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Pech für die Jäger

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Das Hauptquartier der Adschirr´arr auf Cor´Arbarr, im Sternensystem Canes Venatici im Sektor Canis, einer Klasse I-Welt der Liga, war in hellem Aufruhr. Wie hatte das geschehen können? Waren ihre Wissenschaftler so blind gewesen? Es war doch einfach unmöglich, dass sie jahrhundertelang diese winzige Kleinigkeit übersehen konnten. Doch dann hatten sie den Kreuzer der RFO1789-Klasse entdeckt, der sich auf einem der Trümmer des zerborstenen Mondes versteckt hatte, einem felsigen Stück, das schon seit Tausenden von Jahren im Zentrum der Explosion trieb. Sie hatten das, in ihren Augen winzige, ziemlich desolat aussehende Raumschiff am Morgen des einhundertsiebzigtausendsten Tages ihrer Suche entdeckt. Es war plötzlich wie aus dem Nichts direkt vor ihrer Nase aufgetaucht. Sie waren sich nicht sicher, ob es Taranten waren, die die reichen Vorkommen in diesem auseinanderbrechenden Sternensystem ebenfalls nutzen wollten oder ob es ein Späher irgendeiner Ligawelt war, die Wind von der schier unerschöpflichen Rohstoffquelle bekommen hatte.

Nachdem die Adschirr´arr dann eine Zeitlang das wie tot auf dem felsigen Resten des zerborstenen Mondes liegende Schiff beobachtete hatten und ausgiebig den Mut der Mannschaft bewundert hatten, sich mit derart mangelhafter Ausstattung so weit von den zivilisierten Teilen der Galaxie weg zu trauen, hatten sie erkannt, was ihnen die ganzen Jahrhunderte entgangen war. Wie Schuppen war es ihnen von den Augen gefallen, als sie sich die leergefegte Explosionsstelle genauer ansahen. Exakt im Zentrum trieb der jahrhundertelang gesuchte Tempel, der die Größe eines Flaggschiffes hatte. Er war umgeben von einer Schutzglocke aus Antimateriestrahlung. Sie waren sich sicher, dass der Tempel vorher nicht dagewesen war, nicht in dieser Raumzeit jedenfalls. Dieser Tarante hatte entdeckt, was sie so verzweifelt gesucht hatten. Das Piepen der Signatur, das das Kultobjekt der Shirag aussendete, hallte ihnen selbst nach Jahren noch in den Ohren. Dummerweise konnte der Tarante immer wieder entfliehen, zusammen mit dem, was nach ihrer Ansicht ihnen gehörte, schließlich waren sie diejenigen, die von den Shirag offiziell mit der Suche beauftragt worden waren. Die Blamage war entsetzlich gewesen.

Das Oberkommando des adschirranischen Heeres suchte daraufhin nach Schuldigen, während sich die Politik mit den Folgen aus dem Desaster beschäftigte. Die Kommandanten aber versuchten ihre Schande wieder gut zu machen und jagten weiter dem Taranten hinterher. Sämtliche in Frage kommenden Raumhäfen, auch die, die am Rande des Hoheitsgebietes der Ligawelten lagen, waren durchsucht worden. Und auch alle Tarantenstützpunkte, die sie kannten, selbst die unbedeutenden Häfen der Neplas und selbst die der Lazaren, Klasse V-Welten, die noch nicht einmal über eine interstellare Raumfahrt verfügten, hatten sie überprüft. Nach fast fünf Jahren der Suche, der Bestechungen, Drohungen und Erpressungen waren sie dann endlich fündig geworden. Auf einem geheimen Stützpunkt der UCEG – der United Community of Emerging Galactic Nations - tauchte endlich ihr Mann auf. Aber bevor sie zugreifen konnten, flog ihr Spion auf und wurde ohne große Verhandlungen standrechtlich eliminiert. Nur der Sukar, den sie dem RFO1789-Kreuzer unbemerkt hatten anheften können, hatte den Adschirr´arr geholfen den Verfolgten in den Weiten des Alls nicht schon wieder zu verlieren.

