Читать книгу Wunder - Kurt Erlemann - Страница 73
b) Menschliche Wundertäter
ОглавлениеAuch historische Führungsfiguren gelten als Wundertäter. So konnte Alexander der Große wie Mose das Meer zurückdrängen (Plutarch, Alexandros 17). Aristides konnte wie Jesus einen Sturm stillen (ders., Aristides 2,11f.). Pythagoras wirkte angeblich Wunder unter Tieren (Iamblichus, VitPyth 8,36; 13,60–62), Vespasian wies sich durch Wunder als legitimer Kaiser aus:1
„Über die Monate hin, in denen Vespasian in Alexandrien auf die an bestimmten Tagen einsetzenden Sommerwinde und (damit) auf sichere Seefahrt wartete, ereigneten sich viele Wunder, durch die, so meinte man, eine Gunst des Himmels und eine gewisse Zuneigung der Götter zu Vespasian gezeigt würde. Aus der alexandrinischen Plebs warf sich einer, der durch das Siechtum der Augen bekannt war, vor seine Knie und erbat mit Seufzen Heilung der Blindheit […] Und er bat den Fürsten, daß er Wangen und Augenlider bestreichen wolle mit dem Speichel des Mundes. – Ein anderer, krank an der Hand, bat […], daß sie durch Fuß und Fußsohle des Kaisers berührt würde. Vespasian lachte zuerst und lehnte ab. […] Schließlich befahl er, von Ärzten solle untersucht werden, ob solche Blindheit und Schwäche durch menschliche Kraft überwindbar seien. Die Ärzte stellten in verschiedener Richtung Erörterungen an: Bei den einen sei die Kraft des Augenlichtes nicht erloschen und könne zurückkehren, wenn Hindernisse beseitigt würden; bei einem anderen seien die Glieder wie verrenkt und könnten, wenn heilsame Gewalt angewendet würde, wiederhergestellt werden. […] Mit heiterer Miene vollbrachte er (Vespasian), während die Menge gespannt dastand, das Gewünschte. Sogleich wurde die Hand wieder gebrauchsfähig, und dem Blinden leuchtete der Tag von neuem. Beides erzählen auch jetzt noch Leute, die dabei waren, wo doch eine Lüge kein Gewinn mehr wäre.“2
Bekannte Wundertäter waren Apollonius von Tyana, Apuleius von Madaura und Alexander von Abonuteichos.3 Philostrat (3. Jh. n. Chr.) beschreibt Heilungswunder und Totenerweckungen des Apollonius (VitApoll 4,45). Apollonius habe sich ähnlich wie Jesus mit einen Jüngerkreis umgeben und sich mit seinen Wundern zeitgenössischer Polemik ausgesetzt.4 Laut Erkki Koskenniemi (*1956) geben die Berichte eher Auskunft über den Wunderglauben zur Zeit Philostrats als über den historischen Apollonius.5 – Berichte über menschliche Wundertäter wirken ähnlich fiktiv wie Legenden über Halbgötter und Heroen. In diesem Kontext konnte Jesus von Nazareth als charismatischer, in göttlicher Vollmacht handelnder Wundertäter wahrgenommen werden.6