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Selbstironisch ist der Mann

Gibt es etwas Peinlicheres, als wenn ein Golfer sagt, er habe gut gespielt?

Nach seinem Rücktritt war US-Präsident Gerald Ford mit seinem Golfspiel ziemlich zufrieden. »Mein Golf ist besser geworden«, sagte er, »ich treffe deutlich weniger Zuschauer als früher.« Nach seinem Rücktritt war US-Präsident George Bush mit seinem Golfspiel weniger zufrieden. »Es ist schon erstaunlich«, sagte er, »wer mich beim Golf alles schlägt, seit ich nicht mehr Präsident bin.«

Ob man mit seinem Golf nun zufrieden oder mit seinem Golf weniger zufrieden ist, spielt keine Rolle. Entscheidend ist, wie man es sagt. Ein richtiger Golfer macht sich immer selbstironisch über sich selber lustig, egal, ob er nun gut oder schlecht gespielt hat. Golfer nehmen sich nicht ernst – wenn es richtige Golfer sind. In diesem Sinne sind unsere zwei US-Präsidenten artentypische Golfer.

Selbstironie gehört zu Golf wie die Fahne ins Loch gehört. Golf ist die einzige Outdoor-Aktivität auf diesem Planeten, bei der Selbstironie sozusagen Pflichtfach ist. Das unterscheidet Golf sichtbar von allen anderen Sportarten. Ich habe zum Beispiel noch nie einen Bundesliga-Fußballer gehört, der ironisch gesagt hätte: »Meine Elfmeter sind besser geworden, ich treffe den Schiedsrichter deutlich weniger als früher.« Nein, er sagt martialisch: »Ich mache die Dinger rein.«

Der Unterschied ist leicht zu erklären. Alle Golfer wissen, dass ihr Resultat nach 18 Loch stark vom Zufall und vom Glück abhängig ist. Der Ball bleibt fünf Zentimeter vor der Out-Linie liegen, oder nicht. Der Ball springt von einem Baum auf den Fairway zurück, oder nicht. Der Ball hoppelt vom Vorgrün direkt ins Loch, oder nicht. Man kann an zwei Tagen hintereinander genau gleich gut Golf spielen – an einem Tag schreibt man eine 80, am anderen Tag eine 88.

Die Leistung schlägt sich im Golf nie exakt im Resultat nieder. Einmal hat man den Zufall und das Glück auf seiner Seite. Einmal hat man den Zufall und das Glück gegen sich. In beiden Fällen zwingt dies dazu, sich selber auf den Arm zu nehmen. Man weiß, die Leistung im Golf ist immer relativ.

Ein Freund von mir läuft Marathon. Wenn er die 42 Kilometer unter dreieinhalb Stunden schafft und man ihm gratuliert, dann kann er zu Recht sagen: »Danke, heute habe ich wirklich eine gute Leistung gezeigt.« Zufall und Glück haben keine Rolle gespielt. Die Leistung im Marathon ist nicht relativ, sondern absolut.

1Wenn man hingegen einem Golfer nach einer guten Runde gratuliert, dann ist es ziemlich peinlich, wenn er sagt: »Danke, heute habe ich wirklich eine gute Leistung gezeigt. «

Der richtige Golfer sagt nach einer guten Leistung: »Entschuldigung, es kommt nicht wieder vor.«

Echte Golfer weinen nicht

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