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Par 114737 und 3511 verlorene Bälle

Seit Maria Stuart sind Golfer in Statistiken vernarrt.

Nehmen wir Bernhard Langer zum Beispiel. Seine Abschläge waren im Durchschnitt 255,2 Meter lang. Alle 153 Löcher gelang ihm ein Eagle. Pro Runde brauchte er 29,1 Putts. Bei 17,0 Prozent seiner Abschläge lag er rechts im Rough. Bei 11,8 Prozent seiner Abschläge lag er links im Rough.

Im Jahr zuvor waren hingegen 14,53 Prozent seiner Abschläge rechts im Rough und 12,33 seiner Abschläge links im Rough.

Im Sport gibt es Zählspiele und Wettkampfspiele. Zählspiele unterscheiden sich von Wettkampfspielen durch die Menge an Statistiken und Zahlen, die sie ausweisen können. Golf ist ein Zählspiel. Man weiß zum Beispiel sehr genau, wie viele Birdies pro Runde die zehn besten Golfspieler der Welt im letzten Jahr im Durchschnitt erzielten. Es waren 4,04.

Bei Wettkampfspielen, in denen sich Sportler im direkten Vergleich messen, gibt es wenige Statistiken. Man weiß zum Beispiel nicht, welche Durchschnittszeit die zehn besten 100-Meter-Läufer der Welt im Jahre 2006 erzielten. Man kennt die durchschnittliche Geschwindigkeit der zehn letzten Motorradweltmeister nicht.

Es gibt eine einfache Regel. Je direkter – also ohne vergleichende Zählsysteme – sich die Wettkampfsituation präsentiert, desto weniger Statistiken gibt es im Sport. Es gibt darum fast keine Zahlen über Querfeldeinlauf, Formel 1 oder Rudern. Je indirekter – also über vergleichende Zählmethoden – sich im Sport die Wettkampfsituation präsentiert, desto mehr Statistiken gibt es folgerichtig. Es gibt darum Unmengen von Zahlen über Baseball und Tennis – und am meisten über Golf.

Die durchschnittliche Schuhgröße der Golf-Weltklasse zum Beispiel ist 44,5.

Wir könnten nun darüber philosophieren, warum wir Golfer so zahlenfixiert sind. Vermutlich hat es damit zu tun, dass uns das äußerliche Zahlengerüst auch eine innerliche Stütze ist. Wenn wir schon schlecht spielen, dann wissen wir wenigstens mathematisch exakt, warum.

Andere nennen diese Wesensart Masochismus.

Das Ganze kann aber auch vergnüglich sein, vor allem, wenn man durchnumeriert.

0. Null Cents verdiente Bobby Jones in seiner Golfkarriere. Er gewann viermal die US Open, 1930 holte er sich gar alle vier MajorTitel in einem Jahr und ging mit diesem Grand Slam in die Golfgeschichte ein. Dennoch blieb er sein ganzes Leben lang Amateur. Das freute die zweitklassierten Profis, die dann das Sieggeld bekamen. Mit 28 langweilte sich Bobby Jones und er zog sich vom Wettkampfgeschehen zurück.

1. Das Hole-in-One halte er für den schwierigsten Golfschlag, witzelte einmal Komiker Groucho Marx. Die Chancen, mit nur einem Schlag einzulochen, sind tatsächlich nicht sehr gut. Sie stehen 1:12 750.

2. Zwei Kilo Pestizide braucht es für 1000 Quadratmeter Golffläche pro Jahr. Zum Vergleich: Für dieselbe Fläche an Sojabohnen braucht es 120 Gramm.

3. Drei Jahre alt war Jacky Paine aus Kalifornien als ihm mit seinem Snoopy-Driver ein Hole-in-one gelang. Er war der jüngste Kunstschütze aller Zeiten. Der älteste Hole-in-One-Held ist Elsie McLean. Sie war 102jährig, als ihr 2007 auf dem Kurs von Bidwell Park der Schlag der Schläge gelang. Es war ein Par drei über 91 Meter. Sie nahm den Driver.4. Vier Tage, nachdem ihr Ehemann Lord Darnley im Jahr 1567 ermordet worden war, spielte Maria Stuart bereits wieder eine Runde Golf. Das wurde der total golfverrückten Königin von Schottland von ihren Untertanen ziemlich übel genommen. Nachdem später ruchbar wurde, dass Maria Stuart die Ermordung selber angeordnet hatte, war die golferisch abgekürzte Trauerzeit natürlich für jedermann nachvollziehbar.

5. Gleich fünf Hole-in-Ones auf einer einzigen Runde gelangen dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Il im Jahre 1994. Für die gesamten 18 Löcher des Platzes brauchte der »geliebte Führer des Volkes« nur 34 Schläge. Das schwört man jedenfalls im Golfklub von Pjöngjang, und die Propaganda-Abteilung veröffentlichte zur sensationellen Leistung ein Communiqué.

6. Sechs Patronen steckten stets in der Revolverkammer von Al Capone. Beim Golfen trug der Gangsterkönig den Revolver immer in der Hosentasche. Als er auf dem Platz von Bunhams Woods in der Nähe von Chicago spielte, löste sich ein Schuss und durchbohrte seinen Fuß. Auch eine Art Hole-in-One.

7. Handicap 7 spielte Bill Clinton am Ende seiner Amtsperiode. Er war der einzige US-Präsident, der es schaffte, während seiner Dienstzeit im Weißen Haus sein Handicap herunter zu spielen. Die Leistung ist umso höher zu bewerten, weil seine Affäre mit Monica Lewinsky zu unkonstantem Einlochen führte.

8. Acht, der Weltrekord an Golfbällen, die jemals aufeinander balanciert werden konnten.

9. Neun Länder gibt es in Europa, in denen es nur einen oder keinen Golfklub gibt: Rumänien, Mazedonien, Liechtenstein, Bosnien-Herzegowina, Moldawien, Island, Weißrussland, Albanien, Ukraine. Insgesamt gibt es in Europa 6300 Klubs. 1900 liegen in England.

10. Genau 10 Golfplätze zählt das größte Golfressort der Welt, der Mission Hills Club, 60 Kilometer von Hongkong entfernt. Die Plätze sind von Golfgrößen wie Ernie Els, Vijay Sing und Jack Nick laus entworfen. Mission Hills zählt 5000 Mitarbeiter, 2400 Caddies und 1500 Golfcarts.

Und zum noch die höchste Golf-Zahl, die ich kenne.

114 737. 13 Monate war Floyd Satterlee unterwegs, als er in den Jahren 1963 und 1964 quer durch die Vereinigten Staaten spielte. Er startete am Pazifischen Ozean und kam genau 114 737 Schläge später an der Westküste an. Er verlor 3511 Bälle.

Echte Golfer weinen nicht

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