsein in sie. Von weiter Ferne glaubte sie, Stimmen zu hören. Sie lag auf der Seite, ihr Untergrund war hart und feucht. Ihr war kalt und die Luft roch nach nassem Hund.

Als sie versuchte, zu schlucken, spürte sie, wie ausgetrocknet ihre Kehle war und sehnte sich nach seinem Glas Wasser.

Die Stimmen wurden lauter. Eine hörte sich erbost an; eine männliche Stimme, die aufgebracht herumschrie.

Wo war sie?

Mona schaffte es unter höchster Anstrengung, die Augen zu öffnen. Doch sie sah nicht viel.

Es war dunkel dort, wo auch immer sie war. Nur weit entfernt glaubte sie, verschwommen einen Lichtstrahl in Augenhöhe zu erkennen. Was bedeutete, dass sich der Lichtstrahl am Boden befand, denn genau dort lag sie. Erschrocken fuhr sie hoch. Sofort durchfuhr ein stechender Schmerz ihre Schläfen. Aufkeuchend rieb sie sich den Kopf.

Sie tastete sich auf allen Vieren voran, bis sie zu dem Lichtstrahl kam. Genau wie sie vermutet hatte, befand sich dort eine Tür. Es war künstliches Licht, das durch ihren Spalt in den kalten, feuchten Raum drang.

Mona zog sich auf die Beine, dabei bemerkte sie, dass sie keine Schuhe mehr trug. Ihre Socken, Hose und Bluse waren noch da, aber Schuhe, Handtasche und Mantel waren fort.

Was war passiert? Sie erinnerte sich nicht, egal, wie sehr sie sich anstrengte.

War sie vielleicht mit ihrem Freund Dennis noch etwas trinken gegangen? Waren sie bei einem seiner komischen Freunde eingeschlafen?

So musste es sein!

Mona wollte die Tür öffnen, weil sie glaubte, sie wäre in einer Art Garage, doch die Tür war verschlossen.

»Scheiße!«, fluchte sie leise.

Sie hob die Hand und wollte klopfen, sie wollte auf sich aufmerksam machen, doch da hörte sie die Stimmen nun ganz deutlich hinter der Tür.

Mona hielt inne, als sie den Mann aufgebracht brüllen hörte: »Wie kann denn so etwas passieren?«

Sie kannte diese Stimme nicht.

»Tut mir wirklich leid, Franklin! Ich habe das nicht gewusst! Mir wurde die Information gegeben, dass sie es ist«, antwortete eine andere, ebenfalls männliche Stimme. Sie klang jünger und enorm eingeschüchtert.

Mona kannte keine der beiden, aber sie konnte sich auch an letzte Nacht nicht erinnern, deshalb war sie nicht beunruhigt. Sie war sich sicher, bei einem von Dennis Freunden zu sein. Es war nicht das erste Mal, das sie wegen ihrem festen Freund an ungemütlichen Orten hatte schlafen müssen. Neu war nur ihr fehlendes Gedächtnis an die letzte Nacht.

Erneut wollte sie auf sich aufmerksam machen, doch da ging die Diskussion schon weiter.

»Sollen wir sie zurückbringen?«, fragte die jüngere Stimme.

»Zurück-«, die andere Stimme brach ab, so schockiert war der Mann. »Zurückbringen? Sagtest du das gerade? Zurückbringen

Es blieb still, vielleicht zuckte der andere mit den Schultern und zog verängstig den Kopf ein.

Langsam begriff Mona, das hier etwas gewaltig nicht stimmte.

Ging es in dem Gespräch etwa um sie?

»Und was willst du ihr sagen?«, fragte der verärgerte Mann. »Oh Entschuldigung, wir haben dich entführt, weil wir dich für eine andere hielten? Tut mir wirklich leid? Kommt nicht wieder vor?«

Entführt! Mona wich vor der Tür zurück. Nein, das konnte nicht sein ... Sie schüttelte den Kopf. Das war irgendein fieser Witz ...

»Nimm doch einfach sie, wo liegt der Unterschied? Ob die oder jene ... Völlig egal!«, schlug der jüngere Mann vor.

»Und wer ist sie? Weiß das jemand?«

»Noch nicht«, erwiderte der andere.

»Hat sie Familie?«, fragte die dunklere Stimme wütend. »Weißt du, was das bedeutet, du inkompetenter Idiot? - Das jemand nach ihr sucht! Das ihr Gesicht in den Medien gezeigt wird! Das sie eine Gefahr ist!«

»Dann ... dann ....«

»Dann was?«, zischte der erboste Mann.

Das Gespräch verstummte.

Mona war mittlerweile soweit von der Tür zurückgewichen, das sie mit dem Rücken gegen eine feuchte, kalte Wand stieß. Plötzlich nicht weiter fliehen zu können, sorgte dafür, dass Panik in ihr ausbrach. Sie fuhr herum und tastete hastig die Wand nach einer Fluchtmöglichkeit ab. Einem Schacht, einem abgedunkeltem Fenster. – Irgendwas!

Aber da war nichts. Sie fand in dem kleinen Raum nur vier Kantige Betonsäulen.

Es war absurd, das wusste sie selbst, aber hinter einer von ihnen versteckte sie sich und versuchte, ihren Atem zu kontrollieren.

Was war genau geschehen? Das Letzte woran sie sich erinnerte, war das Vorstellungsgespräch ... Nein, an den Lieferwagen, auf dem Bürogelände ... oder nein! - Das wirklich Letzte, woran sie sich zurück erinnerte, war ihr Weg über die dunkle Straße. Sie hatte ihren Angreifer nicht gesehen, als sich plötzlich schwere Arme von hinten um sie gelegt hatten. Ein Pieks in ihren Nacken und ab da wusste sie nichts mehr.

Eine Spritze!, erkannte sie nun.

Man hatte sie betäubt und verschleppt.

Aber warum?

Wozu?

Warum ausgerechnet sie?

Sie war ein Nichts, ein Niemand! Ihre Familie war weder berühmt noch reich ...

Ihr Atem ging schneller. Ihre Instinkte schalteten sich ein, sie wollte nur noch fliehen. Sie hatte Angst. Panik. Atmete unkontrolliert. Sie hatte das Bedürfnis, mit ihren Fingernägeln an den Betonwänden zu kratzen, in der Hoffnung, schnell genug ein Loch nach draußen graben zu können. Was natürlich Unsinn war, weil es nicht funktionieren würde. Aber ihr angsterfüllter Verstand suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, von hier zu entkommen.

Keine Fenster. Keine Luftschächte. Nur diese eine Tür! Immer wieder drang das in ihr Bewusstsein ein. Nur eine Tür! Verschlossen.

Selbst wenn jemand herein kam, wie hoch standen ihre Chancen, aus der Tür zu entkommen? Sie wusste ja nicht einmal, wie es hinter der Tür aussah. Führte sie nach draußen oder in ein Gebäude? In ein Haus? In einen Keller? Eine Halle? War sie in einem Wald? In einem Industriegebiet? In einem Bunker unter der Erde? War sie überhaupt noch in derselben Stadt? Im selben Land?

Sie wusste es nicht, das war das Schlimmste daran.

Und mit dieser Erkenntnis gaben ihre Knie nach. Sie sank zu Boden und erste Tränen der Verzweiflung kullerten aus ihren Augen.

Ich will hier raus, dachte sie ängstlich. Oh Gott, ich will doch einfach nur nach Hause!