Der Sender, ein Meisterwerk shiragscher Technik, unterlag nicht den hinderlichen Beschränkungen der Raumzeit und so konnten sie das Signal fast in Echtzeit verfolgen. Das Gegenstück zierte eine der modernsten Kommunikationsmodule, die die Adschirr´arr jemals gebaut hatten. Ohne den Sukar hätten sie niemals eine Chance gehabt den Taranten zu finden, auch wenn sie jedes Mal einen Interuniverssprung machen mussten, um das Signal zu orten. Schließlich hatten sie ihn in einem abgelegenen Raumhafen entdeckt, der im Grunde genommen nur ein Transferpunkt für die Erzfrachter der Minen war, die auf den unwirtlichen Welten des kohlensackähnlichen Dunkelnebels wertvolle Güter abbauten. Eigentlich gab es hier nichts, als eine schäbige Bar und ein paar heruntergekommene Bordelle. Dies und die gefährliche Dunkelwolke, die sich drohend hinter dem Raumhafen ausdehnte, hielt den Durchschnittsbürger der Liga davon ab hierherzukommen. Die Gerüchteküche tat dann noch ihr übriges, dass die Gegend als unwirtlich und gefährlich eingestuft wurde. Kein Ort für Zivilpersonen oder Touristen, aber ein guter Ort für gejagte Taranten.

Umso mehr waren die Adschirr´arr über den regen Schiffsverkehr verwundert, der an diesem entlegenen Raumhafen herrschte. Damit hatten sie nicht gerechnet. Überalterte Raumkreuzer, wie der des Taranten, hatten neben eleganten hypermodernen Yachten an den Landebrücken festgemacht, die ganz offensichtlich Drogen- und Sklavenhändlern gehörten, die in den umfangreichen Docks ihre lebendige Ware zwischenlagerten. Die Adschirr´arr interessierten sich nicht für die dubiosen Geschäfte der Bürger der Liga, solange sie ihnen nicht in die Quere kamen. Deswegen waren sie nicht hier. Doch das riesige Schlachtschiff unbekannten Typs, das in einiger Entfernung zu den Docks im Raum schwebte, hatte sofort ihre Aufmerksamkeit erregt. Eines wie sie es nie zuvor gesehen hatten. Die Augen der Geheimdienstleute hatten gierig geleuchtet, als sie das schöne Schiff betrachteten. Es war auf den ersten Blick zu erkennen, dass damit nicht zu spaßen war und es war auch der Zeitpunkt, als sie erkannten, dass die Archonisii, die in der Liga besser unter dem Namen Shirag bekannt waren, sie hintergangen hatten.

Der marode RFO1789-Kreuzer des Taranten lag direkt neben dem Schlachtschiff. Ihre Auftraggeber hatten sich mit der UCEG zusammengetan, die für die Adschirr´arr allesamt verachtenswerte Verräter waren. Das bescherte dem Kommandanten des Suchtrupps ein paar ungemütliche Stunden, als er dem Oberkommando des Heeres die Nachricht überbrachte, wo er den Taranten gefunden hatte. Als dann aber das schöne Schlachtschiff ganz plötzlich von den Schirmen verschwand, war der Aufruhr so groß gewesen, dass der Kommandant um seinen Kopf fürchtete. Wäre da nicht der leistungsstarke Sender am Rumpf des RFO1789-Kreuzers gewesen, der offensichtlich in dem schönen Schiff der Shirag angedockt hatte, hätten sie sie vermutlich nie mehr gefunden.

Es brauchte Tage und viele Sprünge, um das Signal weit draußen in einem abgelegenen Teil der Milchstraße zu lokalisieren. Der letzte Sprung hatte sie dann an den Rand eines kleinen unbekannten Sternensystems mit einer gelben Sonne geführt, die von einer Trümmerwolke aus Planetoiden, Eisbrocken und sonstigem Material umgeben war, das bei der Entstehung des Sternensystems offenbar übrig geblieben war.

Was dann folgte war eine Reihe von vermeidbaren Ungeschicklichkeiten des Kapitäns des adschirranischen Schiffes, die mit der Zerstörung des wertvollen Schlachtschiffes der Shirag endete. Der gesuchte Tarante aber war entkommen und Harkmenii Lurki, der oberste Priester der Schirag, der auch gleichzeitig der Kommandant des abgeschossenen Schlachtschiffes war, war in die unbekannte, überaus gefährliche Kriegsstation geflüchtet, die zerbeult und ramponiert in der Trümmerwolke des Sternensystems trieb. Auf Sacris Prime, der Hauptwelt der Shirag im Kythrya-System, weit außerhalb der Galaxie in einem uralten Kugelsternhaufen, war deshalb die Hölle los.

Ullisten Getrillum

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