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«Sicher eingewöhnen» – das Modell

Die meisten Kinder werden mit dem Eintritt in eine Krippe, Kleinkindgruppe oder Spielgruppe zum ersten Mal die Erfahrung einer Fremdbetreuung in einer pädagogischen Einrichtung machen. Das ist ein großer und wichtiger Schritt für die Kleinen und sollte mit viel Empathie, Ruhe, Zeit, Geduld und Achtsamkeit begleitet werden.

Denn Eingewöhnung bedeutet immer auch Bindungsaufbau. Von einer sicheren Basis aus muss das kleine Kind eine weitere Beziehung zu einer ihm bis dahin völlig unbekannten Person aufbauen – eine Erfahrung, die auch das spätere Verhalten des Kindes im Hinblick auf seine Bindungsfähigkeit prägen wird.

«Sicher eingewöhnen» ist ein bindungsorientiertes und feinfühliges Eingewöhnungskonzept, dessen Grundpfeiler die waldorfpädagogischen Säulen der Ein- und Ausatmung und ein sich rhythmisch wiederholender Tagesablauf bilden. Dabei steht immer im Vordergrund, die Bedürfnisse des Kindes zu achten und eine sichere Beziehung zwischen ihm und der Erzieherin herzustellen. Es geht um eine Beziehung, die Hülle und Vertrauen schafft – sowohl für das Kind als auch für die Eltern.

Ich werde Sie nun Stück für Stück durch das Konzept «Sicher eingewöhnen» lotsen, sodass Sie, liebe Erzieherinnen, am Ende ein Eingewöhnungsmodell kennengelernt haben, das Sie zu Ihrem eigenen Werkzeug machen können. Und das Ihnen dabei helfen wird, eine sichere, tragfähige und feinfühlige Beziehung zum Kind aufzubauen.

Wir beginnen mit dem äußeren Rahmen.

Der äußere Rahmen

Das Aufnahmegespräch

Im Prinzip beginnt die Eingewöhnung mit dem Aufnahmegespräch, das mit den an einem Krippenplatz in Ihrer Einrichtung interessierten Familien geführt wird. Hier findet ein erstes Kennenlernen zwischen den Eltern, den Pädagogen und dem Kind statt. Man lernt das Kind kennen, die Eltern können etwas über sich und die Familie erzählen. Die Erzieherin hat die Gelegenheit, einen ersten spielerischen Kontakt zum Kind zu knüpfen. Kind und Eltern können einen ersten Eindruck von dem Gruppenraum und den Spielmaterialien bekommen. Gleichzeitig haben die Eltern bei diesem Gespräch die Möglichkeit, erste Fragen zur Eingewöhnung und zum Ablauf zu stellen.

Es ist auch ratsam, die Eltern bei diesem Gespräch gleich auf die Dauer der Eingewöhnung hinzuweisen. So wissen sie von Beginn an, mit welchem zeitlichen Aufwand zu rechnen ist, wenn ihr Kind einen Platz erhält.

Ebenfalls eignet sich das Aufnahmegespräch für Sie als Eltern, um sich mit den Pädagogen vielleicht über erste Sorgen oder Ängste auszutauschen.

Der Eingewöhnungselternabend

Sie, liebe Eltern, haben für Ihr Kind einen Platz in Ihrer Wunscheinrichtung bekommen. Auch die Pädagogen haben sich bewusst für die jeweiligen Familien und deren Kind entschieden. Jetzt geht es um die folgenden Fragen: Wie wird die Eingewöhnung denn genau ablaufen? Wann findet der erste Tag der Eingewöhnung statt? Wer wird die Eingewöhnung mit dem Kind begleiten?

Um diese Fragen in Ruhe beantworten zu können und den Eltern einen genauen Überblick über das Konzept der «sicheren Eingewöhnung» zu verschaffen, sollte im Sommer oder Frühsommer, vor Beginn des neuen Kitajahres, ein Eingewöhnungselternabend stattfinden.