Mona hörte die streitenden Stimmen näher kommen.

»Du gehst jetzt da rein und beseitigst das Problem! Verstanden?«, brüllte die herrische Stimme.

Monas Atem ging noch schneller, sie keuchte beinahe.

Bedeutete das, was sie befürchtete ...?

»Ich ... Franklin ... Ich ...«, stammelte die unsichere Stimme.

Der andere schnaubte verächtlich. »Jetzt muss ich mir auch noch die Finger schmutzig machen!«

Mona hörte das Klicken eines Türschlosses. Automatisch sah sie sich hektisch nach einem Versteck um. Aber es gab keines.

»Bleib an der Tür!«, befahl der aufgebrachte Mann.

Aus purer, verzweifelter Angst zog sie den Kopf ein und umschlang ihn schützend mit den Armen. Die Panik ließ sie wieder zu einem kleinen Mädchen werden, das hoffte, dass man es nicht sah, wenn es selbst nichts sehen konnte.

»Wo ist sie?«, fragte die wütende Stimme.

Mona hörte große, laute Schritte nahen. Und als sie zur Seite schielte, trat ein eleganter Schuh in ihr Blickfeld.

Erschrocken fuhr sie zusammen und krabbelte von der Säule in die nächstgelegene, dunkle Ecke. Wie eine Maus auf der Flucht. Aber sie saß in der Falle. Kein Entkommen.

Bitte nicht ... Bitte nicht ..., flehte sie innerlich. Ihr kam in keiner Sekunde der Gedanke, laut um Gnade zu flehen. Sie hätte sowieso keinen Ton heraus bekommen.

Ängstlich wagte sie einen Blick hinauf. Sie konnte ihren Entführer nicht gut erkennen. Aber er war groß, schlank, sein Haar war dunkel und perfekt gestylt. Er trug - zu ihrem Erstaunen - Anzughose, Hemd und Sportsakko. Seine Erscheinung passte so gar nicht zu der schwarzen Pistole, die locker in seiner herabhängenden Hand lag.

Mona begann zu zittern und petzte die Augen zusammen.

Dieses Ding in seiner Hand ... dieses große Ding, dazu gedacht, zu töten ...

Ihr wurde schlecht, aber noch schlimmer war, dass sie nicht wusste, ob ihre Blase ihrer Todesangst standhalten konnte. Wie erniedrigend es doch wäre, sich jetzt auch noch in die Hose zu machen ...

»Na toll«, sagte der Mann mit plötzlich sanfter Stimme, »jetzt sieh dir dieses arme Ding an! Sie ist ja völlig verängstigt.«

Mona, deren Augen immer noch fest zusammen gepetzte gewesen waren, schielte vorsichtig zu ihm auf.

Immer noch mit der bedrohlichen Pistole in der Hand, kam er zu ihr und ging vor ihr in die Hocke. Mona versuchte, mit der Wand zu verschmelzen, und hätte gerne geweint, weil es nicht funktionieren wollte.

Er legte den Kopf schief und betrachtete sie eingehend.

»Franklin?«, fragte sein Kumpane, der noch immer in der Nähe der Tür stand. »Wir sollten es schnell machen, du hast gleich ein Treffen mit einigen ... Geschäftspartnern.«

Dieser Franklin seufzte und blickte zur Tür hinüber. »Wir tun gar nichts«, tadelte er den anderen. »Du und deine nichtsnutzigen Männer haben einen Fehler gemacht, um den ich mich jetzt kümmern muss, weil du zu feige bist, einem Mädchen das Licht auszuknipsen!«

Mona fuhr zusammen und begann zu wimmern. Sie presste das Gesicht gegen ihre Arme, die sich an die feuchte Betonwand klammerten, und petzte die Augen zusammen. Sie wollte nicht sehen, wie er die Pistole hob und auf sie zielte.

Gleich ist es vorbei, sagte sie sich in Gedanken vor. Dann ist alles vorbei.

Das Problem war nur, das sie nicht sterben wollte.

»Na-na!« Dieser Franklin schnallste mit der Zunge und rückte näher.

Mona versteifte sich, als sie seine große Hand spürte, die beruhigend über ihr Haar strich.

»Soviel Angst vor dem Tod ... Armes Mäuschen.«

Sein ruhiger, einfühlsamer Ton brachte sie unweigerlich dazu, zu hoffen.

Mona öffnete die Augen und sah ihn an.

Er hatte ein wirklich schönes Gesicht, das zu seiner melodischen Stimme passte. Das Gesicht eines Modells oder eines Filmstars. Ebenmäßige Haut, große blaue Augen, gerade Nase, hohe Wangenknochen und volle, sinnliche Lippen. Kein Mann, den man sich als Entführer vorstellen konnte, und doch hing Mona in seinen Fängen.

Er legte den dunklen Haarschopf schief und betrachtete lange stumm ihr Gesicht.

»Frank-«

»Schnauze«, wies er den anderen zurecht. »Ich überlege gerade.«

Der andere seufzte verhalten. »Können wir das später machen? Ich muss auch bald wieder los, ich habe noch zutun.«

»Ich sagte: Schnauze!«, brüllte der Pistolenmann.

»Okay«, murmelte der andere.

Als dieser Franklin wieder den Kopf drehte, lächelte er Mona an. »Du willst leben, oder?«

Mona schluckte ein Schlurzen herunter und nickte einmal kurz. Sie hatte das Gefühl, das ihn das zufrieden stellte. Sein einfühlsamer Gesichtsausdruck brachte sie dazu, nun doch zu flehen. Sie nahm die Hände herunter und wandte sich ihm zu. »Bitte ...«

Schneller als sie hätte reagieren können, schlug er ihr heftig mit dem Griff der Pistole gegen die Wange. Ihr Kopf flog herum. Unbeschreiblicher Schmerz breitete sich in ihrem Gesicht aus. Mona keuchte fassungslos auf. Teils wegen der Schmerzen, teils wegen der plötzlichen Gewalt.

Sie hielt sich noch die Wange, als sich seine große Hand um ihr Kinn schloss, so, dass er ihren Mund verschlossen hielt. Er zwang sie, ihn wieder anzusehen. Tadelnd schüttelte der den Kopf. »Und dabei hat es so gut angefangen.«

Mona wusste nicht, was sie falsch gemacht hatte. Hatte sie überhaupt etwas falsch gemacht?

Sie weinte und ihre Schultern zuckten dabei, doch seine Hand verhinderte, dass sie einen Laut von sich gab.

»Regel Nummer eins«, sagte er zu ihr, »du sprichst niemals ungefragt! Verstanden?«

Mona rührte sich nicht.

Sein Griff wurde fester, er quetschte ihren Kiefer schmerzhaft zusammen. Leise zischend fragte er erneut: »Hast. Du. Mich. Verstanden?«

Mona nickte so gut sie konnte.

Da lächelte er plötzlich wieder und nahm die Hand fort.

Mona wollte nach Luft schnappen, hatte aber Angst, es zutun. Sie senkte lediglich den Kopf und versuchte, keinen Laut von sich zu geben.

Der Typ mit der Pistole lachte vergnügt. »Sieh mal einer an, ein Naturtalent! Siehst du das, Tie? Da hast du mir ja ein braves, kleines Ding gebracht.«

»Ich dachte, du musst sie loswerden«, murrte der Kumpane zurück.

»Ja«, seufzte ihr Entführer bedauerlich.

