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Kurts Mitteilungen am 14.04.2020

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Na das hat ja mal richtig gut getan! Ostern so ganz ohne Stress. Meine Frau und ich hatten uns schon ewig darauf gefreut, so um Ostern herum ein paar freie Tage zu haben, an denen man so gar nichts machen muss. Wie den meisten inzwischen bekannt sein sollte, hat das ja allgemein auch ganz gut geklappt. Wir haben uns am Ostermontag mal das Essen aus einem hiesigen Restaurant bestellt. Außer To-Go hat der Wirt im Moment auch eher so nix zu tun und da muss man ja auch die lokalen Einzelkämpfer mal ein bisschen fördern. Das war so unlecker nicht und der Aufwand hielt sich in angenehmen Grenzen. Ganz nach unserem österlichen Geschmack.

Das Wetter, auf das man in diesen Zeiten auch immer öfter zu sprechen kommt, weil es sonst nicht viel Neues gibt, hat auch prima mitgespielt. Mit ist aufgefallen, dass wir seit Beginn der Pandemie eigentlich fast pausenlos tolles Wetter haben. Also das ist aber auch unerhört. Welches Ministerium ist da eigentlich zuständig? Unser Heimatminister? Herr Seehofer, also bitte! Es reicht wohl nicht, dass wir keine Ausflüge machen sollen, was?

Ob es wirklich nichts Neues gibt, wissen wir natürlich nicht so ganz genau. Jedenfalls erzählt es keiner in den Nachrichten. Ich würde jedoch einen meiner gebrauchten Hüte verwetten, dass da allerlei im Schwange ist. Aber wenn man es ja nun nicht weiß, was soll man da sagen?

Das ist übrigens eine Frage, die derzeit die Gemüter in den (a)sozialen Netzwerke ungemein erhitzt. Die Aluhut-Besitzer haben wieder Konjunktur und die Klopperei ist im Gange, wer den wirklichen, einzigen und allwissenden Experten am Start hat. Göttlich, diese Diskussionen! Ok, zuweilen braucht es mal wieder etwas sprachliches Vorstellungsvermögen, was uns die geneigten Verfassenden (huiiiii, korrekt!) in ihren Kommentaren oder Posts mitteilen wollen. Interpunktion, Orthographie und Grammatik scheinen ja schon seit geraumer Zeit bei Facebook eher zur Kür denn zur Pflicht zu gehören.

Aber mit einem bisschen Phantasie kriegt man das Gestammel schon irgendwie hintereinander. Auffällig ist übrigens, dass die meisten Fehler sich auch bei den dümmsten Kommentaren einschleichen. Und ich finde, man sollte T9 nicht für alles verantwortlich machen.

Fällt das eigentlich nur mir auf oder seht Ihr das auch so, dass sich der Umgangston in den letzten Wochen und Monaten nochmal verschärft hat. Im realen Leben bemerke ich im Augenblick, dass sich die Leute mit deutlich mehr Respekt und Zurückhaltung begegnen. Mag sein, dass dies in den Großstädten anders ist. Aber sobald ich Facebook öffne und den ersten auch nur halbwegs kontroversen Beitrag (zum Beispiel über den Almabtrieb der letzten Einhörner in Zeiten des Klimawandels) lese, geht es in den Kommentaren ab wie Schmitz´ Katze. Da wird gepöbelt und beleidigt, dass es nur eine Freude ist.

Ein paar Zeitgenossen scheinen sich regelrecht darauf spezialisiert zu haben, ihre Mitmenschen zu beleidigen. Nun gut, wenn man dann mal kurz einen Köpper in deren Profil macht, lässt sich sehr leicht erraten, wes Geistes Kind da in den Ring gestiegen ist. Und dann denkt man sich „Aha, so einer wieder!“ und man hört auf, sich auf eine Diskussion einzulassen. Eigentlich ist das verkehrt, aber ich habe mir abgewöhnt, solche Erdenmitbewohner von einer anderen Meinung überzeugen oder nur Denkanstöße anregen zu wollen. Das sind Köpfe wie Rathäuser: Lauter leere Zimmer. Und du fängst Dir eigentlich nur einen ungemütlichen und verärgerten Vormittag ein, wenn du da auf Besserung hoffst.

Als letztes Universalgenie, der das gesamte Weltwissen in sich vereinte, wird der Philosoph und Wissenschaftler Gottfried Wilhelm Leibniz gehandelt. Eine ausgesprochen beeindruckende Vita, die der Herr da an den Tag legte. Ich bin durch Zufall im Rahmen einer History-Sendung darauf gestoßen, was der Mann im 18. Jahrhundert alles angetriggert und erfunden hat. Unglaublich! Unabhängig davon, dass er laut Wikipedia sogar zweimal - damit man es sich leichter merken kann: in Leipzig - geboren wurde, einmal julianisch und einmal gregorianisch, ist er aber an ein und dem selben Tag gestorben.

Wenn man weiß, was Beerdigungen kosten, war das wahrscheinlich auch billiger.

Was uns im Studium nie einer erzählt hat (vielleicht war ich aber auch einfach nicht in dieser Vorlesung, wie in so vielen nicht), dass Leibnitz als der Erfinder des binären Zahlensystems gilt. Da würde der nicht so aufgeklärte Zeitgenosse vielleicht sagen: „Na und? Mir doch egal! Ich rechne eh nicht in so ne Zahlensysteme rum!“

Naja, ganz egal ist es vielleicht nicht, denn ohne dieses System würde unser Einkauf heutzutage an der Supermarktkasse noch mit dem Abacus ausgerechnet. Und da kämen wir wahrscheinlich alle etwas später nach Hause.

Leibniz war ungewöhnlich gut vernetzt und pflegte ca. 1.300 Brieffreundschaften. Ohne WhatsApp, Facebook oder Instagram. Nur durch Briefe, die per Post verschickt wurden (die Älteren werden sich noch erinnern). In mindestens zwei Sprachen. Ich sehe täglich (!) einige Einträge bei Facebook, die nicht einmal in einer einzigen Sprache sinnvoll verfasst wurden!

Und wenn der Mann nicht gerade mit irgendwelchen Adelshäusern zugange war, ist er wie verrückt so schön durch die ganze Welt gereist. Und das in jener Zeit. Ohne Flugzeug oder ICE, ohne Autobahnen, nicht mal ein Fahrrad gab es. Nur Segelschiff, Kutsche, Pferd oder per pedes.

Über das, was der Mann so in Sachen Juristerei und Philosophie an richtigen Sachen wusste, will ich jetzt gar nicht schreiben. Das wird sonst fad und es interessiert sich ja auch nicht jeder für diese Themen. Was in dem Zusammenhang allerdings nicht passt, ist die Überlieferung aus dem Volksmund „Er ist Jurist und auch sonst von mäßigem Verstande“.

Das kann man in seinem Fall wirklich nicht sagen.

Ansonsten war der Mann noch im Bergbau, in der Biologie, der Paläontologie, der Psychologie, der Mathematik und was sonst noch so an Wissenschaften in der Gegend herumlag, unterwegs.

Und den gleichnamigen Butterkeks hat er, glaube ich, auch erfunden.

Meine Frau hat ein paar Tage Urlaub, die sie sich auch schwer verdient hat. Wir haben aber beschlossen, zuhause zu bleiben. Das ist auch mal schön und man geht den Leuten in den Feriengebieten nicht so auf den Keks.

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