Bei diesem Elternabend lernen sich alle neuen Familien kennen. Die Pädagogen geben den Müttern und Vätern einen Leitfaden mit, eine Art Handout «Sicher eingewöhnen», und gehen gemeinsam mit ihnen jeden einzelnen Schritt der Eingewöhnung durch. Die Eltern können Fragen stellen und sich mit den Pädagogen austauschen. Wenn alle genügend Informationen und Wissen über die Eingewöhnung haben, sollte mit den Eltern besprochen werden, wann der erste Tag der Eingewöhnung der jeweiligen Kinder sein wird.

Da das Konzept «Sicher eingewöhnen» mit dem Prinzip der Bezugserzieherin arbeitet, muss die Eingewöhnung natürlich gestaffelt werden. Das bedeutet, dass nicht alle neuen Kinder am selben Tag anfangen können. Hier müssen die Pädagogen im Voraus abschätzen, wie viele Kräfte für die Eingewöhnung zur Verfügung stehen und wie viele Kinder neu hinzukommen.

Ein mögliches Beispiel: Eine Krippengruppe nimmt ab September acht neue Kinder auf und hat drei Erzieherinnen für die Eingewöhnung zur Verfügung. Es können also in der ersten Woche maximal drei Kinder mit der Eingewöhnung beginnen. Die anderen Kinder können in der zweiten, dritten oder vierten Woche des neuen Kita-Jahres anfangen. Um genug Luft zu haben für eventuelle Abweichungen, Krankheitsausfälle oder sonstige unvorhergesehene Ereignisse, wäre es ratsam, die Eingewöhnung von acht Kindern wie folgt zu staffeln: Drei Kinder beginnen im September, drei Kinder im Oktober und zwei im November. Mit welchem zeitlichen Abstand die Eingewöhnung gestaffelt wird, obliegt natürlich jeder Einrichtung selbst. Da es sehr unterschiedliche Kapazitäten, Möglichkeiten und Voraussetzungen gibt, muss diese Entscheidung von den jeweiligen Pädagogen selbst getroffen werden.

Zum Ende des Elternabends sollte jede Familie den Leitfaden des Konzeptes «Sicher eingewöhnen» (siehe S. 43ff.) mit nach Hause bekommen.

Ebenfalls sollte an diesem Abend das Eingewöhnungsinterview an die Familien verteilt werden, mit der Bitte, es ausgefüllt vor Beginn der Eingewöhnung zurückzugeben.

Das Eingewöhnungsinterview

Bevor die Eingewöhnung in der Krippe startet, sollten Sie, liebe Eltern, das Eingewöhnungsinterview an die Pädagogen ausgefüllt zurückgeben. Es beinhaltet relevante Fragen zum Kind und dient den Pädagogen zum besseren Kennenlernen Ihres Kindes und von Ihnen als Familie. Damit eine Eingewöhnung wirklich bindungs- und bedürfnisorientiert, an die jeweilige Entwicklung des einzelnen Kindes angepasst und individuell abgestimmt umgesetzt werden kann, ist es für die Bezugserzieherin sehr wichtig, einige Informationen über Ihr Kind zu haben und gewisse Entwicklungen des Kindes zu kennen: zum Beispiel den Essens- und Schlafrhythmus des Kindes, Vorlieben und Abneigungen, die Sprachentwicklung, die motorische Entwicklung, ob Ihr Kind bereits Trennungserfahrungen oder Eingewöhnungen in anderen Einrichtungen hinter sich hat.

Im Nachfolgenden werde ich Ihnen das Konzept «Sicher eingewöhnen» vorstellen, so wie es als Leitfaden, als Handout an die Eltern weitergereicht werden kann. Auf die einzelnen Rollen, von Ihnen als Pädagogen und von Ihnen als Eltern, werde ich in den folgenden Kapiteln genauer zu sprechen kommen. Jetzt geht es erst einmal nur darum, das Eingewöhnungsmodell genauer kennenzulernen.

Sicher eingewöhnen

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