Mona sah nur seine Hände, die sich unmittelbar vor ihrem Gesicht befanden. In dem Moment, als er die Pistole hob, seitlich hielt und sie entsicherte - wie sie glaubte - konnte sie sich nicht mehr zusammenreißen. Sie glaubte, gleich erschossen zu werden, noch nie hatte sie mehr Angst in ihrem Leben verspürt. Sie konnte sich nicht wehren, nicht fortrennen, sie hockte einfach da und musste warten ... Warten auf ihren Tot. Ihre Blase gab nach und sie machte sich ein. Scham überkam sie, aber sie konnte es nicht aufhalten.

Wegen der Peinlichkeit und der Erniedrigung fing sie wieder zu weinen an, doch diesmal konnte sie die Laute nicht unterdrücken.

»Oh je«, hörte sie diesen Franklin amüsiert ausstoßen, »meine Süße, keine Sorge, ich habe sie nur gesichert!«

Mona traute ihren Ohren erst nicht. Vorsichtig blickte sie wieder auf seine Hände.

»Schau! Ich steck sie weg«, versprach er und ließ die Pistole hinter seinem Rücken verschwinden. Danach zeigte er ihr demonstrativ seine Hände. Sie waren leer.

Mona stieß beinahe dankbar die Luft auf.

»Okay?«

Sie nickte, ohne ihn anzusehen.

Da spürte sie wieder seine Hand, die über ihr Haar strich. »Braves Mädchen, ganz ruhig.«

Allmählich kam sie sich vor wie ein Tier, das er besänftigen wollte. Traurig stellte sie fest, dass es funktionierte. Er strahlte eine Ruhe aus, die auf sie überging.

»Ihr habt ihr nicht ihre Haarnadeln weggenommen!«, schimpfte er mit seinem Kumpanen.

»Was soll sie damit schon tun? Uns allen die Augen ausstechen?«, witzelte dieser.

»Nein, sie hätte damit die Tür aufmachen können!«

Mona starrte wie betäubt vor sich hin. Wäre ihr die Idee gekommen ... wäre sie nur etwas früher aufgewacht und auf diese Idee gekommen ... wäre sie dann längst frei?

»Komm, ich nehme dir die mal raus, Süße«, hörte sie den Kerl sagen.

Mona hielt still, während er ihr sorgsam die Haarklammern und Haarnadeln abnahm, und Strähne für Strähne ihr welliges Haar um ihr Gesicht fiel. Sie konnte sich nicht rühren, zu groß war die Angst vor weiteren Schlägen.

Es war eigenartig, denn einerseits hasste sie ihn vom ersten Moment an abgrundtief, andererseits war er es, der die Macht hatte, sie zu töten und es nicht getan hatte. Jedenfalls noch nicht. Aus unerklärlichen Gründen empfand sie ihm gegenüber einen Anflug von Dankbarkeit. Mona verabscheute sich selbst für derlei Gefühle.

»So«, sagte er und ließ mehrfach seine Hände durch ihr Haar gleiten, um sicher zu gehen, dass auch alle Klammern draußen waren.

Er ließ die Utensilien in seiner Hosentasche verschwinden. Anschließend streckte er erneut die Hände nach ihr aus. Strich ihr beinah fürsorglich das Haar aus dem Gesicht und zwang sie, den Kopf zu heben.

»Lass mal sehen«, flüsterte er interessiert. »Schau mich mal an.«

Mona hob den Blick und sah ihm in die Augen.

Was er erblickte, schien ihm zu gefallen, denn er lächelte zufrieden.

»Siehst du das, Tie?«, fragte er den anderen ohne den Blick von ihr zu wenden. »Keine Abscheu, keine hasserfüllten Blicke. Nur pure, erstickende Angst!«

Es war noch einmal beängstigender, das er diese Tatsache aus ihrem Blick hatte ablesen können. Mona schluckte schwer und war versucht, erneut um Gnade zu flehen. Aber der Schlag in ihr Gesicht hatte sich eingebrannt, deshalb blieb sie stumm.

»Also«, begann er freundlich, »willst du leben, kleines Mäuschen?«

Mona unterdrückte die nächsten Weinkrämpfe und öffnete den Mund um zu bejahen.

Doch sie verstummte, als er sie streng ansah. Sie presste die Lippen aufeinander und nickte.

Das stimmte ihn erneut zufrieden. »Du lernst schnell, das sprich für dich.«

»Franklin, du sagtest, die ganze Stadt werde irgendwann nach ihr suchen«, versuchte der andere, den Mona wegen der Säule noch immer nicht sehen konnte, auf ihn einzureden.

»Vielleicht«, stimmte Franklin zu. Aber er lächelte Mona an. »Wer wird sie hier schon suchen?«

»Sie ist eine Schwachstelle! Das hast du selbst gesagt!«

»Nicht, wenn sie brav ist«, warf er ein und grinste Mona nun breiter an.

Er beugte sich zu ihr, noch immer hielt er ihr Gesicht fest. Dann, als würde er mit einem Welpen reden, sprach er zu ihr: »Kannst du das, Süße? Hm? Kannst du brav sein? – Ja! Ich bin sicher, dass wir das lernen können, oder? Du willst doch leben, Kleine. Ich schenk dir dein Leben, wenn du meine Regeln achtest. - Wie hört sich das für dich an?«

»Das ist eine blöde Idee«, murrte dieser Kerl, der Tie genannt wurde.

Mona fragte sich, ob dieser Spitzname für den Buchstaben T, der im englischen Tie ausgesprochen wurde, stand oder wurde er Tea genannt, wie Tee, weil er vielleicht absurder Weise eine Vorliebe für Tee hatte? Eine witzige Vorstellung, sich einen ihrer Entführer mit einer Tasse warmen Kamillentee vorzustellen ...

Ein Anflug von Hysterie machte sich in Mona breit. Am liebsten hätte sie laut gelacht und gleichzeitig geweint. Verzweiflung breite sich in ihrem Inneren aus.

»Beachte ihn nicht«, sagte Franklin zu Mona, die ängstlich versucht hatte, einen Blick in die Richtung des Mannes zu werfen, der ihren Tod provozierte. »Das ist eine Sache zwischen dir und mir, Kleine. Er hat da kein Mitspracherecht, keine Sorge.«

Sie sah den dunkelhaarigen wieder in die Augen.

»Also?«, drängte er. »Willst du ein braves Mädchen sein?«

Sie hätte ihm am liebsten in sein perfektes Gesicht gespuckt und ihn verflucht.

Ob nun aus Angst oder aus letzten bisschen Vernunft, sie tat nichts dergleichen, stattdessen nickte sie zögerlich.

Er grinste. »Na also. So ein gehorsames Mädchen hatten wir noch nie!«

Hellauf begeistert erhob er sich. Dabei strich er ihr wieder über den Kopf, als lobte er einen Hund. Doch Mona spürte, wie er ihren Kopf nach unten drückte, damit sie eine unterwürfige Haltung einnahm. Bevor er sich gänzlich abwandte, flüsterte er ihr noch ins Ohr: »Regel Nummer Zwei: Du schaust nur dann auf, wenn ich es dir gestatte!«

Mona sah erstarrt zu Boden.

»Nicke, wenn du mich verstanden hast.«

Sie tat, wie ihr befohlen.

