Читать книгу Echte Golfer weinen nicht - Kurt W. Zimmermann - Страница 9

Оглавление

Flucht unter die Gürtellinie

Warum Whisky und Männerwitze auf dem Golfplatz Heimrecht haben.

Um uns diesem Thema zu nähern, müssen wir mit einem dieser uralten Golfwitze starten. Also: Die Golferin verabschiedet sich am ersten Abschlag vom Golf-Pro, doch nach 20 Minuten ist sie schon wieder zurück. »Warum sind Sie so schnell zurück?« fragt der Pro. »Ich bin von einer Biene gestochen worden« sagt sie, »zwischen dem ersten und zweiten Loch«. Sagt der Pro: »Ich habe Ihnen schon immer gesagt, dass Ihr Stand zu breit ist.«

In Europa besteht die Golfpopulation aus zwei Drittel Männern und einem Drittel Frauen. Golf ist also kein reiner Männersport mehr wie Fliegenfischen, Snooker oder Fasanenjagd. Und schon kommen wir zum Problem.

Keine Angst, wir werden hier nicht dafür plädieren, dass man vor den Clubhouses wieder die alten Schilder montiert, auf denen bis weit ins 20. Jahrhundert stand: »No dogs and no women admitted.« Wir plädieren nicht gegen Frauen auf dem Golfplatz. Wir wollen nur aufzeigen, weshalb Golf nur dann richtig Spaß macht, wenn es als konsequente Männersportart betrieben wird.

Reden wir zuerst über die gesellschaftlichen Trends der letzten zwei Jahrzehnte. Sie brachten einen beispiellosen Vormarsch an politischer Korrektheit. Sexistische Witze sind verboten, will man im Betrieb kein Verfahren an den Hals. Saufen ist tabu, will man die Karriere nicht ruinieren. Rauchen ist im Büro und zunehmend in Restaurants verboten.

1Es ist nicht mehr möglich, dass man in der Öffentlichkeit in einer grünkarierten Hose, mit einer dicken Zigarre und einem vollen Whiskyglas in der Hand sexistische Witze reißt.

Nun kann man sich fragen, wer denn überhaupt in einer grünkarierten Hose mit einer dicken Zigarre und einem Whiskyglas in der Hand sexistische Witze reißen will. Die Frage kann man moralisch oder pragmatisch beantworten. Moralisch betrachtet, wollen dies nur ewig gestrige Machotypen. Pragmatisch betrachtet, wollen das alle Männer von Zeit zu Zeit.

Darum sind Golfplätze zu den wichtigsten Refugien des politisch Unkorrekten geworden. Sie sind der einzige öffentliche Ort der Gegenwart, wo noch alles erlaubt ist. Besonders fällt mir dies auf, wenn ich gelegentlich in den USA spiele. Nirgendwo sonst sieht man darum so viele Männer in grünkarierten Hosen, die mit rauchenden Zigarren und Whiskyfahnen über die Fairways torkeln. Der Golfplatz ist der letzte Naturschutzpark der Zeitgeistverweigerung.

Tut mir leid, manchmal haben Männer einfach keine Lust auf Zeitgeist, aber umso mehr auf schlechten Geschmack. Also ziehen wir am Freitag in unseren grünkarierten Hosen zu viert über den Golfplatz, jeder eine dicke Cohiba im Gesicht und einen Flachmann mit Lagavulin im Bag und wir erzählen uns Witze von unterhalb der Gürtellinie.

Wir mögen ewig gestrige Machotypen sein und unter schlechtem Geschmack leiden, aber wir leiden nicht unter einem Mangel an Anstand. Wir würden uns niemals so aufführen, wenn Frauen in der Runde wären. Logische Folgerung: Wir möchten am Freitag keine Damen in der Runde. Am Samstag ziehen wir dann die schwarze Hose an, kaufen uns ein Mineralwasser, spielen mit unseren Frauen und unterhalten uns über die Theaterpremiere. Wir sind richtig sympathisch.

Nur damit Sie als Leser zum Schluss beruhigt sind: Der Witz, den ich eingangs zitiert habe, gehört auf unserer grünkarierten Freitagsrunde zur harmloseren Spezies. Wir haben auch weniger jugendfreie Exemplare im Repertoire.

Echte Golfer weinen nicht

Подняться наверх