»Braves Kind«, lobte er sie. »Ich bin in ein paar Stunden zurück, dann schauen wir mal, ob du den Ärger wert bist.«

Er wandte sich ab und ging zur Tür.

Mona traute sich nicht einmal zu atmen, solange er noch im Raum war, selbst als er ihr den Rücken zugedreht hatte.

»Aber Franklin, du sagtest eben noch, dass du sie loswerden willst. Was, wenn wirklich jemand nach ihr sucht?«

»Ich sollte dich erschießen! Dich und alle, die an diesem Fehler beteiligt waren!«, hörte sie ihren Entführer sagen.

»Ich sagte doch, ich habe falsche Informationen bekommen! Mir wurde gesagt, das Mädchen, das du haben wolltest, verlässt um die angegebene Uhrzeit das Gebäude. Ich bin ihr gefolgt und ...«

»Du hattest doch ein Foto!«

»Es war dunkel! Und sie sehen sich sehr ähnlich! Dunkles Haar, klein und zierlich-«

Mona sah nichts, doch was sie hörte, ließ darauf schließen, dass gerade jemandem heftig ins Gesicht geboxt worden war.

Ganz tief in ihr drinnen, lächelte sie darüber. Denn nach allem, was sie aus dem Gespräch entnommen hatte, war es dieser Tie gewesen, der sie verschleppt und hier her gebracht hatte. Unabhängig davon, wer sie nun festhielt, war er es, der alles in die Wege geleitet hatte. Wegen ihm war sie jetzt hier. Von ihr aus konnte dieser Franklin ihn noch zweimal mehr einen Fausthieb verpassen.

»Nun denn«, hörte sie ihn sagen. »Ich muss zu einem Treffen. Aber ich möchte über deinen Fehler hinwegsehen, weil du nützlich bist! Sollte jemand nach ihr suchen, ist es deine Aufgabe, dass alle Spuren ins Leere führen. Verstanden?«

»Natürlich«, gab dieser Tie kleinlaut zurück. »Aber ich versichere dir, das ich keine Spuren hinterlassen habe, Franklin.«

»Versagst du auch diesmal, werde ich mich deiner entledigen müssen. Scheitern ist für dich also keine Option, mein Freund!«

Mona sah, wie Licht hereinfiel und spürte warme Luft in den Raum eindringen. Das ließ sie vermuten, dass diese Tür in ein Haus führte.

Die Tür wurde wieder geschlossen und versperrt, aber erst als sie hörte, wie sich die Schritte entfernten, traute sie sich wieder zu atmen.

Entsetzt über ihre Lage, ließ sie sich zurückfallen. Ihr Magen schmerzte fürchterlich und ihr war danach, sich zu übergeben. Mehrmals hatte sie geglaubt, er würde sie einfach erschießen. Aus Angst hatte sie sich eingepinkelt, eine Tatsache, die sie demütigte. Nun saß sie in der nassen, dreckigen Hose da. Sie fühlte sich schmutzig. Und ihr Entführer kam erst in ein paar Stunden wieder? Solange sollte sie in diesem nassen, kalten und düsteren Raum verbringen? Durstig, unterkühlt und durchnässt?

Hinterher fragte sie sich, ob die Pistole nicht doch die bessere Wahl gewesen wäre.

Sie weinte und klammerte sich an die einzige Hoffnung, die sie noch hatte: das ihre Familie nach ihr suchen würde. Das bald ein Einsatzkommando durch diese Tür stürmen und sie retten würde. Mona flehte den Himmel an, dass dies bald geschehen würde.

Dunkelheit und Nässe streckten ihre Klauen nach ihr aus und umfingen sie. Hielten sie fest. Nahmen sie gefangen. Hilflos begann Mona in der Einsamkeit zu weinen.

***

»Fatima, kommst du mal bitte?«

Fatima sah auf und blickte ihrem Vorgesetzten in das alte, kantige Gesicht, das von einem grauen Stoppelbart verdeckt wurde. Uniformiert sah er durch die Türöffnung in ihr Büro und warf ihr einen ungeduldigen Blick zu.

Fatima nickte und erhob sich von ihrem Schreibtisch. Sie ging zu ihm auf den Flur und folgte ihm in Richtung seiner Bürotür.

»Wo ist denn der Kleine Herr Aab heute?«, fragte ihr Chef betont streng.

»Er war gerade noch da, ich habe ihn nur schnell Kaffee holen geschickt«, antwortete sie.

Herman Schreiber drehte sich mit vorwurfvoller Miene zu ihr um. »Tom sollte dir und Norman bei den Akten helfen, Fatima, er ist nicht euer Laufbursche.«

»Er wollte«, verteidigte sich Fatima. »Frag ihn doch!«

Sie zeigte auf den jungen Mann mit dem blondrötlichen Haarschopf, der gerade durch den Flur auf sie beide zukam. Mit zwei vollen Pappbechern Kaffee.

»Du bist mein Lebensretter«, sagte Fatima zu Tom.

Er war ein durchschnittlich großer Kerl mit recht schlankem Körperbau. Er wirkte wie der nette Junge von neben an und - ganz ehrlich gesagt- war er das auch. Denn trotz seinen siebenundzwanzig Jahren, sah er recht jung aus und hatte auch die schüchternen Charakterzüge eines Jugendlichen.

»Na gut, soll mir recht sein«, murmelte ihr Chef. »Da Norman an einem anderen Einsatz arbeitet, wird Tom als dein Partner fungieren.«

»Das wissen wir doch«, erwiderte Fatima verwirrt. »Wo liegt das Problem? Haben wir etwas falsch gemacht?«

»Ist es wegen des Berichts von letzter Woche?«, fragte Tom nervös. »Ich verspreche, es kommt nie wieder vor.«

Tom hatte aus Versehen eine Fallakte verlegt. Sie war zwar auch im Computersystem gespeichert, aber auch diese Datei hatte er am falschen Ort abgespeichert. Fatima hatte Stunden suchen müssen, bis sie den Bericht wieder gefunden hatte. Aber es war kein Fehler, den man einem Neuling lange nachtrug. Trotzdem machte Tom sich noch immer Vorwurfe deshalb.

»Nein«, widersprach Hermann. »Ich wiederhole dass nur, weil ich einen Fall habe, den ich gerne euch beiden übergeben möchte.«

Eigentlich hatte Fatima ihren Chef im Vertrauen gebeten, keine großen Fälle an sie abzudrücken. Solange Norman nicht da war, traute sie sich nicht an die »dicken Fische« heran. Norman war der Spitzenermittler, sie war nur seine Schülerin gewesen. Es machte sie nervös, dass sie jetzt für Tom die Lehrerin spielen musste.

Klar, Tom konnte gut eigenständig arbeiten, aber dennoch musste er eingearbeitet werde. Das war eine Aufgabe, die Norman hätte übernehmen sollen. Doch kurz nachdem Tom zu ihrem Zweiergespann dazu gestoßen war, hatte Norman diesen supergeheimen Einsatz angenommen. Und Fatima konnte nicht einmal Rücksprache mit ihm halten. Ihr fehlte es, ihn einfach fragen zu können, falls sie bei einem Fall unsicher war. Nun war sie es, die Antworten geben musste. Das behaarte ihr nicht. Aber vor Tom hätte sie das nie zugeben, weshalb sie den Mund hielt.

»Unsere Abteilung ist überladen, Fatima«, sagte Hermann beinahe entschuldigend zu ihr. »Wir kommen den ganzen Vermisstenfällen gar nicht mehr hinterher. Einen Fall muss ich euch überlassen.«

»Um was geht es?«, fragte Tom mit seiner kindlichen Naivität. Ein Charakterzug, wegen dem Fatima ihm das ein oder andere Mal schon in die niedlichen Backen gekniffen hatte.

Natürlich ging es um irgendwas, was sowohl ihr, wie auch Tom an die Nieren gehen würde ...

»Kommt mit«, forderte Hermann auf.

Wie Schäfchen ihrem Hirten, folgte sie ihm den Flur entlang.

»Eine junge Frau, fast noch ein Mädchen in meinen Augen, verschwand vor einigen Tagen spurlos«, erklärte er über die Schulter.

Nichts Neues, leider, dachte Fatima.

Am liebsten hätte sie den Fall sofort abgelehnt. Denn jeder Vermisste in den letzten Monaten war unauffindbar. Fatima wollte nicht, dass dies ihr erster ungelöster Fall wurde.

»Ich weiß, was ihr jetzt denkt«, sagte Hermann seufzend. »Aber es gibt Abweichungen zu den anderen Fällen.« Er blieb an seiner Bürotür stehen und drehte sich zu ihnen um. »Das Mädchen passt nicht in die üblichen Opferbeschreibungen. Äußerlich schon, aber nicht ihre Lebensumstände. Es verschwanden bisher nur Personen, die keine Familie hatten. Es gab Niemand, der vorschnell nach ihnen suchen würde. Menschen mit Drogenhintergrund. Junkies. Alkoholsüchtige. Seelische Fracks! Doch diese junge Frau wohnte noch Zuhause bei ihrer Familie. Mutter, Vater und älterer Bruder. Ihr Bekanntenkreis ist klein, aber sie hat einen! Sie arbeitete zwar nicht, war aber auf Jobsuche. Sie betreibt eine kostenlose Kunst-Website. Ein kreatives, schüchternes Mädchen. Nie auffällig. Nimmt keine Drogen, geht nicht einmal feiern. Jedenfalls laut ihren Eltern.«

Fatima runzelte die Stirn und wollte wissen: »Wie alt?«

»Neunzehn Jahre jung«, antwortete ihr Chef und schüttelte traurig den Kopf. Er riss sich zusammen und berichtete: »Ihre Mutter rief schon in der Nacht an, als sie verschwand. Aber ihr kennt das ja. Wir können nicht nach einer volljährigen Frau die ganze Stadt absuchen, nur weil ihre ängstliche Mutter sich fragt, warum sie drei Stunden später nach Hause kommt.«

Wenn sie es nur tun könnten, überlegte Fatima traurig. So viele Vermisste hätten gerettet werden können.

»Nun, jetzt sind drei Tage vorbei und die junge Frau ist noch immer spurlos verschwunden. Laut ihren Eltern, die gerade in meinem Büro sitzen, war sie zu einem Vorstellungsgespräch bei einer Rechtsanwaltsfirma gefahren und danach nicht wieder aufgetaucht.«

Tom sah bleich aus, als Fatima ihm einen Blick zuwarf.

»Ich weiß, keiner von euch ist scharf auf einen Fall, der sich nicht aufklären lässt, aber diesmal haben wir eine Chance! Eine geringe, aber immerhin«, munterte Hermann sie auf. »Die anderen Entführten wurden erst nach Wochen, manche erst nach Monaten, als vermisst gemeldet. Das Verschwinden des Mädchens liegt erst wenige Tage zurück. Vielleicht haben der oder die Täter noch nicht alle Spuren beseitigen können.«

»Und vielleicht kann sich diesmal jemand erinnern, irgendetwas gesehen zu haben«, stimmte Tom zu. »Wir sollten besser gleich an die Arbeit gehen.«

»Genau.« Hermann nickte. »Also dann ...«

Er öffnete die Tür und Fatima folgte ihm mit Tom.

»Frau und Herr Lorenz?«, sprach Hermann das Ehepaar an, das vor seinem Schriebtisch saß.

Die Frau weinte in ein Taschentuch, während ihr Mann ihr tröstend über den Rücken strich; er wirkte sehr verärgert. Aber wer konnte es ihm verübeln? Erst nach drei Tagen glaubte man ihm, dass seine Tochter verschleppt worden war.

Der Mann war klein und stämmig, ebenso würde Fatima seine Frau beschrieben. Er hatte kurz geschorene, blonde Haare und seine aufgelöste Frau dunkelbraune, schulterlange Wellen. Ihre Haut war südländlich dunkel, während ihr Mann einen typisch deutschen Hautfarbton aufwies. Sie trugen beide legere Kleidung, Jeans, einfarbige Pullover und schwarze Wollmäntel. Ein durchschnittliches Paar. Nicht arm aber auch nicht wohlhabend. Entführung um eine Geldsumme erpressen zu wollen, konnte man also ausschließen.

»Darf ich Ihnen Kommissarin Ünal und ihren Kollegen Kommissar Aab vorstellen?« Herman streckte den Arm nach Fatima aus.

Fatima und Tom stellten sich in das Blickfeld der beiden. Die Frau sah nicht auf, der Mann nickte ihnen grimmig zu.

»Die beiden werden die Ermittlungen leiten«, verkündete Hermann.

Nun sah Frau Lorenz doch auf und blickte Fatima in die Augen. »Bitte«, flehte sie inständig, »bitte, finden Sie unsere Tochter.«

Fatima wollte etwas erwidern, doch da versprach Tom schon: »Wir werden alles Erdenkliche tun, um Ihre Tochter zu finden. Sie haben mein Wort. Aber jetzt erzählen Sie und doch bitte erst einmal, was genau passiert ist.«

»Wie oft sollen wir das denn noch erzählen?«, beschwerte sich Herr Lorenz.

Fatima lehnte sich gegen Hermanns Schreibtisch und sagte: »Vielleicht ist Ihnen ja noch etwas eingefallen, was Sie meinem Vorgesetzten noch nicht erzählt haben.«

Frau Lorenz begann alles noch einmal harrgenau zu erklären, während Ihr Mann nur ärgerlich den Kopf schüttelte.

Fatima konnte es ihm nachfühlen, aber diese Prozedur war einfach wichtig. Es konnte nämlich wirklich sein, das ein wichtiges Detail vergessen wurde.

Nachdem sie geendet hatte, fragte Tom: »Frau Lorenz, können Sie mir Name und Adresse der Firma nennen, bei der Ihre Tochter sich vorstellen wollte?«

»Hier!« Herr Lorenz zog einen Zeitungsausschnitt aus seiner Manteltasche und reichte das zusammengefaltete Papier an Tom weiter. »Die Anzeige stand in der Zeitung, ich habe sie rot umkreist.«

»Wir haben dort angerufen und gefragt, ob Mona dort gewesen war«, berichtete Frau Lorenz, musste aber abbrechen, als der nächste Weinkrampf sie schüttelte.

»Der Sekretär musste erst in den Akten nachsehen, aber er bestätigte uns, das Mona bei dem Vorstellungsgespräch war«, erzählte der Vater weiter. »Er sagte, sie habe das Gebäude gegen Achtzehn Uhr verlassen.«

»Als sie um Zwanzig Uhr nicht Zuhause war, machte ich mir Sorgen. Ich rief bei ihrem Freund an, aber dort war sie auch nicht«, erklärte Frau Lorenz.

»Bei anderen Freunden war sie auch nicht zu finden«, berichtete der Vater.

Fatima nahm sich einen Stift und einen Zettel vom Schreibtisch ihres Chefs. »Können Sie mir Telefonnummer, Adresse und den vollen Namen des Freundes ihrer Tochter nennen?«

Frau Lorenz sah sie überrascht an, doch ihr Mann gab die Daten ohne zu zögern heraus.

»Danke«, sagte Fatima knapp.

»War es das dann jetzt? Suchen Sie jetzt endlich nach ihr?«

»Ja, Herr Lorenz«, versprach Tom.

»Dann würde ich meine Frau jetzt gerne erst einmal zurück nach Hause bringen.«

Das war keine schlechte Idee, denn die arme Frau stand kurz vor einem Zusammenbruch.

»Wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte, melden Sie sich bitte umgehend«, sagte Tom und reichte dem Mann eine Karte.

»Und es wäre nett, wenn Sie uns eine Liste mit Namen aller Freunde Ihrer Tochter geben könnten«, fügte Fatima hinzu.

»Das werden wir tun«, versprach Herr Lorenz, während er seine Frau zur Tür geleitete.

»Bitte«, bat diese an der Tür erneut, »finden Sie sie!«

»Wir tun, was wir können«, erwiderte Tom.

Während Tom die beiden auf den Flur brachte, holte sich Fatima die Akte über den Fall von ihrem Chef, eher auch sie das Büro verließ.

Tom wartete, bis das Ehepaar außer Hörweite war, dann sagte er zu Fatima: »Der letzte Ort, an dem die junge Frau gesehen wurde, war diese Firma. Wir sollten sofort dort vorbei fahren. Selbst wenn die Angestellten nichts gesehen haben, gibt es vielleicht Anwohner, die sich noch an etwas erinnern können.«

Fatima nickte. Das wäre genau das, was auch Norman getan hätte. Er hätte keine Sekunde gezögert, er wäre sofort in seinen Wagen gesprungen und jeder noch so kleinsten Spur nachgegangen.

»Holen wir unsere Jacken und machen uns auf den Weg«, stimmte Fatima zu.

Sie war zwar keine Mutter, aber sie wusste, wie sehr ihre Familie leiden würde, wenn sie verschwunden wäre. Um jeden Preis wollte sie die junge Frau finden und sie zurück in die schützenden Arme ihrer Familie bringen.

***

Wie versprochen, kam er einige Zeit später wieder.

Mona musste sich in einen erschöpften Schlaf geweint sein, denn das Geräusch des Türschlosses weckte sie.

Dann hatte sie doch nicht nur geträumt, erkannte sie ernüchtert. Was wohl jetzt kommen mag?, überlegte sie voller Furcht. Wie viel schlimmer konnte es eigentlich noch werden?

Aber noch bevor sie den Gedanken zu ende gebracht hatte, wusste sie, das es noch sehr viel schlimmer kommen konnte. Sie hatte genug Bücher gelesen und Filme gesehen, um sich eine Vorstellung daraus machen zu können, was eine entführte Frau in den Händen eines Mannes alles durchleben musste. Dennoch hoffte sie, dass man sie einfach in Ruhe lassen würde. Die Vorstellung, vergewaltigt zu werden, drehte ihr fast den Magen um.

Licht erhellte den Raum. Künstliches, grellweißes Licht, das nicht durch die Tür fiel, denn Mona hatte gehört, wie sie bereits wieder verschlossen wurde.

Sie hob müde den Kopf, als ihr Entführer in ihr Blickfeld trat. Er hatte das Sakko ausgezogen und sein Haar war zerzaust, als hätte er es sich mehrfach gerauft. In der Hand hielt er eine Neonröhre, die das Licht abstrahlte.

Er seufzte und wandte ihr den Rücken zu, als er in eine andere Ecke ging. Bedauernd sagte er über die Schulter: »Entschuldige, das du warten musstest, ich hatte einige ... Dinge zu regeln.«

Sollte sie jetzt etwas erwidern? Selbst wenn sie gewollt hätte, ihre Kehle war zu ausgetrocknet um auch nur einen Laut herauszubekommen.

»Wie ich sehe, sitzt du immer noch in der hintersten Ecke«, erkannte er, nachdem er die Neonrohre an einem Hacken an der Decke aufgehängt hatte.

»Das ist gut«, meinte er fröhlich und drehte sich wieder zu ihr um. »Ich möchte, dass du ab sofort immer in diese Ecke gehst, sobald du hörst, dass ich die Tür herein komme. Verstanden?«

Mona starrte zu ihm auf.

Er kam zu ihr und ging vor ihr in die Hocke, erneut fragte er: »Kapiert?«

Sie sah ihm in die blauen Augen und nickte stumm.

»Sollte ich dich je in der Nähe der Tür erwischen, werde ich dich aufhängen und auspeitschen«, drohte er. »Hast du auch das verstanden?«

Mona bekam keine Luft mehr.

»Nicke!«

Sie tat, wie er ihr befohlen.

»Und was sagte ich dir über das Ansehen?«, fragte er streng.

Sofort senkte sie den Kopf und starrte zu Boden.

»Wiederhol die erste Regel«, befahl er ernst. »Los. Sprich!«

Monas Stimme war nur ein zitternder Lufthauch, als sie sagte: »Ich werde nicht unaufgefordert sprechen.«

»Die zweite Regel?«, drängte er.

Mona schwieg.

»Sieh mich an.«

Sie hob den Blick und er wartete geduldig.

Nach einer gefühlten Ewigkeit grinste er und forderte auf: »Sprich!«

»Regeln Nummer Zwei: Ich blicke nur dann auf, wenn es mit gestattet wurde.«

Ohne Vorwarnung holte er aus und schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Unter der Wucht seines Schlags flog sie zur Seite.

»Fast richtig«, seufzte er. »Aber ich sagte, wenn ich es dir gestatte. Merk dir das! Du hörst nur auf das, was ich sage. Verstanden?«

Mona wollte nicken, hielt aber inne.

»Nicke!«, gab er den Befehl.

Sie tat es eilig.

»Gut, du bist willig, zu lernen«, erkannte er. »Du bist klüger als die anderen. Wer aufmüpfig ist, überlebt hier leider nicht lange.«

Er hatte ja keine Ahnung, wie gerne sie ihre Angst überwunden und sich gewehrt hätte. Sie wollte es ihm nicht so leicht machen. Aber die Vernunft siegte bei ihrem inneren Kampf. Mona wusste ganz genau, das sie sterben würde, sollte sie ihm zu schwierig werden. Und noch klammerte sie sich zu sehr an das Leben.

»Die dritte Regel? Sprich!«

»Ich werde sofort in meine Ecke gehe, wenn Ihr die Tür hereinkommt«, antwortete sie kleinlaut.

»Gut«, sagte er zufrieden. »Sehr schön. Jetzt sieh mich an.«

Zögerlich hob sie den Blick und sah in ein freundlich lächelndes Gesicht.

»Wie heißt du?«, wollte er wissen.

Einen augenblicklang überlegte sie, einen falschen Namen zu nennen. Aber dieser Mann hatte ihre Handtasche und in ihrer Handtasche befand sich ihre Geldbörse mit ihrem Personalausweis. Er wusste ganz genau, wie sie hieß. Was er hier mit ihr anstellte, waren pure Psychospielchen. Er testete sie.

»Sprich«, forderte er auf.

»Mona«, sagte sie ihm. »M ... mein Name ist Mona.«

Er grinste breit. »Mona? Wie die Mona-Lisa?«

Mona sagte nichts.

Er legte den Kopf schief und betrachtete sie grübelnd. »Lächeln mich mal an!«

Mona blieb das Herz stehen. Sie wusste, er würde ihr wieder wehtun, wenn sie nicht gehorchte, aber sie war nicht einmal in der Lage, die Lippen zu einem falschen Lächeln zu verziehen. Unter großer Anstrengung schaffte sie es dennoch gerade so, ein leicht schiefes Lächeln hervorzubringen, das ihn zufrieden nicken ließ.

Es hielt zwei Sekunden, eher es wieder verschwand.

»Weißt du, wer ich bin?«, fragte er. »Nicke, wenn dem so ist!«

Sie nickte.

»Du hast meinen Namen also gehört?«, wollte er wissen und klang darüber alles andere als glücklich. »Nicke!«

Sie bewegte den Kopf bejahend.

»Nun gut, er ist aber für dich nicht relevant«, sagte er mürrisch. Er beugte sich zu ihr, umfasste ihr Kinn und brachte sein Gesicht nahe an ihres. »Für dich bin ich einfach nur dein Herr. Verstanden? Du nennst mich niemals beim Namen. Ich bin dein Herr. Dein Meister. Andere Namen dulde ich aus deinem Mund nicht. Nicke, wenn du das verstanden hast.«

Sie nickte, soweit es sein Griff zuließ.

»Wenn ich dir in Zukunft Fragen stelle, beantwortest du sie mit ’Ja, Herr’ oder ’Ja, Meister’. Hast du das verstanden? Sprich!«

»Ja, Herr«, brachte sie hervor und musste ihre Tränen zurückhalten.

Es war eine Erniedrigung, dieses arrogante Arschloch auch noch derart ansprechen zu müssen!

»Gut«, erwiderte er gedehnt und grinste.

Seufzend rieb er mit seinem Daumen über ihre trockenen Lippen. »Du warst lange bewusstlos. Weißt du, welcher Tag heute ist?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Das ist auch gut«, sagte er erfreut. »Lange bist du noch nicht bei mir, aber der nette Herr Tie hat sich ein paar Tage um dich gekümmert, eher er dich hergebracht hat. Er schwor mir, dir Wasser eingeflößt zu haben, davon weißt du vermutlich nichts mehr, oder?«

Mona versuchte, die Informationen zu verarbeiten. Es war beängstigend, das sie nicht wusste, wie lange sie bei diesem mysteriösen Tie gewesen war, oder was man dort wohl alles mit ihr angestellt hatte.

»Sprich!«, wurde sie aufgefordert.

Sie riss sich zusammen und antwortete: »Nein, Herr. Ich weiß nichts davon.«

»Nun ... nichtsdestotrotz, musst du durstig sein, oder?«, fragte er fürsorglich.

Erneut erwischte sie sich dabei, wie sie dankbar wurde. Sie nickte eifrig.

»Willst du etwas trinken, Süße?«

Sie nickte noch mehr. Was würde sie nicht alles für einen Schluck Wasser tun!

Man wusste Flüssigkeit erst richtig zu schätzen, wenn man kurz vor dem Verdursten stand und kein Wasser in Reichweite war.

Er stand auf und sie atmete erleichtert aus - dachte sie doch, er würde ihr ein Glas Wasser holen.

Doch er blieb über ihr ragend stehen und fragte: »Weißt du, was ich mit dir vorhabe?«

Sie schüttelte den Kopf. Es war ihr auch egal, sie wollte nur dieses Wasser!

»Ich werde dich unterwerfen«, sagte er mit bedrohlicher Stimme. »Ich werde dir deinen Willen nehmen. Bis du nichts anderes mehr kennst als mich. Bis ich dein Denken, dein Handeln und deine Wünsche komplett ausfülle. Ich werde deine Welt sein. Ich werde dich besitzen.«

Seine Worte machten sie wütend, weil Mona sich sicher war, das das nie passieren würde.

Er konnte sie schlagen und demütigen, aber sie würde niemals ihm gehören. Ihren Willen konnte ihr niemand nehmen. Hasserfüllt wollte sie zu ihm hochstarren, doch sie versteinerte, als sie sah, dass seine Hände zu seinem Gürtel wanderten.

Er öffnete den schmalen Ledergürtel und zog den Reisverschluss seiner Hose herunter, als er sagte: »Das funktioniert leider nicht, indem ich dir einfach sage, das du gehorchen musst. Ich muss dir Gehorsam lehren und dafür muss ich dich erst einmal brechen.«

Mona konnte sich nicht rühren, obwohl sie weglaufen wollte. Würde er sie jetzt etwa vergewaltigen?

»Du hast durst«, sagte er und lachte amüsiert. »Du wolltest trinken, richtig?«

Sie reagierte nicht, deshalb gab er ihr einen Fußtritt.

»Richtig?«

Sie nickte langsam.

»Sieh mich an!«

Mona zwang sich, zu ihm aufzublicken. Er war eine dunkle Gestalt, weil die Neonlampe nur seinen Rücken beleuchtete. Aber sie sah genug, um zu wissen, dass er sein Geschlecht in den Händen hielt. Er war hart und zielte damit auf sie.

Sie versuchte krampfhaft, ihm weiter ins Gesicht zu blicken.

»Was für ein Glück für dich, das ich heute viel getrunken habe und wenig Gelegenheit hatte, Wasser zu lassen. Ich bin sicher, ich habe einen ordentlichen Schluck für dich, der deinen Durst löschen wird«, berichtete er höhnisch. Dann befahl er schroff: »Mach den Mund auf.«

Nein, dachte sie und schüttelte wild den Kopf. Oh nein!

Er zog eine Augenbraue hoch. »Du willst nicht?«

Mona presste die Lippen auf einander.

»Du weigerst dich wirklich?«, hakte er nach. »Du bist neu, ich gewähre dir eine Chance, deine Entscheidung zu überdenken.«

Mona funkelte ihn wütend an.

Lachend packte er sein Glied wieder ein und verschloss die Hose, als er sich abwandte. Er seufzte und sagte: »Das hatte ich befürchtet.«

Mona starrte seinen Rücken an und konnte nicht glauben, was ein widerliches Arschloch dieser Kerl doch war.

Aber es kam noch schlimmer. Sie sah, wie er an einer Metallkette zog, die an der Wand befestigt war. Mona blickte zur Decke. Dort entlang verlief die Kette, wie eine Wäscheleine, nur um einiges dicker und stabiler. Er ließ die Kette hinunter, bis sie in der Mitte des Raums auf dem Boden aufkam.

Mona starrte noch darauf, als er plötzlich wieder mit eiligen Schritten auf sie zukam. Grob packte er in ihr Haar, eher sie begriffen hatte, was er vorhatte. Aufschreiend versuchte Mona, sich zu befreien, als er sie quer durch den Raum zog und in die Nähe der massiven Kette schmiss.

Mona fing sich mit den Händen ab, bevor ihre Nase den Betonboden berührte. Sie versuchte, auf die Beine zu kommen, um zur Tür zu rennen. Auch wenn sie sicher war, das sie verschlossen sein würde, wollte sie es wenigstens versuchen. Aber ihr Peiniger war schnell. Sehr schnell sogar. Er stellte sich mit einem Fuß auf ihren Rücken und lagerte sein Gewicht darauf. Mona brach keuchend zusammen.

»Komm bloß nicht auf noch mehr blöde Ideen«, warnte er ernst. »Bisher muss ich nur ein Vergehen maßregeln. Und Ungehorsam wird schon schlimm genug bestraft, vertrau mir. Du willst nicht wissen, was ich mit dir mache, wenn du einen Fluchtversuch wagen solltest.«

Sein Gewicht presste jeglichen Atem aus ihren Lungen, aber hätte sie noch welchen gehabt, hätte sie ihn wüst beschimpft.

»Immer wollt ihr euch wehren und um Freiheit kämpfen«, hörte sie ihn vorwurfsvoll sagen und anschließend mit der Zunge schnalzen. »Und am Ende winselt ihr doch alle wieder um Gnade.«

Er nahm den Fuß fort und drehte sie mit einem Tritt auf den Rücken.

Mona hustete, als sie wieder Luft bekam.

»Streck die Arme hoch!«

Mona warf ihm einen wütenden Blick zu.

»Also gut, dann eben die harte Tour«, meinte er gelangweilt und hob wieder seinen Fuß. Seine Schuhsohle legte sich über Monas Kehle, die mit beiden Händen versuchte, das Gewicht abzufangen.

Es war zwecklos; er war zu stark.

Sie spürte, wie ihr Kopf rot anlief, während er ihr langsam mit seinem Fuß die Kehle zudrückte. Die Luft wurde knapp. Das Blut staute sich in ihrem Kopf.

»Streck die Arme nach oben«, forderte er ruhig auf. »Dann lass ich dich weiter atmen.«

Eine Minute, die ihr wie eine Stunde vorkam, kämpfte sie noch gegen ihn. Wand sich unter ihm, schnappte nach Luft und würgte ...

Dann gab sie auf und streckte ihm ruckartig die Arme entgegen. Bitte!, flehte ihr Blick.

Erst nachdem er ihre Hände mit Handschellen zusammengebunden und die Kette damit verflochten hatte, nahm er den Fuß fort.

Mona rollte sich zur Seite und hustete erneut.

Er ging von ihr weg, als er sagte: »Je mehr du kämpft, je mehr Durst wirst du haben. Du wirst schwächer werden, je mehr du dich wehrst. Dein Körper wird sehr bald Energie brauchen. Aber Essen bekommst du nur, wenn du gehorchst.«

Ruckartig wurde Mona in die Höhe gezerrt, als er die Kette wieder in Richtung Decke zog.

Monas Arme hingen weit über ihrem Kopf, als sie auf die Knie gezerrt wurde. Es schmerze in den Handgelenken und in ihren Armen, weil sie völlig verdreht waren. Mona biss die Zähne vor Schmerz zusammen.

Ihr Entführer tauchte wieder vor ihr auf und ging in die Hocke. Er sah ihr ins Gesicht und erklärte: »Das Privileg Wasser und Brot zu erhalten, muss man sich hier erst verdienen, Kleine. Und die oberste Regel lautet Gehorsam! Merk dir das. Jede noch so kleine Weigerung muss bestraft werden. Die Schwere des Bestrafens hängt von der Schwere deines Vergehens ab.«

Mona wollte ihm ins Gesicht spucken, er schien das an ihrer Miene abgelesen zu haben, denn er sagte: »Nur zu, tu es. Aber damit wäre unser kleiner Deal hinfällig. Denk daran, du bist nur noch am leben, weil ich gnädig bin. Du hattest die Wahl gehabt. Ein sauberer Kopfschuss. Aber du wolltest lieber leben und brav sein, weißt du noch? Wenn du dich jetzt anders entschieden hast und du mir zu viel Ärger machst, werde ich dich auf eine Weise zu Tode quälen, dass du dir wünschst, nie gelebt zu haben, das verspreche ich dir. Außerdem habe ich da draußen hunderte Männer, die dich sicher gerne durchrammeln würden, bevor ich dir den Gnadenstoß gebe. Verstehst du, was ich sage?«

Mona nickte wie betäubt. Sie verstand zu gut.

Seine Miene wurde milder, als er weiter sprach: »Glaub mir, ich bin hier deine einzig sichere Wahl, meine Süße.«

Leider schien er damit vollkommen Recht zu haben.

»Also«, er zog ein Messer hervor, »der Schlüssel zur Unterwerfung ist die Demütigung.«

Sie zappelte, als er die Hand nach ihrer Bluse ausstreckte, aber ihre Haltung gab ihr wenig Bewegungsfreiheit, weshalb er seelenruhig und ungestört mit dem Messer ihre Kleidung aufschneiden konnte.

Mona weinte, als ihr Oberkörper entblößt war, und als er auch ihre Hose aufschnitt, wandte sie beschämt den Blick ab.

»Wie ich sehe, habe ich dir enorm viel Angst gemacht, hm?«, hörte sie seine sachliche Stimme. »Kein Grund sich zu schämen, die meisten bekommen in meinem Zuhause eine schwache Blase, Süße.«

Wie gern sie ihm doch in sein Gesicht geschlagen hätte!

Er zerrte ihr noch die Strümpfe von den Füßen und zerschnitt ihren Slip.

»Hübsch bist du ja«, sagte er, als er ihre zerschnittene Kleidung zur Seite warf.

Mona starrte zu Boden und zitterte. Wenn er sie nun anfassen würde, müsste sie sich ganz sicher übergeben.

»Wirklich schade. Hättest du gehorcht, wärest du bereits sauber und in frische Kleidung gehüllt. Ich hätte dir einen Nachttopf hingestellt und dir die Lampe angelassen. Aber du wolltest ja nicht.«

Hieß das, dass er sie nicht anfassen wollte?

Mona ertappte sich dabei, das sie sich selbst verfluchte. Hätte sie einfach getan, was er verlangte, müsste sie jetzt nicht nackt an dieser Kette hängen.

Er stand auf und ragte wieder über ihr.

Sie petzte die Augen zusammen, als sie hörte, wie er erneut seine Hose öffnete. Mit dem ersten warmen Strahl seines Urins, hielt sie die Luft an. Es dauerte vermutlich nur wenige Sekunden, aber für Mona waren es Jahre. Jahre der Demütigung, die sie nie wieder loswerden würde.

Als er fertig war und seine Männlichkeit wieder in der Hose verstaut hatte, ging er noch einmal vor ihr in die Hocke und sagte: »Dein Durst wird von Minute zu Minute schlimmer werden. Es wird höllisch wehtun. Deine Kehle wird kratzen und scheuern, als würdest du Sandkörner schlucken. Noch weigerst du dich, aber glaub mir, eher du verdurstest, wirst du mich darum anflehen.«

Er erhob sich und ging zur Kettenvorrichtung. Mit einem Ruck wurde Monas Körper in die Höhe gerissen. So weit, das ihre Zehenspitzen nur noch leicht den Boden berührten. Sie glaubte, ihre Arme würden abreißen und die kantigen Handstellen schnitten ihr in ihre Handgelenke.

Dann wurde das Neonlicht ausgemacht.

Mona sah, wie die Tür geöffnet wurde.

Bevor er ging, sagte er noch: »Deine Strafe ist vorbei, wenn du trinkst, was ich dir anbiete.«

Mit diesen Worten ließ er sie alleine in der Dunkelheit hängen.

Willenbrecher

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